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Der siillfhunderMrige Turm Dedssche Nieistcr bauten das Strassburger Münster. Vor 500 Jahren wurde der Nordmrm des Straß burger Münsters vollendet Der Südturm wurde nie gebaut, uud so ist das Münster eimurmig geblieben. Lis weit zurück in die ersten Jahrzehnte des dreizehn tel» Jahrhunderts reichen die Anfänge des Straßburger Mürlsterbaues; die erste große Bauhütte wurde in den Jahren 1241—1250 errichtet. Die Besten „aus des Meißels Bruderschaft" fanden sich hier zusammen, sannen über „Run' und Riß" (Pläne) des Meisters, der mit Kreis, Quadrat und Vierpaß die Grundformen festgelegt hatte. Vielfältige handwerkliche Muster, so die Kreisteilungen der Seidengewebe, die Rundformen der Goldschmiedearbeiten, die Randornamentik sich überschneidender Linien und die Vierpaßformen in den Handschriften wurden zum Sinn bild mittelalterlichen Bauens; in ihren geometrischen Bil dungen und Bindungen beruhen seine Struktur und innere Gesetzmäßigkeit. Mit klugem Geiste und mit geschärften Sinnen müßte der Meister alle architektonischen Möglich keiten abwägen; wenn er über dem Grundriß saß,, stand das Münster vor ihm mit den dunkelnden Krypten, dämmeri gen Chören und windumspiclten Türmen, ein stein gewordenes Gebet. Jahrhunderte hindurch wurde unermüdlich an diesem Wunderwerk gebaut, viele Generationen haben geholfen, und es war für alle, vom ältesten Ratsherrn bis zum ein fachen Tagelöhner, eine Ehre, hier uneigennützig opfern und arbeiten zu können; wenn einem Baumeister die Hände ermattet sanken, übergab er Pläne und Bau dem nach folgenden jüngeren Meister. Nur durch Zufall sind uns die Namen einiger Baumeister überliefert worden, die meisten blieben uns unbekannt; sie gingen auf in der Einheit und Verbundenheit des Volkes und überließen, wenn sie anderswohin gerufen oder vom Tod überrascht wurden, ihre Arbeit den Kommenden zu glücklmfter Voll endung. Als Erwin von Steinbach, der bedeutendste Meister des Münsters, nach Straßburg kam (um 1277), erhoben sich über der Krypta (Unterkirche) bereits der OstteU und das herrliche Langhaus; die Namen dieser Meister sind ver schollen. Eine alte Chronik berichtet von einer furcht baren Feuersbrunst, die schlimme Verheerungen anrichtete. Da war es Erwin von Steinbach, der den Gefährten neuen Mut gab, und da er zudem der Beste unter den vielen Tüchtigen schien, war er „geheim erwählt" zum Leiter der Dombauhütte. Wieder breiteten sich auf langen Tischen die Pläne und Entwürfe, wieder dröhnten die Hämmer und trieben die Meißel in den knirschenden Stein; die Bauleiter waren Steinmetze geworden, und ihre Bruder ¬ schaft stand über den Zünften, Stein ward geschichtet auf Stein, Maßwerk um Maßwerk gezirkelt, Standbilder prie sen die hohe Kunst der Tüchtigsten, die Schulter an Schul ter wirkten in der Bauhütte oder aus den Gerüsten mit den Steinträgern und Mörtelbubcn. Immer länger fielen die Schatten der Westfassade, Meister Erwins eigenstes Stück, über die Bauhütte; er schuf noch das hohe Portal und 'darüber die wundersame, nie welkende Rose, vielleicht, um noch mehr Licht in das Innere zu bringen. Dann starb er, nachdem er Zirkel und Richtscheit als „heiliges Geheim nis" seinen Söhnen übergeben hatte. Diese führten den Bau weiter nach dem väterlichen Willen und vollendeten die drei hoben Kirchenschiffe mit den mächtigen Portalen. Nach ihnen kam ein Meister aus der Ulmer Bauhütte und begann mit der Arben an dem nördlichen Münster turm, der kaskadenartig wuchs; doch er war nicht mehr die drückende Last auf wuchtigen Gewölben, sondern eher eine durchbrochene Himmelstreppe, die aus der Ferne wirkt wie steinernes Filigran. Der Ulmer starb, noch ehe der Turm die halbe Höhe erreichte. Ein Meister aus der Kölner Dombauhütte kam, band die dünner werdenden Halme, Halme aus zierlich behauenen Steinen, wie eine Garbe zur Stärke zusammen, und krönte das Ganze mit der steinernen Kreuzblume. Das war am 24. Juni des Jahres 1439, ein Tag der Freude für die Stadt, für das Land. Mit diesem Tage war der Bau des Straßburger Mün sters vollendet. Seitdem schaut der Nordturm — sein Bru der, der Südturm, blieb unvollendet — über die Stadt und über die Zeiten. Jahrhunderte kamen, Jahrhunderte schwanden, aber als lebendiges Wahrzeichen glaubens starker Tat ragt der fünfhundertjährige gotische Turm aus der Vergangenheit in Vie Gegenwart und in die Zukunft hinein. Vor fast hundert Jahren sang der deutsch-elsässische Dichter August Stoeber dem „einsamen Turm" ein Preislied: Am Tage stehst du still und wie verdrossen, Die junge Welt dir um die Füße schwärmt; Nur wenn vom Sternenlicht du ganz umflossen, Verkünd'st du, was Jahrhunderte dich härmt. Dann ist dein Scheitel wundersam umschimmert, Dann stehst du wie ein Seher, eingetaucht In alter Zeiten Pracht, und so umflimmert. Hast du ein Klaglied in die Lust gehaucht. Wir Heutigen sehen ihn anders, wir sehen ihn nicht klagend, sondern standfest Grenzen und Generationen über ragend und dauernd wie Stammestum und Stammes- sprache; er gehört zu den großen Werken der Vergangen heit, die wir ehren und lieben als gesteigerte und gereinigte Gleichnisse unseres innersten Wesens. HansWalther. Turnen, Sport und Spiel. Chemnitz an zweiter Stelle ön München wurde am Sonntag unter Beteiligung von Fahrern aus Amsterdam, Brüssel. Budapest, Kopenhagen und Zürich ein Zehn-Städtekamps im Radfahren ausgetragen. Im Straßenrennen siegte Berlin tWiemer-Scköpflin) vor den Brüs selern Eeus-Dedecker Am Nachmittag wurde das Aschebahn rennen im Dantestadion ausgetragen, das die Münchener Her mann-Strobl vor den Chemnitzern Siegel-Vronold gewannen. Handball in der Kanliga In der Handdall-Gauliga wurden am Sonnabend und Sonntag einige Spiele ausgetragen. Fortuna Leipzig unterlag gegen Corso Leipzig 8:3 (4:8). TSV 1867 Leipztg-Möckern behauptete sich gegen die Stadtelf Eilenburg 14:5 (84 2). Guts Muts Dresden besiegte den TV Radeberg mit 12:8 (7:3). * Titellämpse in zwei Wochen l Die besten Ergebnisse der Leichtathletik-Gaumeisterschaften. Die Gau Meisterschaften der Leichtathleten stunden im Zeichen der letzten Vorbereitungen für die Deutschen Meisterschaften, die in zwei Wochen in Berlin stattfinden. Trotz des vielfach sehr ungünstigen Wetters war eine ganze Reihe von Leistungssteigerungen zu verzeichnen. Der einzige Re kord des Tages wurde in Hamburg aufgestellt, wo der Geher Schmidt seine eigene Höchstleistung über 10 Kilometer aus 45 :33,8 Minuten verbesserte. Darüber hinaus gab es eine ganze Reihe neuer Jahresbestleistungen. Besondere Erwähnung verdient die Zeit von genau 21 Sekunden, die Scheuring über 200 Meter erzielte und die in diesem Jahr in Europa noch nicht gelaufen wurden. Weitere Leistungen, die hervorgehoben zu werden ver dienen, waren: Männer: 400 Meter: Harbig-Dresden 47,6 Sekunden. 800 Meter: Giesen-Berlin 1:53,2 Minuten, 200 Meter Hürden: Höllind-Breslau 25,3 Sek., .3000 Meter Hinder nis: Kaindl-Mnnchen 9 :12,2 Minuten, Weitsprung: Long- Leipzig 7,32 Meter, Kugelstoßen: Stöck-Berlin 16,05 Meter, Diskuswersen: Wotapek-Wien 48,92 Meter, Hammerwerfen- Blask-Berlin 56,51 Meter. — Frauen: 100 Meter: Dempe- Weimar 12,2 Sek., 200 Meter: Kuhlmann-Hamburg 25,4 Sek., 80 Meter Hürden: Dempe-Weimar 11,7 Sek. (nur eine zehntel Sekunde unter Rekord!). Westdeutscher Rundflug beendet. Aus dem Westdeutschen Rundflug ist die Mannschaft NSFK.Sturmsührer Winter und NSFK.-Gruppenftthrer Zahn aus Klemm Kl. 35 (Gruppe Nordwest) als Sieger hervorgegangen und mit der Goldenen Hermann-Göring-Plakettc ausgezeichnet worden. Deutsche bei der Spanien-Rundfahrt. Der spanische Sport hat an die deutschen Radfahrer die Einladung gerichtet, sich an der Radrundfahrt durch Spanien im nächsten Jahr zu be teiligen In Erwiderung der Beteiligung der beiden spani schen Radfahrer Prior und Canardo, die sich bei der Groß- deutschlandsahrt ausgezeichnet gehalten haben, werden vor aussichtlich deutsche Radfahrer schon in diesem Jahr an der Sieben-Etappcn-Fahrt Rund nm Katalonien beteiligt sein. Torwart Platzer als — Schauspieler. Der Wiener Tor wart Peter Platzer will sich in einem neuen Beruf neuen Ruhm erarbeiten. Er wird bereits im kommenden Winter als Schauspieler in den Wiener Kammerspielen austreten. Unglaublicher Rekord im Gewichtheben. Der ägyptische Gewichtheber Shams, ein Leichtgewichtler, hat im beid armigen Reißen seinen eigenen Weltrekord von 114 auf 116,5 Kilogramm verbessert und im beidarmigen Stoßen mit 153,5 Kilogramm ebenfalls einen neuen Weltrekord aufgestellt. Da Shams nur 67,5 Kilogramm wiegt, hat er also weit mehr als das Doppelte seines eigenen Körpergewichts zur Hoch strecke gebracht. Berlin gewann den Zehnstädtekampf. Der in München ausgetragene Zehnsiädtekampf im Radfahren, der von Zweier- Mannschaften der Aniateure aus mehreren Ländern bestritten wurde, wurde von den Berlinern Wiemer-Schöpflin gewonnen. Deutscher Military-Sieg in Italien. Unter schweren Be dingungen wurde in Turin zur Vorbereitung für die Olym- pischen Spiele eine Military geritten, bei der Hauptmann Stubbendorff aus dem Olympiasieger Nurmi, Rittmeister v. d. Groeben auf Fasan und Major Lippert auf Mosel- länder den Mannschaftssieg für Deutschland erstritten. Richard Seaman ß. Beim Großen Preis von Belgien in Spa mußte Richard Seaman (unser Bild), einer der besten Mercedes-Fahrer, sein Leben lassen. Dicht am Ziclplatz kam sein Magen ins Schleudern und prallte gegen einen Baum. Der Magen ge riet in Brand. Seaman konnte nicht schnell genug aus dem brennenden Wagen gerettet werden und erlitt so schwere Ver letzungen, daß er starb. (Schirner-Wagenborg — M.) Das Ende im Deutschen Derby. Beim Deutschen Derby in Hamburg-Horn gewann das „Blaue Band" der Schlenderhaner Hengst „Wehr dich" (Streit) vor „Sonnenorden", „Octavianns" und dem Favo riten „Organdy". „Wehr dich" passiert als Erster das Ziel. (Weltbild-Wagenborg-M.) Umbenhouer gewann die Großdeutschlandfahrt. Vor den Tribünen an der Technischen Hochschule in Berlin wird der Gefamtsieger der Groszdeutschlandfahrt und Träger des Gelben Trikots, Umbenhauer, von seiner glücklichen Frau begrübt. (Scherl-Wagenbvrg — M.) VerMOies. 22 Angestellte bekamen Zwillinge. Vor einiger Zeit hatte die Verwaltung eines großen Pariser Warenhauses, dessen Angestellte häufig zu spät kämen, ein Buch aus gelegt, in das jeder die Ursache seiner Verspätung einzu tragen hatte. Diese Gründe waren fast immer die glei chen. Zumeist war nämlich oben am Kopf „Autobus panne" oder „Zugverspätung" angegeben, worauf die noch später Eintreffenden nur „dito" daruntersetzen. Vor kurzem aber erschien in dem Buch eine neue Entschuldi gung. Ein junger Ehemann schrieb nämlich die Worte: „Meine Frau bekam Zwillinge" hinein. Der Nächste hatte es so eilig, daß er die neue Eintragung gar nicht bemerkte und deshalb einfach „dito" darunterschrieb. So machten es auch noch zwanzig später eintrefsende Angestellte. Als nun die Direktion das Buch einsah, mußte sie zu ihrer nicht geringen Ueberraschung feststellen, daß nicht weniger als zweiundzwanzig Angestellte Zwillinge bekommen hatten. Worauf das Entschuldigungsbuch nicht mehr weitergeführt wurde . . . VAALHMSA. Der Abendzug fährt vorbei. Reizvolle und anmutige Bil de^ vom Ehrenpagendienst der weiblichen Tugend führen in das neue Heft des Daheim (Nr. 38) ein. Weitere abwechsclungs- reiche Bildberichte zeigen die kleinen Kurgäste von Bad Salz uflen, die Schafherden von der Lüneburger Heide und fröh liche, alte deutsche Volkstänze aus der Wachau. Eine Zahl guter Erzählungen ist zwischen denBilbberichten eingereih-t: „Der eingesalzene Liebhaber", eine heitere Begebenheit aus der Zeit der Befreiungskriege, erzählt von K. I. Keller; „Abdio Ma- mula", eine seltsame Verwicklung an der Adria; die geschicht liche Erzählung Heinrich Gutberlets „Wie ich in der Fremde zur Heimat fand" und bas ernste Erlebnis der Bahnwärters frau „Der Abendzug fährt vorbei", berichtet von Sylvester Schüler. Die Reihe der beliebten Kleinen Stilkunde wird fort gesetzt mit der interessanten Abhandlung über den „Expressio nismus und seine Entartung"; über das Thema „Musikalischer Laie" spricht Dr. Stiehl aus seiner reichen Erfahrung. Der neue Werkroman von Ernst Schneider „Feuer in der Nacht" gibt ein großes Kapitel, Gedichte und kleinere Beiträge leiten über zum umfassenden Daheim-Anzeiger, der das neue abwechse lungsreiche und lebendig gestaltete Heft abschiießt. rreiÄssendee LeivM. Mittwoch, 28. Juni 6.30: Aus Köln: Frühkonzert. Das Kleine Rundfunk orchester des Reichssenders' Köln. — 8.30: Aus Breslau: Für die Arbeitskameraden in den Betrieben: Unterhaltungsmusik. Der Gaumusikzug RAD. 10. — 10.00: Deutschland, Land der Schönheit. Dichterischer Streifzug durch Landschaft und Städte. — 11.20: Erzeugung und Verbranch. — 11.40: Die erste Acker- fruchi ist reis. — 11.55: Zeil und Wetter. — 12.00: Aus Oels- nitz lErzgeb.): Musik für die Arbeitspause. — 13.15: Aus Stuttgart: Mittagskonzerl. Das Musikkorps einer Flak-Abtei lung. Leitg.: Musiklciler Kriening. — 14.00: Zeit, Nachrichten, Börse, Anschi.: Musik nach Tisch. Kapelle Otto Fricke. — 15.30: Die Taubenpost. — 16.00: Nachmittagskonzert. Das Rundfunk orchester. — 18.00: Verlust der deutschen Kolonien durch das Versailler Diktat vor 20 Jahren. — 18.20: Unbekannte Klavier musik von Peier Tschaikowsky, gespielt von Theodor Blumer. — 18.45: Singt und lacht mit uns! Ein Gang durchs ober- erzgebirgische Jahr. — 19.30: Kameraden-Appell — 20.15: Jetzt, wo alle Rosen blühn. Lustige Momentausnahmcn im Sonnenschein. — 22.30—24.00: Musik aus Wien. veMMOMZW«"'. Mittwoch, 28. Juni 6.30: Aus Köln: Frühkonzert. Das Kleine Rundfunk orchester. — 9.40: Kleine Turnstunde. — 10.00: Aus Königs berg: Jetzt reisen wir Burschen! Eine fröhliche Sommerfahrt durch die Gaue Großdeutschlands. — 10.30: Fröhlicher Kinder garten. — l2.00: Aus Breslau: Werkkonzert. Der Gaumusikzuq Schlesien. — 13.15: Aus Breslau: Musik zum Mittag. Das Kleine Orchester des Reichssenders Breslau. — 15.15: Haus musik. Anschließend: Programmhinweise. — 16.00- Musik am Nachmittag. Orchester Otto Dobrindt. In der Pause um 17.00: Aus dem Zeitgeschehen. — 18.00: Schwert und Pslug sind mehr als Worte! Bauernarbeit diesseits und jenseits des Brenners. — 18.15: Klaviermusik. — 18.45: Musik auf dem Trautonium. — 19.00: Deutschlandecho. — 19.15: Lachendes Leben. Die Kapelle Oswald Henden. Dazwischen: Die interessante Ecke. — 20.15: Blasmusik. Das I. Musikkorps des Infanterie-Regiments Grotz- deutschland. — 21.00: Die Entwicklung der Infanterie, Eine Hörfolge mit Lörberichlen und Marschmusik, — 23.00 bis 24.00: Aus Wien: Musil aus Wien. Das Kleine Orchester des Reichs senders Wien.