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MsdmfferTageblatt amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der unddes Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt La« ..Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm i Uhr. BezugSpr. monatl 2RM. frei LauS, bei Postbestellung l,8v RM zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer lv Rps Alle Postanstalteu, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu feder Zeil Be> , . , ., .. . stellungen entgegen Im galle höherer Gewalt oder Wochenblatt sÜk Wilsdruff U. UMgegLNd sonstiger BctriebSstörun- gen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Rr K. — Ztf' er . 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Dezember 1936 EjMOM mm MMWMge Ein Ex-Kolonialminister, der nicht begreift, und ein Oberst, der aus Erfahrung spricht Wirtschaft -er Woche Der erstaunte Kinobesucher — Außenhandel im Zeichen der Goldblockabwertung — Auslandskapital in der deutschen Wirtschaft Der leidenschaftliche Kinobesucher, der wenigstens ein mal in der Woche sein Stammkino aufsucht und sich dort durch die Wochenschau mit den großen Vorgängen in der Welt verbunden fühlt und sich nachher an dem Großfilm erfreut, hat mit größter Ueberraschung durch die Geschäfts berichte der großen Filmgesellschaft Tobis und Ufa er fahren, daß das Filmgeschäft keineswegs eine so glänzende und rentable Angelegenheit ist. Der Schein trügt, so stellte der Kinobesucher fest, denn nach seiner bisherigen Mei nung, die sich ausschließlich auf die Beobachtung stützte, daß sein Kin» immer bis auf den letzten Platz besetzt ist, hätte der Film weiß Gott seinen Mann ernähren müssen. In Wirklichkeit ist es nun so, daß ein Film erst dann heute Gewinne erwarten kann, wenn er nicht nur im Inland häufig gezeigt worden ist, sondern auch im Ausland Ab nahme und Beifall findet. Um diesen Erfolg zu erreichen, müssen alle erdenklichen Anstrengungen in bezug auf Aus stattung des Films gemacht werden, denn das Film publikum ist heute recht verwöhnt und anspruchsvoll. Die Produktionskosten sind, wie namentlich auf der Ufa-Generalversammlung ausgeführt wurde, so groß, daß man in Fachkreisen der Filmwirtschaft erklärt, mit aller Energie an eine Herabschraubung dieser Unkosten Heran gehen zu müssen. Man hat sich gefragt, ob die Stargagcn abgebaut werden könnten; aber die Erfahrung hat gezeigt, daß das keineswegs ohne weiteres möglich ist, da damit leicht die Gefahr eines Wegengagierens der besten Kräfte des Films heraufbeschworen wird. Um in etwas einen Ausgleich zu schaffen, wird mehr und mehr versucht, den jungen Nachwuchs heranzuziehen. Der Abbau der Star gagen ist nm so schwieriger durchführbar, weil auch weitere Filmschaffende (Autoren, Regisseure, Architekten, Kompo nisten usw.), allerdings mit gewissen starken Abstufungen, in ihren Honoraren nach den Stargagen ausgerichtet sind. Wenn die Filmkosten so gut wie kaum vermindert werden können, so heißt es in Zukunft, durch regeren Vertrieb des Films einen Ausgleich zu schaffen. Im laufenden Jahr hat B. die Ufa bereits unter Verzicht,auf Divi dendenausschüttungen die sämtlichen Rücklagen, die sie im vergangenen Jahr' gemacht hat, für die Erweiterung des Auslandsabsatzes ihrer Filme verwandt. Auch in diesem Jahr mußte sie aus den geschilderten Gründen von einer Dividendenausschüttung nochmals absehen. Die gegen diesen Beschluß vorstellig gewordenen Kleinaktionäre führten als Gegenbeispiel die Tobis an, dis wenigstens einen dreiprozemigen Gewinn ausschüttet. Dieses Gegen beispiel ist aber insofern nicht stichhaltig, als die Tobis durch die Verwertung ihrer verschiedenen Patente und Lizenzen beträchtliche Einnahmen erzielt. Auch in dem Geschäftsbericht der Tobis heißt es ausdrücklich, daß das durch die Jnlandskonjunktur begünstigte Verwertungs ergebnis der Filme in Deutschland nicht ausreiche, um die erhöhten Herstellungskosten der deutschen Filme zu decken. Der Au ß e n h a nd e l im November ist auf der Ein fuhrseite etwas angestiegen, während die Ausfuhr im November mit 422 Millionen um rund 10 Millionen Mark, d. h. etwas mehr als 2 v. H., geringer als im Oktober war. Bei dieser Ausfuhrverminderung handelt es sich um eine jahreszeitliche Erscheinung, da die Ausfuhr bisher regelmäßig von Oktober zu November gesunken ist. Gegen über dem November des Vorjahres war die Ausfuhr im November 1936 um rund 5 v. H. höher. Am stärksten ist unsere deutsche Ausfuhr im November nach europäischen Ländern znrückgegangen. Hier handelt es sich zum großen Teil um die Auswirkungen der Abwertung der Goldblock länder. Die Ausfuhr nach Außereuropa war im ganzen etwas höher als im Vormonat. Die Einfuhr betrug im November 358 Millionen Mark gegen 356 im Vormonat. Verstärkt eingeführt wurden namentlich Nahrungs-, Ge nuß- und Futtermittel, und zwar entfällt hier die Zu nahme bei den tierischen Nahrungsmitteln in der Haupt- fache wieder auf Schweine. Ferner wurden Obst und Süd früchte stark eingeführt. Nennenswert abgenommen batte lediglich die Einfuhr von Oelfrüchten und von Kaffee Nach dem bisherigen Stand der Entwicklung unseres Außenhandels hat sich in der Zeit von Januar bis November 1936 ein Ueberschuß unserer Ausfuhr über die Einfuhr von 459 Millionen Mark ergeben. Damit liegen wir um ein beträchtliches über dem Vorjahresergebnis. Trotzdem sind wir damit noch weit von dem unbedingt notwendigen Außenhandelsumfang entfernt. Es wird auch im kommenden Jahr notwendig sein, alle Kräfte zu rühren, um neue Absatzgebiete für deutsche Waren zu ge- Winnen, da andernfalls für unsere Industrien nicht genü gend Rohstoffe eingeführt werden könnten. Auch heute noch arbeitet eine recht ansehnliche Menge Auslandsgeld in der deutschen Wirts cha ft. Diese Beträge sind bei weitem größer, als man im allge meinen anzunehmen pflegt. Das kommt zum Teil daher, daß international umlaufendes Kapital, das ursprünglich nur befristet gegeben war, infolge der Transferschwierig- keiten beispielsweise hierblciben mußte und nun Anlage suchte. Ferner hat eine Reihe ausländischer Großunter- Die deutsche Kolonialsrage, die durch die neuesten Reden des Botschafters von Ribbentrop und des Reichs bankpräsidenten Dr. Schacht in den Vordergrund der inter- nationalen Erörterungen gerückt ist, beschäftigt die eng lische Oeffentlichkeit und die politischen Kreise Englands ebenfalls sehr. Dabei fällt die manchmal geradezu er staunliche Verständnislosigkeit führender englischer Kreise auf, die es scheinbar nie lernen werden, mit gleichem Maß zu messen. So hielt der frühere englische Kolonialminister Amery in Birmingham eine Rede, in der er erklärte, der einzige Weg einer befriedigenden Lösung des deutschen Kolonialproblems besteht darin, daß Deutschland sich mit allen Nationen Europas, die Nahrungsmittel und Roh stoffe herstellten, und besonders mit den Nationen zusam menschließe, die größere Kolonialreiche besäßen als sie ent wickeln könnten und die nur zu gern an Deutschland ver kaufen würden, falls Deutschland ihre Erzeugnisse denen aus Nord- und Südamerika mit Vorzug behandele. Demgegenüber hebt sich eine Stimme der Ein sicht um so mehr heraus. In einer Zuschrift an die „Times" erklärt der englische Oberst Meinertzhagen, daß der psychologische Wunsch Deutschlands nach Kolonien verstärkt werde durch die beleidigende Art, i« der man Deutschland die Kolonien genommen habe. Der Verfasser tritt nachdrücklich der Versailler Schuldbe hauptung entgegen, daß Deutschland unfähig sei, Kolonien zu bewirtschaften, und erklärt, er wisse aus seiner lang jährigen Erfahrung in Afrika, daß die deutschen Ko lo n i a l m e t h o d e N ausgezeichnet und den eng- lischen Methoden in keiner Weise unterlegen gewesen seien. Sr. AM Der die Lage -er Gemeinden Der Reichsinnenminister kündigt ein Reichswandercr- gesetz an Reichsinnenminister Dr. Frick beantwortete einem Pressevertreter Fragen über die neuen Realsteuer gesetze. Zu den Auswirkungen der Realsteuerresorm auf die Gemeindefinanzen erklärte Reichsminister Dr. Frick, das wesentlichste Zeichen dieser Reform liege darin, daß sie das gesamte Steuersystem klar und übersichtlich gliedere. Für die Gemeinden selbst werden durch die Reform eine Reihe wichtiger Gesichtspunkte verwirklicht. So kommt beispielsweise in der Ueberlassung der Gewerbesteuer die enge Verbundenheit der Gemeinden mit der örtlichen Wirt schaft zum Ausdruck. Die Reformgesetzgebung wird zwangsläufig zu einer Neugestaltung der Lasten, und Aufgabenvertcilung in den einzelnen Ländern führen. Dabei wird es das Ziel sein, den Aufgabenkreis der Ge meinden, der in den einzelnen Ländern noch sehr ver schiedenartig abgegrenzt ist, für das ganze Reich einheit lich zu regeln. Reichsinnenminister Dr. Frick stellte dann fest, daß die finanzielle Gesundung der Gemeinden auch im Haushaltsjahr 1936 weitere erfreuliche Fortschritte gemacht habe. Die einheitliche Aufgabe, das nationale Ausbauwerk des Führers zu sichern, gebietet nach wie vor den Zwang zur Sparsamkeit auf allen Gebieten. Alle Ausgaben, deren Leistung sich nicht als wirklich lebenswichtig für das deutsche Volk erweist, müssen zurück nehmungen vielfach in Deutschland erhebliche Mittel seft- gelegt, um ihre Patente und Verfahren in eigener Regie auszubeuten. Ferner handelt es sich um solche, die hier besonders gute Gewinnmöglichkeiten erwarteten und großenteils auch gefunden haben. Im ganzen sind heute 584 Aktienunternehmungen im Besitz von Auslands- kapftal, das sind rund 7,8 v. H. der Gesamtzahl der deut schen Aktiengesellschaften. Der Kapitalbetrag, der sich in Auslandsbesitz befindet, beläuft sich auf rund 1*/- Milliar den Mark. Am stärksten ist Auslandskapital imBraun - j kohlenbergbau (Petschek-Konzern), in der Glas fabrikation (französische und belgische Gesellschaften) und Fahrzeugbau (Opel und Ford), in der Elek- troindustrie (General Electric) und in der Textil industrie (Aku-Konzern) vertreten. Fernerhin arbeitet auch in der Leder- und Linoleum-, in der chemischen In dustrie und in der Mühlenindustrie ausländisches Kapital mit. Im großen und ganzen aber kann man sagen, daß in den letzten Jahren eine gewisse Tendenz zur Abnahme ausländischer Kapitalien in der deutschen Wirtschaft be steht. Im übrigen ist dieses Auslandskapital keineswegs als „feindlich" an,zusehen, geben doch auch diese fremden Unternehmen deutschen Arbeitern Beschäftigung und Brot. Meinertzhagen war während des Weltkrieges Nachrichten« offizier des Generals Smuts in Ostafrika. Schon damals war ihm aufgefallen, daß sich die Eingeborenen, obwohl, weite Gebiete Deutsch-Ostafrikas von deutschen Truppen entblößt waren, dennoch nicht auflehnten. Im Gegensatz hierzu habe England mit seinen Eingeborenen während des Feldzuges Schwierigkeiten gehabt. Auch die Zahl der Fahnenflüchtigen bei der deutschen Eingeborenenarmee sei geringer gewesen als die der farbigen Einheiten Englands in Kenya. Es sei keineswegs sicher, ob die Eingeborenen von Tanganjika bei England zu bleiben wünschten oder lieber zu Deutschland zurücklchren wollten, falls sie heute gefragt würden. Was die wirtschaftliche Seite der Frage an gehe, so sei es eine beklagenswerte Unwissen heit, wenn immer wieder gesagt werde, daß Deutschland alle Rohstoffe, die es brauche, von den englischen Kolonien erhalten könne. Deutschland müsse auch imstande sein, für seine Rohstoffe in Reichsmark zu be zahlen. Schließlich müsse England die heuchlerische Lehre fallen lasten, datz es Kolonien nicht zurückgeben könne, ohne die Wünsche der Einwohner berücksichtigt zu haben. Habe England jemals einen einzigen Eingeborenen ge- fragt, ob er von England beherrscht zu werden wünsche? Habe es sich nach den Wünschen irgendeines deutschen Ein geborenen im Jahre 1919 erkundigt? Müsse denn diese Politik des Argwohns und diese Atmosphäre von Ver sailles für immer andauern? gestellt werden. Mittel, die durch Mehreinnahmen verfüg bar werden, sind in erster Linie zur Auffüllung der Rück- lagen und zur verstärkten Schuldentilgung zu verwenden. Aus den Hinweis, daß die Besserung der Finanzlage der Gemeinden doch wohl weitgehend auch damit Zu sammenhänge, daß die Wohlfahrtslasten mehr und mehr gesunken seien, stellte Reichsminister Dr. Frick fest, daß seit der Machtübernahme von den Gemeinden auf dem Gebiet der öffentlichen Fürsorge meh« als rund 1^ Milliarden eingespart worden seien. Der Minister stellte hierbei die national sozialistische öffentliche Fürsorge der der Shstemzeit gegenüber. Die nationalsozialistische öffentliche Fürsorge habe sich insbesondere bestimmt weit schärfer als früher gegenüber arbeitsscheuen und gemeinschaftsschädliche» Elementen Verhalten. In diesem Sinne wird wohl in absehbarer Zeit ein Reichswanderergesetz er gehen, durch das eine gründliche Säuberung der Land straßen von Landstreichern erreicht wird. Großer Erfolg der HL.-Sammlung Der vorbildlichen Sammelaktion der Hitler-Jugend hat der Goldene Sonntag im Reich und in Berlin den abschließenden Höhepunkt gebracht. 70 000 Angehörige aller Gliederungen der HI. waren an diesem Tage in der Reichshauptstadt sür die gute Sache eingesetzt. Rach den in der Zentrale der Hitler-Jugend aus den meisten Be zirken vorliegenden Abschlußmeldungen kann das Ergeb nis als hervorragend bezeichnet werden; die Abzeichen sind im Durchschnitt zu mehr als 90 Prozent abgesetzt worden. Einen großen Erfolg hat auch die Sammlung des Stabes der Gebietsführung gehabt, an der sich sämtliche Abteilungsleiter mit dem Obergebietsführer an der Spitze beteiligten. Es sind hierbei 15 000 Abzeichen verkauft worden. WeihnachLsbotschast v an die Ausländsdeutschen Der Leiter der Auslandsorganisation der NSDAP^ Gauleiter Bohle, richtet zum Weihnachtsfest eine Bot schaft an alle Ausländsdeutschen, die flammendes Be kenntnis zur Heimat und zum Reiche Adolf Hitlers ist. In der Botschaft heißt es unter anderem: Wie in keinem Jahr zuvor, werden unsere Ausländs deutschen am Heiligen Abend das beglückende Gefühl haben, daß Deutschland Heimat geworden ist für all», die deutsch denken und deutsch fühlen. Ich weiß, daß unsere Deutschen im Ausland das qroße Gescbehen unserer Taae in einem Gefühl des unbändigen Stolzes Mitempfinden; sie blicken am Abschluß dieses Jahres auf die gewaltigen Taten Adolf Hitlers und feiner Bewegung in grenzen loser Dankbarkeit zurück. Für das Auslandsdeutschtum ist aber das Jahr 1936 auch ein Jahr tiefer Trauer gewesen. Lm Februar fiel