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Wilsdruffer Tageblatt I s. »latt Nr.241—Donuerstag, Leu IS.Oltober 1931 k TageSspruch. Wenn die Armut durch die Türe Kommt geschlichen in dein Haus, Stürzt auch schon die falsche Freundschaft Aus dem Fenster sich heraus. Wilh. Müller. Optimismus! Gedanken zur „Deutschen Woche" in Sachsen. Optimismus — das Wort ist in unseren Tagen fast in Ver gessenheit geraten. Schwarz in Schwarz malt sich uns die deutsche Zukunft. Und doch — um wieviel bester wäre es, wenn ein gesunder Optimismus, das heißt: ein starker Glaube an die Kraft des deutschen Gedankens in der Welt, wieder sich Bahn brechen würde. Dazu wäre freilich eine radikale Abkehr vom Materialismus nötig; innere Werre, seelische und geisttge, müßten wieder Geltung bekommen. Und wenn sie ihren Zweck voll und ganz erfüllen, dann sind die „Deutschen Wochen", die letzt überall im Sachsenlande veranstaltet werden, dazu angetan, zu einer Stärkung des Glaubens an Deutschland, zu einer Abkehr vom Materialismus beizutragen. Wieso? Zunächst ist Wohl auch der Grundgedanke der Deutschen Wochen ein materieller. Deutsche Waren sollen propagiert und der deutsche Käufer von der Bevorzugung ausländischer Artikel abgehalten werden. Es soll dem Einzelnen begreiflich gemacht werden, daß auch er zu seinem bescheidenen Teile an einer Mehrung der deutschen Produktion mithelfen und damit der übergroßen Arbeitslosigkeit steuern kann. Denn die Sucht nach allem, was fremd und ausländisch ist und klingt, ist ja nun einmal ein Erbsehler des Deutschen, gegen den nicht genug angekämpft werden kann. Und wenn in der Zeit der allgemeinen Verarmung, der gekürzten Löhne und Gehälter auch die Kaus ' kraft an sich nicht gehoben werden kann, so muß doch heute jeder die Notwendigkeit'erkennen lernen, daß alles rollende Geld, und mag es noch so wenig sein, was der einzelne zu dessen Umlauf betzutragen vermag, nur der deutschen Waren erzeugung zugute kommen darf. Soll es immer und ewig wahr bleiben, was die „Limes" im Oktober 1928 ihren englischen Lesern auftischen konnte, ohne dabei zu übertreiben: „Als Regel kann gelten, daß der deutsche Käufer gewöhnlich einen höheren Preis zahlt für alles, was er noch nie gesehen hat oder was ihm ausländischer Her kunft zu sein scheint. Er glaubt nicht gerade, daß das deutsche Erzeugnis minderwertig sei, aber Geschmack und gute Ein- kaufstradition sind ihm unbekannte Dinge." Es ist zweisellos, daß durch solche, leider nur zu berech tigtc Äußerungen das Ansehen des deutschen Volkes herab gesetzt wird. Hat der deutsche Käufer denn gar kein Verständ nis llafür, daß deutsche Arbeit in der ganzen Welt als ein Wertmesser für besondere Güte gilt? Wird uns nun aber durch die deutsche Woche diese Er kenntnis klar und deutlich eingehämmert, werden wir durch diese Veranstaltungen zur Selbstbesinnung veranlaßt, dann sind wir schon einen Schritt weitergekommen — auch zum Optimis mus. Denn wenn wir erkennen, daß wir trotz aller politische» und sozialen Erniedrigung durch unserer Hände Arbeit uns die Achtung der Welt verschaffen können, dann ist auch der Schritt zur nächsten Erkenntnis nur ein kleiner: daß diese Ar beit wie eine Brücke in eine bessere Zukunft zu leiten die einzige, aber um so sicherere Möglichkeit ist. Stärken wir also die deutsche Produktion in Stadt und Land, durch Webstuhl und Pflug, an Werkbank und Schreibtisch zu ihrer mühsame» Pionierarbeit im Ausland, zu ihrer Werbetätigkeit für deut schen Geist und deutschen Fleiß, und legen wir zu jedem Pfennig, den wir in der Deutschen Woche für deutsche Waren ausgeben, ein Quentchen — Optimismus! Dann wird die Deutsche Woche auch ihren zweiten Zweck, den Sinn für die deutschen Geistesgüter, für deutsche Kunst und Literatur, für deutsche Sitte und deutsches Lied wieder zu wecken, in vollem Maße erfüllen können. Denn auch hier tut uns Abkehr' von aller Fremdtümelei bitter not. Wenn an deutschem Wesen die Welt genesen soll, dann mutz die deutsche Art erst wieder in vollen deter Reinheit hergcstellt sein. Selbstbesinnung — das ist der giotze Weck- und Mahnruf der Deutschen Woche! Das Handwerk zur Dritten Notverordnung Eine Eingabe an Regierung und Parlament. Der Reichsverband des Deutschen Hand werks und der Deutsche Handwerks- und Ge werbekammertag haben in einer ausführlichen Ein gabe an den Reichskanzler zur Dritten Notverordnung Stellung genommen, die zugleich auch den zuständigen Ministerien und den Fraktionen des Reichstages über mittelt wurde. Für den Wirtschaftsbeirat bei der Reichsregierung nehmen die Spitzenverbände Bezug auf ihre Eingabe, in der die Reichsregierung ersucht wurde, bei allen Maß nahmen, die in der Reichsregierung zur Überwindung der Wirtschaftskrise vorbereitet werden, einen sachverständigen Vertrauensmann des Handwerks beteiligen. Im einzelnen treten die Spitzenverbgnde für eine Übergangsregelung zum Finanzausgleich ein, die zumindest eine organische Lösung vorbereitet, um die gegenwärtigen Fehler des Finanzausgleichs zu beheben und somit insbesondere die ungleichmäßige Behandlung der Steuerpflichtigen zu vermeiden. Die vorgesehene Senkung der Hauszinssteucr sei unzureichend, da der bebaute Grundbesitz zur Erhal tung der Grundlage unserer Kreditwirtschaft gänzlich von ihr befreit werden muß. Auch die Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft hat nunmehr zu erfolgen. Für die beabsichtigten Siedlungen wird die Einschaltung des selbständigen Handwerks gefordert. Für die gewerblichen Kreditgenossenschaften wird die Schaffung eines einzigen zentralen Kreditinstituts verlangt. Die Bestimmungen über die Prüfungspflicht der Wirtschaftsbetriebe der öffentlichen Hand müssen möglichst rasch in Kraft gesetzt werden. Für die Arbeitslosenversicherung seien Bestimmungen über die Einführung einer allgemeinen Bedürftigkeitsprüfung, über die Zusammenlegung wenig stens der Krisen- und Wohlfahrtserwerbslosenfürsorge und über eine Senkung der Unterstützungssätze unerläßlich. Die Durchführung der Naturalversor- gung für die Erwerbslosen wird nur in engster Zusam menarbeit mit der Privatwirtschaft für möglich gehalten. polnisches Schan-urieil. Reichsdeutscher Beamter zu zehn Jahren Kerkers verurteilt. Das polnische Strafgericht in Ostow bei Posen hat den auf polnischem Gebiet festgenommenen reichs deutschen Kriminalsekretär Anton Preis wegen angeblicher Spionage zugunsten Deutschlands zu zehn Jahren schweren Kerkers verurteilt. Preis war seinerzeit aus kriminaltechnischen Gründen nach Polen gereist. Mit Spionage hatte sein dortiger Aufenthalt nicht das mindeste zu tun. Das un verständliche Urteil bedarf noch der Aufklärung und wird ohne Zweifel zu einem deutschen Schritt führen. Spaniens Kampf gegen -ie Kirche. Ausweisung der Jesuiten beschlossen. Die Spanische Nationalversammlung hat die Aus weisung der Jesuiten aus Spanien und die Be schlagnahme ihres Eigentums beschlossen. Für die übrigen Neligionsgesellschaften wird ein Sondergesetz geschaffen, das den religiösen Orden die Ausübung des Unterrichts verbietet und das die Verstaat lichung ihres Besitzes ermöglicht. Schließlich wurde die Aufhebung des Haushalts für Klerus und Kult in der Verfassung lliedergelegt. Sicherheit, Abröstung und dieMMchmei Die Truppcnzusammenziehungcn im Fernen Osten. Bei dem chinesisch-japanischen Konflikt geh: es nicht etwa nur um die Gestaltung der Verhältnisse in Ostasien, sondern um eine Lebensfrage des Völkerbundes, um das Problem der Sicherheit, also das diplo matisch am meisten umstrittene Problem der letzten Jahre, und um die große und entscheidungsvolle Frage der A b - rüstuna. Während man in Genf verhandelt und.Ent schließungen über Entschließungen, die immer wieder aus Verhandlungen hinauslaufen, saßt, während Amerika wohl in nicht ganz uneigennützigem Interesse seine Dienste als „ehrlicher Makler" anbietet und Ruß land Gewehr bei Fuß die Vorgänge an seiner Grenze mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt, lassen die letzten Meldungen vom mandschurischen Kriegsschauplatz er kennen, daß sowohl Japan wie auch China dortselbst ihre Truppen konzentrieren. Nach Angaben der japanischen Heeresleitung befinden sich in der Mandschurei 13 600 Japaner gegen 100 000 Chinesen, von denen allein 65 000 in und bei Tsching-Tfchan zusammen gezogen sein sollen. Von den Japanern wird weiter erklärt, daß in den letzten Monaten über 400 Koreaner von den Chinesen in der Mandschurei ermordet worden seien. Bemühungen um Beilegung des Mandschurcistreits. Genf. Die offiziellen Ratsverhandlungen sind bis zum Eintreffen der japanischen Antwort auf den Vorschlag der Zuziehung eines amerikanischen Vertreters zu den Verhand lungen zu rückgestellt werden. Es wird versucht, Japan und China von jeder Verschärfung der Lage abzuhalten und eine gewisse Annäherung der Auffassungen herbeizuführen. Keine Verschiebung des Grandi-Besuches in Berlin. Von maßgebender italienischer Seite wird er klärt, der Berliner Besuch Grandis soll nach den bis herigen Plänen Ende Oktober stattfinden. Der italienische Botschafter in Berlin trifft dieser Tage in Genf ein, um Grandi Bericht zu erstatten. Sergarbeiterseibsthllfe in Nenrode. 33V Vül) Mark gesammelt zur Fortführung der Grube. Die Bergarbeiterschaft des Kreises Neurode führ: zurzeit einen heftigen Kampf um die Weiterführung der Wenzeslausgrube, aus der im Vorjahre 151 Bergknappen infolge eines Kohlensäureausbruches ums Leben kamen. In diesem Zusammenhänge kam es zu einer großen öffentlichen Demonstration in Neu rode, an der sich über 3000 Bergleute beteiligten. Sie marschierten vor das Landratsamt und forderten die Weiterführung des Betriebes. In den Ansprachen kam zum Ausdruck, daß die Berg arbeiter eine Betriebsnotgemein sch ast gebildet haben, die mit Hilfe behördlicher Unterstützung den Grubenbetrieb fortführen will. Von rund 2800 Personen, darunter auch den Hinterbliebenen der bei der Katastrophe des Vorjahres ums Leben Gekommenen, ferner Gewerbe treibenden sowie Arbeitern und Beamten der Grube wären bereits 330 000 Mark Kapital zu sammengebracht worden. Der Landrat er widerte, die Grube werde hoffentlich erhaltenbleiben. Zu nächst sei die beabsichtigte Zuschüttung um 14 Tage hin ausgeschoben worden. Kurze politische Nachrichten. Infolge der neuen Bestimmungen über die Devisen bewirtschaftung sind folgende Einschränkungen im Post- verkehr mit dem Ausland erforderlich ge worden: Auf Postanweisungen nach dem Ausland dürfen nur gegen Vorweisung eines amtlichen Reisepasses von einem Absender monatlich insgesamt höchstens 200 Mari oder der Gegenwert hiervon eingezahlt werden. Nach nahmen sowie Postaufträge aus dem Ausland nach Deutschland sind nur bis zum Höchstbetrag von 200 Mar oder dem Gegenwert hiervon zulässig. Aus Nachnahmen aus Deutschland nach dem Ausland darf von einem Ab sender monatlich insgesamt höchstens der Gegenwert von 200 Mark aus ein Postscheckkonto im Bestimmungsland der Nachnahmen überwiesen werden. * Die Neichstagssraktion des Deutschen Land volkes ersucht in Anträgen die Reichsregierung um Aufhebung der Zuckersteuer für den nachweislich zur Weinverbesserung benötigten Zucker und fordert außer dem, daß die Hergabe von Devisen für Einfuhr von Lebens- und Gennßmitteln, insbesondere auch von Wein, Obst, Gemüse und Blumen, aufs äußerste beschränkt oder ganz unterbunden wird. Ferner soll die Regierung auf die Reichsbahn im Sinne einer fühlbaren Senkung der Zwei Löhne und ein Hol Koman von kritr Hermann Oläser Oopvrlskt dv KIsrtin keucdtvanger, »are(8Agix, f42 Zu letzteren gehörte jetzt auch Franz Forstner, der Sandhofbauer, dessen Wesen und Charakter sich so zu seinem Nachteil verändert hatte, daß man den Forstner- Sohn in ihm kaum wiederzuerkennen vermochte. Mit dem Handel, den er damals angefangen hatte, war es jetzt schon längst zu Ende. Ihm fehlten das nötige Geld, Energie, Ausdauer und ein gesunder Wagemut dazu. Es kam nun noch hinzu, daß er in der ganzen Gegend, bei Bauern und auch Handelsleuten, seit jener verhängnisvollen Auktion verpönt und verachtet war. Niemand wollte mit ihm Geschäfte machen I Niemand wollte ihm helfen und ihn wieder auf die Beine bringen. Natürlich war auch den verworrenen Zeitläuften an der Umwandlung dieses und manches anderen Menschen kindes mit die Schuld zu geben. Vor allen Dingen der Inflation, die Unmoral und Unehrlichkeit in allen Men schen weckte und vor allem eine falsche Einstellung allen Werten und allen Leistungen gegenüber großgezogen hatte. Strebsam und umsichtig war dieser Forstner zwar noch nie gewesen. In dieser Beziehung hatte er auch nicht einen Funken von seinem Vater, der, bis in sein hohes Alter und sogar noch bis in den Tod hinein, immer unermüdlich und gar nicht unlerzukriegen gewesen war. Franz Forstner waren die eigenen Verhältnisse jetzt einfach über den Kops gewachsen. Aber anstatt die Zähne iusammenzubeißen und alle Kräfte zusammenzuraffen, um üch durchzuringen und endlich wieder vorwärtszubringen, hatte er die Flinte ins Korn geworfen, ließ alles gehen, wie es gehen wollte, und machte auch nicht die geringsten Anstrengungen, aus diesem Dilemma wieder hcrauszu- 'ommen. Franz Forstner hatte bei seinem Handel auch öfters Wechsel in Zahlung genommen. Das war eine großartig? Sache, und manches Geschäftchen schloß sich gleich noch einmal so leicht ab. Mit diesem Schein ging er zur nächsten Bank und strich das vorgestreckte Geld mit Wohlgefallen ein. Nach drei oder vier Monaten war dann der Wechsel fällig. Er wurde von der Bank dem Wechselschuldner präsentiert, wurde aber in vielen Fällen — jetzt war das Geld ja gar zu knapp — nicht eingelöst und ging nun zu Protest. Die Folge davon war, daß nun Franz Forstner die auf ihn gezogenen Wechsel selber decken mußte, daß er also das so leicht verkaufte Vieh, die auf den Wechsel von der Bank bezogene Geldsumme und auch noch ein Erkleckliches an Gerichtskosten und Bankzinsen bei diesem Handel losgeworden war. Und als er das dann nicht mehr konnte, ging der Gerichtsvollzieher regelmäßig bei ihm ein und aus. Er wurde gepfändet und gepfändet, und kaum das Nötigste zum Leben wurde ihm gelassen. Am meisten zu bedauern war sein Weib. Sie wußte vor Sorgen nicht mehr ein noch aus. Vor lauter Sorgen um das tägliche Brot, denn der Forstner rührte keinen Finger. Willenlos ließ er das alles über sich ergehen, stumpfsinnig fast. So hatte die Ehe mit dem Sandhosbauer, die ihr damals so begehrenswert erschien, nur wenig von dem gehalten, was sie einmal von ihr erhoffen durfte. Die ersten Jahre ging es noch, da war ein guter Wohl stand vorhanden. Und das Leben hätte sich ganz prächtig angelassen, wenn — damals nicht der alte Forstner ge wesen wäre, ihr Schwiegervater, der gar so sehr zum Sparen, zur Arbeit und zum Pflichtbewußtsein mahnte. Dann, als der Alte endlich den Hof verlassen hatte, kam zwar eine Zeit des Sich-ausleben-könnens und des schrankenlosen Draufloswirtschaftens, die aber in Wirk lichkeit schon der Anfang jenes grenzenlosen Niederganges war, der gar so schnell hereingebrochen. Anfangs brauchte man sich zwar noch keine Sorgen zu machen, wenn auch die Hälfte der Aecker bereits verkauft war, der Neubau be gonnen und dann das neue Gebäude mit dem prächtigen Hausstand bezogen werden konnte. Von diesem Hausstand war jetzt kein Stück mehr vorhanden. Alles war verkauft oder gepfändet worden. Und plötzlich trat die Notwendigkeit an die Frau heran, ihren Mann, den sie einst selbst zu einem bequemen und arbeitsscheuen Leben verleitet hatte, zur Arbeit und zum Pflichtbewutztsein anzuhalten. Arbeiten? Er, der Sandhosbauer, als Tagelöhner viel leicht? Der Forstner lachte nur verächtlich, saß weiterhin an seinem Lieblingsplatze am warmen Ofen und ließ oie Frau ruhig bitten oder auch schimpfen. Da ging sie ihm mit gutem Beispiel voran. Sie ging im Sommer zum Pilze- und Beerensammeln. Mit alten, abgetakelten Weibern zusammen, die keinen anderen Unterhalt zu finden wußten. Ein mühsames und karges Brot. Ihr Rücken schmerzte, und die Füße schwollen ihr vom vielen Laufen an, denn sie mutzte bis hoch ins Gebirge hinaufsteigen, um zu ergiebigen Resultaten zu kommen. Und dieser Broterwerb blieb auch nicht ohne Aerger. Einmal hatte sie ihren Mann mit Pilzen und mit Beeren nach dem Markt geschickt, um sie zu verkaufen. Da lietz ein erboster Gläubiger, der davon Wind bekommen hatte, dem Sandhosbauer diese elenden Groschen, von seinem Weibe mühselig errackerl, aus der Tasche pfänden. Das gab den Anlaß, daß sie nun selbst mutlos und ganz verzweifelt wurde. Nun lietz auch sie die Hände sinken und weinte sich die Augen rot. Das nützte aber alles nichts, denn der Hunger ist unerbittlich, und die Not läßt sich auch nicht durch Tränen aus dem Hause weisen. Wie hätte sie so gern als Sandhofbäuerin noch einmal Wirtschaften mögen! Hätte sichelkrumm, von früh bis abends, auf dem Acker liegen wollen — wenn sie nur einen Acker besessen hätte! Dann wurden einmal Arbeiter in der Zementfabrik ge sucht. Mit Bitten und Betteln konnte sie es erreichen, daß ihr Mann, natürlich nur mit ihr zusammen, zur Zement fabrik ging, die auf seinem ehemaligen Sandberge er standen war, um dort um Arbeit und Verdienst zu bitten. (Fortsetzung folgt.)