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AUs etne Anfrage bei der Relchsregterung wurde öu einer derartigen Verordnung es an der ge- letzlichen Ermächtigung fehle. Ich frage das Slaatsministe- rium: Hai es in Ausführung des Beschlusses des Landtages m Linne des angenommenen Antrages bei der Retchsregie- rung die erforderlichen Schritte unternommen? Wenn nein, w das Staatsministerium bereit, nunmehr unverzüglich den Beschluß des Landtages auszuführen? Rrankenkastenärzie bekommen weniger Weitere Honorarlürzung beabsichtigt. Die Verhandlungen der Kassen und Ärzte vor den chiedsrichterlichen Instanzen des Kassenarztrechtes in der Krankenversicherung haben zu einer allgemeinen Herab setzung der Arztgebühren in der Krankenversicherung ge führt/ Die Herabsetzung der Einzel- und Pauschal bezahlungen erfolgt nach einem gbgestusten System in einer Staffelung von 10 bis 20 Prozesi der der zeitigen Honorare. Dieses Ergebnis stellt nur eine Zwischenlösung dar Ein Ausschuß, der paritätisch zu sammengesetzt ist, wurde beauftragt, weitere Vor schläge zur Herabsetzung der Arztgebühren in der Krankenversicherung vorzulegen. Vom Gegenzug geköpft. In Gegenwart von Frau und Kind. Ein gräßlicher Vorfall spielte sich in einem Zuge auf der Strecke zwischen Oberwesel und St. Goar ab. Ein Werkmeister aus Krefeld, der sich mit seiner Frau und seinem Kind auf einer Ferienfahrt befand, lehnte sich kurz oor St. Goar weit aus dem Abteilfenster hin aus. Furchtbares Entsetzen erfaßte plötzlich die Frau des Mannes und noch zwei weitere Mitreisende, als der Körper des Werkmeisters ohneKopf leblos ins Ab teil zurückfiel. Dem Mann war durch die Windschutzscheibe der Lokomotive des Gegenzuges der Kopf vom Rumpf ge trennt worden. Auf dem Bahnhof St. Goar wurde sofort für die Fortschaffung der Leiche des Enthaupteten, dessen Kopf man später aus der Lokomotive des Gegenzuges vorfand, Sorge getragen. Neues aus aller Welt Eine zweite Arkttsfayri ves „Graf Zeppelin"? Bei ernem Essen, das der Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichs hafen der Besatzung und den Teilnehmern an der Arktis- sahrt gab, erklärte Professor Samojlowitsch, daß bald ein zweiter Flug in die Arktis stattfinden werde. Karl Hartung wieder einmal verhaftet. Der 29- jährige Karl Hartung, der seinerzeit als angeblicher Sekretär und Schützling der Prinzessin Hermine, der Gattin des früheren Kaisers, Betrügereien begangen hatte, ist ernem sestgenommen worden. Er hatte bei einem Schriftsteller in Charlottenburg eine neue Stellung er langt, beging fedoch bald darauf Unterschlagungen bei feinem Arbeitgeber. Von Köln aus ist ebenfalls ein Haft befehl gegen ihn wegen mehrerer Betrügereien erlassen worden. Im Taucheranzug erstickt. Im April 1919 verschwand der Förster Wilhelm Rudolph von der Försterei Tambach- Dietharz in Thüringen. Man nahm an, daß er von Wilddieben erschossen und verscharrt worden sei. Alle Nachforschungen nach den Tätern verliefen ergebnislos. Neuerdings war nun das Gerücht aufgelaucht, daß man Die Leiche in einen tiefen Weiher versenkt habe. Ein Schmied, der früher bei der Marine gedient batte, be- fchasfte sich einen Taucheranzug und stieg hinab. Er ver mochte aber nicht zu berichten, was er gesehen hatte, denn als er emporgezogen wurde, war er im Taucheranzug erstickt. Dreifacher Mord und Selbstmord. In Kassel erschoß Sin seit einem Jahr stellungsloser Kaufmann seine Frau, seine zehnjährige Tochter und seinen I2jährigen Jungen und verübte dann Selbstmord durch Erschießen. Die El tern hatten vor der Tat ihren Kindern ein starkes Schlaf pulver gegeben. « . Auf der Straße erschaffen. In Hamburg wurde zur Nachtzeit der 25jährige Student Oskar Piepgras von drei Männern auf der Straße erschossen. Der Student soll vorher mit den drei Männern auf einem Vorortbahnhof einen Wortwechsel gehabt haben. Lynchjustiz in der Slowakei. In der Gemeinde Söreg in der Nähe von. Preßburg, wurde an dem 17jährigen Zigeuner Joni, der bei dem Diebstahl einer Geldbörse er wischt worden war, Lynchjustiz verübt. Der Zigeuner wurde mit Händen und Füßen an einen Baum gebunden. Darauf wurde er so lange geprügelt, bis er kein Lebens zeichen mehr von sich gab; er ist zwei Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Die Gendar merie hat einige Verhaftungen vorgenommen. Bunte Tageschronik Moskau. Auf der Strecke Moskau—Leningrad fuhr ein Güterzug in eine Streckenkolonne, wobei vier Arbeiter getötet wurden. Der Lokomotivführer hatte ein Haltesignal überfahren. Moskau. Die wissenschaftlichen Organisatoren der Sowjet union haben bei der Regierung angeregt, die Professoren Samojlowitsch und Moltschanow wegen ihrer wissenschaftlichen Verdienste mit dem Lenin-Orden aüszuzeichnen. Eine deutsche Kommunistin in Parts verhauet. Paris. Die Pariser Sicherheitspolizei verhaftete eine junge Frau, als sie im Walde von Bouloane mit einigen bekannten Kommunistenführern die Pläne für die am 1 August geplante kommunistische Kundgebung besprach Die Verhaftete gab an, Emma Krüger zu heißen und im März 1908 in Berlin ge boren zu sein, wo sie bis heute den Beruf einer Stenotypistin ausübte. Sie war aus Moskau nach Paris gekommen. Ein Wissenschaftler und vier Arbeiter getötet. Moskau. Der Geologe Nagorny, der im Auftrage der Akademie der Wissenschaften nach Ferghana geschickt wor den war, um dort die Kohlenvorkommen zu studieren, wurde durch eine Gasexplosion getötet. Der Explosion fielen außerdem vier Arbeiter zum Opfer. Die Ursache der Explo sion konnte noch nicht aufgeklärt werden. Das Volksbegehren in Anhalt gescheitert. Dessau. Das Volksbegehren zur Auslösung des Anhalti- schen Landtages hat nicht zu einem Erfolg geführt. Zur Durch führung eines Volksentscheides, der durch das von den bürger lichen Parteien eingeleitete Volksbegehren herbeigeführt werden sollte, wären rund 77 000 Eintragungen erforderlich gewesen. Da sich jedoch nur rund 73 000 Personen in die Listen einge zeichnet haben, fehlen somit 4000 Eintragungen an der er forderlichen Zahl. Sechs Personen bei einem Petroleumbrand getötet. Moskau. In der Nähe von Baku ist ein Bohrturm der Asneft in Brand geraten. Das Feuer hält sich bereits seit sechs Tagen. Der Turm förderte täglich bis zu 800 Tonnen Petroleum. Es wird befürchtet, daß sich der Brand auch auf andere Türme ausdehm. Feuerwehr und Truppen sind mobi lisiert, um den Brand zu bekämpfen. Sechs Personen, darunter drei Feuerwehrleute, sind ums Leben gekommen. Furchtbare Verzweiflungstat eines Arbeiters. Paris. In einem Dors bei Tournan har ein Arbeiter in einem Verzweiflungsanfall seine Frau und seine beiden Töchter erschossen und sich darauf selbst das Leben genommen. Die Nachbarn hörten vier Schüsse fallen und fanden bei ihrem Ein dringen in die Wohnung nur noch vier blutüberströmte Leichen vor. „Nautilus" in Bergen eingetroffen. Oslo. Ganz unerwartet traf Wilkins' U-Boot „Nautilus" tn Bergen ein Vormittags war noch eine Funkmeldung ein getroffen, wonach der „Nautilus" schweren Maschinenschaden hätte und hilflos auf der Nordsee treibe. Kapitän Wilkins verweigerte jede Erklärung über seine weiteren Pläne. Auto mit zwölf Personen in eine Schlucht gestürzt. Paris. Wie aus Albi gedrahtet wird, ist ein mit zwölf Personen besetzter Lastwagen in eine 30 Meter tiefe Schlucht abgestürzt. Die Mehrzahl der Insassen wurde mehr oder weniger schwer verletzt. Der Zustand von drei Verunglückten ist hoffnungslos. Mim U Sur «Ms WM Vermischtes Gebratene Dromevare mit Heuschreckentunke. Auf der Pariser Kolonialausstellung fand dieser Tage ein Essen stau, das nicht leicht seinesgleichen haben dürfte. Man höre nur, was es da alles gab: Lendenschnitten und Pasteten von Walfischfteisch, Känguruhbraten, afrikanische Wanderheuschrecken, die in siedendem Ol gekocht und von Flugzeugen hinübergebracht worden waren, Eidechsen in scharfgewürzter Tunke, Schlangenfleisch, Tintenfisch, Bärenschinken und junge Raben, Kostproben von Del phinen, Stachelschweinen und Dromedaren usw. Den meisten der eingeladenen Europäer waren die meisten dieser merkwürdigen Nahrungsmittel natürlich unbekannt, aber sie atzen sie mit einer wahren Todesverachtung, ob wohl die Sache dadurch, datz von dem Leiter des Banketts „witzige" Erklärungen gegeben und Kochrezepte mitgeteilt wurden, noch bedeutend erschwert wurde. Lehrling mit Kapttalsemlage. In einer westdeutschen Zeitung stand vor einiger Zeit folgendes zu lesen: „Alte Eisenwarenhandlung hier am Platze stellt Lehrling ein, wenn ein Kapital von 10 000 bis 20000 Mark gegen gute eingetragene Sicherheit zur Verfügung gestellt wird. Angebote unter . . ." Das ist ein Weg oder viel mehr ein Ausweg, der in Vieser Zeit der Geldknappheit und der Kreditschwierigkeiten noch zu finden war, und die alte Eisenwarenhandlung darf stolz darauf sein, datz sie ihn gefunden Hal. Bisher verlangte man von jungen Leuten, die eine Lehrstelle suchten, gute Zeugnisse — allen voran das Abiturientenzeugnis —, gute Familie, gute Be ziehungen und ähnliches. Jetzt soll der Lehrling in dem Geschäft, in das er einireten möchte, als Kredilquelle gelten, und zwar würde es sich nicht um einen der jetzt üblichen kurzfristigen Kredite, sondern um einen lang fristigen Kredit handeln. Der Lehrling wird gewisser- matzen Geschäftsteilhaber und kann unter Umstanden auch die Ehre haben, mit dem Geschäft zugleich Pleite zu machen. Und nun möchte man gern noch den jungen Mann, der lO 000 Mark zahlt, um eine Lehrstelle zu kriegen, oon Anacsichl zu Anaeückt seben! Frau Brabock. Skizze von Bruno E. Leiningen Eigentlich hieß sie ja Frau Broback, aber so nannte sie kein Mensch. Jeder rief sie nur Frau Brabock. So hatte sie sich schließlich daran gewöhnt und wußte kaum mehr, wie ihr Familienname eigentlich lautete. Es war ihr, weiß der Himmel, nicht leicht gewesen, sich und die drei Kinder durch zubringen, als damals vor vielen Jahren ihrem Mann die Heimat zu eng wurde und er seine Frau mit den Kleinen m Not zurückließ. Aber sie wußte, daß man sich mit Jammern und Klagen nicht weiterbrachte, so hatte sie dem Leben fest in die kalten Augen geblickt und tapfer die Hände gerührt, aus denen die Wäsche blütenweiß hervorging. Vom Morgengrauen bis zum Abend stand sie vor den Waschbottichen und konnte sich nach und nach der feinsten Kundschaft der Stadt rühmen, denn Offiziere und Regierungsräte, Landrichter und Pro fessoren vertrauten der Brabock ihre Kragen und Leibwäsche an. Neben dem üblichen Waschlohn fielen ihr manche be sondere Zuwendungen zu. So konnte sie leben, und die Kinder gediehen. Eines Tages war ihr Mann wieder da, in einem Anzug von aufgeputzter Schäbigkeit, klimperte herausfordernd mit ein Paar Talern, rauchte einen stinkigen Tabak, kaute Gummi und redete von „Aemerrikä", sagte „Yes" und „allright". Frau Brabock hörte ihm eine Weile schweigend zu, dann sagte sie: „Kannste nicht mehr deutsch sprechens wie sich das für'n anständigen Christenmenschen gehört?" Dann zeigte sie ihm ihren ansehnlichen Rücken und stieg in die Wasch küche. Er aber lumpte drei Tage in der Stadt herum, saß in den Kneipen, trank Fusel und hielt das große Wort, bis die Taler zu Ende waren. Eines Tages sagte er: „Weißt Du was, Alte, komm mit rüber nach Aemerrikä, wenn Du da so waschen tust, wie hier, sind wir in ein Paar Jahren reiche Leute." „Was, Du Lüderjahn? Hier wasch' ich sür die feinsten Herrschastens, und nu soll ich nach Amerika und für die Wilden waschen, die nix sagen können als ,jäs° und ,ostreit'?" Klatschend suhr ihm der nasse Strumpf, der ihr gerade zur Hand lag, um die Ohren. — Am anderen Tage hatte er die Stadt verlassen, er war Wohl wieder nach „Amerrikä" zu den „Wilden", denn Frau Brabock hat nichts mehr von ibm gehört. Llbök- ck/6 /./6Ü6 rÄ ck/s swM unke-" t'/men... Koman von UslmL von UöUormsun OopvrisM vv WsNin k-sucktvsnger, NiMe 1S3t s27 Skizzenbuch aus der Tasche, zeigte ihr dre Entwürfe früherer und jetzt geplanter Werke, holte ein Heft hervor, das Photograph^Tiner fertigen, zum m Prrvatbesitz befindlichen, zum Teil von Ministerien und Galerien erworbenen Arbeiten enthielt. Aus allen sprach kraftvolle Ursprünglichkeit und eine wundervolle Harmonie. „Ganz Helmut Hardt", sagte Rosemarie in seligstem Stolz den Kunstler betrachtend, „ganz vu in Wesen und Geist. Oh, wie hat Gott mich doch reich begnadet, datz ich dich finden und lieben, dir angehören dir dienen darf!" ' Run glühten ihre Wangen, vergessen war der Schreck der letzten Stunde. Aber als sie vor dem Aufbruch noch einmal vortraten auf das Felsenplateau, um Abschied zu nehmen vom son- «enüberströmten Blick in die Weite, wurde das junge Ge sicht Wieder ernst. Hardt, der es bemerkte, wandte sich ihr zu und erfaßte ihre beiden Hände. „Rosemarie, laß dir durch das Geschehnis heute morgen licht deine Seele trüben! Grüble dir keinen Wahn nahen der Schrecken zusammen, das bitte ich dich dringend. Und wenn wirtlich irgendein schweres Erlebnis im Anzug sein sollte" - seine Brust hob sich in einem tiefen Atemzug —. „dann vergiß nicht, daß wir es gemeinsam überwinden werden. Das erleichtert jede Last — nicht wahr, mein Lieb ling? Das sind keine blinden Zufallsstürme, die uns über fallen, sondern die Prüfsteine, an denen unsere -lebe ge westen wird. Daran wollen wir denken, daran sesthalten, was auch geschehe." . . . Und Rosemarie von Rohsen reckte das ferne Haupt und erwiderte seinen leuchtenden Blick. Nun mochte kommen, was wollte: Waffe und Wehr war ihr eigen, und Sieg der lachende Lohn. Wie hieß es im heiligen Buche: „Also bleiben Liebe, Glauben und Hoffnung. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen." * -j! * Die Heimfahrt verlief schweigend. In beider Herzen zitterte das Erleben des Morgens nach. Es war ihnen, als seien sie sich noch näher gekommen, noch inniger vertraut geworden. Aus ihren stillen Blicken, dem leisen Berühren ihrer Hände sprach das Bewußtsein einer untrennbaren Zusammengehörigkeit. Rosemaries Seele war so klar wie das Lächeln in den blauen Augen, das den schlanken Mann am Steuer stumm liebkoste. Seine von tiefem Ernst getragenen Worte hatten alle Angst und Unsicherheit, die noch aus ihrem Herzen gelastet, vertrieben. Helmut Hardt, Helmut Hardt — das war ihr Weg und Ziel, aus seinem reichen Herzen wurde ihr das hohe Glück ihres Lebens. So träumte das Mädchen glückerfüllt vor sich hin, bis der schnell dahingleitende Wagen die holprige Dorfstraße erreichte und hinter einem langsam und schwerfällig wen denden Bierwagen halten mutzte. Vom Ende des Dorfes erscholl tiefes, böses Hundegebell herüber. „Wotan", sagte Rosemarie aufhorchend. Sie hatten den Treuen, der sie sonst täglich auf ihren Spaziergängen begleitete, nicht mitnehmen können, da er nicht zu bewegen war, im Auto still zu sitzen, sondern heftig hinausstrebte aus dem ihm noch unbekannten Gefährt. „Wollen sehen, datz wir ihn heute nachmittag besuchen", meinte Hardt, der von der Baronin, wie schon öfters zu vor, zu Tisch und Tee gebeten worden — eine Einladung, die weniger der Gastlichkeit entsprang als dem Wunsche, das junge Brautpaar möglichst viel unter ihren Augen zu haben. An der Einsahrt kam ihnen der Hausmeister entgegen mit der Meldung, datz ein Bote aus Sahrau gekommen sei und auf Herrn Hardt warte. Hardt hob überrascht die Brauen. „Ein Bote aus Sahrau?" „Er hätte es sehr eilig, sagte er." „Wann kam er denn?" „Vor 'ner halben Stunde vielleicht." „Wartet er noch?" „Er kam noch nicht wieder durch." Hardt nickte: „Vielen Dank, Schulz k" Rasch glitt das Automobil durch die stille grüne Allee. In scharfer Kurve lenkte Helmut um das Rondell, sprang herab und half Rosemarie beim Aussteigen. „Erwartest du eine Nachricht, Lieber?" „Nein, Rosemarie. Jedenfalls keine, die wichtig genug wäre, mit einem Boten von Sahrau hierher gesandt zu werden. Es sei denn, datz Muttchen ..." Sie griff schnell nach seiner Hand. „Nein, Helmut, nein, das nicht.,." Er lächelte sie an. „Wollen uns nicht unnötig beunruhigen, mein Schatz. Wahrscheinlich ist's eine Glückwunschdepesche wegen des Brunnens. Heute früh erhielt ich schon eine aus Berlin von Meister Grohe." Bei ihrem Eintreten tn die Vorhalle erhob sich ein junger Bursche von seinem Stuhl am Fenster. Er hielt einen Brief in der Hand, den er mit linkischer Verbeugung Hardt überreichte. „Die Frau Direktor hat mich geschickt, ich soll ihn nur an Ihnen abgeben. Es steht auch drauf." Helmut dankte freundlich. Wog das Schreiben einen Augenblick in der Hand. „Kamen Sie eben, Hans?" — Er kannte den jungen Arbeiter, der wegen einer Handverletzung von der Fabrik beurlaubt war und sich gern kleine Extraverdienste durch Botengänge erwarb „Nee! Schon ne gute halbe Stunde sitz' ich jetzt hier. Aber ich sollte Ihnen den Brief in die Hand geben, sagte Frau Direktor, und es wär' sehr eilig und ich sollte fahren wie der Deubel. Ich strampelte ooch feste, aber Sie waren nich da. Und da habe ich eben gewartet", erklärte er in treuherziger Umständlichkeit. (Fortsetzung solgt.)