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nach den Eutern der Kühe, die besondere Leckerbissen für sie zu bilden scheinen. Die gerissene Kuh verblutet dann natürlich an der furchtbaren Wunde. Daher kommt es, daß alle Vaqueiros einen tödlichen Haß auf die Jacares (brasiliani sches Wort für Krokodil) haben. Während der Regenzeit können die Männer ihnen allerdings nicht viel anhaben, son dern müssen vom Kahn aus zusehen, wie die Echsen die Herde verfolgen und bedrängen. Sie rächen sich aber dann, wenn die Trockenzeit kommt, wenn die glühende Aequatorsonne das Land austrocknet und die großen Herden wieder in die Steppe hinausziehen können. Dann drängen sich die Kroko dile zu Hunderten und Tausenden in den Seen, Lerchen unv Tümpeln zusammen, die an tiefen Stellen von der Regen zeit her stehengeblieben sind: die Flüsse werden von Tag zu Tag kleiner und schrumpfen endlich so zusammen, daß man die schwarzen Kaimans, die wie Baumstämme nebeneinander liegen, darin sehen kann. Wenn mit fortschreitender Jahreszeit die Tümpel und Teiche in der Steppe endlich ganz austrocknen und das vorher vom Wasser bedrohte Vieh nun Durst leiden muß, beginnt die Zeil der Schlächtereien, denn dann halten die Krokodile, die größtenteils fest im getrockneten Schlamm eingebacken sind, eine Art Winter (bzw. Sommer-) Schlaf. Sie liegen völlig regungslos zu Dutzenden, zu Hunderten, ja stellenweise zu Tausenden nebeneinander und sind in ihrer Erstarrung ganz ungefährlich. Wenn es soweit ist, ziehen die Vaqueiros, jeder mit einem kurzen Knüppel aus Eisenholz bewaffnet, los und reiten von einem dieser eingetrockNcten Teiche zum anderen. Der Grund besitzer reitet oft mit, und in seiner Begleitung befinden sich auch häufig geladene Gäste — Europäer oder Amerikaner —, die das einzigartige Schauspiel sehen wollen. Bei den Krokodilen angekommen, die meist nnr den Kopf, besonders die hochstehenden Augen aus der Schlammkruste herausstecken, steigt die „Jagd"-Gesellschaft ab; ein Paar Ein geborene halten die Pferde, indes die anderen mit der Schläch terei beginnen. Mit dem kurzen Knüppel schlägt der Baqueiro nun seinem wehrlosen Feind den Schädel ein, und zwar geht das bei der nötigen Uebung, wenn die Tiere dicht neben einander liegen, so schnell, daß sich die Hiebe Schlag auf Schlag folgen. Der Vaqueiro geht die Reihe der am einsti gen Teichrand festgebackenen Krokodile entlang und schlägt jedem den Schädel ein. Dabei erfaßt diese Halbwilden sehr oft eine Art von Blutrausch; obgleich die Sonne senkrecht vom Himmel sticht, daß die Luft über der glühenden Steppe flim mert, kennt der sonst recht träge Baqueiro jetzt keine Müdigkeit. Er schlägt und schlägt pausenlos bis zur völligen Erschöpfung, und es sind genug Fälle bekannt, wo solche „Jäger" schließlich in einen Zustand schlimmer Raserei verfielen. Es ist nichts Ungewöhnliches, daß eine solche „Jagd gesellschaft" von etwa einem Dutzend Köpfen im Laufe eines „Arbeitstages" fünf- bis sechstausend Krokodile totschlägt. Bezeichnenderweise folgt ihr eine große Wolke schwarzer Aasgeier, da diese Tiere ganz genau wissen, welch' leckeres Mahl sie erwartet. Die erschlagenen Krokodile werden dort nicht verwertet, da es sich nicht lohnen soll, ihre Haut abzuziehen, die zur Gerberei angeblich zu dick und hart ist. Es empfiehlt sich das Schlachtfeld möglichst rasch zu verlassen, da die Tierleichen im Sonnenbrände schon nach ganz kurzer Zeit einen furcht baren Geruch verbreiten. Bemerkenswert ist, daß sich eine Abnahme der Krokodile trotz solcher Verfolgungsmethoden nicht feststellen läßt. Jedes Krokodilweibchen legt etwa 200 Eier, die es in einem Laub haufen verbirgt, der etwa wie ein Ameisenhaufen aussieht. Die Wärme der Sonne und des faulenden Laubes bringt die Eier dort zur Reife. Vor dem Auskriechen rumoren die 200 jungen Krokodile alle in ihren Eiern herum, sodaß ein solcher Haufen dann ein ganz eigentümlich rauschendes und krabbelndes Geräusch verursacht. Selbstverständlich werden diese von den Hirten nach Möglichkeit zerstört, aber es sind ihrer viel zu viele! Das auskriechende Krokodil ist kaum halbfingerlang und sieht wie eine kleine, schwarze Eidechse aus. Da es schon sehr scharfe Zähne und einen dicken Panzer hat, wird es kaum von Feinden bedroht; am gefährlichsten werden ihm die — Krokodile! In der Tat fressen die Alten sehr viele von den Jungen auf, wenn diese herumzuschwimmen beginnen. So ist das Krokodil sein eigener größter Feind. Demgegenüber sollen die Verfolgungen durch den Menschen ganz bedeutungslos sein. Das Fleisch junger Krokodile, das Wie zartes Rindfleisch schmeckt, wird von der niedrigen Bevöl kerung der nordbrasilianischen Städte sehr gern gegessen, und zwar gilt der starke, fleischige Schwanz als besondere Delikatesse. Die Tiere werden in ganzen Bootsladungen leben aus den Markt gebracht, da man sie nicht vorher schlachten kann, weil das Fleisch in wenigen Stunden schon schlecht wird. Es handelt sich dann meist um halberwachsene, etwa zwei Meter lange Tiere, denen man nur die Schnauze mit einer Drahtschlinae zubindet, damit ne nickt scknavven können. Die Stadt der Feiertage. Bon M. A. B e n - G a v r i s l - Jerusalem. Daß man die Feste feiern muß, wie sie fallen, erscheint Wohl nirgends so selbstverständlich wie in Jerusalem, denn in keiner Stadt der Welt gibt es derart viele Feiertage wie in der Heiligen Stadt. Vor allem sind es die beiden allwöchent lichen Ruhetage. Sonnabend und Sonntag — die Moham medaner feiern ja ihren Freitag nicht durch Arbeitsruhe, son dern nur durch Gebet und Predigt in der Moschee —, die sehr bedeutende Einschnitte im Wirtschaftsleben darstellen. Der Sonntag ist infolge der geringen Zahl von Christen nur in den rein christlichen Quartieren und in den Regierungsämtern zu fühlen, während der Sonnabend den größten Teil der Stadt vollkommen verändert. Die meisten Geschäfte sind ge schlossen, selbstverständlich auch sämtliche Lichtspielhäuser, und die Menschen machen, in alle bunten Farben des Orients gekleidet, einander Besuche oder sitzen, gebratene Kürbiskerne im Munde, vor den Toren der Häuser. Abgesehen von diesen sich jede Woche wiederholenden Fest tagen aber feiert Jerusalem nicht nur die großen Haupt feste der Mohammedaner, der Juden und der verschiedenen christlichen Bekenntnisse, sondern auch die zahllosen Feste von kleinen Religionen, von denen manche dem Durchschnittseuro- päer kaum dem Namen nach bekannt sind. Dazu kommen Staatsfeiertage, wie der Wafsenstillstandstag, der Erinnerungs tag an die Eroberung Jerusalems, der Geburtstag des eng lischen Königs, und schließlich, besonders auf jüdischer Seite, die politischen Feste, wie der Balfourtag, während die Mo hammedaner Lokalfeste wie Nebi Musa feiern, die Tausende von Pilgern nach Jerusalem bringen. Ist aber gar kein Plau sibler Feiertag in Sicht, dann kommt sicherlich irgendein Wohl- tätigkeitstag, da Hunderte von Kindern jeden Fußgänger, der kein für den Tag bestimmtes Band im Knopfloch trägt, zwingen, ein solches zu kaufen. In all dieser überschwenglichen Festesfreude gibt es nur eine Einrichtung, die unaufhaltsam weiterarbeitet, weder Sabbathe noch Sonntage kennt und die Feiertage nur dadurch zur Kenntnis nimmt, daß sie an diesen Tagen weniger in Anspruch genommen wird: die Post. Dies Gereimte Zeitbilder. Bon Gotthilf. Bereitet oder nicht, zu geh'n — In Gens, da mutzt du Rede steh'n! Man sieht sie, die man immer sah, Sind alle da, sind alle da! ES schwirrt wie in nem Taubenschlag - „Lolljom-", „ttoock Moronis", „Guten Tag"! Nur Tschechisch fängt hier keiner an, Weil dieses nur der Benesch kann Man fragt: „Was werden sie bloß tun?" Roch weiß man's nicht, die Waffen ruh'n, Nur Aristide in Waffen starrt Und sagt: „Jawohl, jetzt werd' ich hart! Einst war ich weich wie weiches Et, Sogar gerührt war ich dabei, Jedoch der Pakt, o dieser Pakt! Der bringt mich völlig aus dem Takt!" Auch Spanten sucht 'ne Union, Deshalb verhauen sie sich schon, Dieweil — das weiß jetzt jedes Kind - Die Ein'gung stets mit Krach beginnt. Wir lernten dieses allgemach, Seit man „paneuropäisch" sprach, Seit dieser Aristide Briang „Seid einig, einig, einig!" sang. Das heißt, ins Deutsche übersetzt: „O Brüder, nur nicht mehr gehetzt! Oh, küßt euch, wie der Wolf das Lamm! Seid einig — aber nicht zusamm!" Ich walz es her, ich wälz es hin - Es ist der Weisheit tiefer Sinn: „Union", beleuchtet schön bengal'sch, Bedeutet: Wie man's macht, ist's falsch! So gehen wir nach Gens getrost, Dort wird das Richt'ge ausgelost, Und wenn dir was nicht passen mag Ja, Mensch, hast du nicht noch den Haag? Vielleicht jedoch kommt die Geschieht', Einst noch ans Jüngste Schiedsgericht... O Mensch, dir wär' wahrscheinlich wohl, Flögst du mit Zeppelin zum Poll MW MW WM« Roman von Gert Nothberg. 28. Fortsetzung . Nachdruck verboten „Sehen Sie mal die polnische Schönheit an und Herrn von Hohenegg. Sollte da nicht etwas spielen? Ich meine, so lange die arme Frau noch da ist, ist so etwas eine Gemein heit," sagte Frau Geheimrat Pistorius und machte ein stren ges Gesicht. Frau von Sassewiß mußte ihr innerlich recht geben, aber sie sagte doch: „Ich glaube, liebe Frau Geheimrat, solange wir unter Hoheneggs gastlichem Dach weilen, schweigen wir lieber." Me Geheimrätin war wütend. „Alberne Landpomeranze," stand deutlich in ihren schwar zen Augen. Hanna lachte eben hell auf, doch klang es unnatürlich und Stine sowohl wie Joachim beobachteten die junge Fran mit heimlicher, schwerer Sorge. Die allgemeine Laune stieg, als sich drüben plötzlich, wie von selbst die hohe Flügeltür öffnete, man in den strahlend erleuchteten Saal blickte und im selben Moment ein Strauß scher Walzer erklang. Wie elektrisiert hob man die Köpfe. Die jungen Gäste konnten es nicht erwarten, in den Saal zu kommen, um nach den Klängen der herrlichen Musik zu tanzen, während die älteren Herrschaften die Köpfe im Takt wiegten, bezaubert von Strauß, dem großen Musikgenie. Endlich wurde die Tafel aufgehoben und nun strömte alles lachend hinein in den Saal. Die kleine Bühne war zu einem Garten umgewandelt. Mitten zwischen Grün und großen, nickenden Blumen saßen die Musiker, eine Künstlerkapelle, die Joachim aus Berlin hatte kommen lassen. Ringsherum an den Wänden des Saales standen tiefe, weiche Sessel, zwischen denen kleine, weißgedeckte Tischchen standen. In der einen Ecke befand sich ein niedriges Büfett, auf dem zur Hälfte kostbare Leckerbissen, zur anderen Hälfte Erfrischungen alles Art aufgestellt waren. Man nahm Plaß und die „Rosen aus dem Süden" erklangen. Der Ball wurde eröffnet. Durch die großen weit geöffneten Fenster strömte erfri schend die Abendlust. Sie legte sich mit ihrem betäubenden Geruch aller Pflan zen und Blumen, die sie mit sich hereintrug, betörend auf die Menschen. Hanna tanzte zum ersten Male, seit sie ihn kannte, mit Joachim. Sie hätte ihn am liebsten niemand überlassen, er sollte nur mit ihr tanzen. Und sie sah nicht das leise Mitleid in den Augen ihrer Gäste, die das ungleiche Paar beobachteten. Diesen kraftvollen Mann auf der Höhe seines Mannes- tums und in seinem Arme die bleiche, zarte Frau, die der Tod unzweifelhaft bereits gezeichnet hatte. Zwei Augen folgten dem Paar. Isabelle antwortete nur zerstreut auf die Frage ihres Tänzers. Und dann tanzte Hohenegg auch mit ihr. Sie schmiegte sich fest in seine Arme, unfähig, ihre Liebe und Leidenschaft länger zu verbergen. Er sah in ihre Augen, las darin ihre Wümche. Er fühlte ihre Schönheit, die weich und forschend sich an ihn lehnte. Er fühlte es deutlich in diesem Augenblick: Seine Sinne konnte dieses Mädchen wohl berauschen, aber seine Liebe gewinnen? Nein, niemals! „Nuth!" Sie stand vor seinem Geist in ihrer reinen, unberührten Jugend. Er wußte, daß hier zwei Frauen um seine Liebe warben. Hanna, der einst seine große Liebe gehört, und die ihn hintergangen mit dem Treuschwur für den Toten im Herzen, und die heute nun in ihrem krankhaften, zerrütteten Geist ihn liebte. Furchtbare Verkettung. Und die strahlende Schönheit, gegen die er trotz aller Be wunderung stets einen leisen Widerwillen empfand. Sem Herz rief Ruth. ist so zu erklären, daß am Freitag die Christen und die Juden, am Sonnabend die Mohammedaner und die Christen und aw Sonntag die Juden und die Mohammedaner Dienst tun. Die mohammedanischen Feiertage machen sich in erster Linie dadurch bemerkbar, daß sie durch Kanonenschüsse an gezeigt werden. Mit Sonnenuntergang, dem Beginn dec Festes — der Tag beginnt ja im Orient mit dem Abend —, fällt der erste Kanonenschuß, der sich je nach der Art des Festes bis zn langdauernden Kanonaden steigert. Im Monai Ramadhan aber wird, dreißig Tage lang, bei Sonnenunter gang und bei Sonnenaufgang geschossen. Dieser Monat näm lich ist der schwere, der Fastenmonat, während dessen kein Muslim bei Tag — Uebertretungen auf der Straße Werder durch Polizeistrafen geahndet — essen oder rauchen darf In diese fast hoffnungslos unübersichtliche Fülle von Feiertagen — die mohammedanischen sind an keinen be stimmten Termin gebunden, sondern wandern im ganzen Jahr herum — versucht nun ein vor einigen Tagen erschienenes Regierungsgesetz ein wenig Ordnung zu bringen. Darrn wird nämlich bestimmt, an welchen Feiertagen Wechsel nicht bezahlt werden müssen. Es sind dies acht jüdische, sieben mohammeda nische, fünf katholische und ebensoviel griechische Feiertage, alles in allem also „nur" fünfundzwanzig, wobei aber natür lich die je zweiundfünfzig Freitage, Sonnabende und Sonntage nicht mitgezählt sind. Trotz dieser Feststellung der Feiertage braucht aber der Wechselschuldner doch noch nicht alle Hoffnung aufzugeben. Wenn zum Beispiel das Papier an einem Donnerstage fällig wird, dann kann folgendes eintreten: Am Donnerstag zahlt man nicht, da ja eine gesetzliche Frist von vierundzwanzig Stunden besteht. Der folgende Tag aber ist Freitag, also mohammedanischer Wochenfeiertag, der Sonnabend wieder jüdischer Sabbat, dann kommt Sonntag, so daß erst Montag zu zahlen wäre. Nun kann aber der Fall eintreten, daß am Vorabend dieses Tages ein mohammedanisches Fest begonnen hat, dessen Dauer das neue Wechselgesetz auf Grund des reli giösen Gesetzes mit vier Tagen festsetzt. Der arme Mann muß also bis Freitag warten. Da er aber, selbst wenn er kon fessionslos sein sollte, an den nun folgenden drei Wochen feiertagen, Freitag, Sonnabend und Sonntag, natürlich die Banken nicht belästigen wird, löst er den Wechsel, der vielleicht am ersten des Monats fällig war, endlich am zwölften ein. Das heißt, wenn er überhaupt die Absicht hatte zu zahlen. Wenn nun auch eine derartig glückliche Konstellation nicht oft eintritt, läßt sich doch zumeist der Wechselgläubiger davon überzeugen, daß man dem Schuldner auch die anderen, im Gesetz nicht angeführten Feiertage, die ja ohne Anstrengung beinahe immer zu finden find, nicht verderben darf. In Pa lästina verliert also der Wechsel viel von seinen Schrecken. Abgesehen aber von der finanziellen Seite der Festtage ist Rese bunte Fülle von Feiermöglichkeiten auch den Leuten, die mit Wechseln nichts zu tun haben, sehr willkommen, denn der Orientale feiert Feste, selbst die, welche rhn in keiner Be ziehung etwas angehen, sehr gerne mit. Dem Araber besonders ist alles, wobei es Bewegung und die Möglichkeit zum Tanzen nnd zum Schauen gibt, „Fantasia", die er mitmachen muß. So kommt es, daß viele Feste ihren ursprünglich religiösen Rahmen sprengen, allmählich Landesfeste werden. Während Ses Purimfestes zum Beispiel ist Tel-aviv von Arabern über füllt, wie die Araber am Feste des Wundertäters Meir in Liberias mittanzen, als wäre es ein arabisches Fest. Dies will aber nicht sagen, daß Palästina nicht arbeitet. Es ist natürlich durchaus kein amerikanisches Tempo, sondern das für Palästina spezifische, das Arbeitstempo von Menschen, die wissen, daß der Mensch nicht allein für die Arbeit ge schaffen Wurde und daß man die Feste feiern muß, wie sie eben fallen. Altdeutsche Gottesdienste. Nach einer alten Bestimmung des alemannischen Gesetzes hatte ursprünglich jeder Christ das Recht, seinen Gottesdienst nach eigenem Willen in einem Oratorium auf seinem Hofe abzuhalten. Nur an den Hochfesten — neben Ostern, Pfing sten, Weihnachten nennt ein Konzilsbeschluß noch Epiphanias, Himmelfahrt und Johanni — mußte die Mutterkirche besucht werden. In ihrem Eifer verwandelten dann die christlichen Missionare zahlreiche heidnische Opserstätten in Kapellen und Bethäuser, besonders gern geschah dies in der Nähe von Brunnen, Quellen und auf Bergeshöhen. Schon Gregor der Große hatte Weisung gegeben, die alten Götzenhäuser nicht zu zerstören, sondern sie mit Weihwasser zu besprengen und in den Dienst Gottes zu stellen, damit sich das Volk um so leichter an den altvertrauten Stätten versammle, um jetzt die Lehre Christi zu hören, die es srüher abgelehnt habe. Bestellen Sie das Wilrdrusfer Tageblatt Er begriff selber nicht und doch war es so. Ihn hielt in all den Wirrnissen, dem Zerrbild seiner Ehe, seine Liebe zu Ruth aufrecht. Ruth, die vor ihm und seiner Liebe geflohen war und — vor ihrer eigenen. Der Tanz war zu Ende. Erfrischungen wurden herumgereicht. Isabella bat Joachim um ein Glos Sekt. Er füllte zwei Gläser und stieß mit ihr an. „Auf Ihr Wohl, gnädiges Fräulein!" Ihre Augen leuchteten in die seinen. Die feinen Kelche stießen aneinander mit Hellem Klang. Da zerbrach der ihre. „O weh, gnädiges Fräulein," meinte Baron Golner, „cs ist nur gut, daß Sie nicht Braut sind, dann wür's Unglück, steht im Wahrsogebuch, so aber bedeutet es Glück." Isabellas Hand zitterte. Joachim lächelte und füllte ein neues Glas. „Ich bitte Sie, Sie werden doch nicht die Laune ver lieren wegen des kleinen Zwischenfalles? Scherben bringen Glück," sagte er. Sic soh ihn an. „Ja, Glück, wenn mir diese Scherben doch endlich das Glück bringen wollten," zitterte es von ihren rubinroten Lippen. Diese kleine Szene wurde von verschiedenen Seiten be merkt und belächelt. Und als Frau Geheimrat Pistorius ihre Vermutungen noch ein paar anderen Damen mitteilte, hatte sie bedeutend mehr Glück wie vorhin drüben im Speisesaal bei der „dum men Sassewitzcn". Man hatte eine Sensation und das gab dem Zuwn mensein heute erst den richtigen Reiz. Hanna sah gleichfalls die fordernden Blicke, Sie leuch tenden Lippen der schönen Polin. Als sie später einmU still dastand, sah sie, wie der Diener den Saal absuchte, sie trat ihm entgegen. (Fortsetzung folgt.)