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groß aufgezogen, wenngleich es zu einer rein örtlichen Angelegen heit herabgedrückt wurde, da man unseren verehrten Reichspräsi denten das Ehrenbürgerrecht verweigerte. And neuerdings war wieder wenig Erbauliches über die alte Markgvafenstadt in den Zeitungen zu lesen und man kann nur wünschen, daß davon nicht alles den Tatsachen entspricht. Den Plauderer kümmern all diese Dinge bei seinen Betrachtungen nicht, für ihn bleibt das alte Meißen ein Juwel im sächsischen Städtekranze. Wieder ist es um einige Sehenswürdigkeiten bereichert worden. Die eine ist das wundervolle, ganz in Porzellan ousgeführte Ehrenmal für die Meißner Kriegsgefallnen in dem alten Kirchlein am Stadtpark. Etwas eigenartig berührt allerdings, daß für eine Totengedächtnisstätte Eintrittsgeld erhoben und in diesem Kir chenraume ein schwunghafter Ansichtskartenhandel betrieben wird. Die andere Sehens- u. Hörenswürdigkeit ist das Porzellan- Glockenspiel im Turm der Stadt- und Frauenkirche. In den Lärm des Alltags klingen rein und schon feierliche Lhoralweisen, an das Göttliche und Ewige erinnernd. Nächstens wird nun noch das neueDvmgeläute weit hinaus ins Land ertönen. Aber auch die Fröhlichkeit Hot in den alten Straßen und Gassen Mei ßens Heimstatt und besonders jetzt zur Zeit des Mostes. Die letzt- vergangenen Wochen haben herrliche Trauben reifen lasten. Ihr süßes Naß verscheucht Grillen und Sorgen und in jenen gemüt lichen Schänken, wo es am fröhlichsten hergeht, weilt am liebsten Emil. Neue Mae der LiWilwust G. Zieschang. Bis zum 6. Oktober ist im Lichthofe des neuen Rathauses in Dresden eine Ausstellung photographischer Bilder zu sehen. Wenn der gewöhnliche Durchschnitts-Amateur die Ausstellung be tritt, wird er mit Maunen und Kopfschütteln vor manchen Bil dern stehen. Ist er doch gewöhnt, seine Bekannten in ollen mög lichen und unmöglichen Stellungen abzubilden. Viel höher ver steigt er sich mit seiner Kunst nicht; höchstens kommt es noch zu einem Landschaftsbildchen. Die Ausstellung zeigt uns aber ganz andere Wege. Ganz Eigenartiges ist zu schauen. Der Lichtbildner hat hier ganz anderes Neuland beschritten. Nach dieser Seite sind die Vorwürfe geradezu unendlich an Zahl. Nie wird dieses Gebiet erschöpft, immer neue Variationen lasten sich schaffen. Auf diese Weise kann sich der Geist des Photoamateurs ausleben. Sehr viele Bilder sind auch aus der Vogelschau ausgenommen, was oft einen ganz eigenartigen Anblick gewährt. In der Hauptsache sind die Aufnahmen beträchtlich vergrößert. Machen wir einen Rundgang durch die Ausstellung. Nach dem wir unseren Obolus in Gestalt einer halben Mark entrichtet haben, betreten wir die Abteilung der wissenschaftlichen Photo graphie. Die Augen werden von großen Drucken der Staatlichen Bildstelle Berlin gefesselt, so das Ordensschloß in Marienwerder, Mauritiuskirche in Breslau, die Ruinen des alten Kaiserpalastes in Trier und andere. In einem Schaukasten sehen wir Plastiken aus dem Kaiser-Friedrich-Museum Berlin, Naturaufnahmen auch aus dem Mikrogebiet, Fliegenauge, Fuß und verschiedenes. Hier von hätte ich mir eine reichere Kollektion gewünscht. Eine mensch liche Lunge zeigt den festgesetzten Staub, sowie eine Schußver letzung. Das kunsthistorische Museum in Marburg zeigt Plastiken in besonders schöner Ausführung. Die sächsische Bildstelle hat wirkungsvolle Drucke geliefert. In dem Bild Pestreurz von Kau bisch hätte ich die Blütenrischen gewünscht. Unser allbekannter Tierphotograph Rud. Zimmermann-Dresden zeigt seine hübschen Bilder. Die Igelfamilie ist köstlich. Welcher Amateur wird denn eine Platte opfern für ein Stück faules Holz, ein Movspolster, Torfmoos, Sauerkleeblätter und ähnliches, wie es Klein Tnglis getan hat und was für interessante Bilder sind daraus entstanden. Ganz neue Ziele stehen hier vor dem Amateur, was läßt sich da alles schaffen! Unendliche Arbeit tut sich hier auf für ein ganzes Menschenleben, das heißt, wer das Geld für die Platten besitzt. Wer hat denn einmal nur Hausdächer geknipst, wie es der tüch tige Fiedler-Dresden getan hat. Prof. Blvßfeld-Berlin zeigt et was ganz Besonderes: Kugeldistelköpfe und Ranken der Blätter der Kühenschelle. Man würde dies ohne Unterschrift für schmie deeiserne Arbeiten halten. Hier eröffnen sich ganz neue Perspek tiven für die Bildkunst. Kramern-Dresden hat es ein Müllablade platz angetan, alte Eimer, Töpfe, alles Mögliche durcheinander und doch ein Bild in dieser starken Vergrößerung. Aenne Bier- mann-Gera braucht nur einige kleine Pflanzenteile, um herrliche Bilder damit zu schaffen. Ebenso Aenne Mosbacher. Ein gut auf- genvmmener Kamnchenkopf zeigt schöne Plastik. Genja Ianos- Dresden führt hübsche Porträts vor. Photogramme und Photo- mvntage zeigen die Reklame an. Das zu viele auf einem Blatt stört mich; ruhigere Linien würden oft bester und übersichtlicher wirken. Wenn der Photograph Bilder an seine Kundschaft ablie fern würde, wie sie U. Peterhannes aufgefaßt hat, bei der schla- /ism/ Osnn ZK» »te/ü Ans« «inan Lreckikb^re/ ans, cüvvk «isa östraA ad/ls-s« -ömrs« satt/?/-/ senden Frau und Frauenporträts, würden ihm diese wohl zurück gewiesen werden und doch sind sie richtig aufgefaßt. Das Bau haus, Destau, zeigt verschiedene Wertteile in riesiger Vergröße rung, es entsteht dadurch eine eigene Wirkung. In überlebens große Gesichter läßt uns Lucia Moholy schauen, man denkt, sie müßten zu sprechen anfangen. Prof. Moholy hat das Raubtierartige einer Katze gut her ausgebracht. Kleine Teile aus Filmen zeigt in starker Vorgrötze- cung die General-Linie von Eisenstein und Alexandrow (Ruß land). Das Institut für Kulturforschung, Berlin, hat hochinteres sante Händestudien beigetragen. Ein langes Thema für Lichtbild ner steht hier aus. Wer von den an der See weilenden Amateu ren hat wohl die Sandkräulung eines Watts im Bilde festgehal- ten.Wie es H. Windisch-Berlin getan hat. Die Tanzsprünge aus der Wigmannschule von Charlotte Rudolf-Berlin sind beachtliche Leistungen. Am die Höhe etwas zu vergrößern, werden die Auf nahmen mit tiefer stehenden Apparat, mehr aus der Froschper spektive gemacht. Hedda Walther führt den jungen Orang-Utang (Busch!) aus dem Zoo uns vor. Der drollige Gesichtsausdruck ist besonders gut gelungen. Zu den imposanten Köpfen, Herstel ler Sasha Stone-Berlin, wird das Auge immer wiedex hinge zogen. Sie drängen sich dem Beschauer förmlich auf. Daß man aus einem Wolkenkratzer-Häuserviertel auch ein gutes Bild ma chen kann, zeigt uns Hoppe-London. Sonst sind die Engländer schwach vertreten gegenüber den Fmnzosen. Gorny Hammerer hat Sonderbares auf die Platte gebannt. Steichholzköpfe, Zigaretten köpfe, Bleistifttöpfe usw. Ich würde mir lehrreichere Sachen vyr- ziehen und nicht solche absurde Ideen verbildern. Als hervorragen der Lichtbildner ist Hugo Erfurth-Dresden bekannt. Seine großen Porträts zieren die Ausstellung mit. Die Malerin Käte Kollwitz und der Dichter Gerhard Hauptmann seien genannt davon. Ein Bild von Elisabeth Heddenhauser-Berlin gefiel mir besonders durch saubere Ausführung und gute Auffassung, Blüten der Ear- tenblume, blutendes Herz genannt, darstellend. Ob man, um ein Bild darzustellen, eine Reihe Herrenkragen aufnehmen muß, laste ich dahingestellt, wie es Ambo getan hat. Sein Ladentisch ist bes ser. Mehrere Bilder zeigen ähnliche Motive. Junges Mädchen, Prof. Dr. Delbrück, Sonne und Porträt Lucie sind hervorragende Leistungen desselben. Germaine Krull-^paris zeigt Interessantes aus der Technik. Sein'Hlußdampfer wirkt. Ebensolche Bilder gibt Florenze Henri-Patts. Saubere Drucke in Originalgröße 18X24 stellt C. Atget-Paris aus. Köstlich ist sein Schuhladen. Die Motive Eli Lotars-Paris sind zu arm in der Austastung. Lin Stück Straßenschiene ist doch wohl kaum die Platte wert. Renger Patzsch-Marburg ist durch seine Pflanzenbilder aus verschiedenen Zeitungen bekannt. Hier zeigt er sich außerdem auch in technischer Art. Alles in allem lernt hier der Amateur gar vieles zum Aus bau der schönen Photobildkunst. Daß er sich auch einmal an et was anderem versucht, und nicht bloß langweilig nichtssagende Bilder herstellt. Oer Kanzler in Berlin. Die Arbeitslosenversicherung. Seit Freitag weilt Reichskanzler Müller wieder in Berlin, wo er aus seinem Erholungsurlaub in Buhler höhe einiras. Aus dSm Bahnhof wurde er von mehreren Kabinettsmitgliedern und dem Staatssekretär der Reichs kanzlei empfangen. Oie drängende Frage der Arbeits losenversicherung wurde bereits in internen Besprechun gen zwischen den Ministern in Angriff genommen, zumal die Eröffnung des Reichstages unmittelbar bevorsteht. Ionnabend soll eine Kabinettssitzung stattfinden. Beschlüsse der Vollspartci. Die Neichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei trat Donnerstag zu einer Sitzung in Berlin zusammen, an der auch Reichsaußenminister Dr. Stresemann und Reicbswirtschaftsminister Dr. C u r t i u s teilnahmen. Der Reichsaußenminister leitete die Verhandlungen ein durch ein längeres Referat über die politische Lage. Er ging dabei auch auf die Finanzfragen ein. über die gefaßten Beschlüsse wurde berichtet: „Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei billigt nach eingehender Besprechung der Vorschläge zur Reform der Arbeitslosenversicherung einmütig die Haltung ihrer Vertreter im Sozialpolitischen Ausschuß. Sie hält an der Auffassung fest, daß ein Aus gleich der Einnahmen und der Ausgaben der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung unter Wahrung aller berech tigten sozialen Gesichtspunkte ohne Beitragser höhung und ohne neue Belastung des not leidenden Haushaltes möglich ist, wenn die von der Deutschen Volkspartei wiederholt gegebenen Anregun gen zur Grundlage der Reform gemacht werden? Kabinett Schober im NaiLonalrai. Österreichische Regierungserklärung. Im Österreichischen Nationalrat stellte sich das neue Kabinett vor. In den Diplomatenlogen wohnten die ausländischen Gesandten dem Ereignis bei. Bundeskanzler Schober erinnerte in seiner Erklärung an Vas Jahr 1921, wo er aus der Not der Zeit und des Landes zur Regierung berufen worden sei. Auch diesmal, fuhr Schober fort, sieht sich die Negierung einer schwierigen Lage gegen über. Aus breiten Schichten der Bevölkerung ertönte der Ruf nach durchgreifenden Reformen auf dem Gebiete der Verfassung und der Verwaltung. Gerade in einem demokratischen Staatswesen kann und darf eine solche Bewegung als Ausdruck der Stimmung weiter Kreise der Bevölkerung von der Regierung nicht übersehen werden. In diesem Zusammenhänge sei ein Wort über die Heimwehrbewegung gestattet. Der Aufschwung dieser Bewegung ist unzweifel haft auf die Geschehnisse von Mitte Juli 1927 zurückzu führen. Der Ruf nach Reformen ist immer lauter ge worden. Manche Leute haben diese Erscheinung als eine auf Putsch und Bürgerkrieg abzielende bezeichnet. Das ist verfehlt und ungerechtfertigt. Ich mutz mit aller Ent schiedenheit der im Auslande verbreiteten Annahme ent- qegentreten, datz es sich um eine gewaltsame, auf Umsturz gerichtete Bewegung handelt. Unsere Aufgabe wird es feilt, entsprechenden Kontakt mit den Heimwehren zu unterhalten, um jene Bewegung auf den Weg zu leiten, der zur Erfüllung ihrer Forderungen, soweit sie berechtigt sind, auf legalem Wege führt. Unsere Politik ist eine friedliche. Sie lehnt in rück haltloser Aufrichtigkeit den Krieg als Werkzeug staatlicher Politik ab und unterstützt alle Bestrebungen, welche auch im Verhältnis der Staaten zueinander Gewalt durch Recht ersetzen und eine gerechtere, vernünftigere und friedliche Ordnung der Dinge in Europa herbeiführen wollen. Wir wissen uns darin eins mit der Politik des Deutschen Reiches, dem wir in bösen wie in guten Tagen brüderliche Treue bewahren. ! politische Huncklchsu Deutsches Reich Der Reichsrat in der Pfalz. Freitag traf der Reichsrat auf seiner Informations reise durch diePfalz in Speier ein, wo er im Kreistags sitzungssaal des Regierungsgebäudes empfangen wurde. Als erster nahm Ministerpräpräsident Dr. Held das Wortt der die Mitalieder des Reicbsrates bearükte und VUsärutt, NssLs, XsrI Lorn Ak W m »cm WO WWW Roman von Anny von Panhuys 8ö. Fortsetzung Nachdruck verboten „Ich denke nicht daran, derartige Forderungen aufzu stellen," verwahrte er sich. „Du wirst allein oder mit meiner Hilfe einen zuverlässigen Verwalter finden, vielleicht einen guten Anwalt, und alle paar Jahre magst du dann hierher reisen, um selbst nach dem Rechten zu sehen." Sie blickte ihn förmlich entsetzt an. „Eine Paquita Domingo verläßt doch nicht für immer die Heimat!" „Wenn eine Paquita Domingo zufällig dieselbe Frau ist, die mir vor dem Altar Treue schwören will, so muß sie mir in meine Heimat folgen. Es heißt schon in der. Bibel, das Weib soll dem Manne folgen." „Du erwähnst die Bibel," sagte sie, wiederholt fragend: „Die Bibel? Also du bist nicht katholisch, nicht wahr? Ich fürchtete es beinahe und wollte dich längst danach fragen, weil ich dich noch in keine unserer Kirchen gehen sah." Er lächelte. „Ich bin evangelisch und wenn wir heiraten, Paquita, wirst du meinen Glauben annehmen." Sie schrie auf und schlug ein Kreuz. „Dios mio, hast du mich erschreckt! So etwas darfst du nicht einmal im Scherze äußern." Ihr Antlitz war verdüstert. „Schade ist es, nein, traurig, daß du einen anderen Glauben hast wie ich. Aber ich werde mit dir zum Padre Lorenzo Morino gehen, er bereitet dich gewiß gern zum Uebertritt in die katholische Kirche vor. Denn was du auch von mir verlangst, ich will mich fügen und es tun. Ich will fortan in Deutschland leben, will all mein Gut und Geld hier verwal ten lassen, aber dafür mußt du meine Religion annehmen, da ich sie nun und nimmer aufgebe." „Dann mußt du ohne kirchlichen Segen mit mir die Ehe eingehen, dann können wir uns nur standesamtlich trauen lassen," hielt er ihr entgegen. Sie schaute ihn verständnislos an. Die gläubige Katholikin, deren Glaube zu ihr gehörte wie das Blut, das in ihren Adern floß, verstand ihn kaum. Sie erwiderte bebend: „Ich kann doch nicht dein Weib werden, wenn unsere Ehe nicht vor dem Altar gesegnet wurde! Padre Lorenzo soll uns zusammengeben, ich verehre ihn über alle Maßen." Sie streichelte fast scheu über Hans Westfals Hände. „Du erschreckst mich heute mit io vielem. Alles willst du anders haben, als ich es mir gedacht. Aber, nicht wahr, das Letzte das meinst du nicht im Ernst? Und wenn ich dich recht innig bitte, so von ganzem Herzen, dann begleitest du mich zum Padre. Er ist von geradezu himmlischer Güte." Er schüttelte den Kopf. „Liebe Paquita, du forderst etwas von mir, was ich lei der nicht geben kann." Sie erhob sich wie emporgerissen. „Aber du darfst doch nicht verlangen, ich soll meinen ge liebten Glauben hergeben und einen anderen annehmen? Mein Glaube ist meine Seele, mein Glaube ist mein Leben, mein Glaube ist alles für mich, mein Schönstes und Bestes. Wenn ich ihn hergäbe, so beginge ich den entsetzlichsten Treu bruch, der sich nur irgend denken läßt." Sie schlug wieder ein Kreuz. „Bewahre mich in Gnaden, himmlischer Vater!" Er erwiderte zurechtweisend: „Aber von mir wünschest du einen solchen Treubruch, Paquita! Wir glauben alle an einen Gott und nichts ist törichter, als über die Religion zu streiten." Sie sah heiß und rot aus. „Du wirst deine Ansicht ändern, wirst katholisch werden, nicht wahr? Bitte, beruhige mich, sage ja, bitte, saqe ja." Er erhob sich jetzt auch. „Niemals, Paquita, niemals!" „Ich kann doch aber mit keinem Manne glücklich werden, der anderen Glaubens ist," rief sie in Heller Verzweiflung. „Dann hättest du mich über all das, nach dem du mich heute befragst, schon damals im Campamento befragen sol len, vor unserer Verlobung," erwiderte er. „Wahre Liebe muß auch Opfer bringen können." „Den Saß gebe ich dir zurück, Hans, wahre Liebe muß auch Opfer bringen können." Ihre Stimme schwankte. „Aber du willst nicht eins bringen, verlangst die Opfer nur von mir." Er blickte vor sich hin und ihm war es, als sähe er die Tränenspuren auf dem Briefe seiner Mutter über dem Satz: Die Hauptsache ist ja nicht, daß mir mein schöner Wunsch in Erfüllung geht, sondern daß du, mein Herzensjunge, glück lich wirst! Wenn sie ahnte, wie sein Glück in Wirklichkeit aussah. Immer deutlicher war es ihm in letzter Zeit geworden, daß er fast gar nichts für Paquita Domingo empfand. Für kurze Wochen hatte ihn ihre schöne Figur, ihr locken der Mund und ihr kluges Plaudern gefesselt und vielleicht hätten sich seine Gefühle des Gernhabens und der Dankbar keit in ihm vertieft, wären zur Liebe geworden, wenn nicht Margarete plötzlich wieder seinen Lebensweg gekreuzt hätte. Und wie er sich auch dagegen wehrte und wie er sein Herz auch zwingen wollte, er kam nicht von ihr los. Und er mußte doch von ihr frei werden innerlich, weil sie es nicht verdiente, daß er an sie dachte. Paquita sagte mit fröstelndem gusammenschauern: „Wie aber soll nun alles zwischen uns werden? Ueberlege das doch, denn es ist ja plötzlich, als gähne eine tiefe Kluft zwischen uns, über die es keine Brücke gibt." „Die Brücke mußt du bauen, Paquita." Bitterernst klang es. Sie warf den Kopf in den Nacken. „Bin ich ein so armseliges Geschöpf, daß du auch nicht ein wenig Entgegenkommen für mich hast? Du hast mir nie mals Liebe gelogen, aber an dein Gernhaben glaubte ich. Jetzt zweifl» ich leider auch daran, muß daran zweifeln." Ihre Augen flammten. „Sage mir die Wahrheit, ich beschwöre dich, weshalb bist du im Campamento zu mir gekommen und hast mich ge fragt, ob ich deine Frau werden wolle. Sei ehrlich. Was du mir auch antworten wirst, ich rechne es dir nicht böse an, aber sei wahr." «Fortsetzung folgt.)