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Reichskabineii unö Haager Konferenz. Einstimmige Billigung. Das Reichskabinett trat Dienstag zur Entgegen nahme des Berichts der deutschen Delegation über die Haager Konferenz zusammen. Den Vorsitz führte in Ver tretung des Reichskanzlers, der zu seiner völligen Wieder herstellung voraussichtlich noch für drei Wochen in Bühler- hohe weilt, der Reichsminister des Auswärtigen, Dr. Stresemann. Der Rcichsaußenminister gedachte vor Eintritt in die Tagesordnung des Hinscheidcns der Schwester des Reichspräsidenten und gab dem in dem gestrigen Beileidstelegramm des Reichskanzlers bereits bekundeten Mitgefühl des Rcichskabinetts erneut herz lichen Ausdruck. Der Reichsaußenminister erstattete als dann als Führer der deutschen Delegation einen Bericht über den Ablauf der Konferenz, der durch weitere Einzel berichte der Reichsminister Dr. Hilferding, Dr. Cur tius und Dr. Wirth ergänzt wurde. Der Reichskanzler, dem am vorgestrigen Sonntag durch Staatssekretär Dr. Pünder in Bühlcrhöhe eingehender Vortrag gehalten worden war, ließ in der Kabinettsitzung durch den Staats sekretär erklären, daß er der deutschen Delegation seinen aufrichtigsten Dank und seine Anerkennung ausspreche. Es sei das Verdienst der deutschen Delegation, die Grundlage für eine erhebliche, sich alsbald auswirkende Minderung unserer Lasten für die Ankunft geschaffen und die Wieder herstellung deutscher Staatshoheit nach innen nnd außen zu einem nahen Termin sichergestellt zu haben. Die über wältigende Mehrheit des deutschen Volkes werde die end gültige Festsetzung der Räumung mit dem Gefühl herz licher Freude begrüßen. Das Reichskabinett pflichtete nach eingehender Aus sprache dieser Auffassung des Reichskanzlers einstimmig bei und gab insbesondere der Genugtuung darüber Aus druck, daß das Sehnen des besetzten Gebietes nach An- brnch der Freiheitsstunde seine Erfüllung findet. Locarno und der Haag. Englands Ministerpräsident zur Abrüstungsfrage. Der englische Ministerpräsident Macdonald hielt Dienstag nachmittag vor dem Völkerbund seine ange- kündigte große Rede. Seine Ausführungen wurden häufig durch lebhaften Beifall unterbrochen, der am Schluß besonders heftig und herzlich war. — Der englische Ministerpräsident gab zunächst seiner Freude darüber Ausdruck, daß auch Deutschland Mitglied des Völker bundes geworden sei. Er gab einen überblick über die europäische Friedenspolitik von 1924 bis zu diesem Jahre und nannte als die großen Etappen dieser Entwicklung die Konferenz von Locarno und den Haag Ein beson deres Zeichen dieser Entwicklung fei die Tatsache, daß die Räumung des Rhcinlandes nunmehr beginne. Der Erfolg der Haager Konferenz, an dem er nie gezweifelt habe, werde auch diese Tagung des Völkerbundes glück lich beeinflussen. Macdonald kam dann auf die A b r ü st n n g s f r a g e zu sprechen und betonte, daß der Kellogg-Pakt nicht nur auf dem Papier stehen dürfe. Deshalb wolle England durch die Herabsetzung der Seerüstung ein Beispiel geben, indem es durch eine Vereinbarung mit Amerika die beste Sicherheit auf dem Gebiete der Flottenrüstung schaffe. Macdonald deutete weiter an, daß der Kclloqq-Veriraq weiter ausgebaut werden könne. Im Sinne dieser Politik kündigte der englische Ministerpräsident au, daß England die Fakultativklausel zum internationalen Weltgerichtshof unterzeichnet. Nachdem der Ministerpräsident schließlich noch betont hatte, daß man auch den Völkern des Fernen Ostens die Freiheit zubilligen müsse, die Europa immer für sich bean sprucht habe, wandte er sich dem Minderheit en- problem zu. Er trat mit Nachdruck gegen die Unter drückung und für den berechtigten Schutz der Minderheiten ein. Den Ausführungen folgte minutenlanger Beifall. * Kommissionsarbeiten. Dienstag vormittag überreichten Vertreter der ein zelnen Völkerbundvereinigungen dem Präsidenten die beim letzten Kongreß des Weltverbandes der Völkerbund ligen in Madrid gefaßten Beschlüsse, die sich in der Haupt sache mit dem Abrüstungsproblem und den Min derheitsfragen befassen. Der deutsche Vertreter, Graf Bernstorff, hielt eine kurze Ansprache als Präsident des Weltverbandes, auf die der Völkerbund präsident mit wohlwollenden Worten erwiderte. Bei dem Empfang war auch ein Vertreter der Freien Stadt Danzig anwesend. Die sechs Versammlungsausschüsse des Völkerbundes traten ebenfalls Dienstag morgen zu ihren konstituierenden Sitzungen zusammen. Reichsaußenminister Dr. Stresemann wird vor aussichtlich Mittwoch früh in Genf eintrefsen. * Was wird mit der Saar? Mitte September Verhandlungen. Aus Genf wird nach Paris gemeldet, die auf der Haager Konferenz in Aussicht genommenen diplomatischen Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich über die Saarfrage würden am 15. September beginnen. * Aufruf der Saarbrücker Handelskammer. Die Saarbrücker Handelskammer erläßt einen Auf ruf an die Saarwirtschaft, worin sie daraus aufmerksam macht, daß einer der Hauptgcgenstände der erwarteten Pariser Verhandlungen die künftige Gestaltung der han delspolitischen Stellung des Saargebietes bilden wird. Es sei selbstverständliche Pflicht der Organisationen der saarländischen Wirtschaft, für diese Verhandlungen das Material über die handelspolitischen Wünsche des Saar gebietes bereitzustellen. Bis spätestens Freitag, der. 6. September, sollen Anregungen übermittelt werden. DsMck-heiGsche BeZiehunaen Meinungsäußerungen D r. Stresemanns. In einer Unterhaltung mit dem Vertreter der bel gischen Zeitung „Eteile belqe" erklärte Reichsminister des Auswärtigen, Dr. Stresemann, beim Schluß der Hagger Konferenz. Deutschland sei stark an dem Abschluß der Verhandlungen für die Übernahme der belgischen Markbeträge interessiert, die ein Teil der Maßnahmen für die Liquidierung des Krieges seien und die eine Besserung der deutsch-belgischen Beziehungen bringen sollen. Dr. Stresemann sagte dann, er sei ein überzeugter Anhänger des Völkerbundes und seit dem Eintritt Deutschlands in diesen Organismus immer mehr davon überzeugt, daß die praktische Verwirklichung der Ideen des Völkerbundes auf die Dauer von großem Einfluß sein werde. Der Minister meinte ferner, der Völkerbund würde sich selbst schwächen, wenn nicht alle Nationen die Gewißheit hätten, daß ihre Rechte beachtet und bestätigt würden, ohne Unterschied der Rassen und der Nationalitäten. Der Reichs wirtschaftsminister Dr. Curtius und er selbst seien bereit, alles ins Werk zu setzen, um zu der Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Belgien beizutragen. Er glaube, daß der Erfolg der bis jetzt zwischen den beiden Ländern getroffenen wirtschaftlichen Abkommen zur Abschließung von weiteren Verträgen ermuntern könne. Dank aus der Pfalz. Die Deutsche Volkspartei der Pfalz sandte an Reichs außenminister Dr. Stresemann ein Telegramm, nach dem die Bevölkerung des besetzten Gebietes herzlich dankt da für, daß der Minister sich in erster Linie habe leiten lassen von dem festen Willen, Deutschland die Freiheit und die volle Souveränität zurückzugeben. Relles Geschrei um Frankreichs Sicherheit Paris, 3. September. Zwei sührende Pariser Abend blätter beschäftigen sich in höchst bemerkenswerter Weise mit der Frage der Rheinlandräumung. Der „Temps" prüft die Frage, welche Folgen sich aus den in Genf getroffenen Vereinbarungen für Frankreich ergeben. Um zu dem Willen zur moralischen Ab rüstung des deutschen Volkes beizutragen, habe Frankreich der vorzeitigen Rheinlandräumung zugestimmt. Aber Frankreichs Verständigungs- und Entspannungswunsch dürste nicht so groß sein, um die eigene Sicherheit außer Acht zu lassen. Im Einver nehmen mit dem Kriegsminister, dem Eeneralstabsches und dem Oberbefehlshaber der Rheinlandarmee Habe Briand seine Zustim mung zu der Lösung gegeben, etwaige Streitfragen vor die deutsch-belgische und deutsch-französische Versöhnungskommissivn zu bringen, die auf Grund des Locarno-Vertrages gebildet seien. Diese in gewissem Maße juristische Sicherheit kann dem „Temps" zufolge keinen vollen Ersatz sür die Rheinlandbesetzung bieten. Stellte man die Frage, ob die obigen KommiPonen dieselbe Wirk samkeit haben wie die im September vorigen Jahres in Genf vorgesehenen Festslellungs- und Versohnungskvmmissionen, so sei zu antworten, daß die im Haag getroffene Lösung zweifellos eben so wertvoll sei wie die in Geirs vorgesehenen Kommissionen, ja noch besser sei wegen ihrer ständigen Dauer. Vom militärischen Standpunkt aus böten die Kommissionen nur entfernte Sicherheit, da sie wohl geeignet seien, Gefahren anzukündigen, sie aber nicht abwehren könnten. Es sei die schlimmstste Unvorsichtigkeit, die französische Sicherheit aus diesen zerbrechlichen Organen ruhen zu lassen. Die Sicherheit fordere unbedingt eine Deckung der Grenze, die infolge einer bedauerlichen Kurzsichtigkeit noch nicht erreicht sei, da sie erst bis zum ursprünglichen Räumungstermin im Jahre 1935 fest und vollständig geschassen sein sollte. Für die Deckung der Grenze sei bisher nichts oder fast gar nichts geschehen. Einige Millionen seien zwar zur Verstärkung einiger verrosteter Forts ausgegeben worden, aber von der Durch führung eines Gesamtplanes könne keine Rede sein. Im Intransigeant wirft Leon Balby Gedanken auf, die den Deutschen, die die Rheinlands bereits geräumt sehen, zu denken geben sollten. Bereits einmal in Tl-viry seien vertrauliche Worte Briands von der deutschen Seite aus in einer Form falsch gedeu tet worden, die im Privatleben, wie Balby sich ausdrückt, als Vertrauensbruch bezeichnet worden wären. Wohl wünsche Deutschland, daß der Rhein bis zum Juli 1930 geräumt sein müsse, es vergesse aber gleichzeitig zu wiederholen, daß eine con ditio sine qua non für diese Räumung die gesamte und endgül tige Annahme des Poungplanes und seine Inkraftsetzung sei, das heißt, die KvmmerMlisierug der von der Bank für internationale Zahlungen ausgegebenen Obligationen. Der Bries Stresemanns an die alliierten Mächte könne kei neswegs den Artikel 43V des Versailler Vertrages ersetzen, der die Gläubigerrechte gegenüber einem Schuldner sicherstelle, der sich seinen Zahlungsverpflichtungen entziehen würde. Verlustliste — von Palästina. Hunderte von Toten. Einen Situationsbericht über die Wirren in Palästina veröffentlicht das britische Kolonialministerum. Danach neigt das Land nördlich von Safed noch immer zur Ruhelosigkeit, in den anderen Bezirken wird die Lage im allgemeinen als ruhig bezeichnet, über den nördlichen und nordöstlichen Gebieten von Palästina, wo bewaffnete Banden von Arabern die Grenze von Syrien über schreiten sollen, wurden am Montag von britischen Flug zeugen Demonstrationsflüge ausgeführt. Die Zahl der amtlich festgestellten Toten betrug bis zum 31. August: Tote oder an ihren Verwundungen ge storbene Personen: Muselmanen 83, Christen 4, Juden 109, während in den Krankenhäusern verwundet liegen: Muselmanen 122, Christen 10. Juden 183. In den mohammedanischen Kreisen Indiens herrscht starke Erregung; man will Kundgebusgen für die Rechte der Araber in Bombay veranstalten. In einer ara bischen Proklamation, die in Jerusalem heraus gegeben wurde, heißt es, die Regierung habe viele Juden bewaffnet, Verstümmelungen seien an jüdischen Opfern selbst in Hebron nicht festzustellen. Jüdische Horden hätten einzelne arabische Frauen und Kinder getötet und sogar britische Truppen hätten Araber in ihren Betten erschossen. Zum Schluß wird eine unparteiische Unter suchung von Außenstehenden, deren Gerechtigkeitsgefühl nicht durch zionistischen Einfluß beeinträchtigt ist, ge fordert. Die indischen Mselmne« greifen ein London, 3. September. Der Präsident der Kalifats- Vereinigung in Indien, Maulana Mohammed Ali, veröffentlicht eine ausführliche Erklärung über die Lage in Palästina, die mit einem Aufruf an alle Muselmanen Indiens schließt, am kommen den Freitag nach Berrichtug der Gebete einen feierlichen Eid zu leisten, im Notfälle ihr Leben und Eigentum zu opfern, um die unverletzliche Heiligkeit Jerusalems zu erhalten. Gleichzeitig wer den die Muselmanen aufgesordert, sich gegen die Balfour-Erklä rung, wie das britische Mandat über Palästina zu wenden. 28 Personen ertrunken. New York. Wie aus Manilla qemeldei wird, ist der Dampfer „Mahonon" an der Südküste der Philippinen-Insel Luzon in einen Taifun geraten und gesunken. 28 Personen werden bisher vermißt, während 9 gerettet werden tonnten. Die nördlichste Wetterwarte der Welt. Moskau. Auf Franz-Josef-Land im Nördlichen Eismeer ist die nördlichste Wetterwarte und Funkstation der Welt er richtet worden. Professor Wiese, der an der Expedition des Eisbrechers „Sedow" teilgenomrucn hat, teilte mit, daß er im nördlichen Teil von Franz-Joses-Land eine Zweigströmung des Golfstromes entdeckt habe, durch die eine höhere Wasser- temperatur in nördlicher Richtung hervorgerufen werde. In der Teplitzbucht wurden Depots der Expedition des Herzogs der Abruzzen aufgefunden, die für künftige Polarforschungen, insbesondere sür den geplanten Z e p p e l i n s l u g, von praktischer Bedeutung sein dürsten. Im nächsten Jahre sollen in verschiedenen Teilen der Inselgruppe kleine Hütten mit Lebensmittelvorräten als Stützpunkte für die künftigen ^orschungsexpeditionen errichtet werden Wilsdruff, am 4. September 1929. - Merkblatt für den 5. September. Sonnenaufgang 5'^ !! Mondausgang 7^ Sonnenuntergang 18^ !! Monduntergang 19^ 1902: Der Pathologe und Politiker Rudolf Virchow gest. Landmanns Arbettskalender im September. Die Futierernte zu Herbstbeginn macht ost Sorgen wegen ver Regenfälle und der langen und taureichen Nächte. Darum empfiehlt es sich, ven zweiten Kleeschnttt möglichst aufzu- reutern, und den letzten Grasschnitt bringt man gern, wo schon Silos vorhanden sind, ebenso wie andere Futter pflanzen in diesen unter. Alle späten Hülsenfrüchte, Erbsen, Linsen, Bohnen und die Saatlupinen, werden geerntet, von den Kartoffeln sind jetzt die mittelfrühen an der Reihe. Die Saatfurche für das Wintergetreide wird vorbereitet, dazu der Kunstdünger für die neue Saat ausgestreut. Johannisroggen und Zottelwicke werden zu Anfang des Monats ausgesäl, dann Roggen und stellenweise auch schon Weizen. Wo aber Fritfliegengefahr besteht, soll man den Roggen nicht zu früh aussäen, sondern lieber bis gegen Monatsende warten. Lücken haft gewordene Rapsfelder werden nachgesät, aus den ab geräumten Äckern beginnt die Dränagearbeit. Ist die Futier ernte herein, so überschlägt man den Vorrat und bemißt da nach den Viehstapel für den Winter. Noch ist es auch Zeit, den Herbstbestellungsplan zu ändern, wenn die Wirtschafts- und Marktlage das wünschenswert macht. Für die bald drängende Zeit der Spätkartoffel- und Rübenernte muß alles vorbereitet sein, Wagen und Geschirr in Ordnung, genügend Körbe, rechtzeitige Versicherung nötiger Hilfskräfte Das Mast vieh wird aufgestallt, die abgeernteten Mesen werden nach Möglichkeit als Weide genützt, auf die abgeleerten Kartoffel stücke werden die Schweine getrieben, die dann beim Beginn des Falles der Eicheln und Bücheln in die Wälder geschickt werden, wo solche zur Verfügung stehen. Bei den zwei- schürigen Schafen ist die zweite Schur fällig, beim Geflügel mutz auf die Mauser Rücksicht genommen werden, auch beginnt die Mast der Enten und Puten usw. Die Haupterntezett im Garten hat begonnen. Zunächst wird alles Fallobst gesammelt und verwertet, bald erfordert die Obsternte fleißige Hände. Gemüse- und Blumensämereien müssen gesammelt werden, Gurken, Melonen und Kürbisse werden reif, man läßt letztere aber solange wie möglich wachsen; die Zwiebeln läßt man abtrocknen, das dürr werdende Spargellraui wird geschnitten und gieich verbrannt. Von den Blattgemüsen verwendet man diejenigen, die überzeklkg werden, und spart die späten für den Win,er auf. Die Tomaten stehen im höchsten Ertrage. An den Obstbäumen wird besonders bei feuchtem Wetter mit Kratzer und Bürste gearbeitet, auch werden schon Baumringe angelegt. Das Okulieren kann bis zur Mitte des Monats fortgesetzt werden, manche propfen auch im Herbst. Beerenobst durch Stecklinge und Ausläufer vermehren. Im Blumengarten werden noch Astern und andere Herbstblumen ausgepflanzt, um die nieder gehende Pracht des Jahres bis zum letzten Zuge zu genießen. Empfindliche Kübelpflanzen bei Frostgefahr gegen Monats ende unter Schutz bringen. Anlage von Zierrasen. In der Fischzucht Abfischen und Besetzen der Hauptteiche. Am Bienen stand in kalten Nächten die Beuten bedecken, alle schadhaften Waben entfernen, nochmals schleudern nur, wo genügend Tracht vorhanden ist, unter Umständen füttern, alle Stöcke auf gute Brui untersuchen. Aus den sächsischen Gesetzblättern. Das Ministerialblatt für die Sächsische Innere Verwaltung Nr. 16 vom 2. September ent hält folgende Bekanntmachungen: Erlaubnisschein zum Bezüge von giftigen Pflanzenschutzmitteln; Genehmigung zur Aufnahme von Darlehen aus dem Wohnungsbaustock; Anerkennung von Ab schlußprüfungen sür Versorgungsanwärter; Ortsunterkunft von Heeres^ngehorigen; Vergnügungssteuer bei Flugveranstaltungen; Kraftfahrzeuge aus dem Saargebiet; Mitteilung in Fürsorgeer ziehungsangelegenheiten; Preisverzeichnis für Frischfleisch usw. im Kleinhandel; Führung der Handwerksrolle; Verkehrsunfälle infolge Trunkenheit. Fortdauer der Hitze. Sonnenüberflutet sind Stadt und Land. Das Ende des Monats August und der Anfang des Monats Sep tember hat uns eine Hitzewelle gebracht, die insoge ihres großen Ausmaßes als ganz a-wrmal bezeichnet werden muß. Die Mete orologie, deren Voraussagen, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, auf schwachen Füßen steht, sofern es sich um einen- längeren Zeitraum handelt, hat sich diesmal wiederum geirrt. Die Wissenschaftler erklärten, daß die größte Wahrscheinlichkeit dafür bestehe, daß dem ungeheueren strengen Winter ein verhältnis mäßig kühler Sommer folgen werde. Geradezu das Gegenteil ist eingetreten. Wohl niemand wird sich über zu geringe Hitze des Sommers 1929 beklagen können. Ja, den meisten wird wohl, so fern sie sich nicht gerade auf Urlaub befinden, die Wärme schon zuviel geworden sein. Augenblicklich ist es in Deutschland etwa doppelt so warm wie gewöhnlich um diese Jahreszeit. Es ist auch kaum damit zu rechnen, daß schon in den nächsten Tagen ein Nachlaßen der Hitze eintritt. Flaggenschmuck hatten sofort nach Dekanntwerden der Lan dung des „Graf Zeppelin" alle öffentlichen und verschiedene pri vate Gebäude in unserer Stadt angelegt. Einer Verordnung des Reichsministers des Innern folgend, sind alle Schulen angewiesen worden, am Schultage nach der Landung, also morgen Donners tag, Feiern abzuhalten in denen die Bedeutung des Weltfluges und der Erfolg deutscher Arbeit gewürdigt wird. Der Tag ist sonst schulfrei. Die Arbeiten am Turme unserer Nikolaikirche sind gestern glücklich beendet worden. In reichlich vier Wochen haben die Leute des Dachdecker-Geschäftes Johannes Josiger ein Werk voll bracht, das von der Einwohnerschaft mit großer Spannung ver folgt wurde. Mancher Aick ging in dieser Zeit hinauf in schwin delnde Höhe, wo auf schwankendem Sitze der Mann seinem ge- sährlichen Tagewerk nachging. Daß er es nun geschasst, darüber dürste er und alle Beteiligten Genugtuung und Freude empfinden.