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nach Polen warten. Me französischen Offiziere machen keinen Hehl daraus, daß Frankreich gewillt ist, Polen mit allen Kräften zu unterstützen und den Durchmarsch durch Deutsch land und Österreich mit allen Mitteln zu erzwingen. Da die Truppentransporte, die bisher unter der Maske, daß sie für die östlichen Abstimmungsgebiete als Besatzungstruppen bestimmt seien, wiederholt durch deutsche Eisenbahner ange halten wurden, wird jetzt versucht, französische Soldaten als Zivilisten durch Deutschland nach Polen zu schmuggeln. Es werden dafür in erster Linie solche Soldaten ausgesucht, die längere Zeit in Deutschland weilten und der Sprache mächtig sind. Sie bekommen deutsche Reisepässe ausge händigt, deren Stempel anscheinend gefälscht sind. Ferner steht fest, daß im elsässischen Gebiet mehrere hundert französische Eisenbahner bereit gehalten werden. Ein Transport ist bereits in Ludwigshafen eingetroffen. Die französischen Eisenbahner sollen den Dienst auf den deutschen Strecken versehen, die für den Durchmarsch nach Polen be stimmt sind für den Fall, daß deutsche Eisenbahner, wie bisher, die Westerleitung der Transportzüge verweigern Hürden. politische Rundschau. Deutsches Reich. » Regelung der ttberarbeitsbcwiMgnngen. In Kreisen gewerblicher Arbeitnehmer wird vielfach darüber geklagt, daß den Betrieben die Genehmigung zur Einlegung von Überstunden erteilt wird, während am gleichen Orte oder in der Nähe andere Angehörige des gleichen Gewerbe zweiges arbeitslos sind. Diese Klagen scheinen nicht immer der Berechtigung zu entbehren. Die Demobilmachungs« kommiffare haben allerdings schon bisher im allgemeinen die Überarbeitsbewilligungen nur nach zuvorigem Benehmen mit den zuständigen Arbeitsnachweisstellen erteilt. Um aber das Zusammenarbeiten völlig sicherzustellen, hat der Reichs- arbeitsminister die Demobilmachungskommissare durch ein Rundschreiben noch besonders angewiesen, sich jedesmal, bevor sie die Genehmigung zur überarbeit erteilen, zu ver gewissern, ob den wirtschaftlichen Bedürfnissen nach Mehr arbeit nicht durch Einstellung arbeitsloser Kräfte Genüge geschehen kann. Ist letzteres der Fall, so ist die Genehmi gung zur überarbeit zu versagen. Frankreich. X Deschanel tritt zurück. Me in Pariser politischen Kreisen verlautet, ist der Rücktritt des Präsidenten Deschanel eine beschlossene Tatsache. Als sein Nachfolger wird Mille rand genannt. Der Präsidentenwechsel dürfte im Laufe des Monat September erfolgen. Für die Kandidatur Millerands setzt sich am heftigsten Poincars ein, der den Posten des Ministerpräsidenten übernehmen möchte. In nationalistischen Kreisen wäre man mit einer solchen Umbildung der Negie rung einverstanden, da man von der Kombination Mille- rand-Poincare eine größere Aktivität der französischen Außen- volstik erwartet. Fallen. X Friedensvertrag mit Albanien. Zwischen Italien und Albanien ist folgender Friedensvertrag zustandegekommen: .Italien zieht seine Truppen aus Valona zurück und erkennt Lie Unabhängigkeit Albaniens, wie sie 1913 vom Mini sterium Giolitti festgesetzt worden war, an, und unterstützt Albanien, damit es bei den anderen Mächten die gleiche Anerkennung erlangt. Italien wird niemals erlauben, dass die albanische Integrität, insbesondere im Süden, von irgendeiner anderen Macht verletzt werde. Albanien erlaubt Italien Lie Insel Saleno und die Landspitzen Linguetta und Trasporü der Bucht von Valona zu besetzen und zu be festigen." Deriagung -es Reichstags. (19. Sitzung.) tt. Berlin, 6. August, Heute endlich ist der Reichstag in die Ferien gegangen. Die Unabhängigen wollten, daß er mit Rücksicht auf die Zu spitzung der auswärtigen Lage beisammen bleibe. Diese Forderung ist vom Ältestenrat des Reichstages abgelehnt worden. Der Ältestenrat entschied sich dafür, daß die Ferien angetreten würden. Es sollen aber entsprechende Maßnahmen getroffen werden, damit, falls die auswärtige Lage dies er- i wroerr, ore Mugueoer oes Nercyslages in kürzester Seit nach I Berlin berufen werden können. Unter dem Eindruck der aus wärtigen Lage standen auch die Beratungen, die dem ersten Punkt der Tagesordnung, der -ritten Lesung des Entwaffnnngsgesetzes galten. Diese dritte Lesung kam erst heute an die Reihe, weil die Unabhängigen gegen eine frühere Verhandlung Einspruch erhoben hatten. Zu der dritten Lesung hatten die Sozialisten ihre Anträge aus der zweiten Lesung wieder eingebracht, wonach ausdrück lich festgestellt werden sollte, daß nur die Reichswehr und die zum Waffentragen berechtigte Beamtenschaft von der Abliefe rungspflicht befreit sein soll. Ferner lag ein Anttag der Regie rungspartei vor, den in der zweiten Lesung gestrichenen 8 9, wonach der Reichskommissar besondere Organisationen zur Durchführung seiner Aufgabe schaffen dürfe, wieder herstellt. Zuerst sprach der Abg. Dr. Rosenfeld (U. Soz.), der unter allgemeiner großer Unruhe seine Ausführungen aus der ersten und zweiten Lesung wiederholte und dabei erklärte, daß seine Freunde das Zustandekommen des Gesetzes mtt allen Mitteln verhindern würden. Reichsminister Dr. Simons, der hierauf das Wort nahm, gab bedeutsame Erklärungen über die Stellung der Entente, namentlich Frankreichs zu der Neutralität Deutschlands« Nachdem er zunächst die Vorlage als eine unumgängliche Folgerung der bisherigen Abkommen verteidigt und die Ent waffnung als eine internationale, absolut durchzuführende Pflicht der auswärtigen Politik bezeichnet hatte, fuhr er fort: Die Regierung müsse alle Machtmittel deS StaateS in ihrer Hand behalten. Der Neichskommissar habe die Auf gabe, diejenigen heranznschaffen, die noch in andern Händen sind. Die Negierung werde sich als ihre Hüterin ansehen, sie nicht einfach wegnehmen. So aber uu» die Verpflicht tuugeu der Neutralität zu erfüllen, brauche die Negierung bedeutende Machtmittel. Zunächst sei Neutralität zu beobachten im Kriege im Osten, und hier unsere Machtmittel zur Wahrung der Neu tralität zu verwenden. Aber große Gefahren unserer Neu tralität drohten auch von der anderen Sette. Die Entente Kat, wenn auch nicht die Absicht, so doch ein geographisches Interesse dafür, durch Deutschland nach Polen zu marschieren. Das Interesse dafür liegt jedenfalls vor, und unsere Politik ist darauf einzustellen, und der Reichskommissar wird bei der Ausführung seines Auftrages darauf Rücksicht nehmen müssen. Wenn die Entente die Überleitung grosser Truppen transporte durch Deutschland tatsächlich vorbereitet, so wäre das eine schwere Verletzung der deutschen Neutralität, gleichgültig, ob diese Vorbereitungen im besetzten oder un besetzte» Gebiete geschehen. Jedes deutsche Gebiet bleibt deutsches Gebiet, ob es besetzt ist oder nicht. Und das Nen- tralitätsabkommen zu London von ISO? sagt ausdrücklich, dass kein Gebiet eines neutralen Staates Operationsbasis für Kriegsparteien abgcben darf. Hoffentlich werde zur Durchsetzung dieses Standpunktes, der dem Recht entspricht, keine Machtmittel gebraucht werden, sondern lediglich die Mittel der Überzeugung und Ver ständigung. Die Mitteilungen des Ministers machten tiefen Eindruck, Die Folgen zeigten sich im wetteren Verlauf der Sitzung. Nachdem noch die Abgg. Stelling (Soz.), Merk (Bayer. Vp.), Frau Zetkin (Komm.), Burlage (Zentr.) und der Reichsminister des Innern Koch gesprochen hatten, wurde die allgemeine Aussprache geschlossen. Zum 8 1 wurde sodann ein Koalitionsantrag an genommen, wonach von der Ablieferung der Waffen nur die Reichswehr und die bewaffnete Beamtenschaft befreit sind. 8 9 wurde wiederhergestellt. Vorher gab noch namens der dcutschnaüonalen Fraktion Abg. v. Gallwitz eine Erklärung dahingehend ab, daß seine Fraktion, trotz größter Bedenken, für den Gesetzentwurf stimmen werde. Ein Teil seiner Freunde werde aber wegen der Zulässigkeit der eidesstattlichen Versicherung gegen das Gesetz stimmen. In der Gesamtabstimmung wurde darauf das Ent- wassuungSgesctz in dritter Lesung gegen die Stimmen der Unabhängigen und einiger Stimmen der Deutschuationalen angenommen. Hierauf ging man zur Besprechung der Interpellation über die Erwerbslosen und des Antrages über di« Erwerbsloscnfürsorge über. Nachdem die Abg. Andre (Zentr.) und Lambach (Deutschntl. Vp.) gesprochen hatten, nahm der Reichsarbeitö- miniftcr Brauns bas Wort. Er betonte namentlich, daß zahl lose Kategorien in der Beamtenschaft und unter den Aka demikern iick im Vergleich mit den Arbeitern beute schlechter als jemals stehen. Der Sozialisierung stehe die Negierung durchaus nicht im Wege. „Ich habe die Erklärung abzugeben, -ass die Reichs regierung auf Beschluss deS Reichswirtschaftsrates vom 2 t. Juli auf Einführung der Gemcinwirtschaft tm Berg bau unter Hinzuziehung der Arbeiter steht. Wir werden uns für die Form der Sozialisierung ent scheiden, von der wir uns die größte Wirtschaftlichkeit ver sprechen. Die Sozialisierung allein ist aber ebensowenig wie Lie Erwerbslosenunterstützung das Mittel, die gegenwärtige wirtschaftliche Notlage von heute auf morgen zu ändern. Die Beschäftigung und der Geldwert werden in dem Grade steigen, in dem wir die Urstoffe der Produktion, Kohlen, Eisen, Kali, Lebensmittel vermehren." Diese Ausführungen wurden mtt lebhaftem Beifall ausgenommen. Es sprachen dann noch die Abgg. Dr. Moldenhauer (Deutsche Vp.), Erkelenz (Dem.), Jaud (Bayr. Vp.), Kaiser (Soz.), Frau Zetkin (Komm.), Malzahn (U. Soz.) und andere. Die Verhandlungen würden wahrscheinlich noch einige Stunden gedauert haben, wenn nicht ein Säcka wttan ihnen ein unvermutetes Ende bereitet hätte. Der PräitdcM Loebe erklärte hieraus die Sitzung für geschlossen. Dis zweite Internationale Friede und Völkerbund. Der internationale Sozialistenkongreß in Genf bat ein sehr langes und weitschweifiges, dabei recht widerspruchs volles Manifest zu den Fragen des ewigen Friedens und des Völkerbundes beschlossen. Es konnte nicht anders sein, da schließlich doch auch die sozialistischen Vertreter der einzelnen Länder und Völker deren Wünsche und Interessen vertreten müssen und eine Verständigung darüber mindestens jetzt, da noch alle vom Kriege geschlagenen Wunden bluten, nicht zu erreichen ist. Ein Widerspruch aber bleibt es, wenn der Kapitalismus für den Krieg verantwortlich ge macht und gleichzeitig als seine Ursache das Bestehen der jetzt zusammengebrochenen Kaiserreiche angeführt wird. Und drohen nicht jetzt erst recht neue Kriege? Das internationale Proletariat wird, so heißt es dann weiter, Imperialismus und Militarismus — wieder andere Kriegsursachel — be kämpfen, und das zu dem Zweck, den Völkerbund zu beeinflussen! Dieter aber müsse ein internationaler demo kratischer Organismus werden, unter Zusammenfassung aller Völker mit den Mitteln einer internationalen Polizei, die die Entwaffnung aller Völker zu Lande und zu Meere durchsetze. Wer merkt nicht schon aus diesem einen Satze die Widersprüche, die den Kongreß bewegten und die er vergeblich zu versöhnen suchte? Die tatsächliche Forderung des Kongresses ist denn auch mager genug; sie lautet: Die sozialistischen Parteien der einzelnen Länder möchten ihre Anstrengungen darauf richten, ihren Delegierten in die gegen wärtigen Organisationen des Völkerbundes Eingang zu ver schaffen, um auf diese Weise seine innere Zusammensetzung zu ändern und seine Befugnisse zu erweitern, um die Garantie zu schaffen für die Sicherheit und die Übereinstimmung aller Völker, die gleichmäßig an der Erhaltung Les Friedens interessiert sind. Die Delegiertenversammlung des Völker bundes habe sofort in ihren ersten Sitzungen die Zulassung der Zentralmächte und der anderen den Anschluß verlangenden Republiken zu verkünden. Das Zugeständnis, das anscheinend Deutschland hier gemacht wird, ist doch nur platonisch, weil feine Wirksamkeit durch die vorausgegangenen Betrachtungen über die Kriegs» Ursachen aufgehoben war. Und das war die Absicht. In Deutschland wird diese Kundgebung, ebenso wie frühere des selben Kongresses, doch nur mit Kopfschütteln ausgenommen werden. Trübe Aussichten. Der 27-Milliarden-Etai. Eine Denkschrift, die der Reichsfincmznünister dem Reichstage unterbreitet hat, unterstreicht seine unlängst an dieser Stelle vorgebrachten trüben Betrachtungen noch ein mal in nachdrücklichster Weise. Tatsächlich, es ist erschreckend, schwarz auf weiß lesen zu müssen, daß, wenn wir noch im vorigen Jabre mit einigen 18 Milliarden auskommen zu können glaubten, die Einnahmen heute auf 2S Milliarde» angesetzt werden müssen, wenn sie den Ausgaben das Gegen gewicht hatten sollen. Diese Einnahmen sind aber, wie wir Contessa Mandas seltsame Heirat. Ein Roman aus der römischen Gesellschaft. 14s Von A. Boettcher. „Sie haben recht, teuere Jolanda. Ihr Frauen seid seltsame Geschöpfe: aus Herz, Phantasie und Sehn sucht gewobene Vlumenwesen, deren Leben nur ein Ziel kennt: die Liebe. Aber — ihr wollt erobert sein. Ver zeihen Sie meine stürmische Eile! Ich will ja in aller Deniut um Sie werben, will Sie mit all der Ruhe, die meinem stürmischen Naturell zu Gebote steht, formge recht fragen, ob —" Er stockt. Sie hat ihm ihr Antlitz voll zugewendet. Aber kein mädchenhaftes Erröten bedeckt ihre Wangen, keine süße Befangenheit strahlt ihm aus den großen, schwarzen Augen entgegen. Kühl und abweisend ist ihr Blick: kühl und abweisend auch der ganze Ausdruck ihres Gesichtes. „Was wollen Sie mich fragen, Gras Sa» Mar- tino?" Ihm ist, als erstarre sein Herzblut unter dem eisi gen Ton ihrer Stimme. Dann ermannt er sich. Er möchte an eine Täuschung seine Stimme glauben, an Hirngespinste seiner erregten Phantasie. „Ich will Sie fragen, ob Sie mein Weib werden wollen?" ringt es sich mühsam von seinen jäh er blichenen Lippen. Sie steht aus und tritt ein paar Schritte von ihm fort. „Ich bedauere unendlich, Graf San Martino — aber ich habe niemals auch nur einen Augenblick an eine Verbindung mit Ihnen gedacht —" „Aber Sie haben mich doch lreb!" unterbricht er sie ungestüm. „So wie der Gärtner ein kleines Bäum- ^en Pflanzt, und es hegt und pflegt und begießt, bis und kräftiger Baum geworden ist, so wrU rcy Ihre Zuneigung für mich hegen und pflegen, vamu sie zu einer großen, starken, alles umfassenden Liebe heranwnchst!" "2? Tat, Graf San Martino, Sie irren sich —" „Nicht doch, Jolanda! Warum sind Sie so grau sam und wollen merne Liebe zu Ihnen durch Harrs Worte, die Ihnen Nicht von Herzen kommen, prüfen?" „Ich will Ihre Liebe nicht prüfen. Sie müssen mir schon glauben. Ich suhle nichts für Sie, Gras San Martino.". Sein Gesicht wird'todesbleich. In ungläubigem Entsetzen starrt er die Frau am die in kaltem Hochmut. ohne einen Schimmer von Mitleid oder Bedauern in den schönen Zügen, vor ihm steht. Schwüle Pause. „Wenn ich Ihnen wirklich glauben soll," sagt er dann langsam, jedes Wort schwer betonend, „so war ieder ihrer Blicke, jedes ihrer Worte, falsch!"' Jolanda wendet sich schweigend ab.. Wieder beginnt er zu hoffen. „Ich wußte es ja, Sie scherzen nur, Jolanda. Sie müssen ja gesehen haben, wie ich Sie liebe, wie ich Sie anbete, sie haben mich ermutigt —" Und ohne auf ihre abwehrende Handbewegung zu achten, fährt er eindringlich fort: und nun wollen Sie mich glauben machen, Sie fühlten nichts für mich? Sie hätten nie daran ge dacht. die meine zu werden?" Jetzt beginnt der Trotz sich in Jolanda zu regem Wie kommt dieser Mann dazu, ihr Vorwürfe zu ma chen ! „Es ist, wie ich Ihnen sage," erwidert sieMrz. Er atmet tief und schwer. Dicht tritt er vor sie hin und bohrt seine Blicke in die ihren. „Sie haben mich mit Augen angeschaut, die mein Herz stürmischer klopfen ließen," murmelt er finster. „Wenn das nicht Liebe war — was war es denn?" Sie schweigt .,. Wie spielend läßt sie eine ihrer langen Locken durch die Finger gleiten. „Sie haben mim angelächelt — mit einem Lächeln, das das Blut wie Feuer durch meine Adern trwv," fährt er mit erhobener Stimme fort. „Wenn das nicht Ziebe war — was war es dann?" Keine Antwort. „Sie haben mir Blumen geschenkt, die Sie an Ihrer Brust getragen, die sie mit Ihren Lippen be rührt hatten. Wenn das nicht Liebe war — was war es denn?" Sie wendet sich ab, in dem vergeblichen Bemühen, eine spöttische Miene zur Schau zu tragen. „Wenn ich das Zimmer betrat, in dem sie weilten, winkten mir Ihre Augen, Ihr süßestes Lächeln, Ihre vestrickendsten Blicke galten mir. Contessa Jolanda Mil- lefiore sich verlange Antwort von Ihnen: wenn cs nicht Liede war. die Sie zu diesem allem trieb — was war cS denn?" Sie wirft den Kopf in den Nacken und versucht, ihm furcgtlos in die Augen zu sehen, der da, kochauf- gerimtet, mit drohend emporgehobener Hand, wie ein Nacosy vor rbr itebt. Doch vor seinem zorngluyenoen Bncr lenrr )re schuldbewußt die Lider. „Ich will es Ihnen sagen," fährt er mit beißendem Sarkasmus fort. „Contessa Jolanda Millsfiore, die ich für einen Engel in Menschengestalt hielt, für deren Unschuld und Wahrhaftigkeit ich mein Leben gelassen hätte — ist eine ganz erbärmliche Kokette!" Sie fährt zurück, als habe sie einen Schlag ins Gesicht erhalten. „Wie dürfen Sie es wagen, mich derart gu belei digen! Ich habe Ihnen nie gesagt, daß ich Sie liebe. Was gehen mich Ihre Einbildungen an!" „Es sind kerne Einbildungen, Contessa Millsfiore. Jedermann, der uns zusammen gesehen hat, mußte an nehmen, daß Sie meine Liebe zu Ihnen erwidern!" Jolanda wirft es in spöttischem Tone leicht hin. „Auch die Herzogin Ludovisi?" Und doch überzieht Alessandros soeben noch ornglü- hendes Gesicht tiese Blasse. Die warnenden Worte der Herzogin an jenem Abend im Park der Villa Borghese fallen ihm ein. Ist nicht alles so gekommen, wie sie vorausgesagt? Weshalb hat er ihrem Scharfblick nicht geglaubt' Ihren Rat nicht befolat! „IM leg Wert daraus, daß Sie mich nicht mißver stehn," sagt er, gewaltsam seine furchtbare Erregung niederkampsend. „Ich tadele Sie nicht, weil Sie mich nicht Ueben; jede Dame hat das Recht, frei über sich zu verfugen und die Werbung eines Mannes zurückzu- werssn. Wenn sie diesen Mann aber als Spielball fherr Laune, ihrer Eitelkeit, ihrer Gefallsucht be trachtet, wenn sie ihm Avancen macht, bloß um nach her über ihn zu spotten — dann verdient eine solche Dame vollste Verachtung. Dann —" In ihrer Erregung haben die beiden ein wiedcr- hottes Klopfen an der Tür nicht bemerkt. Bis plötz lich der Diener eintritt, und einen neuen Besuch meldet: „Tr. Roden!" Mit der ihm eigenen heiteren Ruhe, ohne die ge- rmgste Ahnung von dem, was hier drinnen vor geht, tritt Winfried ein, um der Contessa seinen Neujahrs- glückwui sc- dar?ubrtngen. Als er jedoch die beiden da vor sich sieht — Jo landa in halb trotziger, halb ängstlicher Haltung, Graf Alessandro todesbleich, mit zornflammendem Blick und dcobend erhobener Hand — da ist ihm die Situation sofort klar. Nasch will er sich wieder zurückziehen Toch schon eilt Jolanda auf ihn zu. „Dr. Roden! Wie froh bin ich, daß Sie gekommen sind!"