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Sonntag, 3. November 1S18 Frankenberger Tageblatt Warum Das keutseke PM Kai sem Sekieksak in äer Rank! Noch'M ist miser Volk vor solgenschwcrere E«W»ffe mid Cntscheidmigen gestellt worden als in diesen Tagen. Noch nie hat dem Batcrlande die Hilse jedes einzelne» mit allem, was er ist nnd hat, so bitter not getan. Die Macht über aller nnser Wohl nnd Wehe ist in Wahr heit jedem einzelnen von »ns anvertraut. Max Hüttel»«» »US Rivävrvios» dlssobiooo^e^okrsobiitrs xsk»IIso aw 9. Odtobsr 1918. I'««! ckirn» Mkesvl »US k^1«ckvrlioktev»a 9»xsr im 13, Xl-Ol-L. Ape»Ilsu am 3 Oktober 1918. Otta I^i»»e>»»i' »US ^usrsvitläs 8old»t in siusm Lrs.-Iaf.-Rgt. Lud. ä Lrisckr -ö.u^-dlock. u 6 Lis. Lr. g«k»IIvv am 38. Oktober 1918. Otta Martin Maak »US Lrsoksodvrg: Oskreitvr im Lebütroorv^iwsvt lobsdsr cksr Lr1sckriok-Lujxant-Ickvck»>llo gsksllso am ^uli 1918- Hetlmut II»» aus Lr»8ksvborg Delsgr»pdist -f »m 90. Oktober 1918. ist im Krieg: ein bitteres Wort. Es stellt hohe Ansprüche nn die Geduld und Moral der Truppe. Heute, roo sich im Lande leider mancher Kleinsinn und viel Nervosität regen, muß mit Nachdruck betont werden, dass die deutsche Führung und die deutsche Truppe die Prü fung gut bestanden habe», und das; kein Grund zur "Ver zweiflung, zum Zagen vorhanden ist. Es komnrt eben nur darauf an, mit Gleichmut und Vertrauen eine ungünstige Lag« zu überdauern und durch sie hindurch in eine bessere Zu.unst zu blicke». Wir müssen durch die innere Geschlossen heit den Kämpfern an der Front de» Beweis liefern, das; das deutsche Volk als Ganzes um der Rettung und der Ehre des Vaterlandes willen bis aufs letzte zu kämpfen bereit ist, wenn es sein mutz. Was wollten die Feind«? ... Vsvv os gibt Köln Vort, Lür eins Opksr »u Sovlrsv, Natt os gibt Lstusu DauL kür »1», Dis äu sarricsir — Lür uns! Ist ihnen das gelungen? Nein! Also haben sie ihren Zweck nicht erreicht. Alle Anzeichen sprechen überzeugend dafür, daß sie auch «n weiteren Verlaufe des Krieges niemals an dieses Ziel gelangen werden. Warum haben sie diesen Zweck nicht er- Sie rechnete»» mit Bestimmtheit darauf, uns entscheidend zu schlagen, strategisch und moralisch an der Front zu brechen, womSgltch gros;« Teile d«s deutschen Heeres einzukesseln und gefangen zu nehmen. Vvlksreieünuugotag. Alle Zcichnnngsstelle» werden «ach der Kirchzcit geöffnet sein. Wer sein Vaterland nnd sich selbst erhalten will, der zeichne so viel er irgend kann Wer scholl gezeichnet hat, der zeichne mehr. MeMerdaNe Mllriige i Ein Blick auf di« Lagt an der Westfront Von Oberst Immanuel. Soll die Verteidrgung auf di« Dauer erfolgreich bleiben, so darf sie nicht starr und nur vom Willen des Feindes ab- hängrg sein, sondern muh sich biegsam, beweglich, geschmei dig erhalten, um sich ungünstig werdenden Lagen rechtzeitig zu entziehen und hierdurch neue, bessere Kampfbedingungen zu schaffen. Mit wuchtigem Schwünge hatten wir im März 1918 auf der Westfront den grohen Angriff begonnen, der uns bis zum Juli im Norden über den Kemmel hinaus, in der Mitte vor Amiens und Lompiigne, im Süden bis über die Mame führte und in seiner Fortführung zu den besten Aus sichten berechtigte. Allein ein Umschlag trat ein, wie er nun einmal jn fedem Kriege möglich ist. Der Feind, durch über Erwarten starken Zuzug verstärkt, in Bezug aus Material uns um ein Vielfaches überlegen, schritt zum Gegenangriff und traf uns hiermit in einer strategischen Lage, die, für de» Angriff geschaffen, der Verteidigung nicht günstig war. 'So nach entschloss sich die deutsch« Heeresleitung, der veränder ten Lage sofort Rechnung tragend, zum Abbrechen des Ge fechtes und zum Zurückverlege» der Fronten. Drese Aufgabe aber wuchs zu gewaltigen Schwierigkeiten, weil der Feind über Kräfte verfügte, dre den unsrigen sehr bedeutend über legen waren. Wer selbst einen Rückzug in, Weltkriege mit gemacht hat, der weih, dah «r Prüfstein für die Nerven der Führer und für die Ausdauer der Truppen ist. „Zurück!" Aaeüt verpftieklet — Jetzt ist die Zeit der vaterländischen Tat Oru»» Max HV»«I»tI«r »US 8»obssvburg g»xsr iw Ros-3»trvrb»tl. 26,^Xl-I^.-L. Iod. ck. Lriockr.-^og -Xlsck. i ö. nock ck Lis. Lr. II. LI gvk»IIso am 38, 8optombor 1918. Lkrvntakvl stör in clon Rumpf»» kür kies Vatortsnäss Rukm uml Mrs ^olullsnov 8ökvo uossrsr 8t»ät unä cksr Vorkokaftsn äss ^.mtsdWirks Rruvlcsllbsr^ Vie »emlcbe stsmpwrM Mit immer noch gleicher Wucht versuche» die Feinde an der Westfront vor Wintersbeginn die Entscheidung zu erzwingen. Der Angriff- der Engländer vom 23. Oktober zwischen Schelde und Oise in einer Frontbreite von dreihig Kilometern übertraf ebenso wie derjenige der Franzosen vom 25. Oktober zwischen Oise und Aisne auf sechzig Kilometer Front an Einsatz von Truppenzahl und Material das Mas; d«r früheren gewaltigen Anstrengungen unserer Feind«. Weder den Engländern, noch den Franzosen gelang es, iht Ziel — den Durchbruch — zu erreichen; ja, sie vermochten nicht «»nmal wie bei den vorhergehenden Großangriffen bedeu lende Anfangserfolge zu erzielen, die ihnen einen nennens wert«» Vorteil durch Gefangene, Beute "oder Eelündeg win» eingebracht hätten. Selbst der Masseneinsatz von Tankge schwadern konnte die deutsche Front nicht mehr erschüttern. Di« deutsche Widerstandskraft strahlt wieder im alten Glanze, unsere Abwehr har es verstanden, sich dem neuen.Kampf- verfahren unserer Feinde anzupassen, die Verteidigung aus tiefen Zonen heraus hat die feindliche Ueberlegrnheit wett gemacht. War iMrch die neue Angriffstaktik der Feinde und ihre U«b«rraschungserfolge eine gewisse Krisis an der deutschen Front eing«treten, so ist diese, wie der Verlaus der Kämpfe des Oktobers beweist, jetzt überwunden. Die Front, die trotz der tiefen Einbrüche des Feindes in den vorhergehen den Monaten unzerrissen geblieben war, ist neu gefestigt Und gestärkt. Die rückwärtigen Bewegungen, die in voller Planmäßigkeit verlausen sind, haben eine beträchtliche Ver kürzung d«r Front zur Folge gehabt. Dadurch ist sine an sehnliche Zahl von Reserven ausgespart und verfügbar ge worden, wodurch wiederum eine noch größere Tiefe der Ver teidigung gewährleistet ist. An Truppen zur nachhaltige» Behaupmng der Westfront- gebricht es »ns nicht. Die, Front ist so gezogen, daß sie zu einem großen Teil an Flußläufen und Sümpfen starke natürliche Hindernisse gegen die Wir kung von Tankangriffen findet. Der Geist der Truppe ist gut und zuversichtlich, von einer Zermürbung und Zerrüttung des soldatischen Geistes an der Front ist nicht die Rede. Der Nachschub von Waffen und Munition ist noch auf lange Zeit hinaus absolut gesichert, es fehlt uns weder an oen dazu erforderlichen Rohstoffen, noch Arbeitskräften. Zwingen uns also die Feinde, durch entehrende, unan nehmbare. Bedingungen zu weiterem Kampf, so finden sie das deutsche Heer dazu imstande und bereit. Jn gleicher Weis«, wie dieses Heer die gewaltigen Entscheidungstämpfc bisher erfolgreich bestanden hat, wird es sich des feindlichen Ansturms auch weiterhin zu erwehren wissen, bis der feind liche V«rnichtu»gswille durch die Wucht der Tatsachen ge brochen ist. ' krlstrglieller Es ist noch nicht allzu lange her, daß sich die Allgemein heit mit dem Urteil zufrieden gab: wenn jemand «inen Arm verloren hat, so ist er kn Fabrik und Werkstatt nnnmer zu gebrauchen, er ist ein armer Mensch, ein Krüppel. Mit ' dieser Auffassung haben aber der Krieg und die bisher ge wonnenen Erfahrungen gründlich aufgeräumt. Schon bald ertönt« der anscheinend mit den tatsächlichen Verhältnissen in scharfem Widerspruch stehende Ruf: Es gibt keine Krüppel mehr! Und in der Tat: Eiserner, zäher Wille von feiten des Kriegsbeschädigten vermag viele Schwierigkeiten zu überwin den; Technik, ärztliche Wissenschaft und Orthopädie leihen ihm durch die Erfindungen auf dem Gebiet des Eltedersatzes ihre Hilf«, die in erster Linie auf den Ersatz der Arbeits glieder hinarbeiten. Freilich können sie den erlittenen Ver lust nicht wettmachen, «s ist und bleibt Ersatz, aber es wurden doch wesentliche Fortschritte erzielt und manches gut brauch bare Ersatzglied geschaffen, unter denen genannt seien: die * Keller-Hand, der Larnes-Arm, der Jagenberg-Arm, der Rota- Arm u. a. m. Mit Hilf« dieser Ersatzglieder wird es den Kriegsbeschä digten ermöglicht, nicht nur die meisten Verrichtungen des täg lichen Lebens zu betätigen, sondern auch hochwertige Berufs arbeit zu leisten. Und wenn di« Fortschritte auf dem Gebiet des Ersatzgliedwefens noch nicht allzu groß erscheinen, so mag man bedenken, daß es sich um eine gar junge Wissenschaft handelt: wurde doch erst während des Krieges das Augen merk der Allgemeinheit aus dieses Gebiet gelenkt. Mennckulung Ser XriegrderckAlgleu Man kann ruhig sagen: von der Willensschulung b«i Kriegsbeschädigten hängt der Erfolg d«r Kriegsbeschädigten- fürsorge ab. Sie ist entscheidend für die Gewöhnung an das Ersatzglied, ist entscheidend für die Wiederaufnahme der Arbeit und ist nicht in letzter Linie entscheidend für die gesundheitliche Wiederherstellung. Es mag sein, daß di« Arbeitsfähigkeit durch den Verlust dieses oder jenes Kör pergliedes stark beeinträchtigt wird; aber diese Beeinträchti gung ist nicht gleichbedeutend mit völliger Arbeitsunfähig keit, w:e sie so oft sorgende Liebe der Angehörigen als ge geben glaubt. Der Kriegsbeschädigte soll und darf nicht auf eine niedrigere Stufe sinken; er wird es nicht, wenn er selbst den Willen stählt und in nutzbringender Arbeit «ine Lebensaufgabe sieht; er kann «s aber auch nicht, wenn eine enger« uno weitere Umgebung ihm behilflich ist beim UZiedereintritt ins Erwerbsleben. Der Invalide als Bett ler, Hausierer oder als Leierkastenmann ist eine Erscheinung, die km neuzeitlichen Deutschland nicht auftauchen darf. Dies Ziel wird erreicht durch die Erziehung des Willens zur Arbeit, aber auch durch die Erziehung der Allgemeinheit zur Heranholung der Kriegsbeschädigten zur Arbeit. reicht? Weil die deutsch« Heeresleitung Herrin der Streitkräfte und der vollen Entschlußfreiheit geblieben ist, weil sie das kampferprobte und krlegsgeübte Heer fest in der Hand hält und auch die schwere Kunst des Rückzuges versteht. Worauf kommt es auf dem Rückzug im gro ss e n M a ß st a b « a n? Vor allem gilt es, Kräfte zu sparen und Verluste zu meiden, während der Feind sich bei seinem hitzigen Nach drängen schweren Ovsern aussetzt und sich hierdurch mit der Zeit zermürbt. Sodann handelt «s sich darum, dass nicht einzelne Teile geschlagen oder abgeschnttten werden, dass also dl« Front geschlossen und lückenlos, undurchbrochen und unge lockert so lange zurückgeführt w»rd, bis je nach der Lage Haltgeinacht und dauernder Widerstand geleistet werden kann.