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Frankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger ' Amtsblatt für die MnigK Amtshauptmamschast Mha, das König!. Amtsgericht md den Stadtrat zu Frankenberg Bttantworülcher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Sa. — Druck und »erlag von T. «. Roßberg in Frankenberg i. G«. 2»L Donnerstag den SS August 1918 77. Jahrgang Verordnung der Reichsstelle für Schuhvusorguna über die Berechttguna zum Berkam von Schub««en vom,1S. August 1918 wirb hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Dresden, dm 24. August 1918. Ministerium de, Innern. Bekannt machyug „über die Berechtigung zum Berkaus von Schnhwaren. Aber die Errichtung einer Reichsstelle sür Schuh versorgung vom 28. Februar 1918 (R.-G.-DI. S. 190) wird folgendes angeordnet: bedarssscheinpflichtiges Schuhwer?darf nur feilgehaitm, angeboten oder gegen Ent» geu veraugen werom: die Gesellschaft« einer Schuhwarenherftellunas- und Vertriebsgelell- schast find, nach den vom Ueberwachungraumchub der Schuhmduftrie erlassenen Be stimmungen: - " 2. oon dmjmigen SchuhwarenhSndlern, die auf Anweisung des Hauptverteilungs» ausschulles de« Schubhandels beliefert werden; 3. von Landwerlern, die eine Bodenlederkarte haben. - »uwid«handelt?wird gemäß 8 5 d« Bekanntmachung über die ^Achtung ein«^ Reichsstelle für Schuhversorgung vom 28. Februar 1918 mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu 15000 Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. >. ..Neben der Strafe kann auf Einziehung der Gegenstände erkannt werden, auf welche sich die strafbare Handlung bezieht, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht. 8 3 Diese Bekanntmachung tritt am 23. August 1918 in Kraft. Berlin, Kronenstraße 50/52, dm 19. August 1918. Reichsstelle für Schuhverforgung. Wallerstein. Dr. Gümbel. Bekanntmachung über den Neichsstempel für Geldumsätze. - t- Die Geldumfätze im inländischen Betrieb eines der Anschaffung und Darleihung "von Geld dienenden Geschäft-Unternehmens unterliegen für die Zeit nach dem 20. Juni 1918 dem Reichsftempel nach den bis zum Schluffe des Geschäftsjahres berechneten Habenzinsen, auch wenn diele einem im Ausland wohnhaften Kunden berechnet werden (Reichsftempelaesetz 88 76, 77 «1? der Fassung de» Gesetzes vom 26. Juli 1918 - R.-G.-Bl. S. 799 -, Reichsstempel-AusführungsbeMmmungen 8 188 ff. - Z. BI. f. d. Deutsche Reich S. 315 Steuerstellen für diese Abgabe find: die Hauptzollämter Bautzen, Chemnitz, Dresden il, Leipzig ll, Plauen, Zittau und Zwickau je für ihren Bezirk, überdies da« Hauptzollamt Chemnitz kür die Hauptzoll- amtsbezirle Annaberg und Freiberg, da» Hauptzollamt Dressen n für die Hauptzoll- amtsbezirke Dresden I, Meißen, Pirna und Schandau, das Hauptzollamt Leipzig H für die Hauptzollamtsbezirke Grimma und Leipzig I, das Hauptzollamt Plaum für den Hauptzollamtsbezirk Eibenstock. ,, 2. Der tm Inland Geschäfte der bezeichneten Art betreibt, wird nach den Reichsstempel- Aussührungsbestimmungen in der Fällung vom 29. Juli 1918, 8 160, Absatz 2 (Z. Bl. f. d. Deutsche Reich S. 315) aufgeforden, sein Geschäftsunternehmen nebst sämtlichen Zweigstellen spätesten-bis zum 15. September 1918 oder wenn da» Unternehmen am 1. August 1918 noch nicht bestanden hat, binnen zwei Wochen nach Eröffnung de» Betriebes der zuständiam Steuerstelle anzuzeigen. 3. Anzeigepflichtig find auch Sparkassen und Genossenschasten. . 4. Die Anzeige bat dm Namm (Firma und Inhaber) und den Wohnort (Titz der Firma) de» Anzeigepflichtigen, die von ihm betriebenen Zweigstellen und den Geschästsfitz diel« Stellen, die Art de« Geschaft»unt«nehmm» und die Angabe des Geschäftsjahre« zu enthalten. Zweig- stellen find unt« Angabe der Hauptniedulafiung und ihres Sitze« auch der Steuerstelle anzu- zeigen, in dum Bezirk die Zweigstelle ihren Sitz hat. 5. Oeffentliche Sparkassen haben die Abgabe nur für denjeniam Geldumsatz zu entrichten' >er auf die dem eigentlichen Sparkassenverkehr fremden Geichäste entfällt (Tarifnumm« 10 Be- reiungen Absatz 2). Als Geschäfte, die dem eigentlichen Sparkassenvukebr im Sinne de-Reichs- tempelgesetzes fremd find, find die Geschäfte in demjenigen Geldverkehr der Sparkasse anzasehen, ür welchen Sparbücher nicht ausgestellt find und bet dem üb« das Guthaben durch Scheck ger ügt werden kann. Geschäfte in laufender Rechnung mV Krediteinräumung fallen unt« die dem eigentlichen Sparkallenverkehr fremden Geschäfte auch dann, wenn eine Bersüguna üb« das Gut haben ooer einen «»geräumten Kredit mittels Scheck» ausaelchlossen ist. Unterhalt die Sparkasse neben dem eigentlichen Sparoerkehr einen Bukehr d« vorstehend bezeichneten Art, so findet tue Befreiung für den ersteren nur statt, wenn üb« dm Sparverkehr und dm vorstehend bezetchneten B«kehr getrennte Konten geführt werden. 6. Eingetragene Genossenschaften sind abgabepflichtig, fall- ihr Geschäftsverkehr üb« dm Kreis ihr« Mitglieder hinausgeht (Tarifnumm« 10 Befreiungen Absatz 3). 7. Oeffentliche Sparkallen und Genossenschaften, sowie deren Verbandskasten, für die nach der Art ihres Geschäftsbetriebe» eine Steuerbefreiung besteht (Tarifnumm« 10 Befreiungen Ab satz 1), haben die» unt« Einreichung ihrer Satzungen und Geschäftsbedingungen bet o« Er» stattung der Anzeige nachzuweisen. 8. Abgabepflichtige haben jede Veränderung des Geschäftsjahre^, d« Zweigstellen, des.In habers des Geschäftes, sowie die Aufgabe des Geschäftes und jede Aenderuna de» Geschäfts betriebe», die nach Tarifnumm« 10 Befreiungen Absatz 2, 3 dm Eintritt d« Steuerpflicht be gründet, binnen zwei Wochen nach Eintritt in gleicher Weise anzuzeigen. Binnen d« gleichen Frist ist eine Verlegung des Geschäftes der bisherigen und, sofern dar Geschäft in einen anderen Steuerbezirk »«legt wird, auch der neuen Steuerltelle anzuzeigen. 9. Die Anzeigepflichtigen find berechtigt, die Anzeigen in doppelt« Ausfertigung einzu reichen und eine Ausfertigung mit Bestätigung d« Anzeige zurückzuv«langm. , . , 10. Wer der Anzeigepflicht in 8 76 Absatz 1 de» Reichsstempelgesetzes zuwtderhandelt, hat nach ß 78 eine Geldstrafe verwirkt, die dem zehnfachen Betrag d« hinterzogenen Abgaben gleich- kommt. Kann d« Betrag du hinterzogenen Abgabe nicht seftgestellt werden, so tritt Geldstrafe von 150 bis 100 000 Mark ein. Dresden, am 23. August 1918. Nr. 1126 s». Königliche Seneralzolldirektton. Zuckerkarten-Ausgabe (Reihe 10) am Donnestag, den 29. August 1918, Vormittag 8 bis 12 Uhr und Nachmittag 3 bis 5 Uhr für den 1. Bezirk, am Freitag, den 39. August 1918, Vormittag 8 bis 12 Uhr und Nachmittag 3 bi« 5 Uhr für dm 2. Bezirk, am Montag, den 2. September 1918, Vormittag 8 bis 12 Uhr und Nachmittag 3 bi» 5 Uhr für den 3. B^irk und am Dienstag, dm 8. September 1918, Vormittag 8 bis 12 Uhr und Nachmittag 3 bis 5 Uhr für den 4. Bezirk in unserer l4 — Die Aushändigung d« neuen Zuckerkarten «folgt nur gegen Rückgabe der Stammkarten d« verbrauchtm Zuckerkarten und nur argen Vorlegung der Auswei-tarte. Gtadtrat Kaukmberg, am 28. August 1918. Meischkarten-Ausgabe. Gelegentlich d« am Donnerstag, den 29. August, Freitag, den 30. Augusts Montag, dm 2. Septemb«, und Dienstag, den 3. September d. I., stattsindenden Zuckermrtxn-Ausgabe ge langen die »«»»«»für die Zeit vom 2. September bk 27. Oktober 1918 zur Ausgabe. Stadtrat Frankenberg, am 28. August 1918. Dee Kartoffelpreis betrögt von htste ü 13 Pfg. für -as Pfv. Stadtrat Frankenberg, den 28. August 1918. kokett llomsno« Das Tagebuch des Zaren * Als der letzte russische Zar 1906 nach der Gewährung einer Verfassung eine große Deputation empfing, die ihm ihren Dank für die Erfüllung dieses Wunsches aussprechen sollte, knüpfte er an seine Antwort einige unmittelbaren ihm wachgewordene Gedanken an. 'In ziemlicher Erregung Äss er den Abgesandten zu: „Glauben Sie nicht, daß sich jetzt in meiner Stellung etwas ändert. Ich bin und bleibe der Zar, der unumschränkte Selbstherrscher'im russischen Muhe". Es ist bezeichnend, daß der Kaiser trotz seines stets deutlich betonten Selbsthorrschertums an seinem Hofe und in der Arine« nur unter dem Spitznamen „Der Colonel" genannt wurde, ein Zeichen, wie geringe persönliche Autorität er genoß. Er hatte bei seiner Thronbesteigung den militärischen Rang als Oberst gehabt, daher der Spitzname, der aber auch Ler den hohen Zivilbeamten gang And gäbe war. Zu dieser Tatsache paßt der Inhalt des Tagebuchs des in Jekaterinenburg erschossenen unglücklichen Herrschers, das auf Befehl der Moskauer Regierung veröffentlicht ist, die da mit wohl den Russen hat sagen wollen, wie wenig der Zar zur Regierung befähigt gewesen ist. Er hat eigentlich nur ein «inzigesMal in seinem "Leben ein« starke Energie kundzugebcn versucht, und diese galt nicht dem Staat«, sondern seinem eigenen Glück. Er wollte als Thronfolger «tne schöne pol nische Tänzerin heiraten und war bereit, deshalb aus den Thron zu verzichten. Erst nach einem heftig«» Kampfe mit seinem Vater Alexander UI. gab Nikolaus nach und verzichtete. Diese Tatsache ergibt, daß er nicht sehr viel Gewicht auf - dle Zarenwürde gelegt hat. Er hat sie aber eifersüchtig gehütet, so lange er auf dem Throne saß. Das erkannte man auch 1913 in Berlin, als er zum letzten Male dort anwesend war. Freilich mit wenig Glück! Dieser schwache, nervöse «und epileptische Monarch wurde von allen, denen er zu befehlen glaubte, getäuscht, er diente der Politik seiner ehrgeizigen Verwandten und Minister, während die Regierung in seinem Namen erfolgte. Di« russische Nationaloper heißt: „Das Leben sür den Zaren!" Aber kein Mensch fand sich, der dazu bereit war, als Nikolaus entthront wurde. So siegt« die Revolution und der Zar, der nichts mehr zu sagen hatte, schrieb in sein Tagebuch: „Alle sind Verräter und Heuchler und Feiglinge!" - ! Wie.Ale-ander I. ließ sich auch Nikolaus II. durch übersinnliche Vorstellungen im höchsten Maß« beeinflussen, i! ost von wsnig würdigen Personen; und das hqt seine von > Anfang an nicht groß« Popularität stark erschüttert. Das Volk nannte ihn seit dem großen Unglück bei der Krönung in Moskau den Unheils-Zaren und glaubte nicht an seinen Stern, um so mehr aber an ei««e damals umlaufende Prophe zeiung von vielem Mißgeschick für Rußland, die auch in der Hauptsache eingetroffen ist. Es ist sogar noch schlimmer ge kommen, als darin gesagt wurde. Kriegerisch veranlagt war er ganz und gar nicht. Seine Anregung der internationalen Abrüstung entsprach gewiß seinem Herzenswunsch, und bei dem Kriege gegen Japan und im Weltkriege haben andere Einflüsse mitgewirkt. Er besuchte di« Regimenter und zeigte ihnen Heiligenbilder, deren Wunderkraft er mehr vertrante, wie der Tüchtigkeit seiner Generale; Anzuerkennen war sein Wunsch, mit d«m russischen Volke Fühlung zu gewinnen, was ihm nicht gelungen ist. Ob man sich verstanden haben würde, war freilich die Frage, das zarische Selbstbswutztsem war trotz der nihilistischen Attentate immer Hoch groß genug gehlieben. . ' Die siegreiche Revolution brach in Nikolaus den Rest von Kraft, die noch in ihm war. Ob er sich in einen dauernden Thronverzicht gefunden hat, wird niemand beweisen können, aber er vertrug sich schnell mit den neuen Verhältnissen^ Sein Tagebuch zeigt keine Sehnsucht nach der Würde und Bürde der Regierung, er findet sich in alles, was das Schick sal Aber ihn verhängt hat. Seine Familie, seine Frau, seine Kinder, feine Mutter und die kleinen Begebenheiten des Tages machen seine Sorgen Md Freuden aus. sein Leben erhebt sich nicht über dasjenige eines leidlich bemirtelten Rentners. Nach dem die kaiserliche Größe unterdrückt worden ist, ist auch das zarische Selostherrschertum verschwunden. Nach diesen Tagebuchaufzeichirungen wird es erklärlich, daß von denjenigen Kreisen in Petersburg, die nach einem Kriege mit Deutschland strebten, d«r Weltkrieg im Verein mit Paris und London so sicher vorbereitet werden konnte, daß an seinem Ausbruch für die Eingeweihten kein Zweifel mehr bestand. Diese Kreise hatten auch wohl erkannt, daß Nikolaus nicht der Mann wär, eknen unglücklichen Krieg zu ertragen, aber sie zweifelten nicht an dem Gelingen ihrer Pläne. Es ist dann hinterher anders, ganz anders ge kommen. Das Tagebuch des „Colonel Romanow" ist ein Bei trag zur Geschichte des Weltkrieges der vielen Zeitgenossen zu denken geben wird. Gewiß ist der letzte Zar nach allen bürgerlichen Begriffen ein rechtschaffener Mensch gewesen, und doch ist unter seiner Regierung der blutigste Krieg aller Zeiten entstanden. Wäre Nikolaus ebenso energisch, wie menschlich unantastbar gewesen, die Entente wäre nicht zu ihrer Dlutsteuer für die Entente gekommen. CttMprScbe in MsMrbmg ! Dresden, 28. 8. .Bei der gestrigen Ealatafel m Schloß Moritzburg zu Ehren des österreichischen Kaiserpttares. be grüßt« Se. Maj. der Kön i g seine hohen Gäste nicht nur als Häupter eines erlauchten durch rege Beziehungen seit langer Zeit mit Sachsen verbundenen Herrscherhauses, als Kriegs herrn eines Verbündeten an unserer Seite seit über vier Jahren im Kampfe stehenden Staates^ sondern auch als liebe Verwandte. Mit warmen Worten hob er dle 'in diesem Kriege aufs neue bewährte Waffenbrüderschaft zwischen den österreichisch-ungarischen und den sächsischen Truppen u. a. in Galizien hervor, gedachte der Jngendausenthalte des Katzers bei seinem Großvater in Sachsen und verlieh zum Schlüsse der Hoffnung Ausdruck, daß bald ruhige Zeiten es ermöglichen möchten, daß der Kaffer zum Wohle seiner Länder in der Arbeit des Friedens wirken und die Kaiserin als Landes- mutter sich segensreich betätigen könne/ Darauf antwortet« Kaiser Karl mit ungefähr fol genden Worten: Eure Majestät bitte ich, meinen und der Kaiserin und Königin tiefempfundenen Dank «ntgegeuzu- nehmen für den herzlichen Empfang und den freundlichen Willkommengruß, den Ew. Maj. an uns zu richten die Güte hatten. Einem wahren Herzenswünsche folgend, bin ich hierher gekommen und begrüße in Ew. Majestät nicht nur den verbündeten und befreundeten Monarchen, sondern auch meinen erlauchten Oheim, mit dem mich die Bande des Blutes und die herzlichsten verwandtschaftlichen Gefühle aufs engste verknüpf«». Die Jahrhunderte inniger Beziehungen, die zwisch« unseren Häusern und unseren Ländern bestehen, haben in dem noch tobenden gewaltigen Kampfe ihre be sondere Weihe erhalte». Auf ungezählten Schlachtfeldern haben Sachsens tapfere Söhne mit Oesterreich-Ungarns Kriegern vereint, für die Freiheit und Sicherheit des Vater landes gekämpft und gesiegt. Bewundernd blicke ich auf das ruhmgekrönte sächsische Heer und bin stolz auf dle engen Beziehungen, die mich durch die Gnade Ew. Maj. mit dem selben verbinden. Blühend liegt das schöne Sachsenland vor mir, vom emsigen Fleiße seiner Bürger bestellt. Möge es sich unter der weisen Führung Ew. Maj. zu immer präch tigeren« Gedeihe«« entfalten. Ich erhebe mein Glas aus das Wohl Ew. Maj., des gesamten königlichen Hauses und auf eine gedeihliche Zukunft Sachsens. De«tsch«r Abendbericht wtb Berlin, 27. August, abends. (Amtlich.) Schwerpunkt der heutigen Durchbruchsversucht der eng-