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Frankenberger Tageblatt W Anzeiger Bezirks- Amtsblatt für die König!. AmtshaMmmschast Mha, das AMI. Amtsgericht und den Stadtrat zu Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Sa. — Druck und «erlag von C. S. Roßberg in Frankenberg i. S«- Donnerstag den 16 Mai 1918 112 77. Jahrgang Melb-pflickt der gewerbliche« Grotzvervrancher von Brennstoffen. Die braunaedruckten Kohlenmeldekarten für die JuniMeldung sind bei den Ott«- koblenstellen erhältlich. / Der Kommunalverband der Königlichen Amtshanptmannschast Flöha. Eier-Berkauf in der städtischen Niederlage, Baderberg 6, Freitag, den 17. d. M., vormittags V-S bis 12 Uhr an die Bewohner des 1. Brotkattenbezttke«; Sonnabend, den 18. d. M., vormittags '/«S bis 12 Uhr , an die Bewohner des 2. Brottartenbezlrke» gegen Eiermarke Nr. 24. Auf eine Marke entfällt 1 Li. — Die Ausweiskarte ist vorzulegen und Kleingeld bereit zu halten. Stadtrat Frankenberg, den 15. Mai 1918. Verkauf von Streichwurst in Dose« im Lade« des Aleischermeisters Dörr, Am Markt, Donnerstag, den 16. d. M.: vormittags H-S bis 12 Ahr an die Bewohner des 4. Brottartenbezirke«: nachmittags 2 „ V»6 „ „ „ „ „3. „ Auf einen Haushalt von 1 bis mit 5 Persone>r entfällt 1 Dose, von 6 und mehr Per sonen 2 Dosen. — Für eine Vs-Pfund-Dose Streichwurst sind 5V Gramm Fieischmarlen abzugeben. — Fleischselbstversorger und Fleischerei-Inhaber sind von der Zuteilung der Streich- wurst ausgeschlossen. - »wo Die Belieferung des 1. und 2. Bezirkes mit Streichwurst erfolgt nach weiterem Eingang in den nächsten Tagen. Stadttat Frankenberg, den 15. Mai 1918. Leinennähzwirn. Am 16.- 17. und 18. Mai 1918 gelangen in der Bekleidungsstelle tKttchgasse 8) die Bezugsauswetse für Leinennahzwirn gegen Vorlegung der Ausweiskarte zur Ausgabe. Es können nur solche Verbraucher berücksichtigt werden, die nach ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage und durch besonders starke Inanspruchnahme ihrer Kleidung LeinenZwirn zur Instandhaltung derselben nötig haben. Mwvi- ow «i» Bttok«! (Röllchen oder Knäülchen) kann einem Verbraucher nivM zugewiesen werden. Die Empfänger der Bezugsausweise haben diese KW «um L0. Mai SSM bei den Kleinhändlern — Johannes Wenzel, Markt, oder Karl Kullrich, Baderberg — behufs Ein tragung in die Kundenliste elnzureichen und abstempeln zu lasten. Frankenberg, den 15. Mai 1918.Der Stadttat. Fleischbezug betreffend. Auch in Zukunft werden, wie seither, für Personen übet 6 Jahre wöchentlich nur 150 Gramm Frischfleisch einschliehlich Frischwurst, für Kinder unter 6 Jahren die Halste dreier Menge sichergestellt werden. Mou anaeordnet wird, dah die Abgabe dieser siMgestellten FWH^"d Wurstmenge nur gegen diejenigen je in einer Woche gültigen Anteile der Reichsfleischkatte erfolgen darf, die bei den Fieischkatten für Personen über 6 Jahre die Ziffern 1 bis 6, bei Kinverslmm karten dir Ziffern 1 bis 3 aufgedruüt tragen. Liese Anteile, «km- »u«K nun M»»«, haben die Fleischer bei der Abgabe von Fleisch von den Reichsfleischkarte» abzutrennen. . „ Die übrigen Anteile der Reichsfleischkarte verbleiben den Haushalten zu anderweitiger Verwendung. Des weiteren wird, um eine Kontrolle über die Belieferung der auf den MilitSrurlauber- Lebensmitteltarten mit enthaltenen Flttschmarken zu ermöglichen, angeordnet, daß von jetzt ao die Anteile der auf der llrlauberkarte befindlichen Fleischkarte bei der Ausgabe der Karten von der Gemeindebehörde mit einem Ausdruck hinsichtlich ihrer Gültigkeitsdauer zu versehen sind. Diese Anteile dürfen von jetzt an nicht mehr unbeschränkt, sondern nur noch innerhalb der ihnen ausgeschriebenen Zeit von den Fleischereigeschästen mit Frischfleisch und Frischwurst beliefert werden. IV. bestimmt^*" ö" An- und Abmeldung von Personen zur Fleischversorguna wird folgendes Jede in einem Orte zUziehende oder sonst in Zugang kommende Person ist unter Angabe der Wohnung (Straße und Hausnummer) spätestens bis zum Sonnabend der in Frage kommenden Woche bei der Gemeindebehörde zu Melden und durch diese gegebenenfalls unter Benennung des Haushaltes, zu dem die Person gehört, und des Fleischers, bei dem sie sich m der Kunden liste hat eintragen lasten, der Zentralstelle für Fleischversorgung in Flöha anzuzeigen Ferner ist jeder Abgang von Personen durch Tod, Wegzug, Einziehung zum Militär usw. ebenfalls spätestens bis zum Sonnabend der in Frage kommenden Woche unter Angabe des Fleischers, bei dem die betreffende Person in die Kundenliste eingetragen war und des Haus haltes, zu dem die Person gehörte, durch die Gemeindebehörde an die hiesige Zentralstelle für Fleischversorguna zu melden. Die Fleischereigeschüftsinhaber haben ihre Kundenlisten allwöchentlich Montags zur Be richtigung bei der hiesigen Zentralstelle für Fleischversorgung vorzulegen. V. Da bei dem gegenwärtigen Bestände des Viehes eine sparsame Bewirtschaftung der Fleisch- Vorräte unbedingt notwendig ist, muß der Kommunalverband die Erwartung aussprechen, daß die in dieser Bekanntmachung getroffenen Vorschriften, insbesondere die über die An- und Ab meldung, genauesten« befolgt werden. VI. Zuwiderhandlungen werden nach den je einschlagenden Vorschriften der Reichsfleisch ordnung bestraft. Flöha, den 14. Mai 1918. Der Vorsitzende des Kommunalverbandes. . » Ns-,« 7- > l « kine eiMcbeiule KaiseneNe Wir dürfen nicht klagen. — Die Sache im W-sten wird ge macht. — Der Osten ist geöffnet. k Vor einigen Tagen weilte Seine Majestät der Kaiser aus dem Gratzen Hauptquartier kommend, aus der Durch reise in Aachen und stattete dem Münster und dem Rathaus längere Besuche ab. Im Münster hielt sich der Kaiser über eine Stunde auf. Dann begab er sich in Begleitung des Ober bürgermeisters zum Rathaus, wo gerade eine Sitzung der Stadtverordneten stattfand. Der Kaiser erinnerte hier an ein Festmahl, welches bei seiner früheren Anwesenheit in der alten Karserstadt stattsand, worauf der Bürgermeister er widerte: Wenn Eure Majestät nach siegreichem Friedensschlutz wiederum in die alte Kaiserstadt kommen, dann werden wir hier in diesem Raum das herrlichste Festmahl halten. Hierauf erwiderte der Kaiser: Ja, das wollen wir! Sodann begab er sich in den Sitzungssaal der Stadtverordneten und hielt an die Herren, denen der Besuch völlig unerwartet kam, Lima folgende Ansprache: Von der Westfront kommend, freue ich mich, die Herren hier grützen zu können. Im Westen habe ich das halb verwüstete Frankreich besichtigt. Da gewinnt man erst den richtigen Eindruck von dem Grausigen, von dem unser Vater land verschont geblieben ist. Wer etwa kleinmütig werden sollte, der möge einmal einige Tage an die Front gehen und sich die Verwüstungen ansehen, dann wird er nicht mehr klagen und mit seinem Los zufrieden sein. Dann wird er dre Mühseligkeiten, Entbehrungen und Schrecknisse des Krieges mit Geduld tragen. Wenn die Herren sich hier in sicherer Ruhe zur Friedensarbeit zusammensehen, so verdanken sie das unseren unvergleichlichen Heeren. Die Offensive geht gut vorwärts. 600 000 Engländer sind bereits autzer Ge fecht gesetzt, 1600 Geschütze erbeutet. Die Franzosen miysen überall einspringcn. Hart werden die Gegner mitgenommen, sie haben es auch,nicht bessdr verdient. Die Sache im Westen wird gemacht aber wir müssen Geduld üben. Millionenheere können nicht an einem Tage erledigt werben. Wir werden unfer Ziel erreichen. Schwere Arbeit ist zu leisten, aber dafür haben wir ja auch tüchtige Schmied;. Den Osten Haven wir geöffnet. In det Krim geht es auch vorwärts. ^Aus der Ukraine sind die ersten Lebensmittelzüge in Berlin enzgetroffen; dadurch wird unsere Lebensmittelver sorgung gebessert. In Cebastopol haben wir eiire starke, reich beladene Handelsflotte erbeutet, Dort werden wir uns he» Verkehr aus dem Schwarzen Meer wieder ermög lichen. Also es geht gut. Ich freue mich über, das nationale , Verhallen hier an der NeichsgreNze. Die Stimmung der Truppen ist vorzüglich. Viels Rheinländer und auch viele Aachener habe ich in Lazaretten und an der Front gesprochen und ihnen Auszeichnungen überreicht. Nun, meine ich, ist es auch Zeit, alles Fremdländische abzustreifen, alles .fran zösische Parlieren mutz aushören. Sprechen wir unser liebes deutsches Platt. Unter den begeisterten Hochrufen der Stadtverordneten ' verabschiedete sich der Kaiser hierauf, um im Kraftwagen zum Lausberg und dann zum Ehrenftiedhof zu fahren. In der Stadt hatte sich die Nachricht von der Anwesenheit des Kaisers mit Blitzesschnelle verbreitet. Aus dem Markt« Harrie «ms tausendköpfige Meng», di« den Kaiser mit Jubel begrützte. Var äeiulcd-rumänilcbe Sonäerabilomme» Auf Grund des Artikels 29 des Friedensvertrages ist zwischen Deutschland und Rumänien unter dem 7. d. M. ein besonderes Abkommen über die künftige Regelung der wirtschaftlichen Beziehungen, des Eisenbahnverkehrs, Post- und Telegraphcnverkehrs, sowie über die Werftanlage in Eiurgiu geschlossen worden. Die vertragschlietzenden Teile verpflichten sich, weder direkt noch indirekt an Matznahmen teilzunehmen, die auf die Weiterführung der Feindseligkeiten auf wirtschaft lichem oder finanziellem Gebiete abzielen, und innerhalb ihres Staatsgebietes solche Matznahmen mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu verhindern. Die während des Krieges fZtgejetzten Zollbefreiungen sollen noch länger aufrecht erhalten und weiter ausgedehnt werden, die Bevorzugung dritter Länder ausgehoben oder auf einen anderen Teil ausgedehnt werden, wobei jedoch kein Anspruch erhoben wird auf die Begünstigungen, die an die zollverbündeten Länder gewährt werden. Die Anwerbung von ländlichen Arbeitern unjd Hand arbeitern soll gestattet sein. Die Angehörigen des deutschen Reichs sowie Gesellschaften sollen bewegliches Vermögen jeder Art, sowie unbewegliches Vermögen in den Städten er werben, unbewegliches Vermögen in den ländlichen Gemeinden pachten dürfen und im Betriebe von Handel, Gewerbe usw. keinen weiteren Beschränkungen oder Lasten unterworfen sein, als die am besten gestellte Klasse der Einheimischen. Die deutschen Beförderungsunternehmungen sollen hinsichtlich des Auswanderungswesens die gleichen Rechte genictzen wie die Rumänen eines anderen Landes. Der-H and e l s-, Z ol I- und S ch i ff a h r tZ v e r- trag von 1893 soll wieder <in Kraft treten und bis zum 31. Dezember 1930 in Geltung bleiben. Es lwcrden ihm eine Anzahl neuer Artikel eingefügt. Das Abkommen über Eiscnbahnfragen regelt die Zahlungsverpflichtungen aus dem Kriege, Rückgabe oder Ersetzung des Eisenbahnmalerials, das bei Kriegsausbruch aus dem Gebiete des andern Teils sich befand, die Förderung des gegenseitigen Verkehrs, auch durch Unterstützung der rumänischen Eisenbahn beim Wiederaufbau ihres Betriebs, die Frachtsätze für die Einfuhr, die Durch fuhr deutscher Waren usw. Bezüglich des Post- und T el e g r ap h e n w e se n s ist vereinbart, das; Rumänien auf Mund des AiMIs 12 des Weltpostvertrages mit Deutschland ein Conderabkommen für den Postverkehr schlietzen wird, wonach Deutschland nicht ungünstiger gestellt wird, als ein an )lkumümen nicht >u,m- mittelbar angrenzendes Land. Weitere Bestimmungen be ziehen sich auf den Bau einer dritten u«,mittelbaren Tele- Ü h enleitung zwi sche n B e r l in u n d V u k a r e st, auf Einrichtung des Fernsprechverkehrs zwischen Deutschland und Rumänien, auf den Funkspruchvcrkehr, auf die rumänische N"bels Konstantinopeh-Konstantza-Buka- rest-Berlm und auf etwaige weitere Kabel nach Konstanti- > nopel und erteilen der Deutschen Regierung das Alleinrecht, ! bis Ende 1950 an der rumänischen Küste Kabel landen zu i lassen. Für den Bau einer Werftanlag« verpachtet di« rumänische Regierung einer vom Deutschen Reich zu be zeichnenden Gesellschaft ein irm Winterhafen vion Giurgiu gelegenes Staatsgelände zunächst auf die Dauer von 40 Jahren vom Tage der Ratifikation des Friedensvertrages ab. Der rumänischen Regierung wird eine Kapitalbeteiligung von mindestens 30 Prozent zugcsichert. „Serlln IN Wenricbbsr" Ein Friedensrat des Lord Dourtney of Penwith Die „Frkf.. Ztg." meldet aus Basel: Lord Dourtney of Penwith, der verhindert war, an der Friedensdebatte im Oberhause am Mittwoch teilzunehmen, legt seine Mel- lung zu dem Friedensproblem in einem offenen Briefe an den „Manchester Guardian" dar. (Nach einer Meldung des Haager Korrespondenten der „Frkf. Ztg." ist Lord Penwith dieser Tage geworben. Es scheint sich um den Schreiber des Briefes zu handeln.) In dem Briefe nimmt er zuerst Bezug auf die Botschaft Lloyd Georges, die dieser kürzlich vom britischen Heere dem britischen Volke mitgebracht hat: „Seid guten Mutes, es steht gut mit uns." Lord Penwith tritt dieser Botschaft völlig bei, meint aber, datz em sdel- mütigcr Kämpfer auch seinen Feind schätzen müsse- Was auch immer, so sagt Lord Penwith, das endgültige Er- gebnis dieses Krieges sein wird, die Geschichtsschreiber der Zukunft müssen nicht ohne Bewegung den Wagemur, das Führertum und die Erfolge des Feindes zugleich mit der unvergleichlichen Elastizität und Festigkeit des Widerstandes der Alliierten niederschreiüen. Wir sind unbesiegt, und unbesiegt sind beide. Keine der beiden Seiten kann überwunden werden, wir können nicht geschlagen werden. Können die Deutschen nicht behaup ten, datz sie dasselbe von sich bewiesen haben? Berlin, ist unerreichbar. Können wir nicht zugeben, was wir alle ein zeln fühlen, datz weder der Mangel in Deutschland noch die Zunahme der Hilfe von Amerika die Zurücktreibung der Deutschen hjs zum Rhein zum schlietzlichen Ergebnis haben wird? Wenn wir unsere Stellungnahme auf den grund legenden Tatsachen der gegenwärtigen Stunde stützen, dann duldet die Frage keinen Widerspruch: Zu welchem Zweck müssen wir sorlfahren, die Jugend und das Mannestum Europas zu opfern, seine Zivilisation und das Christentum, wenn es eine Möglichkeit für die Versöhnung gibt, die nach dem Stillstand des Kampfes folgen mutz? Wollen wir sie ohne weiteres zurückweisen? Können wir uns weigern, 'sie bis in ihre Tiefe zu ergründen, müssen wir damit beginnen, jede Annäherung vvn vornherein als unaufrichtig zu brand marken und jedes Angebot als ejne verräterische Falle? Lord Penwith möchte niemand wegen verpatzter GclcLcnheit in der Vergangenheit verurteilen, die schreckliche Verantwortung der Entscheidung müsse in dieser Beziehung auf wenigen^ nern auf den wenigsten lasten. Dann fährt er fort: Es wird ge fragt werden: Beweist nicht