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Wfayrt Oes Zuges seine Stiefeln auszteyr, ungenauer oer beiden belgischen Damen, die außer uns noch im Abteil sitzen. Ich erfahre, daß er und seine Familie sich zu den Sommerferien nach Cologne begeben haben, da hier das Leben bedeutend billiger sei als in England. Im übrigen Ist der Engländer sehr gut auf die Deutschen zu sprechen und bewundert die unerschütterliche Arbeitskraft des deutschen Volkes . . . Aachen. Das heißt, nein . . . Aix la Chapelle. Denn ist Köln eine englische, so ist Aachen eine belgische Stadt. Hier beherrschen belgische Soldaten in ihren kleidsamen dunklen Uniformen das Feld, aber auch sie sind zuvor kommend und höflich. Der Bahnhof ist auch hier hell erleuchtet wie in Köln — woher die vielen Kohlen? — aber dasür fährt der Zug bereits mit einer Verspätung von vierzig Minuten ab. Er rattert durch verlorenes Land bei Eupen. Es dämmert bereits. Herbestal — Gepäckreoision. Sie erfolgt im Zuge und ist in drei Minuten erledigt. Man wird gefragt, ob man etwas zu verzollen hat und kein einziger Koffer wird geöffnet. Auch der deutsche Zollbeamte ist sehr liebenswürdig. Er fragt nur und geht dann. Es scheint, daß man hier wirklich zur Erkenntnis gelangt sei, der Krieg ist zu Ende. Nunmehr geht die Fahrt durch belgische« Land. Der Zug windet sich durch endlose Tunnels, kriecht be waldete Höhen hinauf und hinunter. Ein Wald rauchender Schlote taucht auf — Verviers-Est . . . Dann wieder Schlote... die Waffenfabriken von Lüttich. Auf einem kleinen Hügel ein riesenhafter Maulwurfenbau — ein Panzer werk, das deutsche Geschütze zerstört haben. Lüttich . . . Dann neue Stationen. Plötzlich ragen kahle Mauern in die Luft, abgebrannte Häuser, ein Schloß, dem Erdboden gleich — Löwen . . . Der Engländer zeigt die Ruinen seinem Sohn . . . Zwischen den Ruinen sieht man aber Bau gerüste. Die Arbeit des Wiederaufbaues hat schon längst begonnen. Der Zug rast weiter. Noch eine halbe Stunde, dann breiten sich die Geleise zu einem Riesenbahnhose aus. Brüssel. Brüssel . . . Die Wartehalle der Gare du Nord ist voller Fahnen. Neben den riesenhaften englischen, französischen, belgischen und japanischen-Fahneu wehen die Flaggen der Republik Ltberien, Chinas, der Tschecho-Slowakei und Siams. Alle alliierten und assoziierten Staaten sind hier vertreten, nur Lie amerikanischen Farben kann ich nicht entdecken. Sie fehlen. Dafür verrät mir der Gepäckträger, daß die Dele gationen schon gestern angek-ommen sein. Foch auch. Er gefällt ihm aber nicht, denn er sieht ihm nicht liebenswürdig genug aus, während er den englischen Admiral Beatty und auch Lloyd George sofort in sein Gepäckträgerherz geschlossen hat. Dann verrät er mir weiter geheimnisvoll, daß auch die Deutschen schon da sind. Ich erlaube mir, meinem Zweifel Ausdruck zu geben, er beteuert aber mit vielsagendem Augen zwinkern, daß sie da seien. Sie seien schon gestern ge kommen, aber ganz inkognito. Seien auch nicht empfangen worden, sondern hätten sich einfach gleich ins Hotel begeben. Er sagt nicht „Boches", sondern „Allemands" . . - Das Hauptquartier der Ententediplomaten ist das Palace Hotel, gegenüber dem Bahnhof. Der Haupt eingang des Hotels ist nur für die Konferenzteilnehmer und für die Journalisten reserviert, für welche ein besonderes belgisches Jnformationsbureau unter Leitung des Grafen Romry in liebenswürdigster Weise sorgt. Das Erdgeschoß und die erste Etage werden von den Engländern bewohnt, Lie sehr zahlreich vertreten sind. Im zweiten Stock Hausen die Franzoien, Millerand, Francots-Marsal, Foch, Massigly und ihre Bureaus, im dritten Lie Italiener und Japaner. Das Hotel wird von belgischen Sicherheitsbeamten bewacht. In der Halle regstes Leben. Die ganze internationale Presse gibt sich hier Stelldichein. Vor dem Hotel staut sich aber eine Riesenmenge, um die berühmten Männer zu sehen. Sie kommen gerade zum Mittagstisch aus dem Akademiepalast zurück. In einem sehr schönen glattlackierten Auto der belgische Ministerpräsident Delacroix und der elegante Minister des Äußeren Hymans. Dann in einem offenen Wagen die Japaner. Cutaway, den Zylinder in der Hand. Giolitti ist nicht da. Es heißt aber, daß Giolitti vielleicht direkt nach Spa kommen wird. Dann schießt ein kleiner schneller französischer Wagen heran, dem ein General ent steigt. Gedrungene Figur, sehr entschlossene Züge, kalt drein blickende graublaue Augen. Auf dem grauen Kopf eine reichverzierte Mütze. Sehr jugendlich. Marschall Foch . . . Gleich dahinter kommt Lloyd George. Er ist in feierlichem Schwarz. Lord Curzon und sein Privatsekretär Davis be gleiten ihn. Sie verschwinden im Hotel . . . Und der ameri kanische Kollege, der neben mir steht und seit Versailles alle Konferenzen mitgcmacht hat, fragt mich ganz plötzlich: «Glauben Sie, daß aus Spa etwas heraus kommen wird .. Weli- rmö BSLkswirischaft. -Der Stand der Mark« Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für WO Gulden, dänische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, schweizer und französische Frank und Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" ----- an geboten; „Geld" — gesucht^ Börsenplätze 6. 7. Geld Brief 5. 7. Geld Brief Stand 1. 8. 14 Holland . . Guldcn Dänemark . . Kronen Schweiz . . Frank Amerika . - Dollar England . - Pfund Frankreich . - Frank Italien . . . Lire Dt.-Osterreich. Kronen .Ungarn . . . Kronen Tschechien . . Kronen 1333,65 626,35 148,98 233,25 26,22 23,72 86,2772 1336,35 626,65 149.28 233,75 26,28 23,78 86.47V- 1341,15 624,35 37,85 149,35 233,25 25,97 23,84 V- 8C27V- 1343,85 643,65 37.95 149,65 233,75 26,03 23,90V- 86,47V- 170 Mk. 112 „ 72 . 4,40 „ 20,20 „ 80 „ 80 . 85 „ 85 „ 85 . Neueste Meldungen. Nechtsbruch im Abstimmungsgebiets Berlin. Die Interalliierte Kommission in Allensteiü bat durch ihre Kreisoffiziere verfügt, daß zwei getrennte Wahl urnen für die Abstimmung verwendet werden, indem in der einen die Stimmen der dortigen Bevölkerung, in der andern die der zugereisten Abstimmungsberechtigten gesammelt werden sollen. Dieses Verfahren, das auf polnische Machenschaften zurückzuführen ist, stellt einen flagranten Rechtsbruch der Inter alliierten Kommission kar, indem.die Gleichheit.der Abstimmung .aus naheliegenden Gründen gefährdet werden soll. Dre oemime Regierung hat daraufhin in Paris und London ernstyafts Vorstellungen erhoben. Die Interalliierte Kommission m Marienwerder teilt im übrigen den Standpunkt der deutschen Regierung. Einheitlich lenre Kohlenpreise. "Berlin. Der Reichswirtschaftsminister bat dem Bund "Deutscher Mietervereine, auf eine entwrechende Emgaoe, Mt- geteilt, daß eine Differenzierung oer Preise mr Jnousme- uno Hausbrandkohle und eine Herabsetzung der Preise für letztere, wegen der zu befürchtenden Schiebungen und des Wuchers nicht angängig sei. Der Ertrag der Zuckersteuer. Berlin. Der Ertrag der Zuckersteuern, der im Reichs baushaltsplan für das Rechnungsjahr 1919 auf 180 Millionen Mark veranschlagt worden war, hat in den zehn Monaten vom 1. April 1919 bis Ende Januar 1920 nur die Höhe von rund 140V« Millionen Mark erreicht, dürste für das ganze Rechnungsjahr also um einige Millionen Mark zurückbleiben. Opfer der japanischen Wirtschaftskrise. Tokio. Dis wirtschaftliche Gedrücktheit hält in ganz Japan an und erfordert viele Opfer. Die Tomiokabank, die fehl wichtige Textilinteresien bat, hat ihre Zahlungen eingestellt Der Präsident der Bank hat Selbstmord verübt. Auch der be kannte Millionär Tawia Zta beging Selbstmord Die Schiüsalsstunde der Welt. London. „Daily News" schreiben: Wenn Deutschland zugrunde gerichtet wird, geht Frankreich gleichfalls zugrunde Unsere Schicksalsstunde kann dann auch nicht mehr lang« hinausgeschoben werden. Das steht fest. Fraglich ist nur, ob in elfter Stunde die Angst dasjenige durchsetzen wird, waZ der gesunde Menschenverstand zu tun versäumt hat, nämlich die Alliierten zu veranlassen, ihre bisherige Politik unverzüg lich und vollständig umzustoßen. Denn nicht lange, und über die ganze Well wird sich Lie Sintflut ergießen. Letzte Drahtberichte des »WrLsbs«H« Tszeklsttes«. Praktische Ergebnisse der Spasr Konferenz?^ Genf, 7. Juli (tu ). Eine Depesche aus Spa meldet: Obwohl es kein Besbandsvertreter zu sagen wagt, habe doch die Revision bereits begonnen. Die Konferenz werde wohl keine offizielle amtlichen, jedoch praktische Er gebnisse haben. Wolle man einen offiziellen Abschluß der Konferenz erzielen, so müße man entweder erklären, daß der Vertrag von Versailles bereits auf dem Wege einer Revision sei oder aber, daß die Alliierten keine Mittel be sitzen, um ein eventuell widerstrebendes Deutschland zum Gehorsam zu bringen. DasBlatt meldetweiter: Fehrenbach scheint es müde und kein Mann von großer Energie, da gegen ist der Minister Simons selbstsicherer. Jährlich 850 Millionen Mk. allein für Besoldung. Berlin, 7. Juli (tu.). In der gestrigen öffentlichen Sitzung des Reichsrates unter Leitung des Postministers Giesberts wurde mitgeteilt, daß die Besoldung jährlich nach der neuen Besoldungsordnung 850 Millionen Mk. erfordert. Der Gesamtjahresbedarf an sachlichen und persönlichen Kosten ist auf etwa 2 /z Milliarden Mk. zu veranschlagen. Generalstreik im Saargebiet. Saarbrücken, 7. Juli (tu.). Der Streik ist zum Generalstreik geworden. Die gesamte Hütten- und Metall industrie des Saargebietes in der Westpsalz steht im Streik. Die Saarregierung ist sich des Ernstes der Lage bewußt, nachdem in einer Besprechung auch die Vertreter der Eisenbahn und der Bergarbeiter mit dem Ausstand drohen. Wollen Sie bauen? Trotz Zisgel- und Kohlenknappheit ist dies möglich, wenn Sie die seit langem bewährte Massivbauweise benutzen. -4M8I-Steine (D.R.P. und Weltpatente) könnm von jedermann in ein fachster Weiss unmittelbar an der Baustelle aus überall vorhandenen Rohstoffen (Kies-Sand, Ksks-Schlacks, Asche usw.) durch Stampfen in den ^MVI-Forrnen hergestellt werden. Große Er sparnisse! Erbitten Sie die Druckschriften d. Firma ZMLI-Werke, Abt.II/049,Berlin-Johannisthal s«» Aus Stadt und Land. Wilsdruff, den 7. Juli 1920. Mitteilungen aus -er Ratssitzung vom 5. Juli 1920. 1. Auf Grund der Bekanntmachung vom 1L. März 1918 über den Verkehr mit landwirtschaftlichen Grundstücken ist ein Verbot gegen einen hiesigen Landwirt ergangen, die beabsichtigte Auflösung seiner Milchwirtschaft durch Verkauf des größten Teils seiner Milchkühe durchzuführen. Der Rat lehnt es im Interesse der Versorgung der Einwohner schaft ab, das Verbot zurückzunehmen oder abzumildern. 2. Herrn Bürgermeister Küntzel werden zu Kurzwecken vom 15. Juli ab 6 Wochen Urlaub bewilligt. 3. Die Stadt verordneten haben auf Ansuchen des Rats die von der vorgeschlagenen Entschädigung von 1000 Mk. für den Stellvertreter des Bürgermeisters abgsstrichensn 250 Mk. nachbewilligt. Herr Stadtrat Dr. Kronfeld überweist diesen Betrag, sobald er ihn verdient haben wird, dankenswerter weise der Armenkasse. 4. Der Rat nimmt von der aber maligen Ablehnung der Bewilligung von Baukostenzuschüssen zur Wiederherstellung des ehemals Hänselschen Wohnhauses durch dis Stadtverordneten Kenntnis. Man gibt der Hoffnung Ausdruck, daß der Eigentümer die dort unbenutzt stehenden, so notwendigen zwei Kleinwohnungen trotzdem bald in bewohnbaren Zustand versetzen wird. 5. Herr Pinkert in Amerika hat den Kinderhort abermals durch eine Sendung Fett, Mehl, Reis und Flsischdrühwürfel er freut. Von der hochherzigen Spende nimmt der Rat mit Dank Kenntnis. 6. Die Mietpreise in den neuen Wohnungen der Baugeseüschaft werden nach Einholung eines Gutachtens des Mieteinigungsamtes auf 6 Mk. für den Quadratmeter Wohnfläche festgesetzt. 7. Der Tarif der Wasserleitungsordnunz (Bezahlung nach dem Miet- wsrte) soll durch entsprechende Erhöhung mit der seinerzeit beschlossenen Erhöhung des Wasserzinses bei Berechnung nach dem Verbrauche in Einklang gebracht werden. 8. Als Ersatz für das nicht mehr zur Verteilung kommende trag bare Ehrenzeichen soll dm Feuerwehrleuten, dis der Frei willigen Feuerwehr 25 Jahre lang treue Dienste geleistet haben, öffentliche Anerkennung zuteil und eine silberne Schlipsnadel, für die ein Entwurf vorliegt, als Geschenk werden. Usberdtes wurden 23 Punkts behandelt, darunter 4 Bausachen. Zu 2, 3, 5 ist den Stadtverordneten Mit teilung zu machen, zu 7 und 8 bedarf es ihrer Zustimmung. — Gustav-Adolf-Fest in Blankenstein. Am ver gangenen Sonntag beging der Wilsdruffer Zweigverein der Gustav-Adolf-Stiftung sein Jahresfest in unserem Orte In der freundlich geschmückten Kirche predigte vor zahl reicher Gemeinde Pfarrer Piltz aus Dresden über Matth. 25, 14—30 mit dem Thema: Christengemeinde, denke an den Zentner, den dir der Herr gegeben hat! 1. Bist du dir deines Reichtums bewußt? 2. Nimms ernst mit der Ver pflichtung, die dir dieser dein Reichtum auferlegt. Die ein dringliche und gewissenschärfende Predigt war umrahmt von erhebendem Chor- und Sologesang. In der sich an schließenden Nachversammlung im Gasthof begrüßte der Vorsitzende des Zweigvereins, Pfarrer Wolke, die Versamm lung, ebenso der Ortspfarrer Lindner im Namen des Kirchsnvorstandes. Darauf berichtete Pfarrer Bassenge aus Reinsberg über seine Diasporatätigkeit in der Ge meinde Baldivia in Chile. Er erzählte von Land und Leuten daselbst und gab dann einen Einblick in das kirch liche Leben dieser Auslandsgemeinde. An zweiter Stelle gab Herr Schuldirektor Thomas-Wilsdruff einen ausführ lichen und lebendigen Bericht über die am 30. Juni in Dresden stattgefundene Tagung des Dresdner Hauptoereins. Zum Schluß empfahl der Festprediger Pfarrer Piltz mit warmen Worten das Kinderheim in Stanislau in Galizien zur Unterstützung. Die Festkollekte von 410 Mark beschloß die Versammlung diesen Hilfsbedürftigen zuzusenden. Auch diese Versammlung wurde verschönt durch Chorgesänge und schloß mit allgemeinem Gesang. Möge das Fest wieder neue Liebe zum Werke der helfenden Bruderliebe geweckt haben! — Ehrendenkmal. Der Kirchenvorstand ladet für nächsten Sonntag vormittag 11 Uhr alle Kirchgemeinde- glisder von Stadt und Land zu einer Beratung in Sachen der Errichtung eines Ehrendenkmals für die Gefallenen in die Jakobikirche ein. (Vgl. Ins.) — Der Mitttlelbe-Turngiu, dem (05 Vereine angehören mit weit über (3000 Mitgliedern und 2000 Turnerinnen hält aus Anlaß seines 40jährigen Bestehens am Sonntage am Fuße des Windberges ein Gauturnfest ab. Die Teilnahme aus den Vereinen wird eine überaus rege sein. Der Festzug um ( Uhr wird in zwei Teilen durch die Festorte sich nach dem Turnplätze bewegen. Auch die Turnerinnen nehmen daran teil. Nach dem Festzug« werden von 3500 Turnern die allgemeinen Freiübungen geturnt. Darnach turnen 850 Turnerinnen Frei- und Hüpfübungen und Urbungen an 30 Schwebekanten. Vor- und nachmittags findet Einzel- und Riegenwetturnen statt. Am Linzrlwetturnen beteiligen sich über (00 und am Vereinswetturnen über 300 Riegen aus 70 Vereinen. Im Eilbotenlauf ringen 6Z Mannschaften um den j)reis. So dürfte sich «m Sonntage ein Schauspiels von großartiger Anziehungskraft bieten. — Allgemeine Brotstreckung in Sachsen. Die säch sische Regierung wird in den nächsten Tagen eine allgemeine 20prozentige Streckung des Brotmehles anordnen. Außer dem verlangt die sächsische Regierung in Berlin die Be fugnis, innerhalb Sachsens jederzeit Ausgleiche hinsichtlich der Menge und Güte des Mehles zwischen den einzelnen sächsischen Bezirken zu schaffen. Diese Forderung begegnet aber in Berlin starkem Widerstand. — Das Wirtschaftsministerium bringt in Nr. 152 der Sächsischen Staatszeitung folgende Verordnungen zur allgemeinen Kenntnis: l. Verordnung der Neichsstelle für Textilwirtschaft über die Aufhebung überholter Bestimmungen auf dem Textil gebiete vom 24. Juni 1920. 2. Verordnung des Bastfaser-HauptausschuffeS über Aufhebung der Bekanntmachungen »Bast 10" und „Bast 30" und über das Meldewesen für Bastfaser-Rohstoffe und -Halberzeugnifse »om 11. Juni 1920. 3. Verordnung der Reichswiltschaftsstelle für Flachs über Beschlagnahme, Verwendung und Veräußerung von Flachsstroh, Flachs und Ramie und von Erzeugnissen von Flachs und Ramie vom 18. Juni 1920. 4. Verordnung der Reichswirtschaftsstelle für Hanf über Verwendung und Veräußerung von inländischem Hanfstroh und daraus hergestelltem Hanf, Hanfwerg und Halberzeug nissen sowie von Garn aus ausländischen Rohstoffen vom 10. Juni 1920. 5. Bekanntmachung der Reichsstelle für Schuhoersorgung, betr. Altlederbewirtschaftung vom 25. Juni 1920. — Maßnahmen zur Belebung der Bautätigkeit. Auf den Antrag der sächsischen Gewerbekammer, das Bauen dadurch zu erleichtern, »aß man den Bauenten die Ueberteuerungskosten gegenüber Lem Friedenspreis auf einem besonderen Aonto tilgen läßt und diese Mehrkosten in keiner Form zur Versteuerung heranzieht, ging der Rammer folgende Antwort des Reichsfinanzministers zu: „Der in der Eingabe vom 27. 2. 1920 den Herrn Reichs wirtschaftsministers unterbreiteten Anregung vermag ich nicht zu entsprechen. — Nach H (3 Abs. (b des Einkommen-- steuergesetzes vom 29. 3- (920 werden bei Berechnung des steuerbaren Einkommens von dem Gesamtbeträge der Ein künfte die jährlichen, den Verhältnissen entsprechenden Ab schreibungen für Mertverminderung von Gebäuden in Ab zug gebracht werden können. Es wird also für den Be reich der Einkommensteuer der Unterschied in dem gemeinen Werte eines Gebäudes am Anfang und Ende des für die Linkommey-berechnung maßgebenden Aalender» oder Wirt schaftsjahrs adzugsfähig sein. Hiermit dürfte allen billigen Anforderungen entsprochen sein. Darüber hinaus Abschreibungen bis auf den Friedenswert zuzulassen, würde auch zu weit gehen, sofern unter dem Friedenswert der Mert der Vorkriegszeit verstanden sein wollte." — Um das Schweineviertel. Das Plauener Land gericht hat als Berufungsinstanz in einem Gelsnitzer Fall dahin entschieden, daß die sächsische Verordnung auf Ab gabe des Achweineviertels mit dem Reichsgesetz in Wider spruch stehe und deshalb nicht gefordert werden könne. Der wegen Nichtablieferung des Schweineviertels Angeklagte wurde infolgedessen freigrsvrochen. Endgültig bürste diese Fräge damit aber noch nicht entschieden sein, es werden sich vielmehr erst noch höhere Instanzen mit ihr zu be schäftigen haben.