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über die militärischen Fragen stattfinden. Am Schluffe seiner Darlegungen betonte der Reichskanzler, die Presse habe hier in Spa eine große Aufgabe zu erfüllen. Die Menschheit könne ihr dankbar sein, wenn sie zu ihrem Teils an dem Friedenswerk mitarbeite. Ermäßigung des GieueraHzugs. Mildere Bedingungen für Lohnempfänger unter 15 000 Mark und Familienväter. Berlin, 6. Juli. Der Steuerunterausschuß des Reichstages hielt heute wieder eine Sitzung ab, um über die Ausführung des 8 45 des Einkommensteuergesetzes zu beraten. Die schematische Anordnung auf einen Steuerabzug von 10 °/° soll dadurch gemildert werden, daß beim Steuerabzug vom Lohn für Lohnarbeiter, Angestellte usw. ein Betrag von 5 Mark täg lich zunächst außer Berechnung bleibt. Wetter soll der Familienstand der Arbeitnehmer berück sichtigt werden, so daß für jedes Kind 1,50 Mark täglich ebenfalls außer Berechnung bleibt und lediglich der Rest betrag des täglichen Einkommens für den 107-igen Steuer- abzug in Betracht kommt. Das bedeutet eine große Er leichterung für die Steuerpflichtigen und vermindert die vorläufigen Steuerabzüge namentlich bei Lohnempfängern mit größerer Familie bedeutend ab. Für Wochenlohn empfänger bleiben 30 Mark wöchentlich außer Berechnung, für jedes Kind 10 Mark: vom Monatslohn^verden 125 Mark, für jedes Kind 40 Mark beim 10°/°igen Steuerabzug außer Berechnung gestellt. übersteigt der Arbeitslohn oder das Gehalt aber 15000 Mk. so ist ein erhöhter Abzug vorzunehmen: bis 30000 Mk. Einkommen 15 "/o, von 30000 Mk. bis 50000 Mk. 20 "/o. Die Abzüge steigen bei höheren^Einkommen bis zu 50°/°. politische Rundschau Deutsches Reich. S Voraussichtlich längere Tagung des Reichstags. Nach dem Wunsche der Reichsrcgierung soll der Reichstag den neuen Notetat. der eine Verminderung der Ausgaben in allen Ressorts vorsieht, noch vor der Sommerpause erledige». Da Teile dieses Etats noch vom Reichsrat beraten werden, dürfte der Reichstag seine Beratungen noch bis in die nächste Woche ausdehnen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, daß, falls die Verhandlungen in Spa schneller als erwartet zum Abschluß gebracht werden können, der Reichstag noch im Juli zu den Ergebnissen von Spa Stellung nimmt) -> Teuerungszulagen für Kriegshinterbliebene. Vom 1. August d. Js. ab werden den Hinterbliebenen solcher Militärpersonen der Unterklassen, die nach dem 31. Juli 1914 im Heeresdienst gestanden haben und entweder ge fallen oder an einer nach dieser Zeit erlittenen Dienst beschädigung gestorben sind, laufende Teuerungszuschläge gewährt werden, Lie Abschlagszahlungen auf die nach dem Reichsoersorgungsgesetz zustehenden Bezüge darstellen und bei der Neufestsetzung dieser Bezüge in Anrechnung gebracht werden. Die Teuerungszuschläge sind nach Ortsklassen ab gestuft und betragen 20 bis 70der bisher gezahlten Bezüge. -r- Reichsrat und Militärgerichtsbarkeit. Der Gesetz entwurf über Aushebung der Militärgerichtsbarkeit wurde vom Reichsrat nach den Ausschußbeschlüssen angenommen. Der Reichsrat hielt an einer eigenen Vorlage fest, obwohl vom Reichstag bereits ein entsprechender Initiativantrag eingebracht worden ist, der gegenwärtig der Ausschuß- beratung unterliegt. Da die Beschlüsse des Reichsrats nicht ganz mit dem Initiativantrag übereinstimmen, dürfte es noch zu Weiterungen kommen. Ein preußischer Antrag, der den Zweck verfolgte, Übereinstimmung mit den Beschlüssen der Nationalversammlung zu erzielen, wurde abgelehnt. — Ein Antrag Lippes betreffend die Verleihung des Rechts zum Tragen von Uniform an verabschiedete Offiziere, wurde ab gelehnt. 4- Reichstagsnachwahl in Polzin. Dieser Tage fand in der Stadt Polzin (Hinterpommern), wo am Hauptwahl- tage die Wahlhandlung zum Reichstage durch kommunistische Elemente unmöglich gemacht worden war. die Nachwahl narr, oei oer ore unabhängigen reine Stimme erhielten. Die Deutschnaiionale Volkspartei erhielt 900, die Deutsche Volkspartei 593, die Mehrheitssozialisten 103 und die Kommunisten 43 Stimmen. Dieses Wahlergebnis gewinnt Bedeutung für die Deutsche Volkspartei, der nach der Auf rechnung der Reststimmen zu ihrem dritten pommerschen Mandat noch 223 Stimmen gefehlt hatten. Nach dem Aus fall der Polzinsr Wahl ist nun also noch ein Abgeordneter der Deutschen Volkspartei, der Bauernhofbesitzer Spetzler- Schmaatz gewählt. h Freiwillige Stellung des Generalleutnants von Schmettow. Zu der kürzlich von einigen Zeitungen ver breiteten Notiz, daß der Steckbrief gegen den aus den Putsch tagen bekannten Generalleutnant v. Schmettow aufgehoben worden sei, wird jetzt amttich gemeldet, daß Exzellenz von Schmettow sich freiwillig dem Reichsgericht zur Verfügung gestellt hat, nachdem er Kenntnis von dem gegen ihn er lassenen Steckbrief erhalten hatte. Gegen Sicherheitsleistung ist er vorläufig aus der Untersuchungshaft entlassen worden. » Erhöhung der Pfandleihgebühren. Ein Entwurf über die Abänderung des Pfandleihgesetzes ermächtigt den Minister des Innern die Zinssätze für Pfandleihgeschäfte zu erhöhen und zwar bis zu 3 °/o. Dadurch soll der Geld entwertung, unter das auch die Pfandleihen zu leiden haben, entgegengearbeitet werden. Zur Regierungsbildung in Bayern. Die Verhand lungen zur Regierungsbildung in Bauern haben begonnen. Der Vorsitzende der Bayerischen Volkspartei Held hat die Führer der Mehrheitssozialdemokratie, der Mittelpartei, des Bauernbundes und der Demokraten zu sich gebeten. Die U. S. P. wurde nicht eingeladen: auch die Einladung an die Mehrheitssozialisten ist nur eine Formsache. Es ist so gut wie ausgeschlossen, daß sich die Mehrheitsfozialdemokraten an der Regierung beteiligen werden, besonders da Kahr Ministerpräsident bleiben soll. Ein Funkspruch aus Moskau. Der Vertreter Sowjetrußlands in Berlin, Kopp, erhielt vom russischen Volkskommissar des Auswärtigen folgenden Funkspruch: .Den Sowsetregierungsvertretern im Auslande wird jede Ein mischung in die inneren Verhältnisse der betreffenden Staaten ausdrücklich unlersagt. Viktor Kopp in Berlin ist Instruktion erteilt worden, dahin lautend, jeder Berührung mit der deutschen inneren Politik sich völlig fernzuhalten." Frankreich. rr Stiunes bei Millerand. Hugo Stinnes, der von Köln gekommen war, hatte in Spa eine lange Zusammen kunft mit Millerand. Dieser empfing ihn in dem französischen Quartier. Stinnes setzte Millerand seine Pläne über die Wiederherstellung der verwüsteten Gebiete auseinander. Millerand machte einige Einwendungen, erklärte sich aber lebhaft interessiert durch das von Stinnes entwickelte System der internationalen Mitwirkung. Lius Zn- und Ausland. London. Die .Times" meldet aus Kleinasien, daß die Griechen nach einem heftigen Gefecht Edremid besetzt haben. Bei Balakhissar wurden 1200 Türken gefangen genommen. Tokio. Die deutsche Botschaft und die Konsulats- gebüude sind von Japan wieder an Deutschland zurückgegeben worden. Die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern find wiederhergestellt. Vertagung Ses Neichsiages. (9. Sitzung.) W. Berlin, 6. Juli. Die heutige Sitzung war die letzte vor den Spaferien. Die Unterbrechung in den Verhandlungen des Reichstages, die bis zum 28. Juli 1920 dauern soll, war zwar nicht vor gesehen, kam aber nicht völlig unerwartet. Schon vor einigen Tagen verlautete, daß der Reichstag nach Beendigung der Zusammenkunft in Spa noch einmal zusammentreten werde, um die Ergebnisse dieser Zusammenkunft zu besprechen. Heute ist nun die Vertagung notwendig geworden, und zwar haupt sächlich deshalb, weil die Mehrzahl der Minister an den Ver handlungen in Spa teilnehmen muß. Mit Rücksicht daraus hat der Reichskanzler die Unterbrechung der Sitzungen anheim gegeben, und der Reichstag ist darauf ohne weiteres einge gangen. Die heutige Sitzung, die sonst in der Hauptsache eine Fortsetzung der gestrigen gewesen wäre, nahm daher einen andern als den geplanten Verlauf. Zuerst wurden einige kurze Anfragenerledigt. Darunter befand sich eine Anfrage des Abg. Mumm (Deutschnat. Vp.), die dahin gmg. was seit der letzten Mitteilung der Reichsregierung in der Nationalversammlung zur Rückbeförderung der m Sibirien und Mittelasien weilenden deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen geschehen sei. Reichskommissar Stückten.er widerte, daß im Juli weitere Transporte zu erwarten sind. Mit Sowjetrußland ist ein Abkommen über die Rückbeförde rung der Gefangenen getroffen worden. Die Engländer werden demnächst drei weitere Schiffe zum Rücktransport unserer Gefangenen freigeben. Ein Telegramm des Reichskanzlers. Nun erklärte der Präsident Locbe, der Reichskanzler habe durch ein Telegramm wissen lassen, daß die Verhandlungen in Spa es wünschenswert erscheinen lassen, Laß auch der Reichs justizminister und Vizekanzler an den weiteren Besprechungen in Spa teilnehmen. Bei der Erweiterung der dortigen Ver handlungen kann es auch noch für andere Mitglieder notwendig werden, nach Spa zu reisen. Von unseren Ministern befinden sich gegenwärtig sieben im AuslandeEDer Reichskanzler gibt daher anheim, unter diesen Umständen die Beratungen des Reichs tags zu unterbrechen, und erst nach Abschluß der Verhand lungen aufzunehmen. Das Haus stimmte diesem Vorschläge zu, ebenso dem weiteren Vorschlag des Präsidenten, die wei teren Punkte der heutigen Tagesordnung abzusetzen und an ihrer Stelle einige andere Verhandlungsgegenstände zu er ledigen. Es wurde der schleunige Antrag aller Parteien beraten, der eine ergänzende Regelung des Steuerabzuges vom Arbeitslohn bringt. Im Einkommensteuergesetz wird daher ein 8 45 a ein geschaltet, der die gemäß den Beschlüssen des Steuerausschusses festgesetzten Milderungen bestimmt. Das Gesetz tritt am 1. August 1920 in Kraft. Die Vorlage wurde in allen drei Lesungen gegen die Stimmen der Unabhängigen angenommen. Es folgte die Diäten-Vorlags für die Mitglieder des Reichstages. Es soll eine monatliche Entschädigung von Mk. 1500—gezahlt werden. Für jeden Tag, an dem ein Mitglied der Vollsitzung ferngeblieben-ist, werden von der Entschädigung Mk. 50,— abgezogen. Auch diese Vorlage wurde in allen drei Lesungen gegen die Stimmen der Unabhängigen angenommen. Sodann wurde eins Vorlage über die Meistbegünstigung ebenfalls in allen drei Lesungen erledigt. Damit schloß die Sitzung. Dem Präsidenten wurde an heinigegeben, den nächsten Verhandlungstag zu bestimmen. In Aussicht genommen ist, wie schon erwähnt, der 28. d. Mts. Bevor man auseinanderging, hielt der Präsident Loebe eine mit großem Beifall aufgenommene Ansprache, in der er der Hoffnung Ausdruck gab, daß die am Sonntag stattfindende Abstimmung in Ostpreußen und einigen Teilen Westpreußens ein treues und übermächtiges Bekenntnis zum Deutschtum sein werde. Fach Spa. Sonderbericht van Eugen Szatmark. »Von Berlin über Köln—Aachen—Brussel nach Ost ende." Der Wagen, den diese Tafel ziert, ist ein sehr be scheidener Nachfolger des Nordexpreßzuges, der einmal, in vergangenen Zeiten, durch dieselbe Strecke fuhr. Doch — man wird genügsam, und die Tatsache allein, daß man bis zur belgischen Hauptstadt nicht auszusteigen braucht, erweckt in dem bescheidenen Reisenden von heute lebhafte Ge nugtuung. Bis Köln fährt man durch deutsches Land. Die Bahn höfe sind dunkel, aber der Zug fährt mit größter Pünktlich keit. Als er jedoch mit bedächtiger Langsamkeit über die herrliche Rheinbrücke gekrochen ist und in den Hauptbahnhof von Köln einläuft, merkt man mit einigem Erstaunen, in einer englischen Stadt angekommen zu sein. Cologne! — steht auf den Tafeln. Cologne! brüllen die Schaffner, Luggage Olmis heißt es, und Partition of Trains. Englische Offiziere versehen den Dienst auf dem Bahnhof — sehr höflich und sehr liebenswürdig — und im belgischen Zug, der drüben wartet, steht auf der Tür jedes zweiten Abteils eine Tafel: ^or briüsb Droops ovl^l (Nur für britisches Militär!) llor Okkieiers! . . Man glaubt sich einen Augenblick lang wieder in den Krieg versetzt und will einen Urlauberzug vor sich sehen, umso mehr, da der Zug von einer Unmenge Tommis bestiegen wird, die in der Tat auf Urlaub fahren. Auch sonst ist der Zug englisch. Ich fahre mit einer englischen Familie zusammen, und der Familienvater be tont seine Echtheit dadurch, daß er dreieinhalb Minuten nach Vie wilcke Kümmel. 39j Roman von Erich Friesen. Norbert unterdrückt einen leisen Seufzer. An ihn denkt sie dabei nicht !Und doch — muß er, so, wie die Sachen liegen, nicht glücklich sein, daß sie überhaupt einwilligt? „Ich danke Dir, Liane," sagt er traurig, ihr die Hand entgegenstreckend, die sie jedoch nicht zu sehen scheint. „Ich verspreche Dir: durch kein Wort, durch keinen Blick werde ich Dich! daran erinnern, daß Du mein Weib bist — mein Weib vor Gott und den Men schen . . . Tu glaubst mir doch wenigstens hierin?" fügt ec mit bitterm Lächeln hinzu. „Ja. Ich glaube Dir!" Zwei Tage später hält Norbert Achenbach mit seiner jungen Gemahliu-Einzug aus dem Stammsitz seiner Väter. Niemand in Birkenfelde merkt, daß irgend etwas nicht stimmt in der jungen Ehe. Tie Erregung hat die gewohnten Rosen auf Lianes Wangen gezaubert, als sie aus dem Automobil springt und zwischen zwei Reihen tiesknixender, festlich geputz ter Dienstboten hindurch die breite Freitreppe hinaus eilt. Ter alte General kommt ihr bereits entgegen — auf seinen Stock gestützt, aber strahlend vor Freude — und küßt sie aus die Stirn. Und Eva umarmt sie mit Ler ganzen Zärtlichkeit ihrer liebevollen Natur. Als man ihr jedoch mitteilt, eine kleine auserlesene FsstgeseNschast — unter ihr natürlich Ihre ^zellenz, die Fra.: Gräfin Klothilde von und zu Lüttinghausen, und der Herr Hofrat v. Marwitz — sei versammelt, um dis Ankunft des jungen Paares würdig zu feiern — da weiß Liane nicht recht: soll sie sich freuen, daß sie am ersten Tage schon des Alleinseins mit ihrem Gat ten enthoben ist, oder bedauern, daß sie nicht sofort die Einsamkeit ihrer Gemächer aufsuchen kann. Sie gibt sich die größte Mühe, heiter zu erscheinen; sie lacht, scherzt, plaudert, und es gelingt ihr, ihre Umgebung zu täuschen. — Tage vergehen. Und Wochen. Alles Wust schein bar seinen alten Gang. Norbert und Liane v. Achen bach besuchen zusammen Gesellschaften. Theater, Fest lichkeiten jeder Art. Und für jeden hat dte junge Frau ein freundliches Wort — trotz ihres wehen Herzens. Nur Liselotte d'Esterre wird von ihr geflissentlich gemieden. Und wenn die beiden doch einmal irgend wo miteinander in Berührung kommen, so wird Lise lotte von der jungen Frau Liane v. Achenbach! mit offen kundiger Geringschätzung behandelt. Liselotte hält sich für diese kleine Schlappe schad los, indem sie allerhand Bemerkungen über das „pro blematische Eheglück des Achenbach'schen Paares" in willige Ohren tuschelt. Sie ist die einzige, die heraus- Mpäht hat, daß zwischen den Ehegatten nicht alles so ist, wie es sein sollte. Und ihr Herz triumphiert. Nicht sie allein ist unglücklich — nein, auch die verhaßte Nebenbuhlerin, die sich mit ihren Millionen zwischen sie und den Geliebten drängte! Und sie beschließt, mit der ihr eigenen diplomati schen Geschicklichkeit ein wenig nachzuhelfen. Dis Gelegenheit dazu bietet sich nur bald. Bei einer Festvorstellung im königliche^ OPern- hause ist es. Norbert und Liane sitzen im ersten Rang. Durch Zufall hat Liselotte ganz in der Nähe ihren Platz. Und in nicht allzu weiter Entfernung auch der junge Gerald v. Trotha. Obgleich Gerald sich längst darein gefunden hat, daß „Connenscheinchen" eines andern Frau ist, obgleich sogar bereits eine stille Neigung zu der lieblichen Eva v. Achenbach in seinem leicht empfänglichen Jüng lingsherzen aufzublühen beginnt — so hat er sich doch noch immer eine schwärmerische Verehrung für Nor berts Gemahlin bewahrt. Und er gewährt seinen schön heitstrunkenen Augen stets einen besonderen Genuß, wenn er ihr edelschönes Profil, ihr belebtes Mierren- spiel, ihre strahlenden schwarzen Augen sieht. So auch heute. Zn der Pause ist es. Tie meisten Theaterbesucher wandeln Draußen im Foyer herum. Auch Norbert. Liane ist sitzen geblieben. Sie vermeidet, so viel es angeht, konventionelle Unter haltungen. Tas Naturkind kann sich noch immer nicht an Phrasengeklingel und stereotypes Lächeln gewöhne^ Ta tritt Gerald zu ihr heran. Und bald ist ein leb haftes Gesvräcb im Ganae. dem Liane sich umso lieber i hingibt, als sie sich diesem Jüngling gegenüber keinen Zwang aufzuerlegen brauche In einiger Entfernung von ihnen lehnt Norbert an einer geöffneten Foyertür und blickt nachdenklich ins Parkett hinunter. Jetzt tritt eine Dame an ihn heran — Liselotte. Scheinbar scherzend flüstert sie ihm etwas zu, indeß ihr spöttischer Blick Gerald und Liane streift. Noch vor kurzem hätte Norbert über die schwärme rische Verehrung in den Blicken des Jünglings gelacht. Heute schneidet sie ihm ins Herz. Und mehr noch die unbefangene Freude, die aus Lianes beweglichen Zügen spricht Zu ihm selbst ist sie stets kalt und abweisend. Zu diesem jungen Fant dagegen — — und er Preßt die Lippe: fest aufeinander in einem ihm ganz neuen Ge fühl — dem quälenden Gefühl der Eifersucht In einer seltsamen Gedankenverbindung sieht Liane gerade in diesem Moment zu Norbert hinüber. Sie ge wahrt, wie Liselottte ihm vertraulich etwas ins Ohr flüstert und wie dabei leichte Röte in seine Stirn steigt. Und voller Empörung wendet sie den Blick ab. Ach, keines dieser beiden verblendeten jungen Men schenkinder weiß, daß ihre Gedanken beständig beiein ander weilen! Laß nur Trotz es ist, der ihre Herzen trennt. Und Stolz, unbändiger, hochfahrender "iolz! Was Norbert in seiner aufglimmenden Eifersucht noch bestärkt, ist der Umstand, daß Liane den jungen Trotha aufgefordert hat, für ein paar Tage nach Bir kenfelde zu kommen. Es sind die lautersten Motive, die sie dazu bewo gen; denn sie glaubt, bemerkt zu haben, wie in Ellas Herz eine zärtliche Neigung für Gerald aufleilnt. Und da auch der Jüngling seit einiger Zeit für das liebe schüchterne Mädchen unverhohlenes Interesse zeigt, so hofft Liane, diese beiden jungen Menschen ein. >er zu- Mführen und glücklich zu machen. Won Tap zu Tag schließt sich der alte General in niger an seins Schwiegertochter heran. Stundenlang sitzt sie bei ihm und liest ihm vor. Oder sie erzählt ihm von ihrer Kinderzeit, und er scheint nicht im ge ringsten unangenehm berührt ^u sein, wenn sie ver sichert, kein Eichhörnchen erklettere rascher die höchsten Zäum: als s-'