Volltext Seite (XML)
Herum». Ein Militärauto mit Soldaten, alle die Flinte, iernsthaft in der Hand, kreuzt den Platz, wohl eine Patrouille,^ (die im Notfälle für Ordnung sorgen soll, sie findet keinen Anlab einzuschreiten und fährt wieder ab. Ein kleines Auto, in dem ein Zivilist und ein Soldat sitzen, fährt an der Front des Maritalls, gegenüber dem Schlosse, vor; der Lenker, in Licken Pelz gehüllt, steht aus wie ein Bär, er klettert vom Sitz, steigt wieder auf, es geht weiter — man weiß nicht, was es wollte. Auffallend ist die lallgemeine Unkenntnis aller Leute, auch der Soldaten, über die Lage. Kein Mensch weiß, ob die Matrosen im Marstall sich ergeben haben, ob die Soldaten an den Fenstern etwa die Sieger sind oder ob sie sich auf die Seite der Soldaten gestellt haben, ob die Geschichte zu Ende ist oder ob bloß eine Gefechtspause stattfindet. Am Nach mittag soll Liebknecht kommen und eine Rede halten, die Re gierung Ebert-Haase soll schon gestürzt sein, wenn aber die selben Leute, die das behaupten, auch erzählen, Wels sitze noch gefangen im Marsiall, so wird man an seiner Weisheit doch irre. Allgemein erwartet man aber neue Kämpfe. Ein Soldat bedauert die Opfer, die sie mit Gasgranaten aus dem. Lichthof des Marstalls herausgeräuchert haben; die meisten seien gaskrank gewesen; kommt es noch einmal zum Kampf, sagt er, so gibt es ein mächtiges Blutvergießen! Das Schloß, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das soge nannte rote Schloß, ein Privathaus in der Nähe, haben auch einige Spritzer abbekommen. Glatt durchgeschlagen sind die mit dicken Papierlagen überklebten blechernen Anschlagsäulen. Glasscherben überall. Politische Rundschau. Deutsches Reich. 4- Uber die Demobilmachungstermine wird amtlich mitgeteilt: Dix Entlassung des Jahrgangs 1895 erfolgt bis zum 31. d. M., beim Feldheer nach Eintreffen des Truppenteils im Demobilmachungsort. Die Jahrgänge 1866 und 1897 gelangen voraussichtlich Mitte Januar zur Entlassung. Ein bestimmter Zeitpunkt für die Beendigung der ganzen Demobilmachung läßt sich nicht feststellen. Vorauslichtlich wird sie für das Westheer im Januar, für das Ostheer im Februar zu Ende sein. Letzteres ist aber ganz von den Transportoerhältniffen abhängig, und ein ^räterer Termin ist daher sehr wohl möglich. 4- Zu den Steuerplänen des Reiches gehört auch der Ausbau der Erbschaftssteuer. Bei der Bemessung der Steuersätze soll nicht nur das Vermögen des Erben, sondern auch der Besitz des Erblassers an Kriegsanleihe berücksichtigt werden. Erbschaften, die bis zu einem be stimmten Teil aus Kriegsanleihen bestehen, sollen steuerlich bevorzugt werden. Voraussetzung ist allerdings, daß die in Frage kommenden Kriegsanleihen von dem Erblasser aus dem Zeichnungswege oder während des Krieges er worben worden sind. 4- Die Reichsregierung hat einen energische» Protest an Polen gerichtet wegen der auf deutschem Gebiet aus geschriebenen Wahlen für die polnische Konstituante. Die Reichsregierung siebt die ganze Ausschreibung von Wahlen zur polnischen Konstituante innerhalb des gegenwärtigen Reichsgebiets als einen rechtswidrigen Eingriff in die bestehende deutsche Gebietshoheit an. Die Reichsregierung wird die Vornahme dieser Wahlen nicht zulassen, bevor nicht der künftige Rechtszustand der deutsch-polnischen Grenzgebiete durch die Friedenskonferenz festgelegt ist. 4- Man berechnet jetzt für Groff-Berlin NNXttM Arbeitslose mit Einschluß der vom Heeresdienst Ent lassenen. Auch hier versucht das Landwirtschastsministerium einzugreifen und hat ein Arbeitsvermittlungsamt des Landwirtschaftsministeriums eingerichtet, welches bereits im engsten Zusammenhang mit allen interessierten Stellen (Behörden, landwirtschaftlichen Körperschaften und Gewerk schaften) Maßregeln ergriffen hat, um einerseits die Arbeitsmöglichkc ten festzustellen, andererseits für die Arbeitnehmer zeitgemäße Arbeitsbedingungen zu schaffen und sie schnellstens an die ihnen zusagenden Arbeitsstellen zu leiten. 4 Der bekannte Sozialist Eduard Bernstein hat sich wieder der Mehrheitssozialdemokratie angeschlossen. Er gilt als einer der befähigsten Köpfe der deutschen Sozialdemokratie, vertrat seinerzeit stark revisionistische Ansichten, schloß sich aber Lei der letzten Parteispaltung den Unabhängigen der Richtung Haase an. Der Vorwärts berichtet ferner: Der unabhängige Wahlverein Apolda ist mit großer Mehrheit der alten Partei wieder beigetreten. Der unabhängige Wahlverein Öderan im sächsischen Kreis Freiburg hat dasselbe getan. 4- Die Bekampsung der roten Fahne durch England hat sich zu folgender warnenden Mitteilung an die deutsch^ Flotte verdichtet: Schiffe mit roter Flagge werden ohne Warnung versenkt. Schiffe ohne Offiziere werden nach' Kriegsrecht behandelt. Wenn ein Mann bei bolsche wistischer Propaganda ertappt wird, so wird die gesamte Besatzung des betreffenden Schiffes standrechtlich erschossen. Neueste Meldungen. Berlin, 26. Dezember. Die Stratzenkämvfe zwischen Garde und Matrosen sind durch eine Einigung beendigt worden. Die Matrosen räumten das Schloß, werden der republikanischen Soldatenwehr angegliedert und verpflichten sich, in Zukunst nicht wieder an Aktionen gegen die Regie rung teilzunehmen. Die Kieler Matrosen haben ihrer leb haften Entrüstung über das schimpfliche Treiben der Ma trosen in Berlin Ausdruck gegeben. Posen, 26. Dezember. In der Republik Polen find die Zustände geradezu chaotisch geworden. Es haben sich nicht weniger als vier polnische Republiken gebildet und zwar: Krakau, Lemberg, Warschau und Lublin. Es droht im ganzen Lande Hungersnot auszubrechen. Wien, 26. Dezember. Die Verhandlungen mit -er Entente haben zu dem Ergebnis geführt, daß die Entente zunächst sofort 110 Waggons Lebensmittel nach Wien schickt. Wien, 26. Dezember. Wie aus Prag gemeldet wild, fall die Entente den Tschechen die frühere deutsche Kolonie Togo versprochen haben. Berlin. 26. Dezember. Sämtliche Kriegsbeschädigten erhalt«, für dev Monat Januar die doppelten Version gungsgebürnisse und Unterstützungen. Bei den Renten zuschlägen tritt eine Erhöhung von 50 bis 100 Prozent ein. Auch die Verstümmelungszulagen werden wesentlich erhöht. Braunschweig, 26. Dezember. Nach dem end gültigen Wahlergebnis entfallen auf die bürgerlichen Par teien 100 800 und auf die sozialdemokratischen Parteien ! 01 300 Stimmen. Strelitz. 26. Dezember. Nach dem endgültigen Wahlergebnis sind in die konstituierende Versammlung 2-1 Sozialdemokraten und 21 Bürgerliche gewählt worden. Wien, 26. Dezember. Einem Mitarbeiter des Neuen Weener I o u r n a l s sagte Frhr. Conrad v. Ho eßen - dorff, er habe den Ausgang des Weltkriegs nie, rosig beurteilt. Bezüglich fernes Amens an oer -Dauacm von Gorlice erklärte er, im März 1915 sei bei ihm der Gedanke an einen Durchbruch aufgetaucht, am 27. März habe er auch einen sehr schönen Erfolg gehabt, er habe aber er kannt, daß zum Durchbruch weit größere Kräfte notwendig seien, daher fei er mit dem deutschen Hauptguartier in Ver bindung getreten. Das deutsche Militärwochenblast habe den Sachverhalt gleich nach der Schlacht ziemlich «wahrheitsgemäß dargestellt, aber später hätten unberufen« ^Febern Conrads Grundgedanken ganz verschwinden lassen. !Vom Schicksal Kaiser Wilhelms sprach Frhr. v. Conrad mit s tiefster Erschütterung. Dieser Monarch sei von tiefstem Pflichtgefühl durchdrungen gewesen und habe nur Lust ai der Arbeit gekannt. Wien, 26. Dezember. Der Budapester Korre-i fpondent des Neuen Wiener Journals hat dem Generalfeld marschall von Mackensen, der in Foth, eine Stunde von Budapest, im Schlosse des Grafen Ladis laus Karolyi, eines Neffen des Ministerpräsidenten, inter niert ist, einen Besuch abgestattet. Er berichtet darüber: Der Generalfeldmarschall genießt alle Freiheiten, von denen er allerdings sehr wenig Gebrauch macht. Ein einziger» ungarischer Rittmeister ist ihm beigegeben worden, der sich' sowohl der Sympathien Mackensens als auch seines Stabes erfreut. Zwei Stunden am Vormittage und ebensoviel am Nachmittage geht Mackensen in der nächsten Umgebung des Schlosses spazieren. Der ungarische Rittmeister und die wenigen Herren seines Stabes begleiten den Feldhsrrn. Die Herren aus seiner Umgebung erzählen, daß man Herrn Won Mackensen bisher eigentlich nie die Last seiner 70 Jahre angesehen hat. Erst die letzten Tage haben eine merkliche- Veränderung in seinem Äußern gebracht. Herr von Macken-- sen hat bekanntlich nur sehr wenige Familienangehörige, mit denen er in Briefwechsel steht. Nach wie vor liegt ihm' die Sorge um seine Soldaten besonders am Herzen. Welchem Sympathie sich der Feldmarschall noch jetzt in allen Kreisest der Bevölkerung erfreut, beweisen die zahlreichen rührenden Liebesgaben, die ihm und seinen Soldaten zugewendet wur den. Darunter befinden sich Geschenke von ungarischen- Aristokraten und auch von Mitgliedern des ehemaligen Kaiserhauses. Herr von Mackensen stellt selbstverständlich alle Spenden seinen Soldaten zur Verfügung. Eine Äußerung des Feldherrn lautete: Ich habe mich immer be müht, meine Braven in bester Ordnung zusammenzuhalten und plötzlich mußte mich dies Uyglück ereilen! Brusfei, 25. Dezember. (Havas.) Im Laufe oer Nach- ' mittagssitzung des belgischen sozialistischen Kongresses gab der Vorsitzende als Ergebnis der Ab- 'stimmun-g über die Teilnahme der Sozialisten am Ministerium bekannt, daß 22 Stimmen dafür, eine dagegen abgegeben worden seien bei drei Stimment haltungen. Auf den Protest eines Delegierten gegen eine : annexiomsttsche Politik erwiderte Vandervelde, er würde ' nicht in die Regierung eingetreten sein, wenn sich diese für ieine annexionistische und gegen Holland feindliche Politik ausgesprochen hätte. s Paris, 25. Dezember. Mat in meldet: Der -Kammerausschuß für auswärtige Ange legenheiten nahm Mitteilungen Pichons entgegen !über das, was zur Unterstützung der örtlichen Regierungen ! in Rußland getan worden ist, welche die Absicht haben, ffich der Einwirkung des Bolschewismus zu entziehen. Er erklärte, dis Alliierten beabsichtigten, weiterhin diese Po.iiik ,zu befolgen, ohne dieser indessen in Gestalt einer mrlitari- , schen Einwsiäuma eine weitere Ausdehnung zu geben, da ' die Alliierten nur die Absicht hätten, den Bolschewismus in -Rußland zu vernichten. Volkswirtschaft. snoooo Zentner Sauerkraut sreigegeben. Da sich der Bedarf von Heer und Marine infolge der Demobilinerung erheblich verringert hat, sind beträchtliche Mengen von Sauerkraut für die Zivilbevölkerung verfügbar geworden. Die Reichssielle für Gemüse und Obst hat bereits 600 000 Zentner dieses wichtigen Nahrungsmittels den Bundesstaaten überwiesen. Es erhalten: Preußen 379 000, Bayern 60 000, Sachsen 87 000, Baden 17 000, die Thüringischen Staaten 11 000, Hamburg 17 000, Bremen 4000, Hessen 10 000 Zentner. Unzulässigkeit allgemeiner Kündigungsverbote. Der Vollzugsrat des Charlottenburger ASR hatte an die Haus eigentümer der Stadt Charlottenburg unter Strafandrohung ein allgemeines Kündigungsverbot erlassen. Der Magistrat der Stadt hatte es im Interesse der Rechtssicherheit für an gezeigt gehalten, bei der Reichsregierung, der Preußischen Staatsregierung und dem Staatskommissar für das Woh nungswesen auf Beseitigung dieses Kündigungsverbotes oder Anerkennung seiner Rechtsungültigkeit vorstellig zu werden. Hierauf ist von der Reichsregierung der Bescheid eingegangen, daß der Vollzugsausschuß des ASR zum Erlaß der Ver fügung nicht berechtigt und zu ihrer Aufhebung aufgefordert worden sei. Die Mieter werden daraus bingewiesen, daß bei Kündigungen oder Mietsteigerungen die Mietseinigungsämter wie bisher zuständig sind. Letzte Drahtbertchte Krise in der Reichsregierung. Berlin, 27. Dez. Die Vorgänge des Dienstag haben zu einer Regierungskrise geführt. Es verlautete gestern abend, daß der Zentralrat der Arbeiter- und Soldaten räte für heute einberufen werden soll, um die Bildung der neuen Regierung zu übernehmen. Sollte die Kabinetts bildung nicht sogleich gelingen, so würde die vorläufige Regierungsgewalt Kis auf weiteres vom Ientralrat über nommen werden. Es steht noch völlig dahin, ob der Zentralrat feiner Iufammenfetzung entsprechend ein reines Mehrheitskabinett bilde» würde. Die Möglichkeit neuer Koalition-Versuche zwischen den sozialistischen Parteien ist «ach wie vor gegeben. Der Kommandeur der Garde- truppen General Lequis ist, wie die Voss. Itg. erfährt, znrückgetreten und durch General v. Lüttwitz ersetzt worden. Der Vorwärts hat sich verpflichtet mit einer Erklärung, de« Radikalen Genüge zu leisten. Die VörfrieLeusverhandlungen. Genf, 27. Dez. (tu.) Der Beginn der Pariser Bor friedensverhandlungen wird Ende dieser Woche festgelegt werden. Die Frage der Zulassung der neutralen Staaten wird der Lösung zugesührt. Wilsons Auffassung, keinen neutralen Staat auszuschlietzen, findet innerhalb des Bielverbandes Widerspruch. Die Regierungspresse sucht jede Stimme, die die direkte Teilnahme deutscher und österreichischer Delegierter an den Pariser Beratungen befürwortet, durch allerlei Ausstreuungen zu bekämpfen, u. a. durch die Behauptung, die Berliner Regierung schlage die gewaltsame Vertreibung der Ententetruppen aus den deutschen Gebieten vor. Gerechter dauerhafter Frieden! Amsterdam, 27. Dez. (tu.) Wilson richtete eine Weihnachtsbotschaft an das Weitze Haus in Washington, in der er erklärt, dah seine Vorschläge für einen gerechten, dauerhaften Frieden von der öffentlichen Meinung aller alliierten Völker unterstützt werden. Eine amerikanische Kommisfion znr Stndicruug der Lage in Deutschland. München, 27. Dez. (tu.) In München trifft aus der Schweiz eine amerikanische Kommission ein aus dem Gefolge Wilsons, die zunächst in Bayern, dann im übrigen deutschen Reiche die politische Lage und die Lcbensmittelverhältnisse studieren soll. Französisch oder deutsch? Gens, 27. Dez. (tu.) Wie der „Temps" meldet, ist es im Gemeinderat in Mühlheim zu einer lebhaften Auseinandersetzung gekommen wegen der Frage, ob die Verhandlungen in Zukunft in französischer oder deutscher Sprache stattfinden sollen. Da kein Einverständnis er zielt werden konnte, wurde die Entscheidung vertagt. Versailles als Sitz des Völkerbundes? Basel, 27. Dez. (tu.) Wie die „Neue Korrespon denz« aus Paris berichtet, hat die Kammerkommission für auswärtige Angelegenheiten den Vorschlag gemacht, datz Versailles als zukünftiger Sitz des künftigen Völker bundes bestimmt werden soll. Der internationale sozialistische Kongreß verschoben. Berlin, 27. Dez. (tu.) Der „Vorwärts" erhielt aus dem Haag von einem Genossen folgende Drahtnach richt: Der internationale sozialistische Kongreß, der am 6. Januar in Lausanne tagen sollte, wurde verschoben. Es ist beschlossen worden, ihn erst nach den Wahlen zur deutschen Nationalversammlung stattfinden zu lassen. Aus GiaA rmö L-MW.. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir immer dankbar entgegen. Wilsdruff, am 27. Dezember. Wahlen zur sächsischen Nationalversammlung: 2. Februar. Die Wahlen für eine sächsische Nationalversammlung finden am Sonntag den 2. Februar statt. Es wurde im Gesamtministerium erwogen, ob die Wahlen mit den Wahlen zur Nationalversammlung für das Reich an einem Tags vorgenommen werden könnten. Die Prüfung des Für und Wider ließ es geboten erscheinen, hiervon Abstand zu nehmen und einen besonderen Wahl termin auszuschreiben. Die sächsische Nationalversammlung wird nicht dieselbe Aufgabe lösen können, wie die gleiche Beisammlung für das Reich. Das Gesamtministerium ist nach wie vor der Auffassung, daß die Zeit der Kleinstaaterei für Deutschland als überwunden zu gelten hat und daß endlich der bereits im Jahre 1848 gehegte Gedanke einer einheitlichen Deutschen Republik sich durchsetzen muß. Nur als äußerster Behelf könnte die Föderation selbständiger Bundesstaaten in Betracht kommen. Deshalb kann eine sächsische Verfassung erst dann in Frage kommen, wenn der Einheitsgedanke sich als undurchführbar erweisen sollte. Kann die sächsische Nationalveisammlung nicht als Konsti tuante tätig sein, io wird sie doch ihren Einfluß gegen eine erneute Zersplitterung des Reiches gellend machen. Darum ist die Berufung der Versammlung für Sachsen notwendig. Das Wahlrecht für das Reich wird auch für Sachsin gelten. Die Wählerlisten der Nationalversammlung gelten für die Wahlen in Sachsen, doch müssen die Wählerlisten noch für weitere zwei Wochen ergänzt werden, um den heimkehrenden Soldaten das Wahlrecht zu sichern. Wahl kreiseinteilung, Vorschlagslisten schmiegen sich dem Re-chü- wahlrecht an. Die Zahl der Abgeordneten wird 96 be nagen, und zwar emsallen auf die Wahlkreise Leipzig 24, Chemnitz 36 und Dresden 36 Abgeordnete. Die Gemeinde verwaltungen müssen auf diese Wahlen Rücksicht nehmen, damit die Gemeindewahlen nicht am gleichen Tage stattsiaden. — Nach -en Feiertagen! Wieder einmal ist das weihnachlsfest vorüber, w eder einmal erwachen M>ll>on«n und Millionen aus dem Zauber der Märchenstimmung dieser Dezember-Tage. Manch alte schöne Sitte hatte früher das Thrfftfest verschönt, das Völkermorden halte sie wie Spreu hinweggefegl. Um so dankbarer muß man Herrn Sladlmusikdireklor Römisch sein, daß er wie vor dem Kriege am Heiligabend in den Straßen die Melodien be kannter weihnachlslieder durch seine Äapelle erklingen ließ. Sie mögen in mancher Menschenbrust die alte Wunde wieder neu aufgeriffen und um so schmerzhafter fühlbar gemacht und die Sehnsucht all jener verdoppelt haben, die teure An gehörige noch auf gefahrvoller wacht im Msten wissen, aber überall fühlte man sich tief ergriffen gezwungen, den milden Ulängen Her; und Ghr zu öffnen. Line gewisse F ststimmung war also da, trotzdem man auf das erwartete Weihnachtswetter auch diesmal so halb und halb verzichten mußte. Wohl hatte es den Anschein, als sollten wir wirklich weiße Weihnachten bekommen, nachdem auch noch in der Heilgen Nacht Schnee gefallen «ar. Aber den weichen Flocken scheint es ebenso zu gehen wie den meisten Menschen zur Jetztzeit, sie fühlen sich bei Mutter Erde nicht mehr «obl; ausgenommen vielleicht jene Glücklichen, denen elterliche Zustimmung das höchste Sehnen «ller jungen Damen, den schmalen, glatten Goldreif an den Finger gebracht hatte. Trotz des ganz annehmbaren Wetters wagten sich nur wenige Menschen ins Freie. Deshalb trank die Männer welt um so zahlreicher ihren Frühschoppen, weniger wohl um des Bieres als der Unterhaltung willen, und folgte am ersten Feiertag abends den Lockungen der Damenwelt in die Lindensch ößchen-Lichtspiele oder ins Theater in den Löwen, wo sich nachmittags bereits die Rinder an „Frau Holle" ergötzten. Daselbst gastierte das Dresdner Larl- Theater mit dem „tollen Wilhelm", der es meisterhaft ver stand, die Lachmuskeln der Anwesenden in Bewegung zu setzen. Sin höher anzuschlagender Gewinn ließ sich freilich nicht mit nach Hause nehmen; na, di« große Mosse ist ja auch jetzt noch gerade auf diesem Gebiet« wenig anspruchs voll und auch für angenehm« Unterhaltung durch sogenannte Schlager dankbar. Der zweite Feiertag stillte das Sehnen »es „jungen Volkes"; wer von ihm bei dem schönen Wetter