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Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt Nr. 142 Donnerstag, den 21. Juni 1934 Tagesspruch Glück der Häuslichkeit! Dir gleicht keines, du bist der Zau ber, den die gütige Gottheit um den niedrigen Thron dieser zerbrechlichen Maschine legte, um den edleren Geist über seine Einkerkerung zu trösten. Benzel-Sternau. Scapa Flow. Zum fünfzehnten Male jährt sich am 21. Juni der Tag, an dem in der englischen Bucht von Scapa Flow die den Engländern ausgelieferte stolze deutsche Kriegsflotte, die dort interniert war, von den deutschen Schiffs besatzungen versenkt wurde. Sic sollte den Feinden nicht in die Hände fallen, sollte nicht Besitz unserer Gegner im Kriege werden, sollte nach ruhmreichen Taten zur See, nach den Siegen bei Coronel und der Skagcrrakschlacht, nach den Heldentaten Weddigens und der „Emden", nicht ein rühm loses Ende finden. Und so gab denn der Vizeadmiral von Reuter den Befehl, den nutzlos gewordenen Schissen ein Grab im Meere zu bereiten. Die Auslieferung der Flotte war eure der schmach vollen Bedingungen des Friedensschlusses gewesen. Tag wn Tag, Woche um Woche vergingen, und es drang keine Rachricht aus der deutschen Heimat zu den deutschen Schissen in Scapa Flow, so daß Vizeadmiral von Reuter und die Schiffsbesatzungen schließlich vermuteten, daß die deutsche Regierung sich weigerte, den Schandvertrag von Versailles zu unterzeichnen, und daß infolgedessen der Kriegszustand wicderhergestellt worden sei. In dieser kritischen Zeit beschloß Vizeadmiral von Reuter nicht erst auf irgendwelche Weisungen zu warten, sondern selbständig zu handeln. Die Flotte durfte nicht «ne Beute der Engländer werden — das stand für ihn stst. Da sie nun aber, in einem englischen Gewässer um- uammcrt und nicht imstande, sich zu befreien und zu ent weichen, für einen etwaigen neuen Krieg nicht mehr wirk sam in Frage kommen konnte, sollte sie überhaupt nicht wehr sein, sollte sie freiwillig den Tod suchen. Und so wurde sie denn versenkt! Zehn Linienschiffe, i»nf große Kr.euzer.fünf kleine Kreuzer und46Torpedoboote waren es, die in der Bucht von Scapa Mow begraben wurden. Bei der Versenkung Wielten sich erschütternde Szenen ab: ein Teil der deutschen Schatzungen wurde getötet oder schwer verwundet, da die Schatzungen englischer Bewachungsschiffe auf dieRettungs- voote, diewehrlos im Wasser trieben, schossen und wwen Pardon gaben. Genau acht Tage nach der Ver- icmnug der Schiffe wurde dann in Versailles der so- äcnanntc Friedensvertrag, das furchtbare Diktat, das ganz ^»hchland wehrlos der ungeheuren feindlichen Übermacht prnsgab, unterzeichnet. Kurze poWfche Nachrichten. Rekchsstatthalter Ritter von Epp hat der Landes- pvuzer Hamburg die Tradition der ehemaligen riolomalpolizeitruppen von Kiautschou verliehen. ü- Auf italienischem Gebiet wurden drei franzö- Nsche Ausflügler verhaftet. Sie waren bei oer Ersteigung des Mont Tabor über die Grenze geraten. * c- 8" großer Begeisterung feierte Danzig den "Prestag der übernähme der Regierung durch den ""Oiwlsozialismus. Zu der Festtagung der Partei, bei Präsident Dr. Rauschning die Rede hielt, war auch der Vertreter Polens, Minister Papse, erschienen. Auf Veranlassung der Deutschen Gesellschaft zum C. Osteuropas hielt der Warschauer Universitäts- ,/Mor Dr. Zielinski, Präsident der polnischen Jn- ^..Awcllen-Union, auf deren Einladung hin Reichs- :.Awcr Dr. Goebbels in Warschau gesprochen hat, Universität Berlin einen Vortrag über „Der polnische Bauer in der Geistesgeschichte Dlchtung Polens", * " An Reichsminister für Ernährung und Lastdwirt- ^,uhat jn diesen Tagen wiederum etwa 7 5 Höfe, nr. die im Reichserbhofgesctz vorgeschriebene Höchst- ^nze pon 125 Hektar überschreiten, als Erbhöfezu- u "assen. — Karin Göring wieder auf deutschem Boden. Feierlicher Empfang des Sarges in Saßnitz. Das schwedische Fährschiff „Drottning Viktoria" traf mit den sterblichen Überresten der vor drei Jahren in Schweden verstorbenen und dort beigesetzten Gattin »es Ministerpräsidenten Göring in Saßnitz- Hafen ein. Ministerpräsident Göring begab sich an 8ord des Fährschiffes und begrüßte seine Verwandten sowie oie schwedische Ehreneskorte. Als die Waggons vom Fährschiff Lbergeführt wurden and der bekränzte Waggon mit dem Sarge sichtbar wurde, ertönte dumpfer Trommelwirbel. Ministerprä sident Göring nahm die Kränze und Blumenspenden ent gegen, die zu Füßen des Sarges niedergelegt wurden. Dann setzte sich der Zug in Bewegung. Den Ehrendienst auf der Station Saßnitz-Hafen ver sahen die Abordnungen der SA. und anderer Organisa tionen. Ferner waren zahlreiche Behördenvertreter er schienen. Die Fahnen auf den Gebäuden waren mit Trauerflor umhüllt. * U8L. Hermann Görings Frau, die mit ihm, der Kämpfernatur, im gleichen Schritt ging durch den wich tigsten Abschnitt seines Lebens, durch die Jahre der Not and Entsagung, kommt aus ihrer nordischen in die deutsche Heimat. In einem unerhörten Maße war es Karin Göring gegeben, die Lasten, die ihr Mann trug, mit auf ihre Schultern zu nehmen. Sie, die die Anfänge der Hitler- Bewegung miterlebt hat, hat auch nicht eine Minute trotz größter Not am Siege gezweifelt. Als Hermann Göring oon der ersten Salve an der Feldherrnhalle an jenem anglücklichen Novemberlage 1923 verwundet wurde, als er flüchten mutzte und im Wundfieber auf österreichischen Boden gebracht wurde, als er wochenlang auf dem Krankenlager war, war sie immer um ihn. Als sie nichts mehr besatzen, und der heiligen Sache Adolf Hitlers alles darbrachten, opferte Karin Göring ihre Gesundheit. Noch von ihrem Sterbe lager schickte sie ihren Mann nach Berlin, daß er an der Seite des Führers stände, als dieser zum General- seldmarschall von Hindenburg gerufen wurde. So starb Karin Göring am 17. Oktober 1931. Im Weißen, mit rosaroten Rosen geschmückten Sarg wurde Karin Göring bei der alten Kirche in Lovö in Schweden beigesetzt. Sie soll nun in der Erde des Landes ruhen, für das sie gekämpft und für das sie gestorben ist. E. D. * Ner Führer bei der feierlichen Beisetzung Karin Görings. Die letzte Ruhestätte in der Schorfheide. In Gegenwart des Führers, fast aller Reichs und Staatsminister, fast aller Staatssekretäre, zahlreicher Angehöriger des Diplomatischen Korps und anderer be kannter Persönlichkeiten wurde mitten im märkischen Walde auf einer Anhöhe am Wuckersee in der Schorfheide unter Eichen, Buchen und Kiefern Karin Göring in deutsche Erde gebettet. Die Stadt Eberswalde hatte zum Empfang der sterblichen Überreste Karin Görings ein ernst-feier liches Gewand angelegt. Auf dem Bahnhofsvorplatz wehten zahlreiche auf Halbmast gesetzte Flaggen des Dritten Reiches. Die Bahnhofsuhr war in eine schwarze Säule umgewandelt worden, sämtliche Lampen waren mit schwarzem Tuch bedeckt. Vier Trauersäulen mit Opferschalen standen auf dem Vorplatz, der von spalier bildender SA., SS. und Fliegersturmmännern umsäumt war. Auch eine Abteilung der Landespolizeigruppe General Göring hatte Aufstellung genommen. Ministerpräsident Göring, der von seinen aus Schweden mitgekommenen Verwandten begleitet war, wurde auf dem Bahnsteig von Gauleiter Oberpräsident Kube und Gruppenführer Prinz August Wilhelm begrüßt, Unter Trauerwirbeln und den Klängen des Beethoven- schen Trauermarschcs wurde der schwere Zinlsarg von acht Polizeioffizieren, acht Führern des Deutschen Luft- sportvcrbandes und acht Förstern auf den übcrsührungs- wagen getragen. Ministerpräsident Göring fuhr mit seiner Begleitung dann vor nach Karinshall in der Schorfheide, wäh rend — begleitet von Abteilungen der Landespolizei- gruptze General Göring — etwas später der überfüb- Englischer Flottenbefuch in Swincmünde. Zum erstenmal in der Nachkriegszeit besuchte« eng lische Kriegsschiffe Swinemünde. Die Flottille besteht aus fünf Zerstörern. Unser Bild zeigt die eng lischen Schisse am Bollwerk. WWWMiMÜWM rungswagen alt der Förster e i D oll n k r « g eintraf, überall, in allen Orten, bildete fast die gesamte Bevölkerung Spalier, vielfach im Arbeftsanzug, so, wie sie aus den Fabriken und Kontoren gekommen waren, um Karin Göring in ihrer zweiten Heimat, in Deutschland, zu grüßen. In der Försterei Döllnkrug wurde der Sarg auf einen sechsspännigen Pferdewagen gehoben. Rei tende Abteilungen der Landespolizeigruppe General Göring flankierten ihn und eröffneten und schlossen den Trauerkondukt, der sich nun unter den Wipseln des märki schen Waldes nach Karinshall, dem Blockhaus des Ministerpräsidenten, in Bewegung setzte. Inzwischen waren säst alle Reichs- und Staatsminister, fast alle Staatssekretäre und zahlreiche Ehrengäste eingetroffen. Bald daraus erschien der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Heß — und gleich danach — der Führer. Hörnerklänge begrüßten ihn. Wenige Minuten von Karinshall entfernt liegt auf einer Anhöhe am Wuckersee, flankiert von Kiefern und Buchen in einer Lichtung, die von uralten Eichen ab geschlossen wird, die Gruft, die Hermann Göring seiner Lebensgefährtin bauen ließ. Zu beiden Seiten der Gruft waren Abteilungen der Landespolizei, der Jägerei und des Deutschen Luftsportverbandes angetreten, während das Feldjägerkorps die Absperrung vornahm. Unter den Klängen des Trauermarsches aus der „Götter dämmerung" wurde der Sarg vom Wagen gehoben und vor die Gruft getragen. Luthers Trutzlicd eröffnete die Feierstunde, dann sprach Pfarrer v. Fendt. Vaterunser und Segen, der Choral „So nimm denn meine Hände" und Händels Largo schlossen die Feier. Dann klang aus dem fernen Hochwald vom jenseitigen Ufer des Wuckersees das „H a l a l i" d e r F ö r st e r. Um die Gruft herum häuften sich — gleichend einem herrlichen Blumen beet — dje Kränze, und aus flachen Schalen loderten Flammen empor. So hat Karin Göring eine Heim- Mte im deutschen Wald nach alter deutscher Sitte ge- junden.^ Eröffnung der Hamburger Außenhandelsschule^ Im großen Sitzungssaal des Hamburger Rathauses fand die feierliche Eröffnung der Hamburger Äußen- handelsschule statt, deren Schirmherr Reichsstatthalter Gauleiter Kaufmann ist. Die feierliche Beisetzung Karin Görings. Unser Bild berichtet von der feierlichen Beisetzung der sterb lichen Ueberreste Karin Görings, der verstorbenen Gattin des preußischen Ministerpräsidenten, in der Schorfheide: Reichs kanzler Adolf Hitler und Ministerpräsident Göring bei der Ueberführung des Sarges in die von Hermann Göring ge schaffene letzte Ruhestätte Karinhall. Reichskanzler Adolf Hiller und Ministerpräsident Göring bei der Beisetzung Karin Görings. An der feierlichen Beisetzung der aus Schweden ützer- geführten sterblichen Hülle der Gattin des preußischen Ministerpräsidenten, Karin Göring, in der Schorfheide, nahm auch Reichskanzler Adolf Hitler teil. Unser Bild zeigt den Führer und Ministerpräsident Göring beim Ver lassen der Gruft, die Hermann Göring in der Einsamkeit der Schorfheide für seine treue Gefährtin geschaffen hat.