Volltext Seite (XML)
Moßseuet M eMem offpreußischen Schloß. Durch einen schadhaften Schornstein verursacht. Im Schloß Medan bei Cranz, das dem früheren Ernährungsminister Oberpräsidcnten a. D. von Ba - lockt gehört und von diesem an das Königsberger „Krankenhaus der Barmherzigkeit" als Erholung's- heimfürDiakonissen verpachtet ist, kam mittags, durch einen schadhaften Schornstein verursacht, Feuer aus. Der Brand wurde erst entdeckt, als hohe Flammen aus dem nördlichen Flügel des prachtvollen riesigen Barockschlosses schlugen. In wenigen Minuten batte das Feuer den gesamten Dachstuhl des Schlosses in ein Flammenmeer verwandelt. Sämtliche Freiwilligen Feuerwehren der Umgebung, auch die Königsberger Landwehren, waren angerückt. Trotzdem brannte das O b e r g e sch o ß völlig aus. Schloß Batocki brannte bereits vor etwa zehn Jahren einmal bis auf die Grundmauern nieder und wurde von seinem Be sitzer, Herrn von Batocki, seinerzeit wieder völlig neu auf gebaut. Vier Schüler beim Baden erirunken. Tragisches Ende eines Seminarausflugcs. Zöglinge des kleinen belgischen Seminars von Aastogne an der luxemburgischen Grenze hatten unter Aussicht eines Geistlichen einen Ausflug in die Um gebung der Stadt unternommen und beschlossen, in einem nahen Weiher zu baden. Plötzlich wurde einer der Mgen Leute von der Strömung erfaßt und ging unter. Drei Kameraden, die ihm zu Hilfe kommen wollten, ereilte dasselbe Schicksal. Nur der Geistliche, der sich ebenfalls ins Wasser gestürzt hatte, um seine Zöglinge zu retten, konnte nach langen Anstren gungen von den am Ufer zurückgebliebenen Schülern lebend an Land gebracht werden. Keim MAriSten. Kindertrefsen des Deutschen Turnerbundes verboten. Men. Das für den 8. Juli anberaumtc Kindertrefsen des Inn-Traun-Gaues des Deutschen Turncrbundes wurde von bcn Behörden verbalen. Bei diesem Tressen hätten 1000 Kinder chre turnerischen Leistungen zeigen sollen. Zusammenstöße in Graz. München. Ter österreichische Pressedienst meldet: Am Juni kam es in der steierischen Landeshauptstadt Graz zu schweren Zusammenstößen zwischen Angehörigen des öster reichischen Bundesheeres und Mitgliedern des Schutzkorps, --a zahlreiche Beschwerden der Soldaten über Belästigungen durch Schutzkorpsangehörige unerledigt geblieben waren, ansten die Soldaten zur Selbsthilfe. Sic rotteten sich in großer -am, m Zivil gekleidet, zusammen und überfielen eine des --'eges kommende Gruppe von SchutzkorpSleutcn, Angehörige der Lstmärkischen Sturmscharcn und der Heimwehr, die so vcr- vrugelt wurden, daß sic zahlreiche Verletzte zu beklagen haben. Großseucr in Istanbul. Istanbul. Im Stadtviertel Bcschiktasch am Bosporus "rannten 21 Holzhäuser ab. Das Feuer entstand durch unvor- namges Hantieren mit Benzin und qriff. durch den Wind be- gunsuqt, rasch aus die Nachbarhäuser über. Tie Feuerwehr »«ur vei den schwierigen Löscharbciten zahlreiche Verletzte. * . Tst'fun zerstört 340 Häuser. Mer Nordjapan hat ein heftiger Taifun gewütet. Nach bisher vorliegenden Meldungen sind über 340 Häuser vernichtet worden, eine Anzahl Personen wurden getötet und verletzt. 81 Per sonen werden vermißt. Die Telegraphenverbindungen sind Unterbrochen. Drei Bergleute verschüttet und lebend geborgen. Auf oer Margrube in Michalkowitz (Ostoberschlesien) bei -.aurabütte ging unter Tage ein Pfeiler zu Bruch, der ore, Bergleute verschüttete. Nach stundenlangen an- strcngenden Bergungsarbeiten gelang es, die Verschütteten lebend zu bergen. Zwei von ihnen hatten Knochenbrüche bavongetragen, der dritte Bergmann hatte nur leichte Verletzungen erlitten. Großfcuer im Mannheimer Fabrikgclöndc. Auf dem UN Mannheimer Jndustrichasen gelegenen Fabrikgelände des Vereins Deutscher Olfabrikcn entstand ein Großfcuer, das Lis Einrichtung des Baues nahezu völlig vernichtete. Der beträchtliche Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Der Betrieb muß für mehrere Tage unterbrochen werden. Das Mannheimer Werk beschäftigt zur Zeit 380 Arbeiter. Ein Mann wurde bei den Löscharbeiten leicht verletzt. Erste Hinrichtung mit Giftgas in USA. In den Vereinigten Staaten wurde zum ersten Male eine Hinrich tung mit Hilfs von Giftgas vollzogen. In Cannon City im Staate Colorado wurde ein wegen Ermordung eines Farmers zum Tode verurteilter Verbrecher aus diese Weise hingerichtet. Dorf durch Blitzschlag fast völlig verstört. Durch Blitzschlag wurde der größte Teil des sranzösischen Dorfes Pussy bei Chambery vernichtet. Der Blitz schlug in eine Scheune ein und zündele. Das Feuer dehnte sich mit un geheurer Geschwindigkeit aus und ergrisf die umliegen den Häuser. Trotz des sofortigen Eingreifens zahlreicher Feuerwehren wurden 15 Gebäude ein Raub der Flammen. Fünf Menschen bei einem Autounfall verbrannt. In der Nähe von.Luxeuil in Frankreich geriet ein mit sieben Personen besetzter Kraftwagen auf der Landstraße ins Schleudern und stürzte um. Dabei fing der Wagen Feuer. Fünf Insassen konnten sich nicht mehr in Sicher heit bringen. Sie verbrannten bei lebendigem Leibe. Die beiden anderen wurden mit schweren Brandwunden ins Krankenhaus übergeführt. Panik in -er New-tzorker Lt-Bahn. Furchtbare Folgen eines Dummen jungen - Streiches. — Zehn Schwer verletzte In der New-Aorker Untergrundbahn entstand durch den Streich eines Straßenjungen eine entsetzliche Panik, in deren Verlauf zehn Personen erheblich verletzt wurden. Die New-Uorker Straßenjugend betrieb seit vielen Jahren den „Sport", mit langen Metalldrähten, an denen ein Stück Kaugummi befestigt war, durch die Ventilationsgitter der Untergrundbahn nach ver lorenen Geldmünzen, Dollarnoten und Schmuck zu angeln. Jetzt verwickelte sich nun ein von einem Straßenjungen auf die Schienen geworfener Kupferdraht in dieRäder eines herankommenden Expreßzuges. Es entstand sofort Kurzschluß, und der mit größter Schnelligkeit fahrende Zug blieb mit einem plötzlichen Ruck stehen. Der etwa sechs hundert Fahrgäste, die in fast völliger, nur von blauen Blitzen unterbrochenen Dunkelheit, in beißendem gelben undfchwarzenRauch warten muhten, bis die Wagentüren nach Abstellung des Stroms geöffnet werden konnten, bemächtigte sich einefurchtbarePanik. Die von Todesangst gepackte brüllende Menge tobte durch die Wagen, schlug die Fenster ein und versuchte, die Türen aufzubrechen. Viele Personen, namentlich Frauen und Kinder, wurden niedergetrampclt. Das Toben der Eingeschlossenen verstärkte sich schließlich derartig, daß es selbst den Straßenlärm übertönte und etwa 3000 Passanten, von Neugier getrieben, zu den Eingängen der Untergrundbahn eilten. Hierdurch wurden die Eingänge so vollkommen versperrt, daß die herbeieilende Polizei und die Rettungsmannschaften sich nur mit Mühe Eingang ver- fchasfen konnten. Mittlerweile waren die Türen des Zuges geöffnet worden und die fast irrsinnig gewordene Menge der Eingeschlossenen stürzte übereinander in den dunklen Untergrundbahn schacht. Erst nach langer Zeit konnte die Ordnung wieder hergestellt werden. Es ist als ein Wunder zu be zeichnen, daß bei der Katastrophe niemand ums Leben gekommen ist. Tagungen in Sachsen. Landesgruppc Sachsen des Deutschen Forstvereins. Die Landesgruppe Sachsen des Deutschen Forstvereins hielt in Waldheim ihre erste Tagung ab, die zugleich die 71. Hauptversammlung des ehemaligen Sächsischen Forstvereins darstellte. An der Tagung, die von dem Landesgruppenführer Forstmeister Barth (Adorf i. V.) geleitet'würde, nahmen auch zahlreiche Ehrengäste, dar unter Finanzminister Kamps und Landesforstmeister Melzer teil. Finanzminister Kamps bemerkte in einer Ansprache, daß die Forstwirtschaft in der Oeffentlichkeit vielfach nicht ihrer Bedeutung gemäß gewürdigt werde. Der Forstmann habe die großen Vermögenswerte, die der deutsche Wald repräsentiere, zu betreuen und außerdem den Wald als solchen, der dem deutschen Volke stets etwas Heiliges war, zu schützen. — Forstmeister Weißker (Dresden) behandelte das Thema „Wald, Volk und Forst wirtschaft im nationalsozialistischen Staat". Der Wald fei nicht eine Holzfabrik, die man nach geldlichen oder tech nischen Gesichtspunkten behandeln könne, sondern eine or ganisch gewachsene Lebensgemeinschaft zwischen Tieren, Pflanzen und Boden. In Deutschland sei der Wald nis rücksichtslos ausgebeutet worden. Die deutsche Forstwirt schaft habe sich stets als Treuhänder am Wald, betrachtet. Durch das Aufforstungswerk des Reichsbauernführers Darrö seien bereits in einem Jahre 40 000 Hektar Wald nen begründet worden. Auch die Wirkungsmöglichkciten des Waldes für die Volksgesundheit und für die Wasser wirtschaft fallen noch ausgestaltet werden. Der deutsche Wald stelle einen Wert von 20 Milliarden Mark, das ist ein Achtel des gesamten Volksvermögens, dar. Im neuen Staat habe die Waldwirtschaft endlich wieder eine kleine Ueberschußmöglichkeit erhalten. — Als zweiter Redner sprach Oberförster Dr. Hauffe (Dresden) über die Eis bruchkatastrophe 1933/34 ln Sachsen, durch die schätzungs weise 300 000 Festmeter Holz vorzeitig gebrochen unH teilweise entwertet worden seien. Aus Sachsens Gerichtssälen. Der Hochstapler Müller-Heim unschädlich gemacht. Gera. Vor dem Schöffengericht stand der in den sächsisch- thüringischen Gebieten überall unrühmlich bekannte Schwindler Müller-Heim unter der Anklage der fortgesetzten Urkunden fälschung, zahlreicher Betrügereien, des Diebstahls, der Er pressung, der Beleidigung und der Verleumdung, der Körper verletzung, des Hausfriedensbruchs und der falschen Anschul digung. Das Gericht erkannte gegen ihn auf eine Gesamtstrafe von zehn Jahren Zuchthaus, auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von zehn Jahren und auf Si cherungsverwahrung! Damit ist einer der scham losesten Betrüger und Rechtsbrecher, die die Gesellschaft über haupt kennt, für immer unschädlich gemacht worden. Dieser Müller-Heim hat sich insbesondere auch auf dem Gebiete der Erpressung von Schadenersatz für Nachrichten, die über ihn in Zeitungen enthalten waren, betätigt. Er hat seinen 96 Jahre alten Vater betrogen, er hat zwei Witwen zu gleicher Zeih die Ehe versprochen, hat jede einzelne um ihr ganzes Ver mögen gebracht und hat schließlich noch auf gemeinste Weift die eine Frau gegen die andere ausgespielt; ja, er hat sich nicht entblödet, die eine Witwe, die an ihn glaubte, der Polizei! als verschiedener strafbarer Handlungen verdächtig anzuzeigen, nur um sie für einen Augenblick der Verlegenheit los zu sein. Müller-Heim war der typische Hochstapler. Er ist als Journa list, Verlagsdirektor, Bühnenschriftsteller, „Rcchts"-Syndikus ausgetreten, und die Brünnlein, die er anbohrte, sind immer gelaufen. Mit ihm haben sich die Gerichte seit Jahren zu beschäftigen gehabt. Er gehörte zu jener Gattung Menschen, die von so überheblicher Frechheit sind, daß sie bei xedem Sturz wie die Katzen auf die Beine fallen. Endlich ist er jetzt von dem Getriebe der Rechtspflege erfaßt und auch erledigt worden. Beweisaufnahme gegen die achtzig crzgebirgischen Kommunisten abgeschlossen. Leipzig. Nach saft 14tägiger Verhandlung wurde die Be weisaufnahme in dem vor dem 4. Strafsenat des Reichs gerichts schwebenden Hochverratsverfahren gegen die achtzig Kommunisten aus dem mittleren Erzgebirge mit der Ver nehmung der letzten Zeugen abgeschlossen. Es tritt nunmehr eine mehrtägige Pause ein, die zur Bearbeitung und Sichtung des umfangreichen, während der persönlichen Vernehmung der achtzig Angeklagten angefallenen Materials und zur Vorbe reitung der Schlußvorträge dienen soll, Vier Jahre Zuchthaus für Totschlag. Plauen. Das Schwurgericht verurteilte den Erhard Rietsch aus Zettwitz bei Hof wegen Totschlages unter Zubilligung mildernder Umstände zu vier Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechtsvcrlust, die Mitangeklagten Frank aus Rempesgrün und Iakob aus Raun wurden wegen gemein schaftlicher Körperverletzung zu zwei Jahren bzw. zu einem Monat Gefängnis verurteilt. — Am 10. März d. I. wurde in Raun vor einer Gastwirtschaft im Verlauf einer Schlägerei der dort anwesende Gast Alfred Barth von Rietsch mit einem Knüppel erschlagen. Frank und Jakob haben sich ebenfalls mH dieser Schlägerei beteiligt. Lssivolk will keim! scis clsrri Sssrgsdist von IV!. KordsOtr Am Himmel türmen sich Wolken zu Bergen. Unter ihnen ist der Lutwinuswald, mit der Wucht des Wirklichen und Greifbaren, schwer, dunkel und massig. Es ist finster. Die Saar rauscht. Fußpfade steigen empor. Irgendwo unten ist das Werk. Weit hinten liegt Mett lach. Kein Schein von Mond und Sternen, und doch müssen der Mond und seine Sterne da sein, wie das Licht in den Herzen, das man nicht sieht. Es wird plötzlich aufgehen und scheinen. Aber noch wachsen die Bäume ihre gigan tischen Formen überlebensgroß in die Dunkelheit hinein ... Das Schweigen ist heilig und mächtig. Da blitzt ein Licht auf. Zwischen Gebüsch fährt ein blauer Strahl und erlischt. Dort oben gleißt es rotgelb über einen Buchenstamm. Erlischt. Und wieder. Es dreht ein Funke sich hochkreisend dort, wo zwischen den Bäumen der Ausblick ins Tal sich auftut. Unten ein schwingendes Rad ... zur Antwort. Lichtsprache. Zeichensprache: Mir sind hier .Und es sankt zurück: Mir auch, wir kommen schon!' In seinem Zimmer steht Otto. Er schnallt den breiten Ledergurt auf und reißt den Pullover herunter. „Wickle sie mir um den Leib, Karl! So ..." Zieht den Pullover über und schnallt den Gurt wieder fest, klatscht lachend mit den Händen die Seiten. „Ein wenig umfangreich! Macht nichts. Kann so nicht verloren gehen." Da sagt Karl und stehl stramm, wie er einstmals ge standen vor seinem jungen Kompaniechef, reißt sich ganz zu sammen, hat in den müden, wasserblauen Augen plötzlich ein großes Leuchten: „Gnädiger Herr ... ich möchte mit." Otto überlegt. Dann schüttelt er den Kopf. „Lieber Karl, das geht nicht. Du hast Dienst. Wie soll znan's machen? .Sie werden .aufmerksam,.. und. dann, es ist zu weit für dich, mein lieber Alter. Es sind zwei Stunden Wegs. Ich weiß, du bist im Geiste mit uns, Karl." Da senkt Karl den Kopf. „Gnädiger Herr, Vas bin ich ..." Er geht mit seinen leisen Dieneftchritten zur Türe. „Ich bleibe wach ... wenn der gnädige Herr zurückkommt, dann..." „Ja, Karl. Dann erzähl' ich dir alles." Da kann Karl das entlassende Wort nicht mehr ab warten. Er schließt die Türe. Draußen im Gang lehnt er sich an die Mauer. ,Laß mich's noch erleben, Herrgott, daß die Heimat wieder ist wie du sie geschaffen ... deutsch, lieber Gott... deutsch!' * Es ist noch immer dunkel. Rote Fackeln werfen ihren Schein im Eirund der Ruine gegen die Quadern und granit gefügten Mauern, über rot aufleuchtende Sandsteinbögen, durch deren Fensterhöhlen wieder die Nacht scheint, die nicht mehr rabenschwarz ist, sondern sich in Samtblau gelichtet hat. Fackeln. Menschen. Leib an Leib. Kopf an Kopf. Fuß bei Fuß und ... Warten ... Gemurmel. „Er hat uns noch ein Faß Bier hinaufschaffen lassen." „Dort liegt's! Der Dohr-Felix hat's heraufgeführt." „Ja, er ist halt ganz wie sein Vater selig. Der hat's auch verstände. Das war was anders als unter dem Vertier!" brummt ein Weißhaariger daneben. „Wenn der Junge nicht wär, der Otto, nicht eine Stunde würd' ich beim Werk bleibe." „Hast recht, Pfeiffer! Sind doch keine Franzosenknechte! Verdammt noch mal!" „Machst dach keinen solche Lärm ... Ihr da Hinte. Sonst könne mir noch die Gendarmerie am Buckel kriege." „Wißt es ja doch, daß neuerdings alle Aufzüge und Versammlunge aufs strengste verböte wurde. Er hat recht, seid doch leis'!" „Sollen uns..." schreit ein blonder Junge und stemmt sich weiter nach vorn. „Laßt mich durch! Ich will ihn sehe unsern Otto!" Da lassen sie ihn durch, und Ser Michel Kiefer rückt näher zum Bohrer-Paul, der neben ihm steht, und flüstert: „Weißt du es schon? In Keuchinge hat mei Großvater an Hitlers Geburtstag e Fahnen ausgesteckt ... Hakenkreuz natürlich. Da ist die Polizei komme und hat die Fahne weg- genomme. Und mei Großvater habe se fünf Tage einge sperrt. Und anderswo auch so." „Schweine!" sagt der Bohrer-Paul und spuckt aus. „Jetzt habe sie es doch zugebe müsse, weil ihne die deutsche Reichsregierung einen Nasenstüber gebe hat." „Still doch! Still! Hört mal auf mit tzdm Geschwätz! Er is scho da. Gleich wird er da sein. Er kommt scho über die Wiese." Da wird es ganz still. Die Fackeln leuchten grell rot in heiße, gespannte Gesichter. * Es ist 9 Uhr abends. Karl hat abserviert. Vertier reicht Otti die Silberschale mit Obst. „Hier ist ein schöner. Nimm ihn dir. Äpfel am Abend zu essen, erhöht die Ge sundheit und ... die Schönheit schöner Frauen", lächelt er zu seiner Frau hinüber, mit einem raschen Wenden des Kopfes zu Otti. „Soll ich ihn dir schälen?" „O nein, danke, Papa." Sie zwingt sich zu lächeln. „Das kann ich schon selbst." Als Karl das Silbertablett hinausträgt, stößt Bonmot unter der Türe gegen ihn. Karl schwankt, seine zitternden Hände wollen halten, auffangen ... können nicht mehr. Weingläser rutschen, fallen, rollen, zerspringen klirrend auf der Schwelle. „O Gott", schreit Helene Vertier, „die schönen Gläser! Karl! Was machen Sie denn?" Er stottert. Bückt sich. Sammelt Scherben auf. „Er wird alt", sagt Ren<- auf französisch, leise lächelnd. „Es wird Zeit, daß man ihn entläßt." „O nein. Er hat noch unter meinem Mann gedient." (Fortsetzung folgt.)