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zösischen Heeresberichte namentlich seit der Übernahme des Oberbefehls durch den General Foch lediglich auf Stim mungsmache und Lügen gestellt sind. Die gestrigen fran zösischen Berichte z. B. enthalten wieder durchaus unwahr scheinliche Behauptungen, namentlich auch in bezug auf die deutschen Verluste. Kleine Kriegspost. Berlin, 2. April. Gefangene englische Ossiziere Sicherten Besorgnis, daß wie Paris auch London das Ziel der weit tragenden deutschen Geschütze werden könne. Berlin, 2. April. Englische Fliegerbomben auf Douai töteten in der Nacht vom 31 März zum 1. April fünf fran zösische Einwohner und oerwundetep mehrere. Militärischer Schaden ist nicht entstanden. Amsterdam, 2. Avril. Die Admiralität teilt mit. daß daS bewaffnete englische Schulschiff „Titonus" von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden ist. Ein Offizier und drei Mann sind umgekommen. Rotterdam, 2. April. Einer Reutermeldung zufolge hat ein deutsches U-Boot an der portugiesischen Küste den norwegischen Dampfer .Bremen" versenkt. Konstantinopel, 2. April. Der Sultan hat dem General feldmarschall v. Hindenburg den Medschidie - Orden in Brillanten mit Schwertern und dem Ersten Generalauartier- meister General Ludendorff den Jftikar-Orden in Brillanten mit Schwertern verliehen vcrn, 2. April, ögieich ganze tranziMche Flieger geschwader seit Tagen den Frontbereich der Deutschen ab suchen, ist es ihnen bis heute noch immer nicht gelungen, die Stellungen der großen weittragenden Geschütze, aus denen Paris seit einigen Tagen erneut beschossen wurde, ausfindig zu machen. Bern, 2. April. Außer Amiens liegen auch die wichtigen Eisenbahnknotenpunkte Do ule ms und St. Pol unter schwerem deutschen Fernfeuer. Beide Plätze werden aus 40 Kilometer Entfernung beschaffen. Wettlufiverkehr nach dem Kriege. Zur Gründung der .Jlag". In den Ostertagen ist in München die Gründung der „Flag" erfolgt. Der Urheber des Gedankens ist der bekannte Wrikareisende Paul Graetz, der zuerst den Ge danken vertreten hat, unmittelbar nach Beendigung der Feindseligkeiten an allen Fronten einen großzügigen mittel europäischen Luftverkehr zu schaffen. Es ist zunächst der Bau eines Musterstughafens in München und eines ent sprechenden Platzes in Regensburg geplant, um einen Probe-Flugpostbetrieb auf dieser Strecke ins Leben zu rufen. Der Gedanke, München zum Ausgangspunkt und gleichsam zur Zentrale des neuen Unternehmens zu machen, beruht auf der einfachen und einleuchtenden Erwägung, daß das bayerische Luftgebiet im Schnittpunkt aller in Frage kommenden zukünftigen Luftverkehrsverbindungen Mitteleuropas liegt. Uber bayerisches Gebiet führen die Linien London—Orient, Paris—Orient, wie von der Nord- und Ostsee zum Mittelländischen Meer. Wie die „Jlag" entstand. Seit Ausbruch des Krieges arbeitet die Flugzeug industrie der ganzen Welt, mit fieberhaftem Eifer im Dienste dieser Speztalwaffe. Und je mehr dabei die einzelnen Teile sowie die Gesamtkonstruktton vervoll kommnet wurden, je mehr zeigte es sich, daß die Idee eines Weltstugoerkebrs. die schon vor dem Kriege hier und da auftauchte, im Sturm des Völkerringens nicht oer- stattert, sondern vielmehr erstarkt mar. und die ersten An fänge eines internationalen Flugdienstes sind gerade während des Krieges ausgenommen worden. Heute be stehen bereits regelrechte Luftpostverbindungen in Frank reich, Italien- Schweden und Amerika und das Flugzeug hat sich dabei so bewährt, daß die französische Regierung vor einigen Tagen einen regelrechten Luftpostdienst mit Korsika ausgenommen hat. Unter diesen Umständen lag der Gedanke der „Jlag" nahe; denn der Lustvostverkehr der Zukunft kann nicht um Deutschland herumgeben, da es der Schnittpunkt der europäischen Verkehrsoerbm- dungen ist. Der Schnellverkehr der Zukunft. Wenn man auf die Erfahrungen des Weltkrieges blickt, so wird ohne weiteres klar, daß der Luftweg un mittelbar nach dem Kriege zu einem der bedeutendsten Verkehrswege werden wird. Die weitesten Entfernungen sind während des Krieges zu einem einfachen Fahrplan exempel geworden. Man denke nur an die Fahrt des deutschen Fliegers Hauptmann Hesse, der die Strecke Berlin—Mossul (Mesopotamien), die eine zehntägige Eiien bahnfahrt erfordert, in 34 Luftstunden zurücklegte, sowie an die Fahrt des italienischen Fliegers Hauptmann Laurenti, der ohne Zwischenlandung mit einem Begleiter in 7 Stunden und 5 Minuten von London nach Turin flog, eine Strecke, für die 27 V- Stunden Eisenbahnfabrt vorgesehen sind. In gleicher Weise werden alle Ent fernungen verkürzt. Die Fahrt London—Wien, die heute durch die Eiienbahn in 28 Stunden zurückgelegt wird, er fordert auf dem Luftwege 8^ Stunden, London—Berlin (Eisenbahn 20V, Stunden) 7V, Stunden. Die Fahrt- dauer London- Petersburg wird von 51 Stunden auf 18 Stunden verkürzt. Diese wenigen Beiwiele zeigen welchen Vorteil die Luftpostverbindung gewährt. Praktische Wirkungen der Luftpost. In wirtickattlicher Beziehung wird der Luftverkehr ungeahnte Bedeutung erlangen. Das Rückgrat der mittel europäischen Luftpostlinte wird der Weg Hamburg—Berlin —Wien—Budapest—Belgrad—Sofia—Konstantinopel sein Daran schließt sich die Linie München- Wien mit einer großen Zahl an Zweiglinien. Wenn dann nach dem Kriege der internationale Verkehr wieder auttebt, können sich diesem Netz bequem die anderen europäischen Verbindungen an- gl edern. Was schließlich der Einwand des Gefahren- Momentes betrifft, so hat der Krieg gezeigt, daß es heule nicht größer ist, als zu Beginn der Automobilfakrt. Meteorologischer Spezialdienst und radiotelegraphische Flugzeuglenkung ermöglichen das Fliegen auch bei Wind, Nebel, Regen und Finsternis. Die Flugzeugindustrie, die im Kriege hervorragendes geleistet hat, wird ihre Kratt erhalten und sie in den Dienst friedlicher Kulturinteressen stellen können. Und schließlich wird damit der Landes verteidigung gedient, die Führer, Flughäfen und Fahrzeuge jederzeit zur Vertilgung hat. V. front unä Heimat. Die vierte Sachsenreise. XVII. än. Mir besichtigten dann den Soldatenfriedhof in D. Er liegt im Südosirn der Stadt und bildet einen neuen Teil des allgemeinen städtischen Friedhofes. Ich kann aber nicht viel davon erzählen, denn die Betrachtung so vieler Grab- kreuze stimmt gar zu wehmütig, auch wenn man sich sagt, daß diejenigen, die darunter ruhen, nicht alle der heim- iück schen Kugel zumVpfer gefallen sind und mancher den N)eg in den Vrkus Unterwelt angetreten haben mag, wie wenn er daheim im Belle gestorben wäre. Allein eben das ist ja schon bilter genug, daß sie allesamt m der Fiemde starben oder fielen und allesamt in fremder Erde begraben sind, während in der fernen Heimat die Angehörigen ihre einstige Heimkehr erhofften. All das weinen der Hinterbliebenen st Uen die Kränze nicht, die als Ehrenzeichen auf den gut gehegten Grabstätten liegen, es ist zuviel des Schmerzes und des weh's, das über Witwen und Waisen hereinbricht, wenn der wann und Vater fern von ihnen in die Grube fährt — Nicht weit davon befindet sich ein Russenlager in einem vereinzelt liegenden Gehöfte. Als legitimiert« Per sonen erhielten wir Einlaß und fanden Gefangene aller östlichen Nationalitäten, von den Rumänen an bis zu den schlitzäugigen Kosaken vom Ur al. wir hatten einen sprachen kundigen Reis-gefährten unter uns, der sich mit den Rumänen unterhalten konnte und sie zu einem ihrer Marschlänze, einem Baikal veranlaßte. Sie bilden einen Halbkreis, steifen sich durch Auflegen der Hände auf die Schultern der Nachbarn gegeneinander ab und treten dann im Marschtempo nach Art der Schotten mit den Füßen trommelnd auf die Erde, wie die Amerikaner aus Vhio, wenn sie den Hanke« Doodl« „tanzen." wir fanden sie alle gut genährt und zweckmäßig warm gekleidet. Daß sick niemand aus der Heimat um sie kümmert, hält'" sie uns (durch d u Dolmetsche') nicht be- souders zu ei; Kien brauchen, wn sah n es an der Fuß- tekleidung, die von deutscher Arbeit stammle. Vie Latzeistätten waren verhältnismäßig sauber, die Räume selbst luftig genug, so daß wir von der bekannten Dumpfigkeit der Gefangenenasifle absolut nichts gewahrten. In einigen Betten lagen faul einige der Faulsten ausgestreckt, die erst dann lebendig wurden, als ich mit Einwilligung des Auf- sichlsführenden ein paar Hundert Zigaretten verteilte. Da lernten alle plötzlich Deutsch sprechen: nämlich das Wort „Danken I" das mir jeder einzeln antwortete, wenn er meine bescheidene Spende erhalten hatte. (Db man wohl in femdlicken Gefangenenlagern gestattet, den deutschen Kriegs gefangenen etwas zu schenken? — Ich habe noch nichts darüber gelesen, wohl aber davon sehr viel, daß man sie unwürdig behandelt hat. Von einer unwürdigen Behandlung waren hier auch nicht Spuren zu entdecken. Die Ueberwachungsmannschaften waren Sachsen, alle Familienväter aus dem Erzgebirge, darunter einer aus Großrückerswalde bei Wolkenstein, ein anderer aus w ißbach bei Wiesenburg, gutmütige Männer allesamt, die sich fieuten, in uns Landsleute gesehen zu haben. Sie leben ihren Tag so dahin, nicht eben be schwerlich, doch sehr langweilig und finden sich gerade deshalb immerfort m den Gedanken an ihre Lieben da heim. Ihre Kommandos wechseln untereinander, je nachdem bald der eine oder der andere Teil der Gefangenen zur Arbeit geführt werden muß. In jenen Tagen unterhandelten die Beauftragten der Mittelmächte wieder mit den russischen Bevollmächtigten in Brest Lnowsk. Es waren die Tage, die dem ersten Ab bruch der Verhandlungen folgten, als Trotzky selbst in B> est Lckowsk erschien, »wie ist es mit der Fuede?" wollte der Dolmetscher im Auftrage seiner Mitgefangenen von uns w'ssen, und sie di äugten sich zu Haufen um uns, um die Antwort mir von den L ppen abzulesen. »was ist l Eure Meinung dazu?" fragte ich ausweichend dagegen. Md: ,V nichtse, mchlse!" war die niedergeschlagene Ant wort: „Stehle überall andeis 'N der A-tunaen. Kann man Nichte w ff n, was st Haben sie wenig Hoffnung«."— In zwe l ichien Iagdwagen fukren wu als letzten Best dNtznn. sp Niki bei einer Gruppenfuukstatton vor. Hier e, läut-rle uns ein V fizrer zuerst Wesen und Anwendung der Telegraphie, der T- ephonle und des Licht-Signaldienstes im Kriege, zeigte uns versch-edene Bilder, Karlen und Apparate, die man nicht beschreiben darf, und gelei'et« uns dann die Treppen hinauf in einen Raum, in dem wir die Nerven des Krieges, das wichtigste und deshalb Ver schwiegenste dessen kennen lernten, was uns in dieser Vollendung die Franzosen kaum nachmachen werden, und — was ich der unbedingten Geheimhaltung wegen ver schweigen muß. Seitdem weiß ich, daß wir Dreierlei be sitzen, was alle unsere Feinde so nicht haben: Unsere Flieger, unsere U-Boote, und unsere Funkstationen. (Schlußbericht folgt.) pourycye nunosHau Deutsches -reich. In der Antwort -es GeneralfeldmarschaNs von Hindenburg an Dr Paasche heißt es u. a.: „Brite und Franzose dürfen nicht glauben, daß die neuen Blutopfer, die sie uns aufgezwungen haben, umsonst gebracht sein sollen. Mit der Armee weiß ich, daß der Reichstag diesen Wunsch der Tapferen hier vorn, der besten Söhne des Volkes, versteht und auch seinerseits für einen kraftvollen deutschen Frieden eintreten wird, der allein uns fortan vor einem Kriege bewahren kann. Ihrem hochverehrten Präsidenten, Exzellenz Kaempf, bitte ich, meine besten, Wünsche für baldige Genesung zu übermitteln." 4- Für den Anschluß der baltischen Provinzen an Deutschland hat sich die Rigaer Stadtverordneten versammlung einstimmig, einschließlich der lettischen Ver treter ausgesprochen. Ein von den Letten gestellter Zulas» antrag, der gleichfalls einstimmig angenommen wurde, betont, daß dabei die kulturelle und nationale Eigenart des lettischen Volkes in jeder Richtung gewahrt werden soll. — In einer von über 1000 deutschen Frauen Revals unterzeichneten Dankeskundgebung an den Kaiser heißt eS u. a. „Möge sich der Dank bei unseren Kindern umsetzen in einen Schatz von Liebe und Treue für Ew. Majestät und daS starke Deutsche Reich, mögen unsere Söhne mit Gut und Blut denen unsere große Dankesschuld abtragen, die ihnen und uns — will's Gott — ein Vaterland schenken. 4- Der Chefredakteur des „HelsingborgS Dagblad" hat ein Huldigungstclegramm an Kaiser Wilhelm gerichtet, in dem es heißt: Obgleich ein einzelner Privatmann, wage ich es als Politiker und Publizist, als Wortführer von Tausend und aber Tausend schwedischen Germanen, in Untertänigkeit Euerer Majestät zu versichern, wie unsere Herzen, die noch vor wenigen Tagen vor Unruhe bebten, jetzt mit stürmischem Jubel erfüllt find durch die Botschaft über den unvergleichlichen Siegeszug unserer Stammes brüder. „Gott mit uns" war einst bei einer ent scheidenden Schlacht für di« germanische Rasse auch schwedische L.oiuna. Die Frau mit den Karfunkel steinen. Roman von E. MarNtL 23j „'s ist der kleine Max, ein Enkelchen von den alten Lenzens. Seine Eltern sollen gestorben sein, und da haben ihn die Großeltern zu sich genommen Er geht hier aus die Schule und muß wohl daZ Kind von einem Sohn sein — er heißt auch Lenz. Sonst kann ich nichts sagen. Sie wissen's ja, es sind so stille Leute; ob sie Freud' oder Leid erleben, ein anderer Christenmensch erfährt's nicht. Und unser Herr Kommerzienrat und die Frau Amtsrätin können's par tout nicht leiden, wenn unsereiner auch nur tut, als wohnten Leute im Packhause, 's ist von wegen der Klatscherei, wissen Sie, Fräulein; und richtig ist's ja, so gemein darf sich ein Haus wie unseres nicht machen. Der Kleine freilich fragt viel danach, was bei uns Brauch ist — 's ist ein schönes Kind. Fräulein Gret chen, ein Staatsjungel — Aber der ist vom ersten Tage an mir nichts dir nichts in den Hof 'runter gestiegen, und da spielt er wie von Rechts wegen, akkurat wie Sie und der junge Herr Reinhold klein da 'rumgetollt haben." „Brav, mein Junge! Ein tapferer kleiner Kerl! Dn ist Kraft und Selbstbewußtsein drin!" — nickte Margarete vor sich hin. „Was sagt denn aber die Großmama'?" „Ja, die Frau Amtsrätin, die ist freilich toll und böse, und der junge Herr erst — ach, ach!" sie fuhr mit der Hand durch die Luft — „da gibt's viel böses Blut: Aber es hilft alles nichts, und wenn's noch so deutlich durch die Blume gegeben wird, der Herr Kommerzienrat hat keine Ohren... Ich glaube, im Anfang hat er's gar nicht gesehen, daß das fremde Kind da 'rumgelaufen ist, wo's nicht hingehört — er ist ja immer so in tiefen Gedanken — das kommt vom schwarzen Geblüt, Fräulein, nur davon! Wie's ihm aber doch endlick beiaebrackt wvroen ilt. da Kat er gejagt, sie sollten das Kind nur spielen lassen, wo es wollte, der Hof wär' friß genug — und dabei ist's geblieben, und der Aerg^r muß 'nuntergewürgt werden.' Sie nahm eine Stecknadel aus ihrem Halstuch und steckte eine halbgelöste Schleife am Kleid der jungen Dame fest; dann zupfte sie die Spitze am Halsaus schnitt zurocht und strich mit beiden Händen glättend über den etwas zerknitterten Seidenrock. „Sv, nun kann's losgehen!" sagte sie zurück retend. „Die werden gucken da oben: So unverhofft und so mitten hinein rn die große Gesellschaft —" Margarete schüttelte den Kopf, daß die Locken flogen Das war nun freilich nicht nach dem Sinn der alten Köchin. Es sei heute „extra schön" oben, meinte sie, und beim Champagner würde es wohl richtig gemacht worden sein zwischen der vom Hofe und dem Herrn LanLrat . . . „Ein Paar schöne Menschen, Fräu^ lein, und eine große Ehre für die Familie!" schloß sie ihre Mitteilungen. „Gesehen hab' ich freilich von der ganzen Herr lichkeit noch nichts, ich in meiner Küche hier unten; aber die Leute sagen's, und die Neidhammel in der Stadt sagen auch, die Frau Amtsrätin würde ja wohl noch zerplatzen vor lauter Hochmut ... Ja, die losen Mäuler: Der Mensch kann sich nicht genug in acht nehmen!" . . . Mit diesen Worten nahm sie eine Tischlampe vom Sims, um sie für Margarete anzubrennen; aber die junge Dame verbat sich alle Beleuchtung. Sie wollte im Dunkeln warten, bis droben alles vorüber sei, und stieg wieder auf den Fenstertritt in der Wohnstube. Da saß sie nun und sann; und zu allem, was durch -en jungen Kopf flog, sagte die alte Uhr ihr ruhiges, gleichmäßiges Ticktack und ebnete gleichsam die hoch gehenden Wogen in der Seele. Reinholds Gehässigkeit und sein und der Großmama Hochmut machten ihr das Blut wallen; aber es wurde niedergekämpft — nein, die Heimkehr in das väterliche Haus ließ sie sich absolut nicht verbittern! Fort mit der unerquicklichen Wahrnehmuna!... —' Da war das Gesicht der schönen Dame vom Hoke das hatte nichts Aufregendes! Früher hatte man kaum um die Eristenr der jlyvncli Helot,e von Lauvenea gewußt, tzetuz r!Udw:s hatte einen hohen preußischen Militärposten bekleidet und seinen Wohnsitz in Koblenz gehabt. Nur selten war er an den heimischen Hof gekommen, und das den apanagierten Prinzen des herzoglichen Hauses zu, Verfügung gestellte Landschlößchen, der Prinzenhof, hatte lange Jahre unbewohnt gestanden. ES lag außer halb der Stadt am Fuße eines ehemaligen Burg berges, den noch einzelne Mauerirümmer krönten, und war ein einstöckiger Rokokobau mit Mansarde und den nötigen Remisen und Stallungen. Vom Tambacher Pavillon aus konnte man ja den Prtnzenhof fast greifbar nahe liegen sehen. Nun war er wieder bewohnt. Tie Witwe des Prinzen Ludwig war froh gewesen, nach feinem Tode hier „unterlriechen" zu können, wie sich der Klein städter insgeheim drastisch genug ausdrückie; Venn an Barem hatte der Verstorbene so gut nue nichts hinter lassen, und d:e Wiiwenpension war leine allzugroße. Es währte geraume Zeit, bis man sich droben entschloß, aufzubrechen, bis das Stimmengeräusch der Gesellschaft die Treppe herabkam, und der große Flügel des HLustores zurückgeschlagen wurde, um den star ken Lichtschein der Flurlampen auf das Trottoir draußen strömen zu lassen. In diese grelle Beleuchtung trat zuerst die Baronin Taubeneck und watschelte an Herberts Arm nach dem Wagen. Sie war von einer übermäHigen Korpulenz, und die Tochter, die ihr folgte, mochte ihr später darin ähnlich werden. Jetzt freilich hatte deren hohe, volle Gestalt noch schöne, ebenmäßige Linien. Sie zog die schwarze Spitzenhülle fester über bas tief in die Stirn fallende Blondhaar, setzte sich vornehm ruhig neben die keuchende Mama und sah sehr teilnahms los aus die übrigen Gäste herab, die, noch einmal sich verabschiedend, den Wagen umringten, um sich dann nach allen Richtungen hin zu zerstreuen. (Fortsetzung folgt.)