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3 „Lebe Wohl", flüsterte Wanda leise und stand unbeweglich da. Als ihr Rudolph die Hand zum Abschied reichte, fühlte er, daß sie kalt wie Marmor war. „Auf Wiedersehen", sagte sie leise und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. „Ich war wirklich ein Narr," begann Herrmann auf dem Heim- wege, „sie ist ein Engel!" — Rudolph wagte nicht, ihm zu wider sprechen. Die alten keltischen Barden sagten: „Drei Dinge bedarf die Be geisterung: des äußerlichen Gedeihens, des liebenden Umganges und des Lobes." Auch das verkümmerte Gemüth des jungen Arthur rich tete sich wunderbar auf, seitdem ihm durch seinen neuen Lehrer diese lebenerweckenden Gaben geboten wurden. Um den schwächlichen Körper seines Zöglings zu stählen, bat Rudolph den Grafen um Er richtung einiger Turngeräthschaften. Dieser mochte Anfangs gar nichts davon wissen, nannte das Turnen „demokratischen Schwindel", wenn die Jungen sich austummeln wollten, hätten sie dazu Gelegen heit genug; aber als sich Stahl davon nicht einschüchtern ließ und die Nothwendigkeit einer regelrechten Körperghmnastik noch weiter zu begründen wagte, entgegnete er kurz: „nun dann meinetwegen!" und er wandte ihm, verdrießlicher als sonst, den Rücken. Rudolph fühlte sich durch dieses Benehmen nicht einmal verletzt. Wo es das Wohl seines Schülers galt, da trat seine Person völlig zurück. Rasch wurden alle Vorbereitungen getroffen und in wenig Tagen war ein kleiner Turnplatz mit allen nothwcudigen Gerüchen hergerich tet, und er begann mit Arthur in den Freistunden seine ersten Ue- bungen. Heinrich hatte er dazu nicht eingeladen und dieser schien sich auch gar nicht darum zu kümmern, er ritt mit seinem Vater aus oder trieb sich sonst wo umher, den Turnplatz betrat er gar nicht. Ru dolph hatte überhaupt mit dem arg verzogenen Knaben einen schwe ren Stand; all' sein Bemühen, auf das Gemüth des Starrsinnigen zu wirken, war vergebens. Seiner Freundlichkeit und Güte setzte er finiteren Trotz entgegen und wenn er mit verbissenem Jngrimme da- saß und seine großen blitzenden Augen unruhig umherschweiftcu, da erinnerte sein Blick, sein ganzes Wesen unwillkührlich an einen jungen gefangenen Raubvogel, der aller Zähmung spottet und auch im Käfig seine Wildheit zu bewahren sucht. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Aus Chemnitz. Am vorigen Sonnabend Nachmittag ertränkte sich die Ehefrau des hiesigen Postbureaudieners M. mit einem drei zehnjährigen Knaben im Chemnitzflusse bei Sachsens Ruhe; Mutter und Knabe sind todl. Die Motive zu dem tragischen Ereignisse sind fol gende: Der Vater bezieht einen monatlichen Gehalt von 18—19 Thlr., er ist Vater von vier Kindern im Alter von 14, 13, 4 und 2 Jahren und eines Säuglings von 23 Wochen. Von diesem Monatsgehalte sind dem Manne seit 2 Jahren monatlich 2 Thlr. zur Caution ab gezogen worden, er bezahlt einen Mielhzins von 50 Thlrn. Er ist immer genöthigt gewesen, Vorschüsse zu nehmen, und wenn er den Nest seines Gehaltes am 1. des Monats erhalten hatte, ist das Geld am 5. des Monats schon zu Bedürfnissen der Familie ausgegeben ge wesen. Die Kinder haben wiederholt hungrig zu Bett gehen müssen. Es hat auf allen Seiten nicht gereicht. Ehestreitigkeiten haben statt gefunden, welche in Folge der Noth hcrgekommen. Vor einigen Tagen beging aus Noth die Frau einen Diebstahl, sie wurde entdeckt und zur Polizei sistirt. Die Mutter kommt nach Hause, herzt und küßt ihre Kinder, das Kleinste nimmt sie unter heftigem Weinen ans dem Korbe und sagt zu den älteren Kindern, daß sie fortgehcn müsse und nicht wiederkommen könne. Die Kinder laufen der Mutter nach, holen sie auf der Beckerbrücke ein; dort nimmt sie nochmals Abschied von den Kindern und schickt das größere Mädchen von 13^ Jahren nach Hause, damit dasselbe die Wirthschaft und die Kleinen gut ver sorgen möge. Der 13jährige Knabe läßt aber von der Mutter nicht ab; sie geht mit ihm nach Sachsens Ruhe und stürzt sich mit dem Kna ben in den Fluß. Das ältere Mädchen eilt nach Hause und theilt dem zufällig anwesenden Vater das Erlebte mit; dieser eilte sofort nach, sah aber Frau und Kind mit dem Tode ringen und stürzte, um zu retten, sich auch in den Fluß, er gerieth aber selbst in Lebensge fahr und war dem Sinken nahe. Herr Oberlehrer Mittag, Kaufmann Gruhner und noch mehrere in der nahen Restauration schafften eiligst Hilfe, retteten den Vater noch lebend, auch das Kind, welches aber alsbald starb, während die Mutter als Leiche, aus dem Wasser ge zogen wurde. Kirchennachrichten ans Wilsdruff. Am Sonntag Neminisc. Vormittags predigt- Herr P. Schmidt. Nachmittags predigt: Herr Diaconus Canitz. Mrger - Derem. Nächsten Montag, den IO. März, Vereinsabend. Der Vorstand. Achllighchhllusen - Auctm. In dem Reviere des Rittergutes Klipphausen sollen Sonnabend, den 8. März d. I., von früh s Uhr an, ca. 13V Haufen Schlagholz gegen gleich baare Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend verkauft werden. Mb' Der Sammpelplatz ist nächst der Dampf schneidemühle des Hrn. Aurich. ^rresinsL^ ü MM E! ü Meter I Thlr. 23 Ngr. -- L Elle 30 Ngr. Robert Lornbarät, vl-68llkN, Lie. ^reiber^er Lie. zu Linsegnungskleidern, Meter 9-28'/- Ngr., ist gleich alte Elle 5 — 16 Ngr. Duob zu Anzügen, 1,^0 Meter Vt breit, H ttr konliriMiuIkii Lobivarso ^.lpaooa's V erkoren Depot Grove e L LsLex^ ächt amerikanischer Aiik-Mkeliine» in vresäsn nur allein 18 Galleriestraß 18 bei Rob. ^.näritsoblre. 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