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146 für den 15. d. M. anbcraumt worden. Zu dem Termine sind 16 Zeugen vorgeladen. — In Rochlitz und Wechselburg bereitet man sich auf die Einweihung deS Fr'iedrich- Aug ust-Thurm es auf dem Rochlitzer Berge mit Eifer vor und gedenkt, sie zu einem großen Volks feste am Freitag, 18. Mai, zu gestalten. Man hofft auf die Anwesenheit Sr. Majestät deS Königs. Graf Alban v. Schönburg-Wechselburg hat für den Thurm ein ausgezeichnetes, großes Fernrohr als Geschenk bestimmt. — Durch alle Zeitungen der Zittauer Gegend lief seit einigen Wochen die mysteriöse Anzeige, daß die Tochter eines höheren Beamten in Zittau plötz lich verschwunden sei; seit Freitag Abend ist diesem Gerede nun durch die Auffindung der Leiche der Unglücklichen, nahe dem Schützenhause, in der Mandau ein Ende gemacht worden. Von jeher ercentrisch, war das ältliche Mädchen in der letzten Zeit von Liebcsraserei zu einem Stadtdiener nied rigsten Ranges enwrannt gewesen, welche der Wider stand des Vaters, des allgemein geachteten Stadt- schuldircctors K., das Eheband züzulassen, bis zur Verzweiflung gesteigert haben muß. Die qualvolle Angst des greisen Vaters um die Vermißte soll um so grenzenloser gewesen sein, da sowenig Anzei chen über ihr Verbleiben ausfindig gemacht werden konnten. — (Dr. Nachr.) Am 3. d. M. kurz nach 5 Uhr des Morgens brannte der höchste bewohnte Ort Sachsens, der Gasthof zum Fichtelberg, das neue Haus genannt, bis auf die Umfassungsmauern nieder. Es ist bereits das zweite Mal, daß dieser Gasthof abgebrannt ist. — (Dr. I.) )lm 26. April zog über die Fluren des Dorfes Stöntzsch bei Pegau das erste diesjährige Ge witter. An sich weder von Bedeutung noch von langer Dauer, kostete cs doch von zwei Personen der einen das Leben, der andern die Gesundheit. Zwei Dienstmädchen aus einem und demselben Gute waren es, die sich Grasholens halber im freien Felde befanden, und, mit diesem Geschäft eben fer tig, nur noch die letzte Hand anlegten, das ge sammelte und auf einen Tragkorb bereits aufgeladene Gras festzubinden. In dem Augenblicke, als die eine, aufrecht stehend, den aufgethürmtcn Gras haufen auf dem Korbe zusammendrückte und fest hielt, während die andere, auf der entgegengesetzten Seite des Korbes am Boden knieend, den überge worfenen Korbstrick anzog und befestigte, beide aber nicht der mindesten Gefahr sich versahen, fuhr ein Blitzstrahl herab und streckte die Stehende sofort todt danieder, wahrend er die Knieende blos "be täubte und an den Füßen lahmte. — Ein bedeutendes Aufsehen hat in Bischofs werda und Umgegend Lie Art und Weise erregt, mit welcher sich der gräflich Schall'sche Nevierförster Frey zu Putzkau vor 14 Tagen unsichtbar ge macht hat. Er soll nämlich in der Forstkasse circa 7000 Thlr. Minus hinterlassen haben. Außerdem - werden seine übrigen Schulden auf 2000 Thlr. an gegeben. Und doch hatte dieser Mann eine jährliche Einnahme von 7—800 Thlrn. und dazu noch nicht geringe Zinsen von dem Vermögen seiner Frau. Wie es allgemein heißt, soll er im böhmischen Lotto seine Gelder angelegt haben, das ihm aber geringe Procente abgeworfen hat. — In Kamenz versuchte dieser Tage ein 14jäh- riges Kindermädchen das ihr zur Aufsicht übergebene Kind durch Phosphor von Streichzündhölzchen zu vergiften, um aus dem erst vor Kurzem angctrete- nen Dienstverhältnisse zu kommen. Glücklicherweise wurde das verbrecherische Vorhaben durch die Da zwischenkunft der Mutter, welcher der Phosphorge ruch aus dem Trinkflaschchen des Kindes sofort auf siel, vereitelt. Die jugendliche Verbrecherin ist ver haftet und hat auch nach längerem hartnäckigen Leugnen ein offenes Gestandniß abgelegt. — Auf der Burgstraße in Leipzig ereignete sich am 6. d. M. gegen Mittag ein eigentümlicher Fall. Von einem daselbst wohnenden Schneidermeister sollte das Dienstmädchen B. aus Möllbis, weil man Spuren von Geistesstörung an ihm be merkt hatte, abgcholt und dem Georgenhause zur ärztlichen Behandlung zugeführt werden. Anstatt sich dem Führer zu übergeben, flüchtete sie durch ein Dachfenster auf das ziemlich steile Dach, stieg gleich einer Mondsüchtigen auf demselben- empor, lief auf Lie Dächer benachbarter Häuser und konnte nur durch große Vorsicht und Mühe wieder an das Fenster gelockt und durch dasselbe hineingezogen werden. Sie ist natürlich nun dem Georgenhause übergeben worden. — (Dr. I.) Der Thiergarten an der Ostraallee in Dresden ist am 25. vor. M. dem Zutritte des Publicums n iedcr geöffnet worden und cs hat das Direktorium sich angelegen sein lassen, bis zur Ueber- siedelung der Thiere m den neu zu errichtenden zoologischen Garten das Interesse des Publicums durch Ankauf von neuen Exemplaren dauernd zu fesseln. Neben einer Suite verschiedener Spccies von wilden nordischen Enten hat sich die Zahl der Vierfüßer um drei, nehmlich einen Dachs (volles Isxus), einen Waschbär (Orooxon Ootor) und einen Rüsselbär (tloali nasua vor. ruig.) vermehrt, auch soll in diesen Tagen das Affenhaus mit neuen Be wohnern bevölkert werden. Wir glauben das Publi cum besonders darauf aufmerksam machen zu müssen und zu recht zahlreichem Besuch aufzufordern, um so mehr, als wir hören, daß die sür den zoologi schen Garten im Voraus zu erwerbenden Thiere einst weilen im Thiergarten untergebracht werden sollen. — Seit eusigcn Wochen hat ein Herr Geuckc in der ersten Etage des Hauses Nr. 23 am Alt markt in Dresden eine Expedition für Ver packung von zum Versandt per Post, Eisen bahn rc. bestimmten Gegenständen errichtet. Es werden daselbst Verpackungen aller Art gegen eine entsprechende geringe Vergütung für Mühwaltung, Auslagen an Packmaterial, Porto rc. vom kleinsten Postpakete, auch Gelder, bis zum umfänglichsten Frachtstücke übernommen, so daß der zu versendende Gegenstand nur zu übergeben oder zur Abholung anzumelden ist, —