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"sia' für 187S. Dienstag den 13. August «z. Verordnung, Maaßrcgeln wegen der Rinderpest betreffend. Siebentel)» »nd die Umgegenden. Wmisbkatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Mit Rücksicht daraus, daß in den letzten Wochen bei dem ans Rußland cingeführten Vieh wiederholt Fälle von Rinderpest^fcstge- stellt worden sind, ist von den Regierungen Preußens und sämmtlicher übrigen deutschen Seestaaten die Einfuhr und Durchfuhr von Rind vieh, Schafen, Ziegen, und thierischen Producten aus Rußland verboten worden. Da jedoch diese Abwchrmaaßregeln nur dann Erfolg versprechen, wenn sie nicht auf die Seeküste und die deutsch-russische Landes- grcnze beschränkt bleiben, sondern wenn gleich',eilig der Einfuhr auch der durch das Gebiet der österreich-ungarischen Monarchie führende Weg nach Deutschland angeschnitten wird, so sieht sich das Ministerium des Innern veranlaßt, nach Maaßgabc der Bestimmungen in W I bis 4 der Instruction zn dem Neichsgesetze vom 7. April 1869, Maaßrcgeln gegen die Rinderpest betr., hiermit Folgendes anzuordnen: Bis auf Weiteres dürfen aus Rußland nach Sachsen nicht ein- und dnrchgcführt werden: Rindvieh aller Art, Schafe und Ziegen; ferner frische Nindshäute, Hörner und Klauen, Talg, wenn letzteres nicht in Fässern, ungewaschene Wolle, welche nicht in Säcken verpackt ist, und Lumpen. Schweine dürfen nur in Etagewagcn eingcführt werden. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden nach 8 328 des Rcichsstrafgesetzbuchcs mit Gefängniß bis zu Einem Jahre bezichendlich bis zn zwei Jahren bestraft. Dresden, am 5. August 1872. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Jochim. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 12. August 1872. Zu dem nächsten Sonntag, den 18. August in Meißen statt- sindcndenSängerfeste des „Meißncr-Land-Sänger-Bundes", zu dem auch die Wilsdruffer Liedertafel gehört, liegt uns das Programm vor, dessen Haupttheile wir hier wiedergeben. Sonnabend vorher Nachmittags 2—4 Uhr Empfang der Sängergäste, 5 Uhr General probe zu dem am Sonntag im „Dome" stattfindenden Eoncert, Abends 7 Uhr Begrüßung von Seilen der Behörde und Gesang mehrerer Lieder auf dem Marklplatze, Abends 9 Uhr Festbankett in der „Sonne." Sonntag früh 6 Uhr Eoncert im Park zu Sieben eichen; Nachmittag 2'/? Uhr Festzug durch die Sladt nach dem „Dom"; 4 Uhr Aufführung daselbst, welche den Glanzpunkt des ganzen Festes bilden dürfte und jedenfalls auch aus der weitern Umgegend Meißens sehr besucht werden wird. Montag Nachmittag 2'/- Uhr Festzug der Meißner Vereine und der noch etwa anwesenden Gäste nach dem Schützcnhansc, woselbst Eoncert und Ball stallsindet. Die Mitglieder unserer „Liedertafel", welche an diesem Feste sich be- theiligcn, werden Sonnabend Mittag per Lohngeschirren nach Meißen abfahren, möge die Betheiligung eine recht zahlreiche sein, denn die Gelegenheit, einen so erhabenen Genuß, wie ihn die Aufführung im Meißner Dom bietet, ist nicht immer geboten. „Lied hoch!" — Immer lebhafter wird der Wunsch der hiesigen Einwohner, daß sich bald ein schncllerrr und billigerer Verkehrsweg sür hiesige Gegend nach der Residenzstadt sowohl als nach Nossen hin erschließen möchte und zwar durch den Bau der projeclirten Bahnlinie DreSden- Wilsdruff-Nosscn, denn die liebe Reichspost ist seit kurzer Zeit lhcurcr geworden, man muß jetzt für die Tour von hier nach Dresden und zurück 24 Ngr. und nach Nossen und zurück 28 Ngr. 8 Pfg. zahlen, was für Geschäftsleute, die oft nach diesen Plätzen müssen, einen Viet zu großen Aufwand macht, während man, wenn sich unser Bahnpro- ject endlich doch noch verwirklichen sollte, außerordentlich viel Zeit und Geld ersparen würde. Woran liegt es, daß das Eisenbahn- Comito gar nichts von seinem Wirken in die Oeffentlichkeit dringen läßt? König Johann hat bei seinem Besuch der Universität Leipzig ein glänzendes Zeugniß ausgestellt. ES lautet: Mit innigster Befrie digung bin ich von meinem mehrtägigen Aufenthalt von Leipzig zu- rückgekchrt, der mir eine ausreichende Gelegenheit gegeben hat, mich von dem vorzüglichen Zustande der LandeSunivcrsität in allen Facul- tätcn und von den ausgezeichneten Lehrkräften zu überzeugen. Nicht minder erfreulich ist mir daS musterhafte^ Verhalten der Studirendcn gewesen und gern habe ich von dem wissenschaftlichen Sinne und dem ernsten Fleiß, der unter denselben herrscht, Kenutniß erhalten. . In Meinholds Etablissement in Dresden hat letzte Mittwoch die außerordentliche Generalversammlung des Landwirthschaftlichen Credit-Vereins im Königreich Sachsen staltgefundcn, in welcher die Streitigkeiten, welche innerhalb der Verwaltungs-Organe ausgcbrochcn nnd einige wichtige Anträge, darunter jener ans Neuwahl des ge- sammtcn Vcrcinsvorstandes zum Austrag gebracht werden sollten. Die Versammlung soll besonders von Landwirthen aus dem Erzge birge sehr stark besucht gewesen sein; die Verhandlungen haben zum Theil einen tumultarischen Charakter angenommen, und endlich ist die Opposition, welche sich in der Hauptsache mit gegen die Geschäfts führung des Vorsitzenden im Dicectorium, Herrn Mehnert, richtete, unterlegen. Von der Festung Königstein werden in diesen Lagen gezogene Kanonen den gegenüberliegenden Lilienstcin bombardiren. Man will Prokuren, was sich die Felsen des Lilienstein aus Kanonenkugeln machen, nachdem sich z. B. im letzten Kriege die Felsen von Bilscb Psalzburg und Belfort nicht allzuviel um Kanonenkugeln bekümmert haben. Und dann sind die Artilleristen kluge Leute und schließen ganz richtig, daß, wenn sic vom Königstein nach dem Lilienstcin hinübcrschießcn können, andere Leute am Ende auch herüberschießen können. Wegen Ucberhandnahmc der slavonischen Topfstricker und Draht- waarenhändlcr, besonders auf dem flachen Lande, hat sich das königl- liche Ministerium des Innern zu folgender Anordnung veranlaßt ge funden: Den slavoniscpen nnd ungarischen Topfstrickern und Drahl- waarenhändlern wird, die gehörige Berichtigung der Gewerbesteuer vorausgesetzt, die Ausübung ihres Gewerbes im Umhcrzichen inner halb des Landes zwar dann und nur dann, wenn sie für ihre Per son mit einem von einer competcntcn höheren Verwaltungsbehörde eines zum deutschen Reiche gehörigen Staates ausgestellten und auf das betreffende Kalenderjahr lautenden Legitimationsschcine versehen sein sollten, zu gestatten sein. Insoweit aber die betreffenden Indi viduen der vorstehenden Voraussetzung zu entsprechen nicht vermögen, ist denselben der Gewerbebetrieb und der Handel mit ihren Waaren im Umherziehen innerhalb des Landes zu untersagen und sind die selben in allen Fällen dieser Art unnachsichllich mittelst Marschruthe, nach Befinden mittelst SchubcS über die sächsisch-böhmische Grenze zu weisen. In der St. Nicolaikirche zu Chemnitz kam am vergangenen Sonntag der gewiß seltene Fall vor, daß drei Brüder in einer Stunde an demselben Altar getraut wurden. Es sind dies die drei Gebrüder Lorenz aus Schönau, von denen zwei als Baterlandsver- theidigcr im Kriege 1870/71 mit gekämpft haben, wobei der eine vor Paris in französische Gefangenschaft gerieth. Läpgere Zeit von den Eltern für todt geglaubt, kehrte er mit dem Regiment gesund nach Deutschland zurück. Alle drei Brüder sind auch in derselben Kirche getauft worden. Borna, 6. August. Im Dorfe Zedlitz wurde gestern der Haus besitzer Voigt das Opfer einer boshaften That. Derselbe stellte den Dienstknecht Höhle, welcher einen verbotenen, durch Voigts Garten grundstück führenden Weg betreten hatte, zur Rede und wurde von diesem darauf mit einer Sense lhätlich angegriffen. Obwohl sich Voigt bei dem betreffenden Streich lief zur Erde bückte, so schnitt ihm die Sense doch an den Mittelfingern die vordersten Glieder total ab.