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anstalten verwendet. Verschiedene Mönche, welche keine Lust zeigten in andere Klöster zu gehen, erhielten von der Regierung Aecker zur Bebauung und essen nun wie Tausende thätiger Menschen im Schweiße des Angesichts ihr Brod, anstatt sich in Klöstern von Ueppigkeit und Trägheit zu mästen. Aber trotz alles guten Willens der italienischen Negierung, diesen Augiasstall zu reinigen, kann sie nur allmäligi Vorgehen,; denn noch immer hat die Hierarchie die große Masse für sich, welche durch planmäßige Verdummung ge wonnen, sich willenlos leiten läßt und die guten Absichten der Ne gierung nicht zu fassen vermag. Auch ist es als ein nicht zu ver achtendes Zeichen des Fortschrittes zu betrachten, daß die letzten Municipalwahlen in Nom in entschiedenem liberalen Sinne ausge fallen, daß nur ein Clericalcr durchgekommen, und die dasigen Jesuiten ihre ungeheuren Summen und Kostbarkeiten in's Ausland, namentlich nach Frankreich, in Sicherheit bringen. Es scheint ihnen selbst in ihrer eigenen Metropole nicht mehr geheuer zu sein. Daß nun Italien seine geistigen Errungenschaften lediglich Deutschland zu verdanken hat, braucht kaum erwähnt zu werden. Daß ferner das Attentat auf die spanische Königsfamilie auf Anstiften der Herren Jesuiten ausgeführt worden, scheint unzweifelhaft, da man an ihnen ja Solches gewahrt und derselbe als Sohn des abtrünnigen Königs Victor Emanuel ihnen nicht besonders ergeben zu sein scheint. Auf gleiche Weise wird der Aufstand der Carlisten, welcher stets nach Zeitungsnachrichten in den letzten Zügen lieget, grundsätzlich von den Pfaffen geschürt. Im südlichen Frankreich hat man sogar die cin- gegangenen Pcterspfennige zur Unterstützung der Aufständigen ver wendet. Was die Franzosen betrifft, so reiten dieselben wieder ein mal auf dem hohen Pferde; sie sind außer sich vor Entzücken, daß man bei ihrer Anleihe anstatt drei gar zwciundvierzig Milliarden gezeichnet, und betrachten dies in ihrer Naivetät als den Anfang der Revanche an Deutschland. Was die 42 Milliarden betrifft, so existirt gar nicht so viel Geld auf der ganzen weiten Erde und jeder nur einigermaßen leidlich situirte Staat kann glückliche Anleihen machen, was die Türkei, Spanien, Maracco u. s. w. zur Gnüge beweisen, da jeder Staat mit seinem Grund und Boden, nicht das einzelne Individuum dafür cinzustehcn hat. Zwischen Amerika und England schwebt noch immer die „Alabamafrage", welche, da das Genfer Schiedsgericht auch nicht vom Flecke kommt, wahrschein lich so lange von ersterem Staate „offen" gehalten werden wird, bis es zum offenen Bruche zwischen beiden Slaaten kommt, und den zum Krämervolke hcrabgcsunkenen Engländern klar gemacht wird, was Neutralitätsverletzung zu bedeuten hat. Möglicherweise giebt cs Fürst Bismarck, der Lenker und Schöpfer des deutschen Reiches, bei Gelegenheit den Amerikanern zu verstehen, daß Deutschland durch die schlechte Neutralität Amerikas im deutsch-französischen Kriege ebenso wie Amerika durch die Englands im amerikanischen Bürgerkriege ge litten habe. Jedenfalls hat Bismarck die Verhandlung und Austrag ung dieses Punktes als gegenwärtig noch unangebracht auf passendere Zeiten verschoben. Die aus Deutschland ausgewiesenen Jesuiten lassen sich vorläu fig in Belgien und Oesterreich nieder, um bei Gelegenheit unter anderer Gestalt von Neuem nach Deutschland zurückzukehren. Denn das gehört ja eben zur Charakteristik dieser Herren, daß sie sich in jede Lage des Lebens zu fügen wissen, um nur zu ihrem Zwecke zu gelangen. In Belgien wimmelt es geradezu von Klöstern, Cicricern und Jesuiten und dasselbe kann man von Oesterreich sagen, in welch letzterem Lande die gebildete deutsche Bevölkerung gegen den Zuzug der Jesuiten auftritt, die Regierung jedoch, meistens selbst jesuitischen Einflüssen zugänglich, wie gewöhnlich ein Auge zudrückt. Wir wünschen es zu erleben, was eigentlich aus Oesterreich, diesem so verschiedenartig zusammengesetzten und durch die Hierarchie zersetzten Lande noch werden wird. Seine Auflösung kann sich nur dadurch hinziehen, daß cs sich an das kraftvolle und gesunce deutsche Reich anstatt an Frankreich anschlvß, und diese Politik scheint cs auch jetzt einzuschlagen, seitdem Beust, der 1871 Oesterreich zu Frankreichs Gunsten in den deutsch-französischen Krieg stürzen wollte, Lurch Andrassy einen offenen und namentlich Deutschland gegenüber ehrlichen Charakter ersetzt worden. Hätte nicht gleich damals im Anfang bei Weißenburg und Wörth, Deutschland mächtige Siege erfochten, ge wiß hätte sich Oesterreich trotz dem Proteste der deutschen Bevölker ung durch die clericale und fanatische Hospartei zu diesem in seinen Folgen unabsehbaren Schritt hinreißen lassen. Und, was wäre die Folge gewesen? auch Rußland hätte sich hcrcii'gemischt und der Weltbrand war da. Solcher gewissenloser und teuflischer Pläne ist der Jefuitismus und Fanatismus der Römlinge fähig, welche, wie wir schon oft ausgesprochen, darauf ausgehen, die Dummheit der Menschen, wie es ihnen leider Jahrhunderte lang gelungen, so recht nach Herzenslust auszunützen. Daß nun denselben bet ihren schwarzen Bestrebungen daß deutsche Reich cin Dorn im Auge ist, muß der Beschränkteste einsehen; sie wissen wohl, das der schon an sich Helle Geist der Deutschen durch eine große politische Einheit unterstützt, einer noch weiteren Entwickelung fähig wird. Auch ist cs Deutsch land, das als Wiege der Reformation den Grund zu jener Kirche gelegt hat, welche fern von jeder Confcssion, einst den gejammten Erdboden einnehmen wird. Endlich noch ein Wörtchen über den am 12. August stattfindcnden oder wenn der Leser diese Zeilen liest bereits staltgefundenen Zu sammenstoß eines Kometen mit unserer Erde. Daß wirklich Menschen in unserer aufgeklärten Zeit in Folge dieses Naturereignisses Bangig keit befallen kann, halten wir für geradezu unerklärlich. Abgesehen davon, daß nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft, cin Komet oder zu deutsch, Haar- oder Schweifstern ein gasartiger Körper ist und daher von einem Zusammenstöße keine Rede sein kann, so Ist es eine grenzenlose Anmaßung oder Beschränktheit ge wisser Menschen, eilten bestimmten Tag als den letzten irgend eines Erdkörpers zu bezeichnen und der Gottheit gewissermaßen in ihrem ewigen Walten vorzugreifen. Stauncnswcrth ist es allerdings, wie weit der menschliche Verstand in seinem Forschen gekommen; im Vergleich aber zu Dem, was Alles noch zu erforschen ist, hat cr nur einen Atoin entdeckt. Ob unsere Erde jemals untergehen oder eine andere Gestalt annehmen wird, ist uns zu wissen nicht beschieden, geradeso, wie uns der Blick in die Zukunft verhüllt ist. Derjenige, welcher von Ewigkeit her, Myriaden strahlender Himmelskörper durch die Gesetze harmonischer Bewegung auf das Genaueste leitet, wird auch dafür Sorge tragen, daß unser bescheidener Erdkörper auf seiner ihm vorgezeichneten Bahn verharrt und nicht im Weltenraume berstet. Millionen gleichgiltiger Menschen gehen des Abends unter dem gestirnten Himmel dahin, ohne an Den zu denken, der solches Alles in's Dasein gerufen. Und sind wir nicht gcnöthigt anzunch- men, daß alle jene kleinen Sterne ebenfalls Himmelskörper wie unsere Erde und ebenfalls bewohnt sind? Sollte denn die Weisheit dcS Schöpfers gerade nur unsere Erde allein mit Bewohnern versehen haben? Man muß daher dahin wirken, daß in den Schulen die Kinder über solche Erscheinungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften belehrt werden, damit sich schon der jugendliche Geist an cin gesundes Denken gewöhne; geschieht dies überall, so werden von selbst die Vorurtheile und Befangenheiten der großen Masse verschwinden. Es ist daher und auch aus anderen Gründen den Eltern dringend an's Herz zu legen, mit den Lehrern Hand in Hand zu gehen und deren ohnehin schon schwieriges Amt möglichst zu erleichtern. Denn dadurch, daß der cmporwachsenden Jugend eine gesunde Bildung bei gebracht wird, zieht man so mancher veralteten Satzung den Grund unter den Füßen weg und vertreibt Vornrtheile und Aberglauben. Tüchtige Volksbildung aber macht cin Volk erst wahrhaft frei und bedingt seine Wohlfahrt nach innen und außen. 6. lüxkor. Vermischtes. * Eine Schiffsmannschaft im Eismeer erfroren. Ein amerikanisches Schiff begegnete in den ersten Tagen des Maimonats in der Bchringsstraße einem von Eisblöcken cingcschlossenen Wrack. Der amerikanische Capitän ging mit einigen seiner Leute an Bord und sand in den Kojen acht Leichen. Im Schiffsjournal aber fand sich folgende Notiz: „Auf 70" vom Eise cingcschlossen, 5. Decembcr 1871. Vier Matrosen sind schon erfroren. Wir acht Ueberlebenden wollen de» Tod erwarten." Lebensmittel fanden sich nicht mehr an Bord. Die. Leichen waren äußerst abgemagert, indessen schien der Tod nicht infolge des Hungers, sondern durch den Frost eingetreten zu sein. * Unsere abgebrannten deutschen Landsleute in Chicago wenden sich an das deutsche Mutterland mit der Bitte, ihnen recht viele und gute deu-tsche Bücher zn schicken. Sie wollen drüben eine öffent liche deutsche Bibliothek gründen und auch so den geistigen Verkehr mit Deutschland erhalten und fördern. Sie haben ein volles Recht, auf Erfüllung ihrer Bitte zu rechnen, auch abgesehen davon, daß sie uns in der Zeit deS Krieges und mancher Noth freiwillig und hüls- reich beigesprungen sind. Deutschland ist ja an nichts reicher als an Büchern, lassen wir ihnen etwas davon zu Gute kommen. Die Sen dungen sind an den Commissionär Herrn Bernhard Hermann in Leipzig zu richte». * Beispiellose Wette. In Ncnburg in England wettete Hr. Coxeter mit einem Hr». Throckmorton um 1000 Guinee» übcrTuch- fabrikativn. Früh 5 Uhr brachte der Letztere dem Ersteren 2 Schafe von deren Wolle dieser ihm bis Abends 9 Uhr einen fertigen Rock liefern sollte. Die Schafe wurden also geschoren, die Wolle gespon nen, das Garn gespult und gewebt, das Tuch gewalkt u. s. w., ge schoren, gefärbt und gepreßt, 4 Uhr Nachmittags dem Schneider übergeben und 20 Minuten vor 9 Uhr brachte Herr Coxeter dem Hrn. Throckmorton den fertigen Nock, der damit in einer Versamm lung von mehr als 5000 Zuschauern erschien. Die beiden Schafs wurden gebraten und Eins davon nebst 20 Kannen Doppelbier de» Arbeitern in der Fabrik, das andere nebst Getränken dem Publikum an Börd des „Prinz-Regenten" übergeben, und so war die Wette, die bisher ohne Beispiel dasteht in der kurzen Zeit von 13 Stunden und 20 Minuten gewonnen. * In Pomhagen im Wieselburger Comitat in Ungarn, brach am 1. August Feuer aus. Trotzdem nach fast einer Stunde über 50 Spritzen von den umliegenden Ortschaften zu Hilfe kamen, waren bereits 142 Häuser, meist ebenerdig und mit Schindel» gedeckt, cin Rand der Flammen geworden. Leider sind bei diesem Brandunglücke nebst einer großen Anzahl von zu Grunde gegangenen Borsten- und Rindvieh auch siebzehn Menschenleben zu beklagen, die auf eine gräß liche Weise in den Flammen durch das Einstürzen der Feuermauern in dem sog. „Schweizerhof" ihren Tod fanden. Erst nach 26stündi- ger rastloser Arbeit konnte man des Feuers Herr werden. Der Schaden wird auf 600,000 Gulden geschützt. * Innsbruck, 8. August. Gegen 7 Uhr Abends und 6 Uhr Morgens wurden hier sehr heftige Erdstöße verspürt. Kamine stürzten. Eine Mauer ist geborsten. Die Betenden flohen aus den Kirchen. Sonnabend Abend gegen 9 Uhr ist auf dem Wege von Kesselsdorf bis Wilsdruff ein braunes Alpacca- Scbirmcben mit ieidn-m Onnitl- i>»8 Nnm-iriss vpvlfmim nmi-N-n ru.s..c. -