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vez«a» Preis ,»r L»t»,ig mid <^r»r« dikrch »utee« LkSgei Srxdirm« >»« H«t1 zedrachl! «ul,»d« l <»»r »»««Uhrlich » M.. wen «ML I » u«aakx U <m,r«n« und adend«) ««Ml» ltdriit 4.ül> M.. «onailich >.50 M. Durch bt« DvN ,« dqtedr»! ea mal lägiich) innerhalb Dcntlchland« und der daurichrn Kolonien oieruliihrlich 5,25 M., «oaatllch l,75 M. autsch r. Post- deslellseld, ür Oesterreich K 8 SS l», Unzarn S L merteijübrlich. ,Warner i» vet- ;>en. Dänemark, den Donaustaalen, Italien, ruxemdur», dtiederlande, diorwehen. üiut- iai-.b Schweden, Schwei, und Spanien. In illen übriaen Staaien nur direki durch ich Lrve».». «i. erdstllltch. «bonnemen^Lnnadme: UugustuSplutz S» oei unteren rrLaern, >dilia>en, Lvedüeure» -nd Annahmestellen, iowi« PostLmlern ou» vrieltrtgern. Li« «in^lne Ütummer koilel Ist Vktz. Redaktion und <Lrvrtitton: Iobannldgaste «. »elepbon?ir. I4SVL «r. I4«v. «r l4S»a. Morgen-Ausgabe 8. KiWgtl,TagMM Handelszettung. Ämtsblatl des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen «Pret» ist» Jnieraie au» i-cipjia and Umgedunn dl« Sqelpaltrne LeMjeil« 2d Pi.. stnan-iell« Antigen ÄOPi., Reklamen I AI.; »MI auiwstn» Sil PI., UeNameu t.2v M.; vomAuslanddi>V', ftnain Nnseigen7bPi.. SteName» l^il M Inlerate». veddrdru i «nilicheoiteatOPi. veilagegedllde d M. ». Lautend erst Polt, aedühr. OlelchLiksan,eigen an beoorzanler Stelle im Breit« erhöht. Rabatt nach Lari« Je st erteil!« AuttrLg» können nicht zurück- gelogen werben Jür bas iLrlcheinen an bestlmwten Lagen und Plötzen wir» kein« charontie übernommen An,etgen»Annahme, Nugustudvlutz ", bei tömtlichen yiltalea u. allen Annoncen, itlpebitronen de» In» and Auslandes. chuuvr-Stltal« «erltui Turt Duncker, Herzogi. ivaor. Holduch Handlung, tlützowstratze UL lLelephon Vk. Nr. sUiSL chauv» Ltltale Lrrsdru: keestratz- «. I (Lelephon «S2Ll- Nr 187. Mittwoch 8. Juli 1908. 102. Jahrgang. Dar wichtigste. * Der Verband mittlerer Reichs-, Post- und Tele graphen beamten hielt in Dortmund seine diesjährige Tagung ob. * In Oesterreich droht eine neue M i n i st e r k r i s i s. (Z. Letzte Tep.s * Wie uns ein Privattelegramm aus Prag meldet, drohen die dortigen Tschechen mit einem allgemeinen Bergarbeiter streik in Nordwestböhmen, falls die tschechischen Schulsorderungen nickst erfüllt würden. * Wie uns ein Privattelcgramm aus London meldet, geht aus den Bewegungen der englischen Manöverflottc immer deutlicher hervor, daß den Nebungen die Generalidee eines deutschen Flottenangriffes auf die neue schottische Flotten station Rosyth zugrunde liegt. * Tie Interpellation Jaures in der französischen Kammer wegen der Besetzung von Azemur durch General d'Amade ist gestern vom Minister Pichon beantwortet worden. sZ. Letzte Dep.) , * In Täbris ist infolge allgemeiner Ermattung ein Still stand im Bürgerkrieg eingetrcten. sS. Ausl.) * Im Großen Preis des Automobilklubs de France tür große Wagen wurde Lautenschläger auf Mercedes Zieger vor den beiden Benz-Fahrern Hcmery und Han- r i o t. sS. d. bes. Art.) Dar Prinzip -er Heimlichkeit. Alle Menschen besitzen Prinzipien, aber nicht alle Menschen befolgen sie. Die meisten beschränken sich darauf, in ruhiger Stunde mit Genug tuung die ausgezeichneten Grundsätze zu verkünden, nach denen sie ihr Leben einzurichten gedenken. Wenn dann ein Konflikt über sie herein bricht, so vergesien sic mit einem Male diese vielgepriesenen Grundsätze und handeln nach dunklen Trieben, die sie höchstens nachträglich mit allerhand kümmerlicher Weisbeit verbrämen. Leben und Lehre sind eben zwei verschiedene Dinge. Den Staaten, die ja auch Organismen sind, geht es nicht anders. Auch sie verkünden offiziell eine ganze Reihe von unumstößlichen Regeln, welche eine Richtschnur Ur ihr inneres Leben und Treiben Hilden sollen. Prüft der vorurteilslose Beobachter ober, wie der Staat sich in dem einzelnen praktischen Fall verhält, so gewahrt er gar oft den Widerspruch, der zwischen dem Dogma und seiner Verwirklichung klafft. In Deutschland ist das Prinzip der Oeffentlicstkeit stabiliert und allgemeine anerkannt. Niemand aber kann behaupten, daß es wirklich wuber, ohne Schwanken und ohne Rückfälle. durck'"-"wrt werde. Auf politischem Gebiet dürfen wir nur an die überflüssiae Geheimnis krämerei erinnern, die noch immer, trotz aller Mahnungen der Presse, mit den Gesetzentwürfen betrieben wird. Es ist bester geworden als früher, und die Regierung hat sich in manchen Fällen dazu entschlossen, per öffentlichen Kritik den wünschenswerten nnd unerläßlichen Spiel raum zu gewähren. Sehr oft aber hüllt sie sich auch in den undurch dringlichen Mantel deS Geheimnisses, und die Folge dieser Haltung ist dann nur die, daß sie vieles nicht erfährt, was ihr zu wissen nützlich wäre, daß die öffentliche Meinung durch allerhand unkontrollierbare Gerüchte beunruhigt und irregeführt wird, und daß ein Wirrwarr der Ansichten entsteht, der dann erst in letzer Stunde nicht ohne Mühe gc- klärt werden soll und nicht immer geklärt werden kann. Unter die Rubrik die'er schädlichen Geheimniskrämerei rechnen wir auch die De mentis, die sehr oft in Fällen erfolgen, in denen nichts mehr dementiert werden kann. Wir sind heute so weit, daß ein Dementi der „Norddeut schen Allgemeinen Zeitung" nur mit großer Vorsicht genossen wird. Diese Dementis klammern sich an irgend ein gleichgültiges Wort, stellen einen nebensächlichen Punkt mit Entschiedenheit in Abrede, und an der Sache selbst wird nicht das geringste durch sie geändert. So erklärt es sich, daß unsere offiziellen Versicherungen im Ausland überhaupt keinen Glauben mehr finden. Wir greifen nur einen Fall zur Illustrierung des Gesagten heraus. In ganz Deutschland gibt es wohl kaum einen urteilsfähigen, politisch leidlich unterrichteten Menschen, der da glaubt, daß General von der Goltz wirklich gerade in diesem Augenblick nur aus privaten Gründen nach der Türkei gereist wäre. Jedermann weiß, daß -er General einsichtig genug gewesen wäre, einen solchen Besuch in dieser Stunde zu unterlassen, wenn es sich nur um die Befriedigung ,.Zön- licher Wünsche gehandelt hätte. Der General würde in diesem Falle auch gar keinen Urlaub nach der Türkei erhalten haben, sondern man würde ihm bedeutet haben, daß sein Besuch in diesem Augenblick inopportun sei. Wir konnten also ganz ruhig zugeben, daß Herr von der Goltz eine politische Mission zu erfüllen habe. Und wenn wir es nicht ausdrücklich konstatieren wollten, so konnten wir schweigen. Die Versichern».^ daß dem nicht so sei, glaubt uns doch niemand, und das Ausland sieht in dem Dementi nur einen Täuschungsversuch. Das Prinzip der Heimlichkeit ist eben bisweilen sehr unpolitisch. Wir wissen, daß Bismarck kein Freund solcher veralteten Künsteleien war. Unsere Rechtspflege ist auf dem Prinzip der Oesfentlichkeit ausge baut, und wir wissen das sehr von ihr zu rühmen. Wie aber im Prozeß Eulenburg dieses Prinzip behandelt wird, da? liegt klar vor aller Augen. Es ist völlig eliminiert worden. Niemand erfährt etwas Authentisches über den Gang der Verhandlungen, und die Gerüchte und Kombinationen schießen wie Pilze empor. Trotzdem halten wir den Ausschluß der Oeffentlichkeir während der Vernehmung der Zeugen über die vit« s-oxuali, des Angeklagten für gerechtfertigt, wenn wir auch nicht naiv genug sind, um sür bare Münze zu nehmen, der Angeklagte selbst habe das größte Interesse an voller Ocfscntlichkeit. Aber eg ist richtig, daß hier zwischen zwei Uebeln, einer Schlammflut und dem Mißtrauen als Folge der Heimlichkeit, zu wählen war, und daß man sehr wohl das letztere als das kleinere Ucbel ansehen kann. Dies kleinere Uebel ist aber immerhin groß genug, um nahezulegen, auf Abhilfe nach Möglich. leit zu sinnen. Und man sollte meinen, daß zum mindesten in der Oefsent- lichkeit der Plädoyers eine Art Remedur geschaffen werden könnte. Das soll ja auch beabsichtigt sein, wie unkontrollierbar verlautet. Neben bei würde es auch ein Akt der Gerechtigkeit sein, denn es ist zu bedenken, daß an diesem Prozeß noch andere Leute als der Angeklagte sehr lebhaft und leibhaftig interessiert sind. Es wäre sehr wohl denkbar, daß bei völliger Verdunkelung der Prozcßergcbuisse, die eine Berliner Korrespondenz bereits zur Ankündigung der wahrscheinlichen Freisprechung des Fürsten benutzt, die Affäre Eulenburg ganz ungeahnte Dimensionen annehme. Es wird bereits davon geredet, daß noch manches zu erzählen sei darüber, was sich in -en letzten Monaten hinter den Kulissen abgespielt habe, und, so wird versichert, gegenüber diesen Erzählungen soll alles, was die Oesfentlichkeit bisher erfahren hat, harmlose Familienlcktürc sein. Allen solchen Gerüchten und Absichten — wenn solche existieren — könnte am ehesten durch die Oesfentlichkeit bei den Plädoyers entgegen gewirkt werden. Denn daß wir an Skandalen nun allgemach genug haben, braucht wohl nicht erst bewiesen zu werden. Der Schrei -es Herzens. In der französischen Kammer hat ein Zwischenfall stattyesundcu. Der Leiter des Auswärtigen Amtes mußte die Reise des Präsidenten nach Rußland gegen die Bedenken der Zarenseinde verteidigen. Ein Sozialist machte seiner Entrüstung über das russische Rogierungs- svstem durch einen Zwischenruf Lust, in welchem er den Zaren als Mörder bezeichnete. Herr Pichon erwiderte sofort aus dicic Insulte und nannte den Kaiser von Rußland einen tapferen konstitutionellen Herrscher. Damit war der Schrei des Herzens, den Herr Vaillant aus» geflogen hatte, offiziell erledigt. Wir vernehmen dielen Schrei in den verschiedensten Ländern und können uns niemals eines sanften Kops schüttelns erwehren. Die Republik Frankreich ist seit Jahren mit Rußland verbündet: ihre ganze internationale Stellung beruht auf diesem Bündnis, und trotz alledem erheben sich in der Kammer Fran zosen, denen doch vermutlich die Macht und Wohlfahrt ihres Landes am Herzen liegt, und schleudern eine ebenso lächerliche wie empörende Beleidigung gegen das Oberhaupt des befreundeten Staates. Natür lich ist der Zar weoer ein Mörder noch ein tapferer konstitutioneller Herrscher. Ein Mörder ist er ebensowenig, wie irgendein anderes ^Staatsoberhaupt, welches seine Unterschrift zu einem Todesurteil gibt. Er und seine Ratgeber sind der Ansicht, daß das Wohl des Landes es erheische, dem revolutionären Terrorismus den Terrorismus der Feldgerichte entgegeuzusttzen, und diese An'ickst ist vermutlich die richtige. Die Charakteristik des Herrn Pichon ist ebensowenig zutreffend, denn der Zar ist sicher kein Mann, dessen hervorstechendes Merkmal die Tapferkeit wäre, und ob Rußland eine Konstitution besitzt oder nicht, das ist noch immer eine von den Gelehrten umstrittene Doktorfragc. Die Franzosen können sich über die sozialistische Taktlosigkeit damit trösten^ daß die radikalen Parteien in allen Ländern den sicheren In stinkt kür die Behandlung der auswärtigen Angelegenheiten vertrusten lassen. In England wurde bekanntlich gegen den Besuch des Königs Eduard beim Zaren ebenfalls im Parlament Protest erhoben, und der verstorbene Campbell Banncrman war es, der nach der Auflösung der Duma das berühmte oder berüchtigte Wort sprach: „Die Duma ist tot, es lebe die Duma!" Tie deutschen Radikalen sind dcuür bekannt, daß ihnen jedes Verständnis sür die Erfordernisse der auswärtigen Politik abgeht, und erst neuerdings ist eine Gegenströmung zu bemerken, die zum Beispiel in den „Sozialpolitischen Monatsheften" von dem Schrift steller Lcuthner mit unverkennbarer Begabung vertreten wird. In dessen eine Schwalbe macht keinen Sommer, und solchen Ketzereien droht nur allzubald der Scheiterhaufen. Es ist eigentlich sonderbar, daß die radikalen Parteien sich nicht ent- schließen können, das Sprichwort, daß jeder vor seiner Tür fegen möge, praktisch anzuerkennen. Man sollte meinen, daß es in Frankreich, in England und in Deutschland doch noch genug Mißbräuche gebe, mit denen einmal erst ausaeräumt werden müßte, ehe die Radikalen dieser Länder daran gehen können, oie Weltverbesserer zu spielen. Aber cs ist eine alte Erfahrung, daß diese Herren in bezug auf die auswärtige Politik großmäulig, in bezug auf die inneren Angelegenheiten klein mütig sind. Es ist auch sehr leicht, die Angelegenheiten anderer Völker nach einem bestimmten Schema zu beurteilen: nur ist dieses Urteil leider fast immer völlig wertlos, weil ihm die Unterlage der intimen Kenntnis von Land und Leuten fehlt. Alles, was beispielsweise heute über Persien gesagt wird, ist mehr oder weniger Konjektur, die nur in den gröbsten Umristen zutressen kann. Es gibt außerordentlich wenige Kenner Persiens, und gerade diese hüten sich wobl, ein endgültiges Ur teil abzugebcn, weil sie eben wissen, daß die Bewegung lieh aus der Ferne nicht in ihrer Tragweite abschätzen läßt. Das gilt nicht nur sür Persien, sondern es gilt auch für Rußland, ja, in gewissem Sinne sogar für Frankreich und England. Es ist in hohem Grade lächerlich, wenn wir an die Politik anderer Länder den Maßstab anlegen, der in Deutschland üblich ist. Wir sollten uns sagen, daß Klima, Boden, Geschichte, Veranlagung verschieden sind, und daß sich eines nicht sür alle schickt. Mit dieser Bescheidenheit sollten wir an die Beurteilung der inneren Politik fremder Länder herantreten, und wir würden dann zwar nicht soviel Kannegießereien hören und lesen, aber wir würden unS manche internationale Verstimmung ersparen. Es ist geradezu grotesk, wenn unsere Demokraten es 'ür unerläßlich erklären, daß Rußland im Lause weniger Jahre mit allen Segnungen des konstitutiv- nelten Westens beglückt werden müsse. Solche Forderungen machen vielleicht dem Herzen derer, die sie erheben, Ehre, ihrem Vaterlande aber stellen sie ein Armutszeugnis aus. In der Politik wollen wir nur die Stimme der Vernunft hören und bedanken uns für die Tekla- mationen der weltbeglückenden Patbetiker. Gerade sie sind es, die den Frieden der Welt am ehesten erschüttern können. wiener z)otponrri. (Bon unserem Wiener k'-Korrespondenten.) Wie«, 6. Juli. In unserer inneren Politik gab ?S wieder einmal eine kleine Affäre. Sie machte einigen Lärm, ist rasch vorbeiaerauscktt, hat aber doch Spuren zurückgelaffen, die vielleicht nocy interessanter sind, als die Streitangc- legenheit selbst. Der Anlaß war eine lokale Frage, sogar eine W eder Sache, die aber die nationalen Interessen der Deutschen überhaupt be rührt. Im zehnten Wiener Gemeindebezirke, in Favoriten, dem Arbeiterviertel der Residenz, erhalten die Tschechen seit Jabren eine Privat»Volksschule; sie erstreben für diese KomenSlv- Schule das staatliche OeffentlicbkeitSreckt, fanden aber selbstverständlich bei der Regierung niemals Gehör. Zur Ablegung der Schlußprüsung begeben sich die Schüler der Komensty-Lchule nach der mährischen Stadt Lunkenburg und erhalten dort von tschechischen Lehrern das Abgangszeugnis. Nun hat der UnterrichiSminister Dr. Marchet einen Erlaß herausgegeben, der den Schülern und ihren Begleit personen aus Rücksicht auf deren pekuniäre Verhältnisse die Reste nach Lundenburg erspart, indem er verfügt, daß zwei tschechische Lehrer zu den Sck'Iußprüiungen an ter KomcnSky - Schule in Favoriten aus Lundenburg nach Wien rest'en; daß aber die Zeugnisse in Lundenburg ausgestellt werden. Der ni-derbste,reichi'cke Landesschulrat hat dieser Verfügung, vorher betragt, zugc'nmmt und delegiert einen Vertreter zu diesen Prüfungen. Nun kommen wir zu den politischen Folgeerscheinungen dieses Erlasses, der vom Unterrichts Minister im Mar d. I. in der Sitzung des Bnvgetaussstmss'cs dcs öster reichischen AbgeordneienhauieS angekündigt wurde. As nämlich ver einigen Tagen die Prüfungen an der Komensly-Schule begannen, pro testierten Christlich-Soziale im Wiener Gemeinderate gegen rieten Erlaß, den sie als einen unerhörten Angr ff auf den deuttchen Ebarakter Wien« bezeichneten. Die Bewegung im christlich- sozialen Lager legte sich aber bald, da den Christl-ch- Sozialcn ins Gedächtnis gerufen wurde, daß dem niedcröslerreicbi chen Landesschulrat, der in seiner überwiegenden Mehrheit christlich - soziale Parteigänger zählt, ja die Möglichkeit ofsengestanden hat, rem Erlasse die Zustimmung zu verweigern. Die deutschfortschrittlicheu Abgcort neten, ans deren Mitte Dr. Marchet in den Rat der Krone berufen wurde, finden den Erlaß nicht gerade geschickt und zwcckci nlich, hallen aber an Dr. Marchet fest, desgleichen der deutschnationale Verband; nur die deutsch radikalen Abgeordneten, die Gruppe, an deren Spitze K. H. Wolf und Pacher stehen, schreien „Verrat am Deutschtum" und droben die parlamentarische Konstellation zu stören. All' das hängt mit der „Block-Politik zusammen. Die Christlich Sozialen wollen ihren Einfluß verstärken, sie wollen Revanche dafür, daß sie in der Wahrmund-Afsäre den Kops des deutich-sort'chritl- lichen UnterrichtsmimsterS Dr. Marchet nicht als Trophäe davongetragcn haben und benutzten die Komensty-Schulepisode als neuen Stunnbock. Sie erkannten bald, daß sie mit unzulänglichen Mitteln, mit einem un tauglichen Instrumente operierten und daß ta's nationale Element in diesem Falle kein Echo bei den anderen großen deutschen Parteien finde, weil Absicht und Ziel allzu deutlich markiert waren uns weil sic sich selbst, eben durch das Verhalten des niederösterreichlscben Landesschulrates, der Fleisch von ihrem Flestchc ist, ins Unrecht gesetzt hatten. Was aber be wegt die deutsch-radikale Fraktion zu ihrer demonstrativen Unzufrieden- heil'? Hier spielen sachliche nnd persönliche Momente mit. Zunächst di» Verhältnisse >n Böhmen. Das neue Sprachengctetz für Böhmen ist auf den Herbst verschoben und die deutschen Abgeordneten ans Böhmen werden, wenn sie nach Schluß der ReichSrat0>ctsion, der ja bald erfolgen wird, vor ihre Wähler treten, nicht mit Unrecht bittere Klagen ver nehmen, daß seil den Neuwahlen für die Wahrung der deuisch.u Inter essen in Böhmen gar nichts geschehen sei, während die Tschechen rn ihrer Minier arbeit unermüdlich sind und es d lirchgesetzt haben, daß auch die Richter-Eruennuugcn verschoben wurden, rockt hierbei deutsche Forderungen, wegen ihrer un.wcisclbastesten Berechtigung hätten berücksichtigt werden müssen. Deshalb brachten die dcut!ch-fortschritllichen Abgeordneten mit Dr. Pergelt an der Spitze vier DringlichkeitSanträge ein, nm den Weg zur Tag s orduung zu verrammeln, die Erledigung dcö Restes des Arbeitspensums dieser Seision zu erschweren oder gar unmöglich zu machen; sic scfsen aber bereits Wasser m ihren Wein, da die überwiegende Mehrheit der deutschen Abgeordneten will, daß die Seision mit dem Zeugnisse, das neue Vollshaus habe treu, fleißig und redlich gedient, geschlossen werden könne, da die deutschen Abgeordneten aus Mähren, aus Schlesien und aus den Alpenländern nicht gesonnen sind, mttzntnn, nnd es ist alle Aussicht vorhanden, daß die Dringlichkeits anträge zurückgezogen werden. Bei der KomenSly-Schutasfäre, die sachlich bereits tot ist, greifen eben auch persönliche Momente bestimmend ein. Als neulich der deutsche LandSmannminister Franz Peschka eines jähen Todes starb, gab eS zwei Kandidaten, Dr. Pcrgelt nnd Pacher: ernannt aber wurde bekanntlich Herr Prave, der schon einmal La ts- mannminister war. Der Stachel der Enttäuschung blieb in den Herzen Dr. Pergellö und Pachers zurück und d>e Mißstimmung wurde genährt, da eS Herr Prade, waS rückhaltlos konstatiert werden muß seit seiner Wieverbcrusung in den Rat der Kione an Tatkraft, Umsicht und vor allem an Energie beträchtlich fehlen ließ. Niemand kann Voraussagen, wie das Spiel aller dieser Kräfte enden wird. Nach den allgemeinen Dispositionen, leine großen Stürme zu er regen, ist anzunehmcn, daß diese Strömungen und Gegenströmungen keinen Wirbel erzeugen werden, in dem der Friede der Seision und die parlamentarische Situation ersticken; es ist Aussicht vorhanden, daß der „Block" über den Sommer hinaus besteht, der Herbst aber düriie Sturmwettcr bringen. Die gencuscbe Darst.-llnug dcr augcabl stächen politischen und parlamentarischen Verhältnrste, die diese Zeilen enthalten, soll auf die kommenden Ercignstse aufmerksam machen, dcr gerechter Beurteilung der Lage in Oesterreich dienen. Dentscher Reich. Leipzig, 8. Juli. ' Heneralfeldmarschall Freiherr v. Lob' -k- Gcneralseldmarschall v. Loö verweilte wegen Bronchialkatarrhs in Wiesbaden und kam am Freitag anscheinend gebessert nach Bonn zurück. Die Krankheit ve-- ichlimmerte sich jedoch. Er venchied ruhig und sanft. Der Verstorbene war am 9. September l82- aus Sch'of; Alliier im Siegkreisc geboren, besuchte die Rttrerakadcmce in Bedbnrg, studierte in Bonn und trat 1815 als Einjährig-Freiw lliger b.im 5. Illanenregiment ein nnd wurde 1818 Leutnant. Ais solcher nabm er im 2. holsteinischen Dragonerregiment am Kr ege aeg.-n Täne- mark teil. Im selben Jahre schieb er ans dem preußischen Heer.-sdi nste aus, wurde jedoch 1849 wieder Offizier im preußischen st. Hn aren- regiment. 1858 Rittmeister, wurde er 18til F-Iügeladjutant König Wilhelms I. und Major. 1863 lam er zur Bot'cbast nach Paris und nabm 1861 am Feldzuge in Algier teil. Von 1867—71 kommandierte er das 7. Husarenregiment, mit dem er am Deutsch-Franrösi eben Kriege teilnabm, dann die 2l. Brigade, seil 1872 die st. Garrclava'ierie- brigade, wurde 1886 Generaladjutant Kaiser Wilhelms l. und trat 1881 an die Spitze deS 8. Armeekorps. 1886 wurde er General der Kavallerie, 189st Generaloberst mit dem Range als Generalfelrmar'chall. Im selben Jabre wurde er, wie auch später, von Wilhelm ll. mit einer Mission an Papst Leo XIII. betraut. Nachdem er 1895 Gouverneur von Berlin und Oberbefehlshaber in Len Marlen geworden war, wurde er 1897 aus sein Ansuchen zur Disposition gestellt, mit ter Best mmnna. daß er in den Listen der aktiven Generalität weiter zu sübren sei, nur 1905 znm Gcneralseldmarschall ernannt. Der Verstoibene war Ritter des Schwarzen Adler-Ordens. Auch schriftstellerisch bat er sich betätigt, in dem er 1905 „Erinnerungen aus meinem Berufsleben" veröffentlichte. * Zur Leminarreform in Thüringen. An sämtliche thüringisch- StaatSrsgierungen, sowie an die Direktoren der thüringischen Lehrer seminare und den Vorsitzenden der thüringitchcn Lebrervcreine sendet, wie uns aus Eisen ack geschrieben wird, der weitverrweitte, alle Lehrerkategorien umfassende Verein der Freunde Herbarlischer Pädagogik