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Dev gvotze j)ver» -er Automobil- klnbr von Fvankreieh. Der Grand Prix sür grobe Wagen. Ter Grobe Preis des Automobilklubs von Frankreich, der für große Äugen gestern auf dem Circuit von Tieppe zur Enr- icticidung gelangte, endigte mit einem glänzenden Siege der deutschen W ag e n. Tie drei ersten Plätze wurden von Vertretern der Leutchen Warben belegt. Sieger blieb La u t e n f ch l ä g e r aus Mercedes vor den beiden Benz-Hadrer Hemery und Hanriot. Ties ist in kurzen Worten das Ergebnis des klassischen Aukomobil-Mectinas, das eie Sportkreise der ganzen Welt seit Wochen >n Spannung gehalten hatte. Tas Rennen. Schon trüb um -t Ubr begann gestern morgen die Völkerwanderung nach dein Circuit. Tausende von Automobilen füllten bald den Platz in der Räbe der Tribünen. Bald waren diese dicht besetzt: Sportsleute un Sportkostüm, Damen in eleganter Toilette. Das Wetter war klar, Heller Sonnenschein kündigte einen heihen Tag an. Punkt 6 Uhr wurde auf der staubigen Strotze dcr^erste Wagen, ein englischer Austinwagen, unter Kanonendonner vom Start gelassen. Als zweiter folgte Dir. Pocge auf Mercedes, in regelmäßigen Zwischenräumen von einer Minute die übrigen. Erste Runde. Noch waren die letzten Hadrer nicht vom Start gekommen, als als erster nach Beendigung der ersten Runde der Mercedes-Wagen mit Tir. Po ege am Steuer vor den Tribünen cinnaf und in rasender Fahrt pa'sicrte. Ihm 'olglen Szisz (Renaulo, der Gewinner des Grotzen Preises von 1906 und THertz (Brasier) der zweimalige Sieger des Gvrdon-Benett-Renncn, von der Menge enthusiastisch begrübt. Während die anderen Wagen die erste Runde beendeten, erfolgte der Start der letzten Wagen. Von den 48 gemeldeten stellten sich 47 dem Starter, nur der Morswagen Nr. 47 blieb fern. Tie schnellste Zeit für die erste Runde erzielte Salzer auf Mercedes, der die 77 Kilometer lange Strecke in 36 Min. 31 Sek. zurücklegre, was einer Durch'chnittsgcschwindigkeit von 125 Kilometer in der Stunde gleich kommt. Dann folgten Szisz (Renault) mit 37 Min. 6 Sek., Tbcrtz iBrasicr) mii 37 Min. 6 Sek., Wagner (Fiat) mit 37 Min. 13 Sek. Hemery auf Benz brauchte 37 Min. 55 Sek., Po ege auf Mer cedes 38 Min. 25 Sek., Lautenschläger aus Mercedes 38 Min. 29 Sek., H a n r i o t auf B c n z 38 Min. 43 Sek., Ioerns aus Opel 41 Min. 14 Sek. Ta die Strecke sich in schlechtem Zustand befand, er eigneten sich schon in der 1. Runde verschiedene Zwischenfälle. Der P r othoswagen Nr. 42 st ü r z t c. Der Wagenlenker Simons und der Mechaniker kamen mit leichten Verletzungen davon. Lancia fuhr mit feinem Fiatwagcn nach dem Sattelraum, wo er eine Reparatur vornahm. Auch Riaal. der den 'chnellsten Bavard-Element steuerte, und Dimitri auf Renault, waren gezwungen, vor der Tribüne Reisen zu wechseln. Zweite Runde. Schon in der zweiten Runde schieden zwei der aussichtsreichsten Fahrer aus. Szisz mutzte das Rennen ausgeben, da sich an seinem Wagen: eine Achse verbogen hatte. Auch Lancia (Fiat) gab aus. In der zweiten Runde führte Nazzaro (Fiat), der die 154 Kilometer in 1 Stunde 15 Min. 55 Sek. zurücklegte. Lautcnschläger (Mer- c c d e Zs hatte sich auf den 2. Platz geschoben mit 1 Stunde 16 Min. 35 Sek. Tann folgten Tb5ry (Brasier) 1 Stunde 17 Min. 17 Sek., Wag ner IHiats 1 Stunde 17 Min. 38 Sek. Hanriot (Benz) lag mit 1 Stunde 18 Min. 56 Sek. an 7., Hemery sBenzs mit 1 Stunde 19 Min. 2 Sek. an 8 Stelle. Dritte Runde. Die deutschen Fahrer drängten sich immer mehr in den Vordergrund, hemery (Benz) mit 1 Stunde 58 Min. 22 Sek. an zweiter Stelle hinter Wagner (Fiat), der die 3 Runden in 1 Stunde 56 Min. 25 Sek. zurückl- gelcgt batte. An dritter Stelle lag Lautenschläger (Mercedes) 1 Stunde .'8 Min. 25 Sek., dem Hanriot (Benz) folgte mit 2 Stunden 3 Min. 51 Sek. Vierte Runde. Tic vierte Runde brachte eine große Sensation: Nazzaro und Wagner gaben auf. Damit waren sämtliche 3 Fiat-Wagen aus dem Nennen geschieden. Auch Duratz (Lorraine-Dietrichs und Sal zer (Mercedes) mutzten aukgcben. Die Spitze batte nun Hanriot (Benz inne mit 2 Stunden 39 Minuten 58 Sekunden vor Lau- ' 'nichläger (2 Stunden 41 Minuten 36 Sekunden). In der fünften Runde siel .Hanriot auf den dritten Platz, während Lauten schläger mit 3 St. 20 Min. 56 Sek. sich an die Sitze schob. An zweiter Stelle lag Hemery mit 3 St. 24 Min. 49 Sek. Die sech ste Runde zeigte das gleiche Bild: Tie drei deutschen Wagen an der Spitze. L a u t e n s ch l ä g e r 4 St. 6 Min. 34 Sek., Hemery 4 St. 10 Min. 42 Sek., Hanriot 4 St. 11 Min. 15 Sek. Die Reihenfolge der drei ersten blieb nun bis zum Schluß des Rennens dieselbe. 1 Uhr in Min. beendete Hemery als Erster das Rennen; 1 Uhr 25 Min. traf L a u t e n s ch l ä g e r vor der Tribüne ein. Doch war die Zeit Lauteuschlägers um kost 19 Min. besser wie die Hemerys. Die Reihen folge der 4 ersten Fahrer ist folgende: Erster Lauten: schlägcr (Mercedes) in 6 St. 53 Min. 43 Sek. (vorjähriger Sieger Nazzaro—Fiat 6 St. 46 Min. 33 Sek.); Zweiter Hemery 'Benz) in 7 St. 4 Min. 24 Sek.; Dritter Hanriot (Benz) in 7 St. 5 Min. 13 Sek.; Vierter Rigal (Bahard-Clement) in 7 St. ::0 Min. 36 Sek. Hervorragender konnte sich das Resultat für die deutsche Industrie nicht gestalten. Während des Rennens ereignete sich leider ein schwerer Unfall. Harrison, der den Wagen Nr. 30 (Weigel) steuerte, fuhr in der 7. Runde in den Chausseegraben. Das Automobil überschlug sich, wo bei Harrison schwer verletzt wurde. O Telegraphisch wird noch gemeldet: zM Dieppe, 7. Juli. (Eigene Trahtmeldung.) Die zehn ersten Wagen beim Automobil-Grand-Prix waren die folgenden: 1) Lau te n ' ch l ä g e r aus Mercedes (6 St. 53 Min. 4354 Sek.); 2) Hemery (7 St. 4 Min., 24 Sek.); 3) Hanriot auf Benz (7 St. 5 Min. 13 Sek.); 4) R ig a l auf Bayaro-ClLment; 5) Poege auf Mercedes; G Jörns aus Ove!; 7) D i m i t r i e v i t t ch auf Renault: 8) Heath auf Panhard-Levassor, 9) Cagno ans Jtala: 10) Jenatzy aus Mors. Tie mittlere Geschwindigkeit der Wagen betrug IllchOO Kilometer. "'S? Tieppe, 7. Juli. (Eigene Trahtmeldung.) Ter Wagen Cisfacs verlor die Direktion, da er einen wesentlichen Teil erngebüßt batte, und lief mit einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern Len Ab hang zur Seite des Weges hinauf, ritz zwei Bäume um und über schlug sich dann. Tie Fahrer kamen unter den Wagen zu liegen und blieben sofort tot. Cisfac wurde der Brustkasten einge drückt, seinem Chauffeur Schaube ist der Schädel ge spalten. Neues aus aller Welt. Ter Weg eines Erfinders. Inmitten seiner neuen glänzenden Er folge, die alles bisher Geleistete in den Schatten stellen, kann Graf Zeppelin heute seinen 70. Geburtstag begeben, und so ist sein Name aus doppeltem Grunde in aller Munde. Tas schönste Geburtstags- ge'chenk, das dem rüstigen Siebziaer gebracht wird, ist die endliche all- ocmcinc Anerkennung, die er allein sich, seiner unerschöpflichen Ar beitskraft und vor allem seiner zähen Ausdauer, mit der er alle Schwie rigkeiten überwunden hat, verdankt. Diese Anerkennung ist aber noch 'ehr jung; cs ist noch gar nicht io lange her, daß Graf Zeppelin, als er ein starres Luftschiff bauen wollte, sich einen Narren auf eigene Faust schelten lassen mutzte. Allem Widerspruch und allen Widerwärtigkeiten zum Trotz hat er aber dennoch seinen Plan im Laufe der Jahre ver wirklicht. Schon aus den 70er Jahren stammen seine ersten Pläne, in denen die jetzige Horm des Luftschiffes im wesentlichen schon feststand. Erst als er im Jahre 1891 seinen Abschied genommen hatte, konnte er an die Ausführung seiner Absichten denken, und an diese hat er sich mit derselben Ausdauer gemacht, die er im militärischen Dienst gezeigt bat. Aber ein Mißerfolg nach dem andern kam hindernd dazwischen. Im Jahre 1894 erklärte eine vom Kaiser berufene Sachverständigen kommission das Projekt für praktisch unverwertbar, und >o wurde viel kostbare Zeit verloren. Vier Jahre dauerte es, bis der Graf infolge seiner Agilationsrciscn das nötige Kapital zusammengebracht hatte; noch weitere sechs Jahre vergingen, ehe der Bau des ersten Luftjchiffes vollendet war, und erst am 1. Juli 1900 sand der erste Aufstieg statt. Es war nur eine kleine Vorprobe, der am folgenden Tage ein zweiter folgte, an dem außer dem Grafen Zeppelin selbst Baron Bassus, die Ingenieure Groß und Burr, sowie der Horschungsreiesnde Eugen Wolf tcilnahmen. Während einer Zeit von 17 Minuten wurden 6 Kilo meter in einer Höhe von 400 Metern zurückgelegt. Leider geriet die Steuervorrichtung in Unordnung, so daß die Fahrt nach kurzer Tauer unterbrochen werden mußte. Obwohl nun der offizielle Bericht an erkannte, daß das Luftschiss einwandfrei funktioniert hätte, wurde es im allgemeinen doch skeptisch beurteilt; die abfälligen Urteile sanden neue Nahrung, als bei dem nächsten Ausstieg im Oktober das Luftschiff, obwohl es aut manövrierte, wieder infolge eines Unfalles — eine der Gashüllen hatte sich plötzlich entleert — vorzeitig landen mußte. Eine etwas längere Fahrt machte das Luftschiff am 21. Oktober, bei der es 28 Minuten in der Lust blieb. Hiermit War eigentlich die Lenkbarkeit des Luftschiffes ganz zweifellos erwiesen, und Graf Zeppelin sah seine vielen Bemühungen auch dadurch gekröni, daß der Kaiser ihm für seine Ausdauer und Mühe seine Anerkennung aussprechen ließ und ihm am 7. Januar 1901 den Roten Adlerorden 1. Klasse verlieh. Das Haupt hindernis an dem weiteren Ausbau der Zeppelinschen Idee war damit aber noch nicht gehoben. Die Geldschwierigkeiten wurden immer größer, und noch im Jahre 1901 löste sich die 1896 in Stuttgart gegründete „Gesellschaft zur Förderung der Lustschiffahrt"auf. Graf Zeppelin selbst kaufte sür 124 000 .11 oas Luftschiff auf und sah sich dann genötigt, einen „Notruf zur Rettung der Flug'chiffahrt" zu erlassen, um weitere Geldmittel zu erlangen. Dieser Aufruf hatte Erfolg, allerdings erst, nachdem wieder Jahre vergangen waren. Am 17. Januar 1906 konnte die erste Probefahrt mit dem zweiten Modell unternommen werden. Auch diesmal trat eine Störung der Scitensteuer ein, so daß ge landet werden mußte, ehe die Brauchbarkeit erwiesen war. In der folgenden Nacht zerstörte ein Orkan das ganze Lustfchifs, so daß Gras Zeppelin mit der ganzen Arbeit von neuem beginnen mußte. Obwohl wegen dieses Unfalles das „starre System" von der Mehrneit als vc.- sehlt angesehen wurde, baute Graf Zeppelin ein drittes Modell, mit dem er am 9. Oktober 1906 die erste Probefahrt unternehmen konnte. Diesmal war er vom Glück begünstigt; denn da an der Maschinerie nichts in Unordnung geriet, konnte er die Lenkbarkeit seines Lustschiffes erweisen. Eine Ehrung der Technischen Hochschule in Dresden, die ihm die Würde eines Dr.-Jng. ausgeschrieben, war der erste Erfolg, und im Jahre darauf endlich erhielt er die lange erwartete Unter stützung vom Deutschen Reich, das ihm zunächst eine halbe Million zur Verfügung stellte. Die Erfolge, die dieses dritte Luftschiff im letzten Herbst errungen hat, sind ja noch in jedermanns Erinnerung, und die jüngste Rekordsahrt des Modells 4 bildet gegenwärtig das Tages gespräch. Seitdem der Reichstag im Februar dieses Jahres dem Er finder endlich Geldmittel zugesagt hat, die ihm seine Arbeit und seine Geldopser ersetzen sollen, bleibt nichts weiter übrig, als die 24stündige Fahrt abzuwarten, die als Probe ausgeführt werden soll. Wenn Liefe gelungen sein wird, kann Graf Zeppelin uns mit Recht Goethes Wort zurufen: „Von hier und heute gehl eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt saaen, ibr seid dabei gewesen! Bund deutscher, österreichischer und Schweizer Brauergesellen. In Frankfurt a. M. hielt in den letzten Tagen, wie uns von dort geschrieben wird, der Bund deutscher, österreichischer und Schweizer Brauergesellen hierselbst seinen 12. Delegiertentag ab. Als Leiter der Verhandlungen wurde der Bundesvorsitzende O. König-Leipzig und W. Schmidt-Magve. bürg gewählt. Die Berichte der aus allen Teilen Deutschlands erschie nenen Delegierten ließen eine weitere Entwicklung des Bundes erkennen; die Zahl der mit den Arbeitgebern abgeschlossenen Tarifverträge hat sich wesentlich gemehrt. Der Bund zählt gegenwärtig 48 Vereine mit 3400 Mitgliedern (gelernten Brauern). Dem Tätigkeitsbericht des Bun- Lesvorsitzenden, der in anschaulicher Weise über die Arbeiten des Bun desvorstandes Ausschluß gab, folgten der Bericht des Bundesbeamten E. Siegert-Leipzig und des Verwalters der Wohlfahrtskassen des Bun- des S. Bayerl-Berlin. Die Alters- und Jnvalidenversorgungskasse hat danach ein Vermögen von 96 772,99 F, die Sterbekasse von 13 516,94 F, die Arbeitslosenunterstützungskasse von 16 724,45 .K, die Bundesabzeichen, lasse von 181,90 .<(, so daß das Gesamtvcrmögcn 127 195,58 .(( beträgt. Den Bericht der Rechtsschutz, und der Redaktionskommission erstattete W. Lindncr-Berlin. Von den gefaßten Beschluss::: sind folgende hervor, zuhcben: Dem Bundesvorstände wurde ein größerer Einsiuß aus die innere Geschäftsführung der Bundesverein.e zugcstanden. Die Bundes- vereine haben dem Bundesvorstände mitzuteilen, welcher größeren, ihnen nahestehenden Organisation sie sich zuzuwenden beabsichtigen. Der Bun desvorstand hat dasür Sorge zu tragen, daß die Bundesvereine mehr für die gewerkschaftliche Schulung ihrer Mitglicdc- durch geeignete Vor träge sozialpolitischen und volkswirtscha'tlichen Charakters tun. Er hat ferner die Errichtung von Schiedsgerichten zur Schlichtung von Streitig keiten in den Vereinen anzuordnen und entscheidet über etwa angefochtene Schiedssprüche. - Eine eingehende Besprechung fand über den weiteren Ausbau der Wohlfahrtskassen statt. Der Vorsitzende brachte bei der Festlegung der Unterstützungssätze bei Streiks, Aussperrungen und Maßregelungen unter der Zustimmung der Delegierten zum Ausdruck, daß der Bund nach wie vor bestrebt ist, mit den Arbeitgebern im besten Einvernehmen zu leben und möglichst jeden Streik vermeiden will. Mit den gefaßten Beschlüssen ist die von einigen Vereinen beantragte Zentra, lisation des Bundes abgclehnt. Als Bundesvorsitzender wurde König- Leipzig einstimmig wicdergewählt, ebenso der Verwalter der Bundestage Bayer! und der Vorsitzende der Nechtsschutzkommission Lindner. Als Ort für den nächsten Teleziertentag im Jahre 1910 wurde Dresden gewählt. Amerikanische Sänger und Turner auf der Reste nach Deutschland. Am Mittwoch, den 8. d. M., trifft, wie bereits gemeldet, in Bremen der deutsch-amerikanische Gesangverein „Arion" aus Brooklyn mit dem Dampfer „Barbarossa" ein; gleichzeitig kommen auf dem Dampfer „Main" von Baltimore ungefähr 400 deutscheamerikanische Turner, die auf dem Wege zum Bundesturnfest in Frankfurt a. M. sind. Beide werden, wie der „L.-A." meldet, offiziell in Bremen begrüßt werden. Ter Brooklyner Gesangverein „Arion", in der Stärke von W1 Herren und Tamen, reist am Donnerstag mit Sonderzug nach Berlin, wo er im Laufe des Nachmittags ankommt. Am Abend findet in der Philhar monie ein Konzert statt, dessen Ertrag sür wohltätige Zwecke verwendet wird. Im Anschluß daran wird ein Kommers von hiesigen Gesang vereinen arrangiert, an deren Spitze die Berliner Liedertafel steht. 'Oberbürgermeister Kirschner hat sich bereit erklärt, das Hoch auf die Vereinigten Staaten auszubringen, während der Botschafter Dr. Hill oder sein Stellvertreter mit einem Toast auf Deutschland antworten werden. Auch weitere offizielle und inoffizielle Reden stehen auf dem Programm. Am Freitag vormittag 10 Uhr begibt sich die Reisegesell schaft in einem Sonderzug nach Potsdam, um dort gegen 11 Uhr vor dem Kronprinzen und der Kronprinzessin einige Lieder zu singen. Es war ursprünglkch in Aussicht genommen, daß der etwa 80 Mann starke Chor des „Arion" Anfang August vor dem Kaiser in Wilhckmsböhe einige Lieder Vorträgen sollte, doch scheiterte dies an den Reiseplänen des Monarchen. Tas Hosmarschallamt bat Fürsorge getroffen, die Besucher in Gruppen durch die königlichen Schlösser und Gärten zu führen. De« Beschluß wird die Darbietung von Erfrischungen im Auftrage des Hof- marschallamts in einem der königlichen Schlösser bilden. Der Sonn- abend ist der Besichtigung Berliner Sehenswürdigkeiten gewidmet. Am Sonntag wird die Weiterreise angetreten, zunächst nach Dresden, wo am Abend das zweite Konzert auf deutschem Boden stattfindet.. Die türkischen Orden des General von der Goltz. Der General der Infanterie Freiherr Colmar v. d. Goltz ist, wie der „L.-A." meldet, nährend seines mehrwöchigen Aufenthaltes in Konstantinopel außer- ordentlich geehrt worden. Nicht nur der Sultan Abdul Hamid, dessen Gastfreundschaft er genoß, sondern auch weiter« und in erster Linie die türkischen militärischen Kreise wetteiferten förmlich in Beweisen ihrer Anhänglichkeit an den verdienten Soldaten und Lehrer. Bei dem für den Herzog und die Herzogin von Koburg-Gotha veranstalteten Diner verabschiedete sich General von der Goltz vom Sultan, der ihn nach auf- gehobener Tafel noch eine Stunde allein zurückbehielt. Hierbei spielte sich, wie der „Franks. Ztg." aus der türkischen Hauptstadt geschrieben wird, folgende Szene ab: Der Sultan musterte den Anzug von der Goltz, der in preußischer Generalsuniform erschienen war, und be merkte, daß er auf seiner vieldekorierten Brust den Osmanieordcn in Brillanten vermisse. General von der Goltz erwiderte, daß er denselben nie besetzen habe und seinerzeit durch die Gnade ves Sultans gleich den in der Ordenstuse höheren Medschidije in Brillanten verliehen erhielt. Bei seiner jetzigen Ankunft aber zeichnete ihn der Sultan mit dem Nischan Jstihar in Brillanten aus. Abdul Hamid drückte seinem Gast warm die Hand und sagte, daß er großen Wert darauf lege, wenn Goltz noch nachträglich den seinerzeit übersprungenen Orden bekäme. Hierauf nahm er das von ihm selbst getragene Exemplar des Osmanie, welches eine wundervolle Fassung Hal, von der Brust, um es v. d. Goltz an- zuheften. Der Tribut der Touristen. Mit dem Beginn der Ferien schwillt der Strom der Reisenden plötzlich gewaltig an. Die Summen, die während der Reisezeit aus dem einen Land in das andere wandern, sind ganz erstaunlich hoch; das meiste davon entfällt auf die Schweiz, Frankreich und Italien. Nach den Angaben Pariser Bankiers fällt der Löwenanteil auf Frankreich. Tie Summe, die Frankreich jährlich von den Fremden eiunimmt, ioll hiernach 2 oder sogar 3 Milliarden Franken betragen, was 80 Fr. au' jeden Einwohner und drei Fünftel des Wertes der exportierten Güter entsprechen würde. Diese Angabe ist, wie Speare in der „American Review of Reviews" urteilt, gewaltig übertrieben. Bei der Schweiz überwiegt sogar das Geld, das die Ausländer ins Land bringen, den Export. In Italien halten sich die Summen, die die Fremden ausgebcn, und der Wert des Exports das Gleichgewicht; wenigstens für die Zeit vom Januar bis zum Mai. Außer diesen dre: Ländern kommen noch besonders Aegypten, Norwegen und Holland als Länder in Betracht, die mit einem reichen Strom von Ausländern ge segnet sind. Natürlich ist ein Zusammenhang der Reiselust mit den ökonomischen Verhältnissen eines Landes vorhanden. Vom Jahre 1890 an ist die Zahl der Reisenden in allen Ländern gestiegen; jetzt ist sie infolge der wirtschaftlichen Krise wieder im Rückgang. Der Strom der Reisenden ist imstande, ein Land oder eine Stadt vollkommen umzu gestalten. London, das vor etwa 10 Jahren in bezug auf das Hotel wesen durchaus rückständig war, ver'ügt jetzt über eine große Anzahl prächtiger .Hotels und ist im Begriffe, zu einer Stadt zu werden, die sich zum Teil von Fremden nährt; in Italien haben sich die Hotelverhält- nisse ziemlich rasch gebessert, und nur die Staatseisenbahnen finden noch nicht allzu großen Beifall. Das Reiseland par «xcellenc« ist oie Schweiz. Hier haben sich infolge des Fremdenverkehrs die Hotels ver- doppelt: vor 20 Jahren waren cs rund tausend, jetzt sind es zweitausend. Natürlich haben hierzu nicht nur die Sommerreisenden, sondern auch oie Wintersports viel bcigetraoen. Vor drei Jahren arbeiteten in Hotels usw. ausschließlich für die Fremden über 33 000 Menschen, wäh rend z. Ä. in den Fabriken nur wenig mehr, nämlich 45 000, und eben soviel in der Landwirtschaft tätig waren. Neber die Zahl der Fremden sind genaue Angaben schwer zu erhalten. Di« Stadt Luzern zeichnet sich dadurch aus, daß sie genau über den Fremdenverkehr Buch führt: im vergangenen Jahr wurden hier 186227 Fremde verzeichnet. Diese gaben nir Eisenbahnfahrt, das Wohnen im Hotel usw. im ganzen über 55 Millionen aus, so daß auf jeden Einwohner von Luzern rund 1735 Fr. entfallen. Wenn der Fremdenverkehr an den andern Orten der Schweiz ebcnio stark ist — und es liegt kein Grund vor, das Gegenteil anzu nehmen —. können die Schweizer hiermit durchaus zusriA>en sein. Ganz besonderen Grund haben die Schweizer, mit Deutschland zufrieden zu sein, denn 30 Proz. aller Schweizer Reisenden sind Deutsche. Dann folgen der Menge nach die Schweizer selbst mit 20 Proz., hierauf Eng land mit 14, und dann folgen, stetig abnehmend, Frankreich, Oesterreich, Ungarn, Rußland und Holland. Unterschlagung und Wcchselfälschnng. Der am Aschermittwoch ver- haftete Präsident der großen Nürnberger Karnevalsgesell. schäft, Kaufmann Franz Breuer, wurde von der Strafkammer in Nurn- berg wegen begangener Unterschlagungen und Wechselfäl- schungen zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Mordvrrdacht. Wie aus Karlsruhe gemeldet wird, ist der Land» wirt Goetz aus Stockach unter dem dringenden Verdachte, im März seinen Vater und am letzten Freitag seine Ehefrau ermordet und in den Bach geworfen zu haben, verhaftet worden. Sensationeller Selbstmord. Vor einigen Tagen hat in Prag da» Vorstandsmitglied der israelitischen KultuSgemeindc Ernst Busch Selbst, mord verübt. Wie nunmehr bekannt wird, hat Busch durch große 2e. fraudationen mehrere jüdische Wohltätigkeitsvereine schwer geschädigt; die unterschlagene Summe beträgt gegen 160 000 Kronen. Zwei Monate Gefängnis für eine Rose. In Odessa erschien kürzlich vor dem Friedensrichter des neunten Stadtteiles ein Mann, der sich für das Pflücken einer Rose aus dem städtischen Botanischen Garten zu ver antworten hatte. Er wurde dabei betroffen, wie er eine Rose pflückte, und sofort verhaftet. Vor Gericht sagte er aus, er sei ein großer Blumenfreund, und da er annahm, daß die Rose niemandem gehöre, und eS doch noch viele Tausend anderer Rosen in dem Garten gäbe, habe er sie gepflückt. Der Friedensrichter aber ließ das Gesetz in seiner ganzen Strenge walten und verurteilte den Blumenfreund zu zwei Monaten Gefängnis. Drahtlose Telegraphie über den Atlantischen Ozean. Lee de Forest, der in Paris und anderen französischen Städten mit viel Erfolg Experi mente mit drahtlosen Telephonapparaten anstellte, ist jetzt in New Dork mit der Ausarbeitung eines geradezu sensationellen Planes beschäftigt. Er beabsichtigt, den Versuch anzustellen, eine drahtlose Telegraphen verbindung zwischen dem Turme der Metropolitan Life Insurance- Company und dem Eifelturm hcrzustellen, und so eine drahtlose Verbin dung zwischen derAlten und der Neuen Welt über den Atlantischen Ozean zu ermöglichen. Sollte dies Experiment gelingen, so wird sich die tele graphische Verbindung mit Amerika wesentlich billiger gestalten, was im Interesse des Handels nur zum Nutzen wäre. Die beiden feindlichen Militärkapellen. Ein amüsantes Schauspiel bietet sich allabendlich den Besuchern des Stadtparkes von Juckum in Rußland. Ter Pächter des dortigen Etablissements hatte mit einer Militärkapelle für die Sommersaiion einen Spielvertrag abgeschlossen; als diese jedoch den Termin versäumte, engagierte der resolute Geschäfts mann gleich eine andere Kapelle, die sehr pünktlich am 16. Jun: er schien. Wer beschreibt iedoch den Schrecken des Pächters, als nun gleich darauf auch die erste Militärkapelle austauchte und sich durch keinerlei" Bitten und Beschwörungen bewegen ließ, von der Veranstaltung eines Konzertes abzusehen. „Wir spielen vertragsgemäß!" erklärte der eine Kapellmeister und „Wir auch" der andere. So begannen denn beide Kapellen, sich gegenseitig niederzuspielen, wobei der einen Kapelle die größere Anzahl von Trompeten und Trommeln zustatten kam. Dieses Schauspiel vollzieht sich seither jeden Abend, obwohl das Publikum es bei der kalten Witterung vorzicht, sich nicht zwischen die beiden musika lischen Feuer zu begeben. Unter diesen Umständen wird der Pächter oller Voraussicht nach sein Lokal sperren müssen, und man ist in der Stadt sehr neugierig, ob die beiden Militärkapellen, die sich bisher gegenseitig noch nicht zum Schweigen bringen konnten, auch dann noch weiterspielen werden. Onden dem Pnotskbopate §.tt8.des ps'inr regenden 1.uidpold von soool-rooo >ni neuen HuLLdellunyspank, /^ai dir Oktober ocrovOocroocrocr Müsti0iestI19O8 ättes.wss in ctie Lr*sc8einuny tnitt.wind ctunok einfache, Lscktt<.8e 6e-- stattuny die beriettunyen der* snaensndt.en lsunLdru diundiens l.even'os und Lcksjfen erkennen lassen: ttandvz/enk-^nduL^s'ie -ttsndel o kinnickkunyen- Lponklidie ^edtbe*vende uöpiele -Ausfuknunyen aus den neuen öckaubukne -ttonreOb Vensnstaltuntzen -lsünstlek'seLte VenynüyunqLpak'kooos 'V, nunotkn „gz