Volltext Seite (XML)
Mittwoch, 15. Juli 1SV8. Leipziger Tageblatt. Nr. 1V4. 102. Jahrg. lich gesund und tüchtig werden. Wer daS seelisch« Besitztum seiner Nation nicht zu schätzen und nicht zu lieben versteht, der wird auch kein rechter Staatsbürger und lein guter Weltbürger sein. So ist denn die Pflege der Schatze unseres deutschen Gemüt»- lebens, der sich unsere „Anonen" gewidmet haben, ein Stück wert vollster Kulturarbeit, so wenig man ihren Erfolg vielleicht auch sta tistisch ermitteln und ziffernmäßig ausdrücken kann. Es ist eine wich- tige Mission, die unsere dcutsch-ainerikanijchen Sänger da auf ihre Art erfüllen. Diese Mission, sie tut uns aber im Grunde im eigenen Vater lande heutzutage not. Wir Deutschen haben ja eigentlich nie am Uebermaße des Nationalbewusstseins gelitten. Unser Denkertum hat uns im allgemeinen für partikuiaristische Bestrebungen einerseits und für kosmopolitische anderseits leichter gewonnen, als andere Na- tionen für dergleichen Interessen ernstlich sich begeistert haben. Und gerade in unserer -seit spielt bekanntlich die Herabsetzung des Natio nalen, die Geringschätzung deutscher Gomütswerle und ähnliches mehr eine bedenkliche Nolle in unserem geistigen und politischen Leben. Vielerorts kommt eine Jnteressenwirtschaft zur Geltung: man inter essiert sich mehr für die Klasse, für die Gruppe, für die Partei als sür die Nation und ihre eigensten Güter. Gerade da können und sollen wir von unseren Gästen lernen, wie es gilt, nationale Schätze zu pflegen und zu ehren. Sie haben in der Fremde gelernt, was sic am Deutschtum haben. Ihr Lied, es ruft uns zu: Vergeßt nie, daß ihr Deutsche seid! Für diese deutsche Lehre wollen wir ihnen recht danfbar sein. Dem Danke aber können wir hier die Versicherung hinzufügen, daß ihre deutsche Mahnung, die sie uns — vielleicht ganz unbewußt — mit über den Ozean hcriioergebracht haben, nicht wirkungslos verhallen wird. Gerade in Leipzig ist von jeher ein reger Sinn für das deutsche Volkstum und echte deutsche Größe vorhanden gewesen. In mitten aller Parteiung, die heute in unterem Vaterlande sich regt, ist das nationale Empfinden nicht erstorben: es schlummert nur. Wenn einmal äußere Feinde drohen, dann werden — dessen dürfen wir sicher sein — die Deutschen ihrer heiligsten Güter innewcrden, dann werden sie sich als Deutsche suhlen und als Deutsche zu handeln wissen. Dann wird alle die Kunst, die heute den einzelnen und die einzelne Gruppe agitatorisch in Gegensatz bringt zu den gemein samen nationalen Interessen, verstummen vor der Stimme der Natur. Tann wird das Lied vom deutschen Vaterland die Herzen erwecken und begeistern, wie einst zur Zelt der Freiheitskriege. Aber nicht nur in Seiten der äußeren Gefahr, nein, auch im Frieden und bei der alltäglichen Kulturarbeit soll dieses deutsche Be wußtsein uns stark und tüchtig machen. Auch hier wollen wir auf Schritt und Tritt durch das Lied uns lehren lassen: Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland! Keine hoble Phrase darr unser Patriotismus sein, durch keinen leeren Schein darf dieses heiligste Gefühl entehrt werden. Vor allem auch muß eine echte so ziale Gesinnung und eine klare soziale Erkenntnis, ein tüchtiger Sinn tür gesunde nationale Kultur unserem deutschen Bewußtsein eigen sein. Tieier deutsche Glaube und dieses deutsche Pslichtbewußtsein, sie sollen und sie werden unter uns zu jeder Zeit treue Hüter finden. Möge man sich nicht durch trübe und sensationelle Einzelheits erscheinungen über den Stand des deutschen Volksgcwissens täuschen lassen; der Kern ist gut und er wird aut bleiben, wenn wir ihn treu und ehrlich buten und pflegen. Unser Wunsch »nd unsere Bitte gehen nun dahin, daß unsere deutsch-amerikanischen Brüder auch iu Zukunft nicht nachlassen mögen, gleich uns die deutsche Art zu Pflegen, zu pflegen im deutschen Liede, mit deutscher Treue. Schaffen wir so mit vereinten Kräften, unbekümmert um Feindschaft und Spott und Hohn, ein jeder in seinem Kreise au den ideellen Gütern unseres Volkstums, dann werden wir Deutsche allezeit im Völkerleben sein und bleiben Bannerträger einer gesunden, wahrhaft humanen kullur- entwicklung, dann wird in alle Zukunft das Wort seine Geltung be halten: „Deutschland, Deutschland über alles!" Darum lassen Sie uns, die Deutschen von nah und fern, an dieser Stelle mit Herz und Hand geloben: Hoch deutsche Art, hoch deutsches Lied, hoch deutsche Treue! Das Programm für den heutigen Ta« ist folgendes: 8 Uhr 30 Min. Beginn der Nundwhrt: Altes Rathaus, Siogesdenkmal, Augustusplatz, Neues Theater, Universität, Mendebrunnen, Muieum, Hauptpost, VMerschlachtdcnkmal, Gewandhaus, Reichsgericht, Neues Rathaus, ll Uhr 30 Min.: T h ü r i ug e r H of. Deutsches Frühstück bei Georg Grimpe, Mitglied d. L. M. 12 Uhr 30 Min. mit elektrischer Bahn Mm zwanglosen Mittagessen im Palmengarten. 2 Ubr: Rückkehr nach den Hotels. 3 Ubr 15 Mm.: Abkahrt auf dem Dresdner Bahnhof. Deutsches Reich. Leipzig, 15. Inti. * Jur Wahlrechtsfrage. Wie wir erfahren, beabsichtigt man, die WahlrechtSdeputation bereits Anfang September, also vor Eröffnung de- Landtages, wiederznsamuientreten und ihre Tätigkeit fortsetzen zu lassen. In dieser Tatsache isi wohl ein Beweis dafür zu erblicken, daß man ernsthaft gewillt ist, die Wahlreform in diesem Winter zum guten Ende zu bringen, und daß man die Absicht bat, nach den vorausgegangencn Deputationsberatungen dem Landtage bei seinem Zusammentritt sogleich möglichst mit positiven Vorschlägen zu kommen. -A * Die Staatssekretäre von Bethmann Hollweg und Zytzow, die vom Großherzog von Mecklenburg-Schwerin in besonderer Audienz empfangen wurden, werden aus gleichem Anlasse beim Großherzog von Mecklenburg-Strelitz in Neustrelitz eintrejsen. Nach der Audienz findet im Nesidenzschlosse FriihstückStafel statt. * Botschafter llamtzon über die politische Lage. Der französische Bot schafter in Berlin, Jules Eambon hat gestern beim Empfang der französischen Kolonie im Bot'chaftsgewäuve, der aus Anlaß des 'ran- Mischen Nationalfestes staltfand, und an dem sich etwa 200 Personen beteiligten, sich über die allgemeine politische Lage geäußert. Ter Bot schafter gab zunächst seiner Freude Ausdruck, das Nationalfest mit der Kolonie feiern zu können. Dieie Kolonie sei eine Gemeinschaft fried licher Avbeit in Handel »nd Industrie; sie repräsentiere in Berlin das arbeitsame Frankreich und gereiche ihrem Vaterlande znr Ehre. Dann fuhr Cambon fort: „Es bat den Anictwin, als ob man sich im Augenblick darin gefiele, die Ruhe Europas durch allerhand beunruhigende Lärm gerüchte zu stören. Man dürfe sich aoer dadurch nicht aufregen lassen, denn alle Regierungen feien auf den Frieden ange wiesen: sie kennen seinen Preis. Darum lassen Sie uns den Pcssi- mismus fernbalten, lassen Sie uns mit bestem Vertrauen in die Zukunft schauen, mit dem Vertrauen, das alle Schwierigkeiten der Lage Hinweg räumen wird bei allen denen, die den guten Willen dazu haben." — Worin besteht doch noch die diplomatische Kunst? Mit vielen Worten nichts zu sagen. * Tie Krage der GehattS-fLndnug bei Privalbeamlen. Der Staatssekretär des Innern bat, wie uns ans Berlin geschrieben wird, dem Deutschen Handelstag folgendes scbr bemerkenswertes Schreiben übersandt: „Das Einkommen der im Privatdienste beschäftigten Per sonen wie dasjenige der Arbeiter unterliegt nach dem Gesetze, betreffend die Beschlagnahme des ArbeitS- oder Di en st lohne«, vom 21. Juni 1869 in seiner jetzigen Fassung, insoweit der Gesamtbetrag die Summe von 1500 für das Jahr übersteigt, unbeschränkt der Pfändung. Diese Regelung wird neuerdings zufolge einer Agi tation, welche von dem Deutschen Bankbeamteuverein und anderen Privalbeamtenvereinen eingeleitet worden ist, als nickt mehr zeitgemäß angefochten. Von den Vereinen wirb namentlich eine Revision brr ge setzlichen Bestimmungen nach der Richtung verlangt, daß die Privat beamten in betreff der PfcindnngSbeschränkungen den öffentlichen Be amten gleichgestellt werden. Eine völlige Gleichstellung kann nicht in Krage kommen, dagegen erscheint eS erwägenswert, ob etwa mit Rücksicht darauf, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse sich inzwischen wesenilich geändert haben, die Grenze veö psandfreien Einkommens sür Beamte und Arbeiter gleichmäßig zu erhöben wäre. Gegen eine derartige Maß nahme ist geltend gemacht Worten, daß sie leicht eine ungünstige Wirkung auf den persönlichen Kredit in den beteiligten Kreisen ansübcu könne, daß aber auch abgesehen hiervon die zurzeit bestehende Grenze der Lobnbeschlagnabme für die große Zahl der unverheirateten Arbeiter, Hanvlungögehilsen unv sonstigen Privatangestellten noch beute als aus reichend anzuschen sei. Kerner sei zu befürchten, daß die Schwierig keiten, welche einer erfolgreichen Geltendmachung berechtigter Forderung der Kaufleute, Handwerker und Arbeitgeber entgegensteben, noch ver größert würden. * Kürst Eulenburg. Die plötzliche Verschlimmerung im Befinden tze- Fürsten scheint sich al» sehr ernst heraaSzuftellea. So erklärte Dr. Scheibe in einem von ibm eingefordertrn Gutachten über den Zu stand des Angeklagten, dieser leide au einer starken Venen entzündung. Es sn zu belürchlen, daß sich bei dem Angeklagten, wenn er sich nur dem kleinen Tran-Port von der Lagerstätte in den Konferenzsaal unterzieht, der Blutpfropsen, der sich am linken Bei» befinde, bei der geringsten Erschütterung loöreiße, was mit LcbenSgesahr für den Angeklagten verbunden sei. — Einen interessanten Beitrag zur Beurteilung des Falls liefert der bekannte Strasrrchiülehrer Professor v. Liszt, der gegenüber dem Mitarbeiter einer Berliner Korreipondenz sich über eine Reihe wichtiger rechtlicher Fragen aussprach. Nachdem er eine Aenderung der Gesetzgebung hinsichtlich des Meineides für dringend geboten erklärt halte, äußerte sich Professor v. Liszt über einzelne besonders markante RcchtSpunlte in dem Sensationsprozeß. Ihm isi nach den bisher in die Oesfeistlickkelt gelangten Berichten über die Vorgänge vor dem Schwurgericht nicht klar, auf welche Art der Verteidigung hmgearbeitel wird. Er hält es für ausgeschlossen, daß auf fahrlässigen Eid erkannt werden kann. Er hält cs aber auch für dringend nötig, daß alle» mögliche znr Feststellung des noch nicht genügend geklärten llmsianveö erfolgt, ob die Worte des Fürsten hinsichtlich der nicht unter den Paragraphen 175 fallenden „Schmutzereien" auch wirklich den Tatbestand eines Meineides bedeuten. NebeiauS verwundert sprach sich der Gelehrte darüber aus, daß Ober staatsanwalt Isenbiel, nachdem er im Prozeß Moltke-Harden sich derart sür den Fürsten eingesetzt habe, nunmehr persönlich gegen ihn die Anklage erhebe unv vertrete. Daraus ergebe sich zumindest eine für Isenbiel sehr prekäre Situation. Nie werde er es den Leuten recht tun. Gehe er milde vor, so werde man darin eine wenn auch noch so ungewollte Sympathie für den Angeklagten erblicken, und entschließt er sich zu einer scharfen Auffassung seiner schwierigen Aufgabe, dann wird es Leute geben, die darin einen Versuch er blicken, den dem früheren Empfinden entgegengesetzten Standpunkt auf fällig zu betonen. Es wäre daher unbedingt richtiger gewesen, wenn Oberstaatsanwalt Isenbiel einer anderen Persönlichkeit i» diesem Falle die Vertretung der Anklaffe übertragen batte! — Ein eigenartiges Gerücht, das von der Zeitschrift „Morgen" in die Welt gesandt war, glaubt der „Bayer. Kurier", bas bekannte Zcntrumsorgan, „aus gut informierter Quelle" bestätige» zu können. Die genannte Zeitlchrist hatte behauptet, es habe der Plan bestanden, dem Fürsten Eulenburg nach dem zweiten Harden-Prozeß den Herzoglitel zu verleihen. Fürsi Bülow hätte damals seine Demission angeboten, falls Fürst Eulenburg wirklich den Herzoglitel erhalten sollte. — So leichtfertig wird man kaum mit den Herzogskronen umgehen. * Die Welfen. Der Herzog von Cumberland empfing, wie aus Gmunden gemeldet wird, eine welsische Abordnung, die ibm eine mit 10 000 Unterschriften versehene Adresse der Hannoveraner über- reichte. In dem Tert drr Adresse wird auf die Fahrt der Hannoveraner nach Windsor anläßlich des 30. Todestages Könsg Georgs V. Bezug ge- nonimen. * Graf Pückler entmtinbigt. Wie aus Glog au gemeldet wird, ist Graf Pückler vom dortigen Amtsgericht entmündigt worden. Den Antrag zu dem Verfahren hatte die Staatsanwaltschaft gestellt. Das Ge richt kam zu dem Entmündigungsbeschlüsse, weil Graf Pückler geistes - krank sei, da er die Verwendung seiner Mittel mit dem voraussichtlichen Erfolge nicht in Einklang zu bringen vermöge und ihm die Fähigkeit ab- gehe, sein Vermögen zu verwalten und vermögensrechtliche Angelegen. Veiten zu erledigen. Sein Vormund ist Rechtsanwalt Muller in Glogau. — Der Pückler-Unfug hatte auch gerade lange genug gedauert. Anskand. Vom Balkan. * Neber einen Militäraufruhr in Mazedonien bringt der freilich nicht immer zuverlässige italienische ..Corrierc" eine Reihe von Einzelheiten. Danach wären alle gegen den Nebcllenführer Enver Bey abgesandten Truppen zu ihm nbergegangeu. Die Empörer, woblverschen mit Waffen und Munition, verbreiteten überall im Sinne der Jungtürkcn Aufruhr zugunsten der Einführung einer Verfassung. — Uebrigens versendet im Namen des iungtürkischen Komitees in Paris soeben der bekannte Ahmed Rizo ein Manifest, in dem betont wird, daß die „jungtürkische Partei keinen Unterschied bei Rasse und Geschlecht kennt und niemals Haß und Zwietracht gepredigt bat. Israeliten, Christen und Muselmanen" — so sagt das Manifest in französischer Höflichkeitsweise — „werden dieselben Pflichten und dieselben Rechte haben" (die ja wobl heute auch schon vor- Händen sindl, wenn die Jungtürkcn ibre VerfassuugSideale erreicht haben werden. Marokko. * Ter Sultan Mulen Hastd wird nun über kurz oder lang auch von den Mächten anerkannt weroen müssen. London, 14. Juli. iTelegramm). Die „Morning Post" meldet aus Fez vom 9. Juli: Die Nachricht von der Besitznahme AzemnrS durch die Franzosen sowie das Gerücht von dem Abmarsche Abdul Aziz' auf Marrakesch verursacht hier große Bestürzung. Die Beamten Muley Hafids vermögen diese Nachricht nicht in Einklang zu bringen mit den wiederholten Nen- tralitätsversicheruugen Frankreich-. (Andere auch nicht. D. Red.) Es werden Vorbereitungen getroffen für eine baldige Abreise Muleh Hafivs aus Fez, per, wie gkrüchiweise verlautet, nach Rabat gehen soll, wahrscheinlich aber nach Tanger marschiert» weil er einer seits den Streit mit den Franzosen zn vermeiden wünscht und anderseits den Großmächten mit seinem starken Anhang imponieren will, »in dadurch die Verhandlungen über seine Anerkennung als Sultan durch die Großmächte zu fördern. Fez ist jetzt nichts anderes als ein großes Heerlager. Viertausend Mann reguläre Truppen, die vordem dem A^lzscben Heere angehörten, werden täglich einererziert. Tausende von Ltammesleuten kommen jeden Tag an, um Mulch Hafis Unterstützung zu bringen und ihm Geichenke anzubielen. Die Sache Muley Hafids liegt -en Manren sehr am Herzen, sie betrachten den Krieg als National kampf für ibre Unabhängigkeit. Muley tzafid fesselte die großen Kaids an leine Sache, indem sie große Geldlummen für den Wiederkauf ihrer Stellungen zahleik mußten; um nickt in ihr eigenes Verderben zu geben, müssen sie ihm jetzt treu bleiben. Muley Hafid kann nötigenfalls 50 (>00 Mann ins Feld sichren. Gelb ist reichlich vor handen, dagegen herrscht Mangel an Waisen und Munition; die vorhandene befindet sich in schlechtem Zimande. Die „Morning Post" fügt hinzu, ihr Korrespondent, der vor drei Wochen von Tanger nach Fez abreiste, sei der erste Europäer, der seit einem Jahre Fez bestickst. Letzte Depeschen NN- Fernfpvechnielönnseir. Das deutsche Kronprinzenpaar in Vorarlberg. * Bregenz. 14. Juli. (Eigene Trabtinclduna.s Tas Kron- prinzeupaar, welches gestern in Bregenz im Hotel Montfort an gekommen ist, reiste heute vormittag 10 Uhr mit Gefolge nach Hops erben weiter. Morgen früh kommen die beiden Kinder des Krvn- prinzenpaares in Begleitung des Leibarztes Wiedenmann. Eine Verschwörung gegen den Zaren. 'M SoSnoviee, 14. Juli. (Privattelegramm.j Gestern wurde hier eine Verschwörung gegen das Leben des russischen Kaisers entdeckt. Die Verschwörung war planmäßig angelegt und weit verzweigt. Der Hauptsitz war Sosnovice. Gestern abend wurden mehr als hundert Personen, Ntänncr wih Frauen, ver haftet. Weitere Verhaftungen stehen bevor. Der Bahnhof ist mit Gendarmen und Kosaken besetzt. Der Grenzverkebr ist sehr erschwert. Von der Hedschasbahn. * Paris, 14. Juli. (Telegramm.> „La Döpöche coloniale" läßt sich ans Konstantinopel melden, die rechtzeitige Vollendung der Hedschasbahn, die im September d. I. eröffnet werden sollte, sei i n Frage gestellt, weil 400000 Arbeiter im Ausstande seien, um die Vollendung der Bahn, von der sic ein Aufhören des Karawanen- bandelS befürchteten, zu hintertreiben. Znr Niederwerfung des Auf- standeS seien 16 000 Manu erforderlich. Die Mittel zum Bau der Hedschasbahn, zirka 70 Millionen Mark, sind bekanntlich durch frei- willige Spenden aus der ganzen islamitischen Welt aufgebracht worden. Der Bruder des Schahs von Persien flüchtet. * Frankfurt a. M., 14. Juli. (Eigene Drahtmeldung.) Die^,Franks. Zeitung" meldet au- Konstantinopel; Der Bruder de-Schah- von Persien, Schua eS Saltaneh, und dessen Sohn, Fathollah Mirza, baten deu Sultan um eiuAsyl in der Türkei. Ter Sultan willfahrte der Bitte der persischen Prinzen und wird dem Vater wie dem Sohne hier einen standesgemäßen Wohnsitz anweisen. Fathollah Mirza ist heute mit größerem Gefolge hier eingelrosfen. Da- neue Kabinett in Japan. * Tokio, 14. Juli. (Telegramm der Deutschen Kabelgramm-Gcsell- schaft.) Das Kabinett wird sich wie folgt zujaminensetzen: Marquis Katsura Premierminister und Minister der Finanzen, Vicomte Terauchi übernimmt außer dem Ressort des Krieges provisorisch die Leitung des Auswärtigen, Hirat Inneres, der bisherige Direktor der mandschurischen Bahnen Baron Goto Verkehr. Oura Handel, Komatsuvara Unterricht, Baron Saito Marine und Okabe Justiz. Vermutlich wird der bisherige Minister des Auswärtigen Graf Hayashi als Botschafter nach London geben und der bisherige Botschafter in London, Baron Komnra, später znm Minister des Auswärtigen er nannt werden. Eine Verfassung i» China? 'M Peking, 14. Juli. (Eigene Trahtmeldung t Wie das Nentersche Bureau berichtet, ist heute ein kai jerliches Edikt erschienen, das die Bedingungen der Mitgu edschai't der geplanten ge setzgebenden Versammlung scstsctzt. Tie Bedingungen fußen bis zu gewissem Grade auf demokratischer Grundlage, sie sind jedoch be- grenzt und sehen Ausnahmen vor. Die Macht bleibt in Händen de» Kaisers. Gegen die Pester Schwindelbanken. 'M Pest, 14. Juli. (Eigene^Drahtmeldung.j Ter hiesige deutsche G e u c r a i k o n s u l, Prinz Schönburg-Waldenburg, erschien heute im Justizministerium, um für die tatkräftige Unterstützung der Behörden in der Angelegenheit der Schwindelbanken seinen Dank abzustatten. Das Ziel der Revolution in Honduras. * Mexiko, 14. Juli. «Telegramm der Deutschen Kabelgramm-Ge- sellschaft.i Die Anstifter der Revolution in Honduras, anscheinend der Präsident von Guatemala, Cabrera, und der Expräsident von Hon duras, Bonilla, hegen die lilbsicht, durch den Sturz der Präsidenten von Honduras, Davila, und von Nicaragua, Zelaya, die Republiken Guate mala, Honduras und Nicaragua zu vereinigen. Bei dem Einfluß Eabreras ist die Republik El Salvador machtlos. * Hochherzige Schenkungen. st. Duisburg, 14. Juli. (Privattelegramm.) Kommerzienrat Paß mann schenkte der Stadt 20000 .l( Armeiiuiiterstiitzniig, ferner 34 000 .< sür einen Theaterneubau. Da- Befinde» des Fürsten Eulenburg. V. Berlin, 14. Juli. (Privattelegramm.) In dem Befinden des Fürsten Eulenburg ist eine Besserung eingetreten, so daß, wenn das Fieber nicht steigt, die Verhandlung morgen wahrscheinlich stattsinden wird. Gestohlene Patronen. 'M Ludwigshafen, l4. Juli. (Eigene Drahtmeldung.) In einer hie sigen Wast'en'.airölnng wurden 30 OM Patronen beschlagnahmt, die von dem Wormser Patronendiobstahl berriihren. Der Kaufmann will hie Patronen von einem Händler erworben haben. Großseuer. 'M Lätzen, 14. Juli. (Eigene Drahtiueldung.) Bei einem in der vergangenen Nacht in der Nähe der Volksschule auSgebrocheuen Groß- fencr verbrannte ein in der Dachkammer schlafender Tischler geselle. Ein anderer Tischlergeselle sprang aus dem Fenster der Dachkammer und wurde schwerverletzt nach dem Krankenhanse geschafft. Au seinem Aufkommen wirk gezweifelt. Brand einer Petrolenmrafsinerie. W. Prag, 14. Juli. (Privattelegramm.) In der PardubitzeL Petroleumrasfinerie, der größten Oesterreich», ist heute nachmittag 3 Uhr Feuer ausgebrochen, das bereits ziemlich lokali- siert werden konnte. Das Expeditionsgebände und die Binderei wur den eingeäschert, ferner verbrannten 15 Waggon? Oel und mehrere Waggons Benzin. Letzte Hnii-elsiiachrichten. H Loudon, 14. Juli. (Eigene Drahtmeldung.) Wollauktiou. (Eröffnung.) Tendenz stramm bei starker Be teiligung. Allgemein gut gefragt Merinos pari bis 7H, CroßbredS 5 Proz., Capes greasy pari bis 5 Proz. über die letzte Serie, Cave» sconreds pari bis 5 Proz. unter die letzte Serie. * Havre, 14. Juli. Märkte geschlossen. * London, 14. Juli, 5 Uhr. (In Pfund Sterling.) Küpser matt, Tagesumsatz 200 t, 57/10, 8 Monate 58/2/6, Maklerschlußpreis 57/10 bis 57/12/6, best selected 60/10, elektrolytisches 59/15, zweiter Hand strong shects 71. Zinn matt, Tagesumsatz 500 l, Strait» 130/2/6, 3 Monate 131/2/6, englisches 130/10. Blei fest, spanisches 19, englisches 13/7/6. Zink fest, gewöhnliche Marken 19/2/6, besonder« D^arken 20, gewalztes deutsches 22/10. Quecksilber 8. New Harter Fandsvörfe am 14. Juli. (Lchlußkurse.) tÄeiv-Darledrn 24 Stunden ro. Zinsrate sür l»i»l»Dar lehen des TageS Wechsel a. London T.TranSs. Wechsel aus London i>0 T. S. do. Paris Dicht do. Berlin Sicht Silber ver Unze Nichts.,Top.a.S.FS eom.SH. do. vrescrred Baltimore and Ohio Eanadian Pacific itbcsapeakc and Ohio » mc ag o, Mi iw. and St. Pani do. Terminal preserred Tenvcr Rio Grande pref. Sri« ütatlroad eom. Stiere« do. 4. preserreo Illinois Central LonlSvillo and Nashville ! beule s vorder MtN.,Kcms.a.Ter.eom.Lhar. Missouri Pacific N. A. crenir. L Hudson-Riv. N. ?>., Ontario and Wellern Bors. andWeftern com.Sbar. Northern Securtr. Share« Northern Pari sic 8°. Bond« Pennsylvania Phtlad. and Read..com.Shar. do. 1. vresrrred Southern Ratiw. com.Lhar do. preserred Southern Paciste Union Pacific com. Share« do. preserred Wabash preserred Anaconda ünpper Unit. Sl. Steeiüorp.coin.SH. do. preserreo Amolgamoleü Looper heute Tendenz. Infolge von Deckungen und Käufen feiten» einige» Spökulantengruppen herrschte bei Eröffnung der Börse entschiedene Festigkeit die in prozentweiser Steigerung für leitende Äachnwerte znm Ausdruck kam. Vorübergehend drückten Realisationen und Angriffe der Baissepartei aus den Kursstand. AIS jedoch Deckungen und neuerlich« spekulative Käufe vonsenommen wurden, trat eine abermalige Aus wärtsbewegung ein. Berichte über eine weitere Besserung deS Geschält» in der Stahlindustrie boten dem Markte Sine gute Stütze. Für Rech nung Londons wurden per Saldo 25000 Aktien gekauft. Schluß sehr fest. Aktienumsatz 450 000 Stück. New Horker VroSnktendSrse am 14. Juli. (Schlußkurse.) wesie» Rot«r Winter- iokoi Iult September T ««rinder Mat Ma,» Jult September Dezember Mrht Spring wheat clearS Geircidclracht Petroten«, tn New D »nckrr fiinn crodtt balance« ort Z.90 ' 90 st heute i vorher j 102 j tyL'i« -ttpsrr - »iscn N Foundry Nor thern ktadstckstenrn Baumwolle ioko tn NewAork JuN SepKmbe« Februar in New Orlean« Western Sleam Rohe L Brothers Nasse«. iatr Rto Nr. 7 guit Oktober Tenden, sür Metzen ZIeUg. Tenden, tür Mal«: Willig. den iibrgrtz der HauSfrgu, wenn man ibre blendend «k-k weiß», tadellose Wäsche lobt und bewundert. Diese stolze Genugtuung hat jede Hausfrau, die mit LubnS wäscht, und sie verdient gelobt zn werben. ES gibt auch wobl kaum «ine bessere Sets« wie LuhnS, denn sonst würden nicht jährlich nachweislich weit über 20 Millionen Pakete davon Lurch erfahrene Hausfrauen verwendet. Diese werden schon wissen, warum sie gerade mit LuhnS waschen! «»77 Lveftedatteur: Adolf Schiebt. DeranfivortNche Redakteur«: Für Politik v. Schütz», di« HandelSzeltung L. tzülttma», lokal« und ISchfisch« «ngclrgcnbtilen W. ». Vnttlar, da« Feuilleton und (t. B.) Mutz«, stunden und Verinisckite« ». ss. Nowak, Musik «. S««»ttz, Sport und SerichtSsaal I. Haarfel». Yllr den Jns«rat<nt«tl «. vretschneid«». sämtlich tn Leipzig. Druck und B«rlag von S. Voll tn Letvzig. Zuschriften find nicht pershnlich ,u adressieren, sondern an den V«N««, KI, Nedakiio» »d«r di« »itzkdttton »u schien. Tte vrltegevtze Nummer u»s«s,t 1« Leite«.