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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebentes)» und die Umgegenden. Amtsblatt für die Königs. Amtshauptmannschast zu Meißen, das Königs. Gerichtsamt nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Diese- Blatt erscheint wöchentlich zweimal (Dienstag u. Freitag) und kostet vierteljährlich I Mark. — Annoncen-Annahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag 12 Uhr 18. Freitag, den 1. März 1878. —— - ... Bekanntmachung, Durchschnittspreise sür Marschfourage betr. Die Königliche Kreishauptmannschaft Dresden hat die Durchschnittspreise der Marschfourage des Hauptmarktortes Meitze« für Monat Januar dss. Jrs. wie folgt festgestellt: 7 Mark 46 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 72 - - 50 - Heu, 2 - 44 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmannschast Meißen, am 23. Februar 1878. i v van Mayer. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte fallen im Einverständniß mit den Erben des Gutsbesitzers Franz Emilius Ranft in Schmie-ewalde die zu dem Nachlasse des letzteren gehörigen Grundstücke, nämlich a. das Dreiviertelhufengut Fol. 1 des Grund- und Hypothekenbuches für Schmiedewalde l2 Hectar 46,^ Ar —22 Acker 156 HjRuthen enthaltend und mit 459,7g Steuereinheiten belegt, welches ortsgerichtlich anf 23,743 Mark — Pf. taxirt worden ist und U. das Anderthalbhufengut Fol. 12 desselben Grund- und Hypothekenbuches 23 Hectar 50,„4 Ar — 42 Acker 139 s^Rutheu enthaltend und mit 871,„ Steuereinheiten belegt, und zwar das Grundstück sub b mit einem Inventar im Gesammtwerthe von etwas über 1300 Mark —-, sowie Vorräthen verkauft werden. Kauflustige werden deshalb mit dem Bemerken, daß auf das Grundstück sub b nebst Inventar und Vorrälhen bereits 60,000 Mark —- geboten worden sind, sowie daß mit dem Grundstücke sub n, welches hierdurch mit der vrtsgcrichtlicheu Taxe an 23,743 Mark —- angeboten wird, Inventar nicht mit übergeben werden soll, und endlich daß die Verkaufsbedingungen und das Berzeichniß der mit dem sub b gedachten Grundstücke zu übergebenden Jnventargegenstände, Vorräthe und Viehstücke an hiesiger Amtsstelle und bei Herrn Gemeindevorstand Gustav Ranft in Schmiedewalde einznsehen sind, veranlaßt, ihre Offerten bis zum 2. April d. I. mündlich oder schriftlich hier anznbringcn. Wilsdruff, am 26. Februar 1878. König!. Gerichtsamt. vr. Gangloff. «Ml,, 1 »Ui« b I IIII W, ilium OlttlüsllUWWI >1, I IUI »II! I Nil! um«!!« »II HWW-WIWW Illi D »m» »II üb 1II I!ll I (Eingesandt.) Was wollen die Sozialdemokraten nnd was können sie? Sie wollen eine totale Umwälzung der bestehenden staatlichen und wirthschaftlichen Grundlagen, eine radikale Ausrottung jeglichen Glaubens, jeder Religion, um dadurch unfehlbar —. denn sie dünken sich so — die Glückseligkeit des Menschengeschlechtes wieder zubringen. Daß aber jedes Mittel ihnen recht ist, dies Ziel zu erreichen, verhehlt uns der Volksstaat nicht, wenn er sagt: „denkt was ihr wollt, ihr Herren, aber eins laßt euch gesagt sein und das gilt für Deutschland wie für Spanien: um die Revolution kommt ihr nicht herum", und die Vertheidignnn, ja Begeisterung der Sozi alisten für die Kommune in Paris, deren Greulscenen uns allen noch im Gedächniß sind, läßt unschwer erkennen: Wenns ihren Zwecken dienlich, schrecken sie auch nicht vor Mord und Brandgeruch zurück. Graf von Eulenburg charakterisirt ihre Taktik mit den Worten: der erste Schritt ist die Unzufriedenheit, wo sie vorhanden ist, zu schüren, wo sie nicht vorhanden ist, zu erzeugen, sie fangen an mit den Tage löhnern, sie gehen herauf zu den höheren Arbeitern, sie wenden sich jetzt an den gering besoldeten Beamten, an den Landmann, sie wenden sich an den entlassenen Soldaten, sie tragen ihr Gift in die Reihen des stehenden Heeres. Alles wird bearbeitet". Geschlagen kommen sie wieder, hüten wir uns, sie zu unterschätzen! Sie wollen ihren sozialistischen Glücksstaat aufbauen durch die allgemeine Organisation -er Arbeit. Gegenwärtig pro- duzirt das Kapital in der Hand des Einzelnen, der Sozialdemokrat will, daß der Staat der Gesammteigenthümer alles Kapitals und Grundbesitzes, aller leiblichen und geistigen Kräfte des Volkes sei, daß es überhaupt kein Privateigenthum, kein Erbrecht mehr gebe, sondern daß Jeder und Alle in großen Arbeitsstätten beim Staate in Arbeit stehen. Eng mit diesem sogenannten Kommunismus hängt zusammen die Aufhebung der christlichen Ehe, der Staat hat das höchste Anrecht auf die Kräfte des Einzelnen, daher übernimmt im sozaltsnschen Staate die Gesammtheit auch die Pflicht der Er ziehung und Erhaltung der Kinder von frühester Jugend an, darum braucht auch die Frau aus Rücksicht für die Kinder an einen Mann juristisch nicht mehr gefesselt zu werden, und so wird die sittliche Weltordnung Gottes in der Ehe umgestoßen, eine vollständige Ge setzlosigkeit der geschlechtlichen Beziehungen angestrebt und, — die freie Liebe —! Hört die Zuneigung auf, so geht man auseinander, er streckt sie sich auf Mehrere, so wird die Weibergemeinschaft nicht zu verhüten sein. W. Roscher wird wohl recht haben mit seiner Be hauptung: „alle konsequenten Sozialdemokraten stehen der Weiberge meinschaft so nahe als der Gütergemeinschaft". Aller Segen des Familienlebens fällt also weg! Um solchen kommunistischen Staat aber zu erreichen, müssen die Sozialdemokraten die Majorität in den gesetzgebenden Körpern haben, denn die Besitzenden, die jetzt dort in der Stimmenmehrheit sind, würden zu Gesetzen, welche gewaltsame Aufhebung des Eiaenthums bestimmen, niemals die Hand bieten; haben sie aber die Majorität, so fällt auch das Königthum und es wird die sozialdemokratische Re publik eingeführt; die ganze Welt soll womöglich eine solche große Republik bilden, darum kennen die Sozialdemokraten keine Vater landsliebe, sie vertheidigten die Franzosen im Jahre 1870/71. Mit diesen beiden Zielen, dem Kommunismus und der Re publik, verbindet sich ein anderes, ohne dessen Erreichung der Volts staat ihnen nichts nützen wird. Warum, sagen sie, ist der Mensch mit den bestehenden Verhältnissen, mit seinem Unglück und seiner Noth zufrieden? Weil er an ein besseres Jenseits glaubt. Darum schreibt Karl Marx, das Haupt der Sozialdemokratie: „So lange der Mensch noch an Gott hängt, giebt es kein Heil diesseits" und seine Anhänger rufen in die Welt hinaus: weg mit aller Religion, Gott ist unser Feind! Er und Christus sind schuld an der Knecht schaft des Volkes! Der ist ein Lump, der eines Gottes Walten In Wort und Schrift demüthig anerkannt! Fluch dem Gott, dem blinden und tauben! Er hat uns gefoppt, er hat uns genarrt! Solch entschiedener Gotteshaß schäumt sich in den Liedern der sozialdemokratischen Partei aus; zwar sagen sie heutzutage uoch viel fach, um diejenigen, welche vor solcher Gottlosigkeit zurückbeben, nicht abzuschrecken: „die Religion solle Privatsache werden", aber jeder, der sozial. Blätter liest, weiß, was solche Phrase zu bedeuten hat, übrigens vereinigen sie mit diesem wahnsinnigen Religionshasse eine jammervolle Unwissenheit in allen kirchlichen und christlichen Dingen. Das wollen die Sozialdemokraten! Was können sie? Können sie die Menschheit glücklich machen? Ihr genossenschaftliches Haus soll Gerechtigkeit üben, soll alle irdischen Uebel beseitigen, alle Thränen trocknen! das ist ein schönes Ziel! Wie steht's mit der Erreichung? Zweierlei vergessen dabei die Sozialisten: die Beschaffenheit des menschlichen Herzens und die natürliche Begabung des Menschen. Das menschliche Herz bleibt selbstsüchtig, neidisch, ehrgeizig, lüstern, hart, die Begabung, Geschick lichkeit, Tüchtigkeit des Einzelnen eine verschiedene auch im sozialistischen Staate. Gerechtigkeit soll herrschen: also jedem der Ertrag feiner Arbeit, d. h. doch nichts anderes als daß der Lohn, welchen der große Arbeitsgeber, der Staat austheilt, ein verschiedener sein muß; denn der Eine leistet mehr, der Andere weniger. „Nein)" ruft dagegen der untüchtige, ungeschickte College, „das ist nicht gerecht, so war's früher auch, jetzt soll's anders sein, was kann ich dafür, daß ich nicht ebenso viel Gaben habe, bin ich doch ebenso gut ein Mensch wie du, habe dieselben Bedürfnisse wie du!" Da sehen wir, Gerechtigkeit soll herrschen, aber sie wird nicht anerkannt vom neidischen, selbst süchtigen Herzen! Und wenn man einwirft, daß im sozialistischen Staate auch alle gleichen, besseren Unterricht genießen, so daß sie