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es sieht; ich weiß zu entsagen. Ich verspreche hiermit feierlich, daß ich nie mit einer Silbe jener Broche Erwähnung thue. Bist Du mit mir zufrieden? Bin ich kein folgsames Weibchen? Des halb küsse mich, aber sofort." August erröthete plötzlich und schlich aus dem Hause. „Herr Meister," sagte er, „die Frau Gräfin läßt den Herrn Meister grüßen, sie läßt Ihnen sagen, daß sie heute keine Zeit hat, und daß Sie sich morgen zu ihr bemühen sollen, um ihr Maß zu nehmen." * * * Am andern Tage schlich sich August durch das Thor der Villa. Es war ein unfreundliches.Wetter, und ein kalter Wind pfiff durch die Straßen. Der Portier setzte ein Harfenmädchen, welches Einlaß begehrte, in grober Weise an die Luft. Die Köchin behandelte den Braten mit einer gewissen Wuth, der Livreediener zankte mit dem Kammermädchen, und das Dienstmädchen vollführte mit einem Eisenmörser einen Heidenspektakel. Im Vorzimmer stürzten sich die beiden Kanarienvögel mit zürnendem Gezwitscher aufeinander. August trat ängstlich in's Zimmer ein. Dann blieb er er schrocken stehen. Hinter dem Thürvorhang ließ sich eine schneidende und verbitterte weibliche Stimme vernehmen, die mit großer Schnelligkeit sprach. „. . . Natürlich sind 4000 Gulden für ein einziges Pferd nicht viel, aber für die Frau freilich sind schon LOM Gulden zuviel . . . Haha, das ist prächtig! . . . Eine Frau ist nicht einmal zur Hälfte so viel werth, wie ein Pferd. Ah, Du sagst, ich soll kein Kind sein? — Ja, ich war ein Kind, ein thörichtes Kind, als ich Deinen Schwüren Glauben schenkte, ich glaubte, ich würde Deine Frau werden, nun bin ich Deine Magd! Du willst ja, daß ich in einem Flanellkleid und mit blauer Schürze gehe . . . Ich soll wohl auch Deine Stiefel putzen? . . . Sprich mir nicht von Liebe! Einen elenden Schmuck versagst Du mir, obgleich ich weiß — ja ich weiß es ganz bestimmt — daß Du in Deinem Junggesellenstaud die Edelsteine mit vollen Händen Deinen Geliebten zu Füßen gelegt hast . . . Ja, Du hattest Geliebte, vielleicht hast Du jetzt noch welche, denen bringst Du die Diamanten und Brillanten, während Deine Frau nicht einmal ein anständiges Kleid besitzt — auch hierauf habe ich selbst die Spitzen genäht — ja, ich weiß, Du lauerst nur auf meinen Tod, ich bin -Dir schon zur Last, Du möchtest Dich gar zu gern von mir befreien, damit Du aufs neue Dein zügelloses Leben fortsctzen kannst . . . fürchte Dich nicht . . . fürchte Dich nicht! Ich lebe doch nicht mehr lange! . . . Wenn Du willst, will ich mich vergiften . . . und . . . und ich will Dich von mir befreien . . . Was! Ich soll nicht so grün sprechen? Und das sagst Du mir, der Du mir ewige Treue geschworen! . .. Meine arme Mutter . . . wenn sie wüßte ... ich spreche Grünes ... Du hast Recht, sei nur grob gegen mich ... Bald wirst Du mich auch wohl schlagen. Hahaha!" Als August das laute Schluchzen hörte, welches auf diese Worte folgte, wurde er so gerührt, daß er auch beinahe in lautes Stöhnen ausgebrochen wäre. Zitternd schlich er aus dem Zimmer und ging schwermüthig nach Hause. Zum ersten Male in seinem Leben bereute er es, daß er seine Trinkgelder vernascht hatte, sonst hätte'er der armen Frau jenen Schnick-Schnack gekauft, wofür sie von ihrem Mann mit Schlägen bedroht wurde. „Herr Meister," sagte er, „die Gräfin hat keine Zeit, sich Maß nehmen zu lassen, ich werde morgen nachsehen." Der Himmel hing voll bleischwarzer Wolken, als August am dritten Tage sich in die Villa des Grafen Kövy begab. Der Portier ließ traurig den Kopf hängen und hustete zum Erbarmen; in der ganzen Villa herrschte tödliche Stille, als wenn Samiel — der Würgengel des Todes — seine Fittige darüber ausgebreitet hätte. Die Köchin mahlte traurig den Kaffee in der Kaffeemühle, und das Stubenmädchen hatte rothgeweinte Augen. August trat hinein. Die Vorhänge waren niedergelassen. Auf dem Tische standen Medizinflaschen, und eine giftig drein blickende alte Frau machte Eisumschläge. Der Arzt ertheilte mit düsterer Miene seine Befehle, und hinter dem Vorhang hörte man ein leises Aechzen und schmerzliches Seufzen: „Ich sterbe, ich fühle, daß ich sterbe . . . Meine Kleider lasse ich meinem Kammer mädchen . . . Die Schmucksachen meiner Schwester ... Es ist zwar nicht viel, aber sie soll es zum Andenken behalten . . . Mein lieber Mann, vergieb mir und meinen Launen ... Du wirst schon eine bessere Frau finden . . . Gott befohlen . . . O, mein Herz . . . mein Kopf . . . meine Nerven . . . oh, oh, oh!" Das Dienstmädchen jagte August aus dem Zimmer, als er zu gröhlen begann. Er stürzte aus dem Saale und dem Thore, wo der Portier noch immer hustete. „Herr Meister," sprach er mit erstickter Stimme, „die Gräfin läßt Ihnen sagen, daß sie sterben wird, sie braucht weder Schuhe 6 — I „Tausend .1 „Nicht nu noch Pantoffeln mehr. O, die Arme, die Ungliicktch I s^^ xmb August weinte bitterlich. Mittest * * * wie ties bin Am vierten Tage machte sich Angnst auf dm üE Beerdigung der Gräfin beizuwohnen. Vor der Einfahrt dch lauschte der Portier, gemächlich sein Pfeifchen mac Leistungen eines Harfenmädchens auf ihrem JnstriuiientF-^n «einig Haus befand sich in rosiger Stimmung. Die Köchin ^bcr eg sM Lied trällernd, den Braten, der Livreediencr machte MUeicht Hyn nud das Stubenmädchen kicherte. Im Vorzimmer söM'cmi die beiden Kanarienvögel, während die Sonne wann ^Ubert, ^en glänzenden Pargnetboden herabstrahlte. Mgez . Die Gräfin drückte mit strahlendem Gesicht Hf ie Kreuzer iu die Hand des Schusterjungen, während aus it'^ . ein Edelstein in allen Farben des Regenbogeus glänzte,^ - Mitte des Schmuckes blitzte ein großer Diamant, ring^ b tast Saphire in Gestalt von Sternen. T "?,Mte August stürzte frohlockend nach Hause. „Herr N h wür Meister, ziehen Sie Ihren Sonntagsrock an, nehmen matt; , Maß zur Hand und eilen Sie, der Gräfin Maß zu uehiEIo verlassen Seitdem habe ich für die Schusterjungen stets cim» ,Therese," Vorliebe. Wenn sie alle ihre Memoiren schreiben würde»! gar manches Interessante ans Tageslicht! W ZUM Kirnrnel' auf! Der Himmel wölbt sich blau und licht Aoch über dieser Erde Gauen; Er spannt sein leuchtendes Gezelt Hoch über Paradieses Auen Und über öden Wüstensand Und über Meeresfluth und Land. Drum schau zum Himmel nur empor, Mußt du auf rauhen Wegen gehen, Und auch aus blüthenreicher Flur Woll'st du zum ew'gen Lichte sehen; Zum Himmel auf heb' allezeit Den Blick in Freude und in Leid. G. Shr. wl kst-hLie li k' dam .'.sein köni kl' Scheren g rikin Fün lieben da s ?.°r,as kW er k an ^e: „W Nanc Roman von S. Steiner. kRachdr^ sah si o welches nach Drei Wo, intane Ponton omrulon wuou; wcaoaim sie hätten so gehandelt, um das Geld nicht aus deM " Unterst lassen — wieviel beträgt eigentlich das Jahrgeld, > Onkel mir ausgesetzt hat, Monsieur?" haben .»Ich soll Monsic ihrer Toc Mar dnd blieb Monsieur „Ja, aber daß Monsieur oe Saint Martin ° .Darville Ihnen glauben konnte, finde ich eben empörend." um d „Vergessen Sie nicht," sagte der Arzt ernst, °cren B ich Tadel verdiene; ich durfte nicht alles in NeuleaNk V Dringen, lassen." ! Drei Wo< „Trotz alledem mußte Fabian, als er erfuhr, sss Mernhau einer Täuschung befangen gewesen, Ihnen dies MH Hii, der aber Ihre Mühewaltung ist noch nicht zu Ende," hm H Paare I jetzt unsicher fort, „bei den Reuleaux' kann ich ^st und auf die Dauer doch auch nicht bei Schwester G» ^viMur „Gewiß nicht," murmelte Desborres bekümmeH Mlcllt „Und dann peinigt mich's doch auch wieder >, Reuleaux' meine Pension verlieren sollen; Madame H (Schluß.) etwa will ich gleich gehen und Mademoisellcs Nanon- Schwesterhaus schaffen," rief Nanon eifrig; der TV Ereignis legte den Arm des Mädchens in den seinen und s u »dtir sche Therese langsam dem freien Platze zu, an welchem hNernhaus lag. Beide nahmen auf einer Lank, die von einem nickte bäum beschattet wurde, Platz, und dann sagte Thcr^ V We freu „O, Monsieur, lassen Sie mich Ihnen nochmals , Sitzen Sie danken für alle Mühe, die Sie hatten; wenn Sie E wie schrecklich es mir ist, daß Fabian, Monsieur'' Martin," verbesserte sie sich haltig und erglühend' roh gegen Sie benahm!" „Sorgen Sie nicht deshalb, Mademoiselle," 's oAchüg, Desborres lächelnd; „wenn sich's um Geld und Mademoi handelt, werden viele Leute rücksichtslos, und es '^gleiten in Charville Menschen zu geben, welche glauben, n 'begleitete nur redlich, so lange keine Möglichkeit zur Unredl^ pichen Di biete." „ M nach