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Wochenblatt für Erscheint »»chentttch L Mal Dienttag »nd Frritag. Lk»nnement»preis vierteljährlich 1 Mark. Gin» einzelne Nummer k»stet-10 Pj. Znserntennnnahme «»nt»«< u. D»nner«tags »i« Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag Abvnnememsprcis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer - . kostet^O Pf. Jnseratenannahme WUsdruss, Tyamnol^ Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Bierun-vierzigfier Jahrgang. Rr. « 1884. Freilag, den 18. Januar Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgericht soll den 25. März dieses Jahres das dem Bäcker Heinrich Julius Haupt in RöhrSdorf zugehörige Haus- und Gartengrundstück mit Bäckereieinrichtung Nr. 43 L des Brandkatasters und Nr. 24 b des Flurbuchs, Fol. 69 des Grund- und Häpothekenbuchs für Röhrsdors, vormals Scharfenberger Antheils, welches Grundstück am 7. Januar 1884 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 4«SS Mark — gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden An schlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 11. Januar 1884. Königliches Amtsgericht. vr. Gangloff. Tagesgeschichte. Nachdem bereits die Presse ihr Urtheil über die Grundzüge des neuen Unfallversicherungsgesetzes abgegeben hat, ist nun zu gleichem Zwecke auch der Volkswirthschaftsrath nach Berlin einberufen, und zwar für den 22. Januar. Es erscheint allerdings sehr wünschens- werth, daß die Basis dieser so überaus wichtigen Vorlage von Män nern geprüft werde, welche vorzugsweise im praktischen Leben stehen und daher einen geschärften Blick für die bedeutungsvollen zur Erör terung gelangenden Fragen besitzen. Da die Mitglieder des Volks- wirthschäftsrathes sich schon mit der Prüfung der früheren Entwürfe beschäftigt haben, so sind sie mit der Materie bereits vertraut und daher wohl im Stande, zur vollen Verwerthung ihrer praktischen Erfahrungen gute Rathschläge ertheilen zu können. Die Nachricht von der Scheidung eines Mitgliedes des königl. preußischen Hauses von seiner Frau bestätigt sich, die wirkliche Ehe scheidung wird nicht eintreten, da Se. Mas. der Kaiser seine Geneh migung versagt, sondern nur eine räumliche dauernde Trennung. Die beiden Personen sind der Prinz und die Prinzessin Friedrich Karl. Auch die „Vossische Zeitung" bemerkt, die schon seit längerer Zeit be standene Trennung solle durch den Aufenthalt an von einander ge trennten Orten »unmebr eine dauernde werden, eine feierliche Ehe scheidung erfolge nicht. Die Lohnbewegung scheint im nächsten Frühjahr in Berlin wieder große Dimensionen annehmen zu wollen. Schon jetzt finden aüsonntäglich Versammlungen aller Arbeiterbranchen statt. Am Sonn tag Vormittag waren etwa 800 Tischlergesellen versammelt. Es würde einstimmig der Beschluß gefaßt, einen Minimallohn von 18 M. bei einer neunstündigen Arbeitszeit zu verlangen, event. bei Be ginn der Arbeitssaison die Arbeit einzustellen. Die amerikanische Regierung plant einen schweren Schlag gegen den deutschen Handel. Sie hat dem Repräsentantenhause ein Gesetz vorgelegt, welches die Einfuhr von Weinen und Liqueuren aus den Ländern untersagt, die sich der Einfuhr von amerikanischem Pökel fleisch verschließen. Zunächst richtet sich diese Maßregel gegen Frank reich, wo das betr. Verbot auf der Tagesordnung steht und dessen Ausfuhr an Spirituosen feinerer Gattung größer ist, als die deutsche. Indessen darf man die Größe der deutschen Ausfuhr von Weinen und feineren Liqueuren nach Amerika nicht unterschätzen; namentlich Rhein- und Moselweine gehen massenhaft nach den vereinigten Staaten. Die Maßregel bedeutet, abgesehen von der wirthschaftlichen Seite der Frage, eine Niederlage der Abschließungspolitik und Fürst Bismarck wird über kurz oder lang im Interesse des deutschen Handels nachgeben und das Verbot der amerikanischen Schweine-Einfuhr ausheben müssen. Die Nothwendigkeit der Unterhaltung guter wirthschaftspolitischer Bezieh ungen zu den Vereinigten Staaten ist gegenwärtig um so dringender, als alle Aussicht vorhanden ist, daß sich die deutsche Zuckeraussuhr nach Amerika demnächst in ungewöhnlichem Grade heben wird. Amerika hat also gewissermaßen mehr Faustpfänder als wir in der Hand, um den Kampf, der unter allen Umständen bedauerlich ist, wirksam durch- zusuhren. Eine Hoffnung auf die Möglichkeit eines Ausgleiches, d. h. ^„ichterung des deutschen Rückzuges, bietet sich der amerikani- schen Bill auf speziellen Artikel „Pökelfleisch". Uever die Person, welche wegen des Verdachts, das Dynamit- Attentat IM Polizeigebäude zu Frankfurt a.M. verübt zu haben, in Hamburg verhaftet ist, meldet das „Frankfurter Journal" weiter, daß der Verhaftete aus Sachsen gebürtig, als Anarchist bekannt sei und sich zur Verübung des Verbrechens eigens dorthin begeben habe. Derselbe soll Genossen haben, die noch gesucht würden, läugnet aber bis jetzt die That. Vier Jahre lang scheint ein kaltblütiges Scheusal, Hugo Schenk in Wien, vom Mädchenmord gelebt zu haben. In Saaz in Böhmen verheirathet lebte er meist in Wien, gab sich für einen Ingenieur aus, machte Bekanntschaft mit heirathslustigen älteren Dienstmädchen, die ein gutes Sparkassenbuch besaßen, versprach sie zu heirathen, führte sie nach Ungarn und Böhmen, ermordete sie und machte sich zu ihrem Erben. Vier solcher Mädchen sind seit 1879 verschwunden, von zweien sind die Leichname gefunden. Er ist verhaftet und zweier Mord- thaten geständig. Kürzlich spielte sich in der Pfarrkirche von Laibach (Oesterreich) eine Episode ab, die ein charakteristisches Bild der Verwilderung der slowenischen Landbevölkerung liefert. Nachdem am Tage vor dem letzten Feiertage die Burschen der Ortschaft Gamling eine arge Rau ferei in Scene gesetzt hatten, wobei einer von ihnen einen Axthieb über den Kopf erhalten hatte, wurde am nächsten Tage dieses Treiben in der Kirche fortgesetzt. Plötzlich entstand auf dem Orgelchore ein wüster Lärm und alsbald sah man, wie ein Bursche an den Füßen über die Stiege in den unteren Kirchenraum gezerrt und dort auf eine unbeschreibliche Weise mißhandelt wurde. Die übrigen Burschen traten auf dem Arinen wüthend herum und stießen ihn mit Füßen. Italien. Seit einigen Tagen ist der Vesuv wieder thälig. In Nordwesten hat sich ein neuer Krater gebildet. Die Lava hat bereits Atrio erreicht und aus dem Innern des Berges wälzen sich unter Donnern fortwährend ungeheure Wolken empor. — Eine englische Dame, die dem Peterspfennig jährlich 4000 Pfund beizusteuern pflegte, hat dem Papst letztwillig 480,000 Pfund — 8,600,000 Mk. — ver macht hat. Der Papst hat einen seiner Neffen und den Ceremonien- meister Cataldi nach London geschickt, um das Legat in Empfang zu nehmen. Die Pariser „Republique Francaise", das leitende Organ der Gambettisten, bespricht in einem langen Artikel die Militärorganisation Frankreichs und kommt zu dem Schluffe, daß, da auch alle anderen Staaten gewaltig rüsten, Frankreich hinter ihnen nicht zurückstehen und die neuen Militärgesetze, sollten sie auch viel kosten, so bald als möglich einiühren müsse, weil über kurz oder lang doch ein großer und allgemeiner Krieg ausbrechen müsse, zu dem die Kriege von 1866, 1870/71 und 1877/78 nur ein schwaches Vorspiel gewesen Wären. „Wir kennen", so heißt es da, „auf dem alten Kontinent keine einzige Macht, die noch lange eine so belastende, zugleich ungewisse und be drohliche Lage aushalten könnte, ohne sich inneren Gefahren auszu setzen, die, auf politischen, ökonomischen und sozialen Gründen be ruhend, allmählich durch das Andauern dieser Lage heraufbeschworen werden müssen." Im Weiteren führt die „Republique" aus, daß Frankreich bereits jetzt auf einen Krieg — sie spricht nur von einem Vertheidigungskriege — sehr gut gerüstet sei, und daß auf den ersten telegraphischen Befehl des Kriegsministers drei Millionen Soldaten unter Waffen stehen würden. Letztere Angabe hätte sie sich besser sparen sollen; die französische Armee ist gerade stark genug, um keiner Uebertreibung zu bedürfen. Das Parlament in Frankreich kostet dem Volke jährlich die ziemlich beträchtliche Summe von 7 Mill. Francs und zwar entfallen davon 5 Mill, auf die Diäten der Abgeordneten, während 2 Mill, die Nebenausgaben betragen. Mit hämischen Ausdrücken hebt ein Pariser Blatt hervor, daß von diesen Ausgaben 59,000 Fr. Papier, Federn, Tinte, 40,000 Fr. Heizung, 85,000 Beleuchtung und 36,000 Fr. — Büffetkosten betreffen. — Der Direktor der Börsenbank in Paris ist seit dem 10. d. M. Morgens flüchtig. Er hat ein Schreiben hinterlassen, worin er anzeigi, daß durch Börsenspiel das Geld der Actionäre verschlungen sei. Der Verlust der Actionäre wird auf 3 Millionen Francs geschätzt. Am 13. d. M. hielten die unbeschäftigten Pariser Arbeiter im Saale Levis eine Versammlung, zu der sich an 2000 Arbeiter eingestellt hatten. Die Redner schilderten die Krisis in Paris als schrecklich: 150,000 Arbeiter seien ohne Beschäftigung und die einzige Aushülfe für die Arbeiter sei die Revolution und die Flinte. Es ging sehr stürmisch her; doch waren die Reden nicht schlimmer, als es in Anarchistenversammlungen jetzt Brauch ist. Schließlich wurde eine Tagesordnung angenommen, die dahin ging, daß „das letzte Heil die Revolution in kurzer Frist" sei. Als die Versammlung geschlossen war, bildeten sich Gruppen, welche die Carmagnole sangen und riefen: „Nieder mit der Polizei!" Jetzt schritt die Polizei ein, zersprengte die Arbeiterhaufeu und nahm sechs Verhaftungen, darunter die einer Frau, vor. Die Ernte an Aepfeln und Aepfelwein hat, wie französische Blätter berichten, im verflossenen Jahre selbst die besten Jahrgänge seit einem halben Jahrhundert übertroffen. Es wurden 23Vr Mil lionen Hektoliter Aepfelwein gekeltert, während das beste Jahr, 1848, nur 11,900,000 Hektoliter ergab. 1882 wurden 9 Millionen Hekto liter geerntet. Der durchschnittliche Ertrag der letzten 10 Jahre be trägt nur 11Vs Millionen Hektoliter. Der Aepfelwein wird auch vielfach zum Verschneiden des Weines gebraucht, der jedoch bald ge trunken werden muß, denn der Aepfelwein hält sich nicht leicht über ein Jahr. Bei den Thüren eines russ. Provinzialbezirksgerichts wurden kürzlich zwei Bauern wegen Bettelns in Haft genommen. Bei deren Ver nehmung stellte sich heraus, daß Beide Geschworene der eben be endigten Gerichtssession desselben Gerichts waren und deshalb Almosen erbaten, um die Mittel zur Heimreise zusammenzubringen. Anläßlich