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Doktn graben konnten. Stein, Gottes Schickung kann kein ist /Zeichen: das Einzige, was ihnen zu thun erübrigt, ^Handlung Erkrankten." Ande n Gleichgültigkeit der Einen, der Fatalismus der bereites Verein mit einem glühend heißen Sommer nii! ^nli Fieber ein gar günstiges Feld, und als der ch' Charville^^, wüthete die Krankheit gleich der Pest in der c> i3. Kapitel. k Fieber ivar da, es gewann täglich neuen Boden, „ "^Hörden konnten jetzt nicht mehr behaupten, Doktor agcgen Desborrcs ängstige sie mit Schattengebilden, aus den Schallcn- , gebilden war traurigste Wirklichkeit geworden. In den engen, i ka/, dunipsen Gassen, in welchen doppelt so viel Menschen "als cht bc!>'' >r nicht' ich gerade jetzt zu erledigen habe; ach, ich bin Mesens stain^ wußte der Doktor doch, welche wichtige An- die Gedanken des Präfekten beschäftigte; in einem cljx unterirdischen Gewölbe hatte der Beamte eine selten Champignonpflanzuug angelegt, und dies, sein ^Zurcd? ^"hin alle seine freie Zeit in Anspruch. ^t'N sk^l r ^Eor wandte sich mit seinen Vorschlägen an den «lich um dessni Befünvortung; der alte Herr that Iir sche^ was in seinen Kräften stand, um den Gemeinde- des ^'kn Projekt einer schleunigen Reform günstig zu slnnmcu, ^in es lkw / predigte tauben Ohren. Nicht nur der Präfekt, jeder re hatte sein Steckenpferd und infolge dessen keine Zeit Droge. Nur in einem Punkte waren Alle dec s Meinung — der Doktor sah entschieden zu schwarz Vergnügen daran, Andere zu ängstigen! W sah sich denn Doktor Desborrcs einzig und allein dic D» ^gewiesen, und er handelte demgemäß. In geringer Wd sciekM von der Stadt befand sich das Johannesspilal, M ovirl»»- der Doktor hier freie Hand hatte, bemühte er sich, « mit I jungen dieser Anstalt in jeder Weise auszudehnen. Die M?? ^"hannesspital fungirenden Pflegerinnen bildeten einen In- den sich der Doktor völlig verlassen konnte, und M w > lg tr- absoluter Herrscher. Die Gemeinderäthe mit dckw^^ten ^nous vi-rrons" swir werden sehen) belächelten des Doktors — die Zeit sollte kommen, in welcher Wirde. en Lächeln verging. Moucn s. Vis jetzt hielt sich das Fieber, dessen typhöser Charakter M 'o fveikennen war, noch ganz und gar in der Altstadt M D l, pjfd die Bewohner dieses Stadttheils waren zu indolent D und^"d sisi davon überzeugt, daß das Fieber in jedem Sommer M ein-Znien müsse, um den von den Aerzlen erlassenen Vorschriften WdchcN, ^lge zu leisten. Und mit Ausnahme der Krankheitsfälle Wicht es ein so gesegnetes Jahr! Das Getreide stand so üppig len? noch nie, die Wiesen strotzten von frischem Gmn, und die We der e versprach ganz außerordentlich reich zu werden. Der W ?^jekt schritt in Begleitung eines Freundes durch die I Jedc^^nnkenden Weizenhalme, und als er den Doktor Desborrcs I PriE" Weitem auf sich zukommen sah, machte er einen Umweg, I die dem lästigen Mahner nicht zu begegnen. — Wit Tages richtete Therese die Frage an Nanon: ' Gc^z/ ileht's mit dem Fieber in der Altstadt, Nanon? Ich ch so ^^ute Monsieur Reuleaux mit Madame davon sprechen, ni Krankheit sich mehr und mehr ausbreite!" s nll^i "Das ist leider die Wahrheit, Mademoiselle, das Fieber w stmjg zu." liste kg,- /sto wirklich! Tritt die Krankheit besonders bösartig Gest/ul' Nanon?., bst — die meisten Kranken sterben," sagte Nanon ustä,? ^^zuckend. e Ac k^,- das ist ja schrecklich, Nanon," rief Therese er- evqck »was sagt denn Monsieur Desborrcs, Nanon?" Häuf /ch Gott, der sagt gar viel, was doch nichts nützt. /sci u^Utt wir einen Kanal in Charville hätten, würde bildck/n./ttber nicht so um sich greifen, aber ich meine, wenn ! m^ sie dw Krankheit sendet, werden alle Kanäle der Welt r »ich in da "galten. So lange ich denken kann, gab's Fieber cicn und ^eine Mutter hat mir oft erzählt, ihr Vater 'n S^' danioiz ?wci Brüder seien daran gestorben; tagelang lagen tina,die //e Leichen in den Häusern, weil cs an Leuten fehlte, scu/ Dobn. siraben konnten. Nein, Gottes Schickung kann kein chngtiU wäl/ >orgc^ früher aufeinander gepfercht wohnten, hielt der Todesengel reiche Ernte, erbarmungslos glühend brannten die Sonnen strahlen auf die Erde nieder, und die heiße Luft war mit pcstilenzialischen Düften angefüllt. In der Kirche wurden gemeinsame Bittgebete um Regen veranstaltet, aber kein Tropfen entquoll dem ewig heitern, blauen Himmel, und die Stimmung der Bevölkerung war eine verzweifelte. Der Präfekt suchte den Doktor auf. „Was sollen wir thun, Monsieur?" fragte er bekümmert. „Diese Frage zu beantworten, fehlt es mir jetzt an Zeit, Monsieur," sagte der Doktor brüsk; „zur Verhütung der Seuche ist's jetzt zu spät, ich muß zu meinen Kranken, Adieu!" „Noch einen Augenblick, Monsieur; wenn ich einen Kordon ziehen ließe, um die infizirten Straßen abzusperren?" „Das dürfte nicht schaden, vorausgesetzt, daß Sie keine Zeit verlieren, Monsieur." Der Doktor ging, und der Präfekt verließ zerknirscht und schuldbewußt das Haus. Er begab sich direkt in die infizirten Straßen; er traf die erforderlichen Vorkehrungen und bemühte sich, die apathischen Bewohner der Altstadt für seine Ansichten zu gewinnen, aber umsonst, die Leute schüttelten den Kopf, als er ihnen vorschlug, ihre Uebersiedclung in gesunde, höhergelegene Häuser zu bewerkstelligen. „Wir wollen hier bleiben; wo wir gelebt haben, wollen wir auch sterben," hieß es unweigerlich, und so erübrigte dem Präfekten nur, diejenigen Maßregeln zu ergreifen, zu deren Ausführung er der Mitwirkung der Bewohner nicht bedurfte, und im Nebligen seine eigene Kurzsichtigkeit zu ver- wünschen. Die Bewohner der anderen Stadttheile, zumal die Reicheren, verließen Charville Hals über Kopf; als aber die Seuche immer noch zunahm, weigerten sich die Nachbarorte, die Flücht- linge aufzunehmen, und mit jedem Tag stieg die Verzweiflung in der verpesteten Stadt. Das Johannesspital war bald überfüllt, andere leerstehende Gebäude wurden schleunigst zu Spitälern eingerichtet, aber bald erwiesen sich auch diese Asyle als unzureichend, auch fehlte es an Pflegerinnen. Das Kloster sandte Schwestern zur Pflege, bis auch im Kloster selbst das Fieber auftrat und zahlreiche Nonnen auf das Krankenlager warf. Aus Paris kamen Aerzte und Pflegerinnen, aber so Viele auch kamen, es waren nie genug, und hoch und höher stieg die Noth. Und gleich einem grausamen Hohn auf das allgemeine Elend nahmen sich die Vergnügungen und festlichen Ver anstaltungen aus, welche alljährlich zur Zeit der Ernte in Charville statlfanden und auch in diesem Jahr nicht ausfielen. „Es würde die Bevölkerung zu sehr deprimiren, wollten wir Alles fallen lassen," lautete die Entscheidung der Behörde, und so konnte man zu Zeiten lustige Tanzmusik in der Stadt hören und die Weisheit der maßgebenden Persönlichkeiten bewundern. In ganz Charville gab es um diese Zeit gewiß keinen unglücklicheren, verzweifelteren Menschen als den kleinen Notar; die Furcht vor dem Fieber brachte ihn bald um seinen Ver stand. Schon als die ersten ernsteren Krankheitsfälle ruchbar wurden, hätte Monsieur Reuleaux am liebsten gleich die Stadt verlassen, allein Madame widersetzte sich dieser Absicht in sehr energischer Weise. Einstweilen behielt die Furcht vor seiner Gattin die Oberhand, wenn auch die Furcht vor dem Fieber mit jedem neuen Gerücht zunahm; der Notar versuchte den Widerstand seiner Gattin durch Ueberredung zu besiegen und er war erfinderisch im Hervorsuchen von Gründen. „Mathilde," sagte er bittend, „laß uns doch eine Er holungsreise unternehmen, wir sind so lange nicht fort ge wesen, und die Veränderung würde uns Allen wohlihun." „Vielleicht," nickte Madame gleichmüthig, „aber einst, weilen kann davon keine Rede sein, Ignaz." „Aber, Mathilde —" „Ignaz, Du bist ein Hasenfuß, meinst Du, ich wisse nicht, weshalb Du gerade jetzt an'S Reisen denkst?" Einige Tage hindurch hielt Madame den kleinen Notar mit ihrem Hohn in Schach, aber dann ward seine Ficberfurcht mächtiger als die Furcht vor seiner theuren Ehehälfte, und eines Morgens stürzte er bleich und zitternd ins Wohnzimmer