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-uar i!l! «MAM ji, WM Beilage zu No. 18. Sonnabens, den 11. Februar 1899. ^MI^VWWVWWWM»WMWWM»W^WWWWWMW»M««»«»x^«LS2SLI^M«-!Li«L2S»ll»» -srclE kiiu^ SreiB p. deckt? Wie könnt ihr ruhig der letzten Stunde entgegen- UU,/» gehen, die so schauerlich plötzlich über mich hcreinbrechen trag heilku^ das Er zum Erbe erwählt hat. ... Wahrhaftig, wohl dem Volk, des der HErr sein Gott "t! Es ist das Unglück reichbegabter Nationen, wie einst Israel eine war, wie das deutsche Volk eine ist, daß sie von ihrem himmlischen Könige sich wenden in unbegreif licher Verblendung und eigene Wege suchen. Statt aus der ewig lebendigen Quelle schöpfen, die alles Dürsten stillt, machen sie sich löchenchte Brunnen, die doch kein Wasser geben oder nur fades, abgestandenes Wasser, das auf die Dauer keinen Durstigen befriedigt. Außer Gott, dem guten, treuen, barmherzigen Gott giebt es kemen Meden, auch für die Völker nicht. Gott bewache unsere Msten, den Träger der Kaiserkrone voran, daß sie mehr als den Rat ihrer Gewaltigen den Rat des höchsten HErrn aas dem Throne des Himmelreichs suchen. Unser Volk ivird ungeachtet alles äußeren Glanzes nur dann eine glor reiche Zukunft haben nach glorreicher Vergangenheit, wenn Gott der König der Vergangenheit ist; wenn es auch von der deutschen Nation beißen kann: sie ist das Volk, das Gott zum Erbe erwählet hat. Für einen überzeugten Christen ist es oft schwierig, einen Nichtchristen zu begreifen und sich in seine Seele zu versetzen. Wie in aller Welt fangt ihr es doch an, durch dies mühereiche, sorgenreiche Leben zu gehen, ohne einen Führer, der eure Hand festhält? Wie werdet ihr fertig ohne einen Mann, der eure Lebensschuld, von der euer Gewissen täglich Zeugnis giebt mit seinem Erbarmen zu- Zum Ssnntage Lstsmihi. Psalm 33,12: Wohl dem Volk, des der HErr sein Gott ist; das Volk, liebe., wstellM nver, stritt, nehme» nuitgM . Nov^ »eist ids 7! >lcr" ungMÜ innteih emeii^ wn G'" che de» ochzt'' m. 1899. amult w. d den höchsten Punkt der Strecke und sädrt dann in das D'linionnSdorf-Remsberger Tdal hjnab an den Stationen Ober- ^'üwannsdorf und Nieder-DittmannSdorf vorüber. Auf dieser Illich wird die geplante Fortsetzung der Frauenstein-Klingen- »N ^'Colwwtzer Bahn in die Linie einmünden. Der nächste vberremsberg wird häufig das Ziel von Auiflüglern ^"en. Dicht neben der Haltestelle Ml ein hohes Bergge- " bäude auf, es ist ein Lichtloch dos hier quer unter dem Thäle hinweggeh'inden Rothschönberger Stölln. Dieses kolossale Bau- wnk, an dem von 1844 bis 1877 gearbeitet wurde und das R Mill. Mk. kostete, 'st 14 km lang, beginnt in Freiberg «lündet bei Rothschönberg in die Linkisch. Es leitet die „ Bngiverksbetriede hinderlichen unterirdischen Wässer ab. , det« Lwks oben liegt der eigentliche Ort Oberreinsberg mit Markt es, Kirche und Rittergut, zu denen der Alterthums- und der ^atursreund gleich freudigen MutheS hinaufsteigen. Der erstere findet hier einen wohl erhaltenen Zeugen längst vergangener Zeiten, d.e Burg Reinsberg, dem letzteren winkt der Genuß Ner ""er herrlichen Tour in da« Bobritzschthal. Schloß Reinsberg »urde in den letzten Jahren renovirt und zeigt sich vom Ritter- -iilshofe in all seiner mittelalterlichen Romantik. Es ist auf "dem schroff au« der Bobritzsch aufsteigenden Felsen errichtet »d wird auf drei Seiten von einem tiefen Wallgraben um- M>r, aus bem stch der Epheu malerisch an Mauern, Thürmen, cmporrankt. An Stelle der Zugbrücke ivrv doppelbogige Steinbrücke zu dem Portale, über dem von^^" prangen. Caspar von Schönberg. Hanns e Herrn NSb-rg. vni (im Jahre des I FeIfenn»H^ darunler zu lesen. Welch unbezwingliches - der Durg auch m der Ritterzeit gewesen sein mag, ' 17 >n Kriegskunst war sie nicht mehr gewachsen. Am ' "»"st 1632 eroberten st? die Oesterreicher. Der Besitzer m Schönberg und fünf seiner Söhne bezahlten die H ^"deidigung mit dem Leben. Seit Jahrhunderten schon ' ^"^8 Eigenthum der Herren von Schönberg. Ober- '^Ausgangspunkt für die mit Recht vielgerühmte der n eines Bergwassergrabens (daher ritzschsklstger Höhe über der rauschenden Bob- dorf Unser? Waldweg bl« hinauf noch Krummenhenners- '"'it " Or-insb-rg in das Bobritzschthal F Rin anfweist^ N'ederreinsberg und Obergruna-Bieber- altu-S ausw st. Mähend der Fahrt zeigt sich oben auf dem kann? Was seid ihr für unpraktische Leute, die ihr über der jämmerlich kurzen Spanne Zeit eures Erdenwanderns die lange Ewigkeit ganz aus den Augen laßt! Wie soll es mit euch werden? El, was für eine Wonne, die einen über allen Wust des Tages hiuaushebt, sich ewig geborgen zu wissen in Gottes rettendem Arm. Wie tröstlich, wenn es sein niuß, Plötzlich zu scheiden, von dieser Welt, um in ein Reich der Liebe und des Sonnenscheins für immer einzugehen, wo kein Leid, kein Geschrei, keine Schmerzen sind und alle Thränen abgewischt sind von unsern Augen. Und bötet nrckenl» (hr Kölligskronen — welcher Christ möchte für ein Diadem E das Bcn i ßisein, die Gewißheit tauschen, daß er ein Erbe der Hei mat ist? Auf,auf, jage d e r Kroue nach, die der HErr Rm Heiland, verheißt, die Er jedem geben will, der sich voll Vertrauens an Seine liebe Hand anlebnt. Wohl dem Volk, des der HErr sein Gott ist, das Volk, das er zum Erbe erwählt hat! nngj Ein Ausflug nach Nossen. dfll (Fortsetzung.) uar j Hinter Mohorn erreicht die Bahn in 356 m über der Ost ¬ bewaldeten Thalhang majestätisch bas Schloß Bieberstein. Der Bau stammt aus dem 17. Jahrhundert, von der Stammburg der Geschlechter von Bieberstein und Marschall von Bieberstein steht nur noch der alte Thurm. Seit 1752 besitzen die Herrn von Schröter das Schloß. Gegenwärtiger Eigenthümer ist Herr Amtshauptmann von Schröter in Meißen. Das unweit der Haltestelle Obergruna-Bieberstein gelegene Zollhaus Bieberstein ist ein vielbesuchter Ausflugsort und gewiß mit Recht; denn wenn die Frühlingslüfte wieder wehen, gvldner Sonnenschein durch das Thal fluthet, bunte Falter über die blühenden Wiesen gaukeln und die befiederten Sänger ihr Lied im duftenden Walde schmettern, da mag es sich hier gar anmuthig an dem munter fließenden Wasser entlang lustwandeln lasten. Und ernst auf all die Herrlichkeit Die Burg herniederschaut, Sie spricht von guter alter Zeit, Die auf den Fels gebaut. Unweit des Zollhauses mündet die Bobritzsch in die Frei berger Mulde, welche sodann von der Bahn mittelst eines Viaduktes überschritten wird. Die nächste Haltestelle Sieben- lehn liegt 90 m tiefer als die Stadt zu der ein zwar nur 1 km langer aber steiler Weg emporführt. Das Städtchen betreibt viel Morktschuhmacherei und besitzt eine Fachschule für Schuhmacher. Auf seiner weiteren Fahrt im schönen Mulden- Ihale nähert sich das Dampfroß nunmehr dem Ziele. Freund liche Thalblicke wechseln mit Felsparthieen und Nadelwaldungen bis die Waldkoul'ffe des Rodigberges plötzlich zur. Seite tritt und — ein schönes Landschaftsdild — die von dem bethürmten Schlosse überragte Stadt Nossen sichtbar wird. Die Doppelgänger. Original-Roman von Emilie Heinrichs. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Der Graf maß ihn mit einem vornehmen, verächtlichen Blick und lachte dann kurz auf. „Sie sind ein Narr!" sprach er achselzuckend. „Wären Sie mir ebenbürtig, dann könnte ich Ihnen sogleich einen Denk zettel für Ihre Albernheit geben, — so aber,— mag ich meine Hand nicht besudeln!" Eine dünkte Röthe bedeckte Karls Gesicht, — die schimpf liche Beleidigung brachte ihn um seinen Gleichmuth. Bevor der Hauptmann es verhindern konnte, sprang er, vor Zorn glühend, auf den Grafen zu und versetzte ihn einen Faust!chlag ins Gesicht. Dieser taumelte mit einem Wuthschrei zurück, doch schon im nächsten Augenblick hatte er dem ob dieses Intermezzos ganz verdutzten Engländer eine der Pistolen entrissen, um seinen Gegner nieder zu schößen. „Hold!" rief Sir Hendersohn im selben Moment. „What machen Sie denn, Sir?" Ruhig hielt er dem Wüthenden die andere Pistole entgegen. „Nun schieß Sie aufen mich, Sir!" „Geben Sie dem Menschen dort die Waffe, Mr. Hender son!" rief der Graf, mit dem Fuße stampfend. „Einer von uns Beiden darf nur lebend vom Platze." „Well!" versetzte der Engländer phlegmatisch. „Schieß ihn todt, aber vergassen Sie nicht, ich will boxen mit ihm." Er reichte Karl mit diesen Worten eine Pistole, welche dieser kaltblütig untersuchte. Der junge Mann hatte seine ganze Selbstbeherrschung wieder gewonnen und war entschlossen, seinem Gegner keinen Schritt zu weichen. „Ich danke Ihnen, Mr. Henderson!" sprach er ruhig. „Dieser Augenblick läßt es mich unendlich bedauern, Sie zum Gegenstände eines Scherzes gewählt zu haben, — anstatt mich mit Ihnen herumzubalgen, möchte ich Sie vielmehr meinen Freund nennen." „I thank Ihnen, Sir!" bemerkte der Brite nachlässig, „kann not wachen Gebrauch davon." „Vorwärts!" rief der Graf vor Wuth und Ungeduld zitternd. „Oder ich vergesse mich!" „Sie scheinen überhaupt an diesem Fehler zu leiden," hohnlächeltc Karl. „Nur zu, mein Herr, auf einige Schritte mehr oder weniger kann's am Ende nicht ankommen." „Das wäre Mord!" mischte sich der Hauptmann jetzt ein. „Sie müssen mir erlauben meine Herren, die Distanz zu messen." „Ah, dort kommt Gesellschaft!" rief Karl, noch der ent gegengesetzten Seite deutend. „Beeilen Sie sich, Hauptmann!" Wirklich zeigten sich in der sogenannten Kartoffel-Allee eine Anzahl Badegäste, die offenbar diesem Ziele zusteuerten — und, was das bedeutsamste war, den Gouverneur an ihrer Spitze hatten. Ueber des Hauptmann's ernstes Gesicht zog ein flüchtiges Lächeln. „Schießen Sie, in Teufels Namen," schrie der Graf, „oder ich knalle Sie nieder wie einen feigen Hund!" Karl hob die Waffe und drückte blindlings ab. Der Schuß streifte des Grafen Hut. „Halt, im Namen des Gesetzes!" rief der Gouverneur aus der Ferne. Der Graf zielte genau. „Sputen Sie sich, mein Bester!" rief Karl, ohne mit der Wimper zu zucken. „Doch schießen Sie mich nicht mousetodt, Mr. Henderson will auch noch seinen Antheil haben." Der Schuß knallte, er hatte sein Ziel getroffen. Karl stürzte lautlos zusammen. In diesem Augenblick erschien der Gouverneur mit der Gesellschaft, die bestürzt und athemlos der Szene zuschaute. „Also doch zu spät!" sprach der Gouverneur, Sir John Hindmarsh, mit einem Anflug von Bedauern. „Sie haben so eben diesen Herrn erschaffen, Sir?" wandte er sich an den Grafen. „Im regelrechten Duell, Sir!" versetzte dieser trotzig. „Gleichviel, ich muß Sie ersuchen mir zu folgen!" Der Graf verbeugte sich und schritt mit stolz erhobenem Haupte an der Seite des Gouverneurs zurück, als sei er der Freund oder Gebieter desselben, während der Hauptmann und der Engländer Sir Henderson, von einigen anderen Herren unterstützt, sich anschickten, den Verwundeten oder Todten in sein Hotel zu tragen. Der Bankier Gebhard war außer sich, als er die traurige Cavalcade erblickte, während seine Gemahlin in Ohnmacht fiel. Am gefaßtesten zeigte sich Clementine bei dem furchtbaren Anblick. „Sorgen Sie für Frau Gebhard, Mamsell Günther!" sprach sie zu ihrer Gesellschafterin, welche die größte Lust be zeugte, ebenfalls als Ohnmächtige zu fungiren, um mindestens für sehr gefühlvoll zu gelten. Sie selber aber entwickelte jetzt im Verein mit dem Haupt mann und mit Mr. Henderson, der seinen Haß gegen Karl und seine Misantropie gänzlich vergessen zu haben schien, eine bewunderungswürdige Energie, um die überflüssige Theilnabme und Neugierde der Badegäste abzuwehren und dem Arzte freien Spielraum zur Untersuchung der Wunde zu verschaffen. Die Kugel war mitten in die Brust gedrungen und eS währte recht lange, bevor der Arzt dieselbe zu finden und auch glücklich herauszuziehen vermochte; sie hatte zwar nicht absolut tödtlich getroffen, doch schien wenig Hoffnung vorhanden zu sein, den Unglücklichen zu retten, obwohl der Arzt ihn nicht auf gab, sondern bei sorgsamster Pflege eine Wiederherstellung für möglich hielt. So war urplötzlich aus heiterem Himmel ein jäher Blitz strahl auf das Felsen-Eiland herabgefahren, der momentane Trauer und Bestürzung angerichtet, aber auch hinreichenden Stoff zur Unterhaltung der Gesellschaft geliefert hatte. Die eigentliche Ursache dieses Duells zwischen Karl Gebhard und dem Grafen Rheins erfuhr nur Clementine Erdmann, welche ein besonderes Interesse daran haben mußte. Ihre Bestürzung darüber war nun keine geringe, zumal Karl, wie der Hauptmann ebenfalls ihr mitgetheilt, ihr Ver bündeter gewesen war, und sie ließ es sich um keinen Preis nebmen, diese« zweite Opfer jener verhängnißvollen Aehnlichkcit, dessen Räthsel in Betreff de« Grafen Rheina noch durchaus nicht gelöst worden war, selber zu verpflegen, während Witzleben ihr geloben mußte, Alles oufzubieten und die gegenwärtige Lage der Dinge zu benutzen, um das Geheimniß zu erforschen und die Identität dieses Giafen festzustellen, ein Versprechen, dessen Er füllung ihm ebenso sehr eine Ehrensache erschien, als dieselbe mit seinem eigenen Herzen überstimmte. 11. Kapitel. Die Flucht. Am Abend dieses verhängnißvollen TageS fand trotz des Mißtons, den die Duellgeschichle 'n der Gesellschaft hervorge- bracht, dem Programm zu Folge die Grottenbeleuchtung statt, bei welcher kein Badegast zu fehlen pflegte, da man sich in der That kein effektvolleres Schauspiel denken kann. Das Wetter war prachtvoll, still und hehr zog der Mond seine ewige Bahn am klaren Himmelsdom durch Myriaden funkelnder Welten und spiegelte sich in der leise rauschenden Fluth, über deren blitzende Wellen die Fahrzeuge rasch und geräuschlos dahinglitten. Da prasselten plötzlich rothe Flammen, welche magisch die dunklen Grotten erleuchteten und einen wunderbaren Contrast zu dem bleichem Mondlicht bildeten. Musik und Gesang erklangen zauberhaft in di: wunderbare Nacht hinaus und lustig zischten von allen Seiten die Raketen hinauf in den reinen Aether. Ueberall Lust und Freude um dieses märchenhafte Eiland, um die einsamen Klippen der träumenden See. Am Strande ging still und in sich gekehrt ein Mann, sein Blick schweifte über die See, dorthin nach jener Gegend, wo das schwedische Schiff auf den Wellen sich schaukelte. Er gedachte des Menschen, der im Hause des Gouverneurs Zimmer arrest hatte, sowie seines heutigen Opfers und schließlich weilten seine Gedanken bei dem schönen Fischermädchen. Plötzlich schreckte er empor, eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Ah, Sic sind's Sir Henderson, wie haben Sie mich erschreckt!" „Ich hab' Sie gesucht cvcry where, Sir!" sprach der Eng länder. „Kommen Sie, der Graf wird fortgehen!" „Graf Rheina?" rief Cäsar Witzleben überrascht. „Un- möglie^! Er hat dem Gouverneur sein Ehrenwort gegeben nicht ,J am telling no fibs," versetzte der Engländer unge duldig. „Es ist so, die Königin travel mit, quickly, Sir!" „Anna Weiß begleitet ihn? Ich kann's nicht glauben!" „Sic macht ihn frei, as sure, as I live, — makc haste, Sir, i hab Alles gehört!" Der Hauptmann ergriff jetzt in furchtbarer Aufregung des Engländers Arm und zog ihn mit sich fort. „Erzählen Sie Alles!" preßte er hervor. „Nix erzählen, Sir — away!" Sie schritten schweigend weiter. Aus der Ferne tönte die Musik herüber, sie zog wie ein schneidender Mißklaog durch deS Hauptmanns erregte Seele. Rasch fliegen sie die Treppe hin»