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107 und brachte in reißender Schnelligkeit eine Unzahl von Alaftcrscheiten, Holzstämmen, Balken, Pfäh len und Bretern daher. Seltener ward aber das Eis. Auf einer Scholle nicht fern vom Ufer saß ein Haase, zusammengekrochen und halberstarrt vor Frost und Angst, mit ganz durchnäßtem Pelze, die Augen nach dem Ufer gerichtet. Ein Mann am Ufer, welcher mit einem Haken Holz auffischte, versuchte ihn heraufzuziehen; getroffen, bewegte sich das arme Thier ein wenig, schwamm aber gleich nachher glücklich auf seinem gefährlichen Fahrzeuge durch die Elbbrücke. Eine versiegelte Kiste, eine halbe Bettstelle, ein Scheunenthor, ein Lusthaus und viele ähnliche Gegenstände waren die sichern Zeugen, daß die Wassersnoth oberhalb Meißen sich sehr gesteigert habe und schon standen die Vorstädte sämmtlich unter Waffer und auf dem sogenannten Jahrmärkte oder der Leipziger Straße fand eine Communication nur mittels Kähnen, auf der Elbgaffe aber auf Böcken statt. In ängstlichen Besorgnissen verstrich die Nacht vom 30. bis 31. März. Volle Z Ellen war der Strom gestiegen und mochte am Elbmesser auf 10j stehen. Genau ließ es sich nicht bestimmen, da von der 10 an die hohem Zahlen des Elbmesscrs schon früher abgcfallen waren. Von allen Seiten drang jetzt die Fluth in die innere Stadt ein und bedeckte die meisten Straßen; einzelne kleine Häu ser der Vorstädte standen bis ans Dach unter Wasser, fast in allen waren die Unterstuben er füllt, in vielen nur die Böden frei. In der nied rigsten Gasse, der Fuhrmannsgasse, waren schon sämmtliche Häuser bis auf zwei geräumt und Kähne unaufhörlich beschäftigt, die Flüchtigen auf's Trockene zu bringen und die in den Oberstuben Zurückgebliebenen mitLcbensbcdürfnissen zu versorgen Mit Wagen konnte man weder nach der Dresdener, noch nach der Leipziger Straße hinaus und die nach der Eisenbahn gehenden Wagen erwarteten ihre Ladung auf dem rechten Elbufer bei dem Gasthofe zu den drei Rosen, denn in Manneshöhe stand das Wasser auf der Elbgaffe und dem Jahrmärkte. Der-häufig herabströmendc Regen und die am Abende durch die Post von Dresden cingetroffenc Nachricht, daß noch eine Elle Wasser zu erwarten sei, gaben keiner Hoffnung des Besserwerdens Raum, und unter angstvollen Sorgen verstrich die Nacht vom 30. bis 31. März. (Die Fortsetzung folgt.) Offenes Bittschreiben an den Stadt- ratb zu Tharand. Wir haben schon vor Jahresfrist, und zwar, wie wir uns bewußt sind, mit aller Bescheidenheit, den Stadtrath zu Tharand um Besserung des We ges in Ober-Tharand von dem Reichclschen bis zu dem Egerschen Hauegrundstücke hin schriftlich gebeten. Allein eS ist unsre Bitte so ziemlich un- berücksichtiget und die untere Strecke dieses Weges ganz in ihrem morastähnlichen Zustand geblieben. Wir wissen bestimmt, daß unser damäliges Gesuch dem Collegium des Stadtrath es gar nicht vorgetragen worden ist — ein Verfahren, das uns als genügender Grund er scheint, nunmehr den Weg der Ocffentlichkeit zu betreten. Wir haben wahrbcnommen, daß an andern Orten in Tharand für die Wege wohl etwas ge- than wird, daß namentlich die Strecke, die der obcnbezeichneten gegenüber liegt, fast alljährlich sich einer Reparatur zu erfreuen hat, — und daß nur gerade die schlechteste Stelle, deren Besserung wir beantragten, unberücksichtigct gelassen wird. Nun sind zwar bereits seit einem halben Jahre hierher Steine angefahren worden, allein einmal verbessern diese Steinhaufen nicht nur nicht den Weg, da sie zum großen Theil ungeschlagen und zur Seite liegen, sondern sie verschlechtern ihn noch sogar insofern, als sie dem Wasser, daS sich namentlich jetzt auf dem Wege sammelt, den Abfluß zur Bach versperren. Dazu kommt noch, daß entlang der Grund stücke des Tischlermeister Moldenhauer und des Schneidermeister Weiß die Fußsteige durch Pri- vatveranstaltungen erhöhet worden sind, so daß der Fahrweg, aus beiden Seiten gleichsam von Dämmen eingeschlossen, wahrhaft versumpfen muß. Aber auf jene erhöhetcn Fußsteige an sich sind nicht, wie es scheinen könnte, Verbesserungen, son dern das Gegentheil, denn theils bestehen sie aus groben ungeschlagenen Steinen, die den Fußgän ger ebcr abschrecken, als einladen, theils sind sie so schmal und abschüssig (namentlich dem Molden- hauerschen Grundstücke entlang), daß dieser Fuß steig, wie ich, der mitunterzeichnete Du. Plitt, ausdrücklich hervorhebe, in der Dunkelheit und namentlich bei Glätte, geradezu lebensgefährlich werden kann, so daß eine Aendcrung dieser stelle, die sich ebenfalls schon über ein Jahr in diesem Zu stande befindet, auch aus medicinalpolizcilichen Grün den unbedingt nothwendig erscheint. Wir vermögen zwar nicht die Gründe einzu sehen, welche den Stadtrath bei diesem Verfahren leiten — aber so viel wissen wir, daß cs einer gerechten, umsichtigen Verwaltung nimmermehr entspricht, diesen ziemlich frequenten Commum'ca- tionsweg nach Grumbach und Wilsdruf, ausdrück lichen Bitten ohngcachtet, in so verwahrlostem Zu stande zu lassen, und andre nicht gerade mehr be fahrene Stellen fast alljährlich zu bessern. Da das Recht auf unsrer Seite steht, so brau chen wir nicht zu verschweigen, daß wir an der Sache ein nahes Interesse haben, da unsre Ge schäfte uns täglich mehr als einmal, zu Wagen und zu Fuße, über die berüchtigte Stelle führen. Wir sind uns bewußt, niemals mit Beschwer den vorschnell bei der Hand zu sein, wir kennen 14*