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ferner die Schwierigkeiten der Verwaltung in klei nen Städten, aber leidet das Ganze durch die unverzeihliche Vernachlässigung auch der nöthigsten Wegebesscrungen, und verharrt man in dieser Un terlassungssünde mit unerschütterlicher Conscquenz, so können wir am Ende, und wenn auch dieses offene Gesuch Berücksichtigung nicht finden sollte, nicht umhin, weitere Mittel zu ergreifen, und die Hülfe höherer Behörden anzurufen, um zur Er füllung unsrer gerechten und gewiß nicht über spannten Wünsche zu gelangen. Wir richten daher noch einmal an den Stadt- rath zu Tharaud die ergebene Bitte, „den obenbezeichneten Wegetract baldgefälligst „und jeden Falls noch im'laufenden Frühjahre „in bessern Stand setzen, von jetzt an aber „schon die angefahrcnen Steine endlich schlagen „und die vor der Hand nöthigen Abzugsgräben „machen zu lassen," und unterzeichnen uns mit Achtung und Erge benheit Adv. Bormann. Secretair Fritzsche. Du. Plitt. Tharand, den 29. März 1845. Das Osterfest, gefeiert von der deutschlkatholischcn Gemeinde in Leipzig. Wir entnehmen der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 27. März im Auszug die nachstehende Schilderung der Osterfestseier der Leipziger Deutsch- Katholiken in der Hoffnung, vielen Lesern d. Bl. damit einen Dienst zu leisten. Der betreffende Artikel der D. A. Zeit, wird nur wenigen Abon nenten d. Bl. zu Gesicht gekommen sein, und un sere Leipziger Zeitung, die den Beruf hat, unsere vaterländischen Interessen zu vertreten oder doch wenigstens zu besprechen, bleibt stumm wie das Grab, wenn cs sich darum handelt, ihre Abon nenten von,, den wcltschwcren Ereignissen der Ge genwart, namentlich in Bezug auf religiöse Ange legenheiten, in Kenntniß zu setzen. Es ist trau rig, aber nichts desto weniger wahr, daß die Leser der Leipziger Zeitung, welche oft blos auf die Lectürc derselben beschränkt sind, eine genauere Kenntniß von den Zuständen und inncrn Einrich tungen der Freundschaftsinseln, als von denen des eignen Vaterlandes erhalten. Die Reden der englischen Minister im Unterhause und die Ver handlungen der französischen Deputirtenkammern in Paris werden in ihrer ganzen Länge und Breite von der „Frau Base" wiedergegeben, wenn aber in unserm Vatcrlande ein freisinniger Mann den Mund aufthut und gewichtige Worte spricht, hat sie nicht den kleinsten Raum sür dieselben in ihren Spalten. Halt aber Einer in irgend einem fer nen Winkel der Erde, w^ möglich außerhalb Eu ropa, einen Vortrag über Zuckerzölle oder Han delsverträge, so muß die schifffahrttrcibende sächsi sche Nation sofort von diesem für sie so überaus wichtigen Ereignisse durch die L. Z. benachrichtigt werden. Findet man ja einmal die Rubrik: „In land" in dem gedachten Blatte angeführt, so be findet sie sich gewiß im äußersten Winkel, wohin andere Zeitschriften ihre Lückenbüßer verweisen. Und was für „inländische" Neuigkeiten werden da auf- getischt? Betrachtungen über das Wetter, Thea terkritiken und, wenn es hoch kommt, Mittheilun- gen von Unglücksfällen im lieben Vatcrlande. Uc- ber die Bewegungen aber im Reiche der Geister, den Pulsschlag der Zeit — doch wir wollten ja nicht gegen die Redaction der Leipziger Zeitung schreiben. Drum zur Sache! Leider mußte das Osterfest von der deutsch-ka tholischen Gemeinde durch einen Privatgottesdienst in der Stille gefeiert werden, und nur die Mit glieder derselben und einige ihrer nächsten Ange hörigen hatten Zutritt. Zu einer öffentlichen Feier hatte die obrigkeitliche Genehmigung noch nicht erlangt werden können, was um so mehr zu be klagen ist, „als die öffentliche Feier eine siegende Rechtfertigung der Gemeinde gegenüber den Be denken und Zweifeln gewesen sein würde, welche die Gegner zu erheben suchen." Nichtsdestoweniger wurde der Gottesdienst auf die würdigste Weise begangen. Kaplan Kcrbler von der deutsch-katholischen Gemeinde zu Breslau sungirte als Geistlicher. Er war mit einem ein fachen schwarzem Talar bekleidet, und hielt, stehend vor dem einfach, aber würdig geschmückten Altar, den Gottesdienst ab. Auf dem Altar befanden sich vor dem Bilde des Erlösers Bibel, Kelch und Evangelienbuch. Nachdem mehre Lieder ab gesungen worden waren, folgte die Predigt, den „in uns" auftrstandenen'Ehristus feiernd, „eine Predigt, deren ergreifende, tiefrcligiöse Wahrheit vom -Herzen zum Herzen drang." Hierauf wur den wieder einige Lieder gesungen, dann Vorlesung eines Stücks aus der Passion mit den Einsetzungs worten des Abendmahls und einer alle Herzen bewegenden Anrede des Priesters an die Gemeinde, dann empfingen die Mitglieder derselben das hei lige Nachtmahl unter beiderlei Gestalt, je vier zugleich vor den Altar tretend. „Unvergeßlich wird Allen, welche Zeugen waren, der Augenblick bleiben, in welchem die ersten Glieder der Gemeinde zum Altar traten; es waren vier Frauen, Thrä- ncn der Freude und Rührung in den Augen. Ih nen folgten sämmtlichc Glieder der Gemeinde. Diese schöne Stunde gab Gatten den Gatten wie der, zwischen die sich früher eine fremde Macht gedrängt hatte. Der wiedergcwvnnene Kelch goß Balsam auf manche Wunde, die den zartesten Saiten des Herzens geschlagen worden. Indem ihn die Lippen berührten, verschwand die düstere Erinnerung daran, daß das Wort eines Priesters der Liebe das Herantrelcn an den Altar des Herrn