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Folge schlechter, unrichtiger Beleuchtung und Wirft auf ein empfindsames Auge unangenehm und unnatürlich. Wir werben einen solchen Schatten niemals in Statur als eine fo harte Linie auftreten sehen; es ist dies eben ein Fehler, ber sowohl in ber Beleuchtung als in dem photographischen Proceß überhaupt zu suchen ift, indem Schatten, Flecke u. f. w. auf ber mehr ober weniger harten Platte int Berhältniß ju den Lichtpartien immer viel stärker, intensiver ausfallen als fie sic dem Singe des Beschauers in Statur präsentiren. Es muß hier also möglichste Weichheit angestrebt werben, um ber Statur nahe zu kommen. Ic habe einmal in Bezug auf diesen unnatürlich tiefen und abgegrenzten Schattenrand einen Fachman mit ber größten Heftigkeit gegen ein Milderungsverfahren dieseg Schattens eifern hören, indem derselbe sic darauf stützte, daß eine gewisse Richtung ber alten italienischen Meister diesen Schatten in feiner unschönen Wirfung zur Schau trüge, und zwar besonders stark ausgeprägt. Abgesehen davon, daß dies eine ganz persönliche Auffassung jener Meister und ihrer Gemälde ift, bezweifle ich an und für fiel), ob dieselben in ber That diesen rein photographischen llebelstand zu einer geschmackvolleren, plastischeren Wirkung ihrer Gemälde benütt haben. Solch’ ein vorgeschobener Grund wie biefer mit den italienischen Meistern, darf den einsichtsvollen Photographen nicht beirren, derartige rein mechanisc auftretende llnschön- beiten zu cultiviren. Wir sollen Aehnlichkeit anstreben, aber Aehnlichkeit War noc niemals identisc mit llnnatürlichkeit. Das (Streben, diesen Schatten zu mildern, wirb aber — und bieS ift es, was ic besonders betonen will — bei manchem Retoucheur jur Manie, indem derselbe fo weit geht, das er nicht allein bie unangenehme Abgegrenztheit desselben, sondern and) den ganzen Schatten aufbebt, ihn in ber Dichtig- feit ber übrigen Backenpartie bis zum Staube hin egalisirt. Diese Art und Weise ift mindestens ebenso tadelnsierth und unrichtig wie jene; denn was bei ber ersteren auf Kosten ber lnschönheit, baS gebt hier mehr auf bie ber lnnatürlichkeit, sofern bie Backe, nach ber zweiten Methode bearbeitet, voll- ständig ihrer Rundung verlustig gebt und dadurc ein un-