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124 Angewvandte Minit und Physiognomit auf die Retouche. Fahren wir nun in der Betrachtung dieser Ausdrucks- gruppe fort, indem wir uns wenden zu Frage 3: Welches ift. die physiognomische Bedeutung des lebhasten Blickes? Antwort: Auch die physiognomische Bedenttung dieser Blickart ift die beut müden Blick entgegengesetzte. Demgemäs Werben wir den lebhasten Blic physiognomisc ausgeprägt sinden bei Leuten, welche im Besit höherer geistiger Fähig- feiten sind, bei Denkern, beobachtenden Vaturforschern u. f. w. Da nun, wie wir bereits aus dem Vorhergehenden (ernten, das Functioniren ber höheren Denkkräfte die Bil- bung senkrechter Stirnfalten im Gefolge hat, so finden wir naturgemäß in diesen eine Begleiterscheinung des lebhaften Blickes, b. h. je höheren physiognomischen Werth ber lebhafte Blic haben wirb, um so mehr, respective um fo stärker werben wir in feiner Begleitung senkrechte Stirnfalten aus- geprägt finden. Diese fönnen jedoch, wie wir wissen, auc andere Ent- stehungsursache haben, sie fönnen 3. B. bie Folge fein des Ankämpfens gegen Schmerzen und beständige Srankheit, also aus Leidensursachen, sowie auf Grund gewisser Lebens- umstände entstehen. In solchem Falle könnten bie senkrechten Stirnfalten nicht als Begleiterscheinung des lebhaften Blickes betrachtet werben. Es kommt jedoch gar nicht darauf an, in welcher Weise bie physiognomische Bedeutung ber senkrechten Stirnfalten Einfluß auf ihren Werth als Begleiterscheinung ober selbstständige Ausdrucksgruppe ausübt. Denn stets, wenn senkrechte Stirnfalten neben dem lebhaften Blick vor- handen sind, gehören diese beiden Erscheinungen unabänderlic) zusammen und verförpern einen höheren als mimischen, momentanen Werth des lebhaften Blickes. Denn ber Fall ber Bildung aus „Leidensursachen" fann in ber Verbindung mit dem lebhaften Blick für bie senkrechten Stirnfalten niemals in Geltung gebracht werben, aus dem einfachen Grunde, weil, wenn dem betreffenden Menschen ein franker Sörper eigen und bie Srankheit desselben fo groß wäre, baß sie senkrechte Stirnfalten in ihr Gefolge zu ziehen vermöchte, unbedingt mit ber Entstehung dieser Falten bie des müden