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Deutsche» Reich. ket»»»D. S. August. * Paasche über »ie ialeraalionale Lttaatteu. Der Berliner Kor respouoent des Pariser „Malin" batte mit dem Vizepräsidenten des Deutschen Reichstage-, Professor P a a sch e, eine Unterredung. Dieser erklärte, er seh« keinerlei ernsten Grund für einen Konflikt auf irgend einem Punkte der Erde und keinen Grund zur Beunruhigung über die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland. Die Begegnung in Reval delrachte er al« einen Höflichkeitsakt seitens Frankreichs. Der Zweibund wie auch der Dreibund verfolgen als Hauptzwecke die Er- Haltung des Friedens. Die antideutsche Agitation Englands sei nur auf die Preßmache zuriickzuführen, und die jüngste Rede Sir Edward Greys beweise, daß die leitenden Stellen in England die richtige Be urteilung der Dinge nicht verloren haben. Die Herstellung der Ordnung in Marokko sei für Deutschland ebenso nützlich als für die Interessen der übrigen Länder. * Ueber de» Besuch voei Fortbildungsschule» durch Lehrlinge hat der preußische Handelsmiinifter folgenden Erlaß an die Regie rungspräsidenten gerichtet: Neuerdings sind Fälle zu meiner Kenntnis gelangt, in denen Gewerbetreibende gerichtlich bestraft worden sind, weil sie einen Lehrling vom Besuche der Fortbildungsschule zurückgehalten batten, obwohl sestjzestellt war, daß die durch dringende Umstände (zum Beispiel Erkrankung des gesamten übrigen Personals) dazu veranlaß! waren. Wenngleich ich nicht verkennt, daß eine nachsichtige Beurteilung von Befreiungsgesuchen die Durchführung der FortbilvmugSschulpflicht und damit den Erfolg d«S Unterrichts in Frage stellen kann und deshalb den Schulleitern und -Bolständen eine sorgsame Prüfung der BefreiungSgesuche nach wie vor zur Pflicht mache, so lege ick doch Wert darauf, daß dabei auch die berechtigten wirtschaftlichen Interessen der Gewerbetreibenden billige Rücksicht erfahren. Insonderheit wird in Fällen, wo trotz Ablehnung eines BefreiungSqesuchs die Schule versäumt worden ist, vor Erstattung einer Strafanzeige festzustellen sein, ob nicht besondere Umstände eine mildere Beurteilung rechtfertigen. Ich ersuche Sie, von diesem Erlasse den Schulvorständen Kenntnis zu geben. * viuc für uumche Leute wohl entsetzliche Nachricht, so lesen wir im „Berl. Tagebl.", kommt aus Baden. Born 1. August ab sind auf allen badischenBahnhöfendiesozialdemokratischenZeituugen zum Berkaus auSgelegt. Dieses an sich so harmlose Ereignis hat eine interessante Vorgeschichte. Wie der Karlsruher „VolkSsreund" mitteilt, hatte sich der sozialdemokratische Abgeordnete Dr. Frank entschlossen, der Frage auf den Grund zu gehen, weshalb bei den Bahnhofs buchhändlern leine Blätter seiner Partei zu haben seien. Bei der letzten Beratung des EisenbahubudgetS in der Zweiten badischen Kammer erklärte der Verkehrsminister v. Marschall auf eine Anfrage, daß ein B-erbot sozialdemokratischer Zeitungen nicht ergangen sei. Darauf verlangte Dr. Frank wiederholt auf dem Mannheimer Bahnhöfe die ^Volksstimme". Wegen des Vorhalts des Bahllhofsbuchhändlers, er dürfte sie nicht führen, begab sich Dr. Frank zum Generaldirektor Roth, der ihm eröffnete, daß kein Grund vor liege, die Auslegung sozialdemokratischer Zeitungen zu verbieten. Dem Generalpächter der badischen Bahohofsbuchhandlungen hat der genannte Abgeordnete diesen Entscheid nunmehr mitgeteilt, und so ist die sozial demokratische Presse vom Iudex der badischen Bahnhofsbuchhandlungen verschwunden. * Tie beleidigten Examruatoren. Aus Straßburg meldet ein Telegramm: Professor v. Tubr, Dekan der Rechts- und StaatS- wissenschaft an der hiesige» Universität, stellte laut Brief au die „Straßb. Post" im Name» der Examinatoren des Prinzen August Wilhelm Strafanzeige gegen die demokratische „Straßburger Bürger^ertung" wegen einer Kritik der Promotion. Ferner ersuchte die Fakultät den Kurator der Universität v. Köller, Strafanzeige wegen Becnntenbeleidigung zu stellen. * Tie Ultramontanen und das — Bismarckdenkmal. Die ultra montane Partei Bayerns hat, wie uns ein Privattelegramm unseres '^-Korrespondenten aus München meldet, beschlossen, unter Aufgabe ibreö bisherigen Stanvpuukte sich an der Enthüllung des Bismarckdenkmals in der Walhalla bei Regensburg offiziell zu beteiligen. * Grotzfeuer in »er deutschen Gesandtschaft zu Peking. In der Schutzwache der deutschen Gesandtschaft in Peking zerstörte vorgestern ein Großfeuer den MannschastSspeisesaal, die Kantine, den Stall und den Geschütz- und Materialschuppen. Dabei explodierte die Geschützmunition, wodurch zwei Deutsche getötet und sieben schwer verletzt wurden; desgleichen erlitten fünf Fran- rosen lebensgefährliche Verletzungen. Der Schaden ist groß, so viel bisher festgestellt wurde, ist das Feuer in der Nähe des Mate- rialschuppenS ausgekommen. Zurzeit ist der Brand lokalisiert. Ausland. * Deutschfeindliche Kuudgrbuugen in Nom sollt« man für kaum mög. lich halten, denn die Italiener müßten doch lange ringefehen haben, daß Deutsch- land ihnen weit mehr wirtschaftliche Zugeständnisse macht als Italien im Drei- bund militärisch« Verpflichtungen auferlegt sind. Wenn trotzdem antideutsche Demonstrationen vorkame», wird man sie nur auf fremde Hetze und politische Unreife zurücksühreo müssen. Rom, S. August. (Telegramm.) Bei dem Abendkonzert auf der Piazza Eolona kam es zu einem lärmenden Zwilckensall. Wie üblich ließ der städtische Musikdirektor auch ein deutsches Musikstück spielen, welches von einem Teil der Bevölkerung mit Pfeifen ausgenommen wurde, andere schrien: „Fort mit der deutschen Musik", wogegen das andere Publikum heftig protestierte. Schließlich brachte die Polizei die deutschseindlicheu Schreier zur Ruhe. * Parts vor den« ttzeueralau-ftand. Die Borbereitungen für nud gegen den Generalausstand in Paris werden von beiden Seilen eifrig betrieben: von der Consödöratiou de Travail uud anderen radikalen Arbeitergruppen auf der einen, von der Regierung und Uaternehmervereiaigungen auf der anderen Seite. Paris, 3. August. <T«l.) Infolge der großen Propaganda seitens deS Allgemeinen ArbeiterverbandeS ist der Aufruf zugunsten des General streiks von zahlreichen Arbeitern befolgt worden. Die Regierung hat die umfassendsten Maßregeln getroffen. Die gesamte Garnison wird in Be- reitschaft gehalten. Die republikanische Garde und die Polizei haben mobil aemacht. Die Arbeitsbörse, au- deren BureauS die Syndikat-Vorsteher alle Papiere entfernt haben, ist polizeilich umstellt worden. Auch sind weitere sechs Mitglieder des Allgemeinen ArbeiterverbandeS verhaftet worden. Die Behörde setzte bei den Angehörigen der Gefallenen von Billeneuve durch, daß morgen kein Begräbnis stattsiude. Die vorgestern verhasteten sieben Mitglieder der Eoufödöration harren im Gefängnis von Corbeil ihrer Uebersührung nach Versailles, wo sie wegen Aufreizung zu Gewaltakten sich zu verantworten haben werden. * Die Neubildung des türkischen Ministeriums wird nun bekannt gegeben: Konstantinopel, 3. August. (Tel.) Extrablätter geben folgende Neu bildung des Ministeriums bekannt: Der Scheich ül J-lam Mebmed Dschemal eddin-Effendi bleibt auf seinem Posten; der einstige Groß wesir und bisherige Justizminister Abdurrahman-Pascha wird Minister präsident; der Präsident des StaatSrats Hassan Feh my-Pascha übernimmt das Eokaf-Portefeuille an Stelle Turchan-Paschas, der zum Präsidenten de- StaatSrats ernannt wird. Kiamil- Pascha bleibt Minister ohne Portefeuille, ebenso bleiben auf ihren Posten Tewfik-Pascha (AeußerrS), Omer Rüschdi-Pascha (Krieg), Rami-Pascha (Marine'. Haschim-Pascha (Unterricht). Ernannt werden Hassan Akif zum Minister des Innern; Tewfik, Departementschef bei der Pforte, zum Ackerbau- und Bergbauminister; der frühere Botschafter in Wien und Vorstand des Katasteramts Zia-Pascha zum Handelsminister; der frühere Gouverneur vom Libanon und jetzige Staatssekretär im Mini sterium des Auswärtigen Na um-Pascha (Katholik- zum Bautenminister; der UnterstaatSsekretär im Finanzministerium Ragib-Bei zum Finanz- Minister. Der letzte Wall von Saloniki Rouf-Pascha ist zum Stadtpräfekten von Konstantinopel ernannt worden. * Der Gegensatz zwischen Anhängern Mnley HafitzS und Abdul Aziz' hat bereits zu Unruhen geführt, die jedoch mit der Beseitigung des aziztschen Beamten beendet waren. Tanger, 3. August. (Tel ). In Abda ausgebrochene Unruhen konnten durch Entfernung des kürzlich vou Abdul Aziz dorthin entsandten Kaids beseitigt werden. Die vor einiger Zeit »ach Tanger entsandten, inzwischen nach Larrasch abgehobenen 60 Reiter Abdul Aziz' wurden bei einem Versuch, eine Farm in der Umgegend von Larrasch auszuplündern, von An hängern Muley Hafids angegriffen, umzingelt und bis aus 30 getötet oder gefangen genommen. * Der Panamakanal ist für die Bereinigten Staaten von derselben Be- deutuna wie der Suezkanal für Eagland. Kein Wunder, daß Laber die Union ein eminentes Interesse an der baldigen Fertigstellung dieses LerkehrSweges hat. New Dork, 2. August. (Tel.) Die marinefeindliche Presse beutet die Nachricht, daß Brasilien seine neuen Schlachtschiffe an Japan verkaufe, weidlich aus. Dagegen erklären Tast und Roosevelt nun, daß angesichts dieses Anwachens der japanischen Seestreilmacht mit möglichster Eile au der Voll endung des PauamakanalS gearbeitet werden müsse, denn dies sei der beste Schachzug gegen Japans Bemühungen um die Vorherrschaft im Stillen Ozean. Von anderer Seite wird aus Grund von Berichten aus Panama gemeldet: Ministerpräsident Amavor von Panama und dessen Kabinett sind der Ansicht, taß die Vereinigten Staaten über kurz oder laug Panama an sich reißen werden. Tenor AriaS, der infolge des von den Bereinigten Staaten au-geübten Zwanges von der Kandidatur zum Präsidenten der Republik Panama zurückgetreten ist, erklärte in seiner Eigenschaft als Minister des Aeußeren, daß ein offener Bruch zwischen den Regierungen von Panama und Len Bereinigten Staaten unmittelbar brvorsteh«. * Die Holländer in Curacao haben durch die Handelskammer und zwei andere Vereinigungen von Cura<-ao an die Königin Wilhelmine eine Eingabe gerichtet, aus der hervorgehl, daß die herausfordernden Handlungen Castros ärger waren, als bis jetzt aus den amtlichen Mitteilungen bekannt war. So Hal Anfang März die venezolanische Küstemvachc ein holländisches Schiff angehaltcn, ans dem ein hollän- bischer Beamter mit Negierungsaktcn sich befand. Die fünf Holländer des Schiffes .urdcn während drei Wochen in San Antonio gefangen gehalten. Die amtlichen Schriftstücke wurden erbrochen. Die Bemannung eines ebenfalls durch die Venezolaner angehaltenen holländischen Schiffes, das dem Besitzer nicht zurückgcgevcn wurde, sitzt heute noch im Gefängnis. Die Eingabe berührt dann die bekannte Angelegenheit der am 12- Juni durch die Venezolaner angehaltenen beiden Schisse. ES wird der vom holländischen Minister des Aeußeren mit Genugtuung angeführte Umstand erwähnt, daß die Postsäcke beider angehaltenen Schiffe unverletzt geblieben seien, eS wird aber festgestellt, daß die diesbezügliche Erklärung dem Kapitän unter Gcsänanis- androhung abgezwungen worden ist. Die außerordentlichen Maßnahmen Castros gegen den niederländischen Handel kommen, so sagt die Ein- aabe, einem Boykott von Curayao gleich. Die Eingabe bittet die Königin, wie der „Frkf. Ztg." gemeldet wird, energisch darauf zu dringen, daß das Verhältnis zwischen Curayao und Venezuela geregelt werde, damit ein ähnlicher Zustand sich in Zukunft nicht mehr ereigne und die niederländische Flagge besser geachtet werde. Die Eingabe ist vom 3. Juli datiert, also drei Wochen, bevor Castro den niederländischen Ministerpräsidenten aus Venezuela auswicS. Leipziger und sächsisch« Angelegenheit«», rvetterberlcht -er Ttönlgl. Söehs. Lander-Wetterwart« zu Vrerde«. Voraussage für »en 4. August 1VV8. Westwind, heiter, wärmer, meist trocken. * Am Mendebrunueu wird jetzt mit den Vorarbeiten zur Renovierung der Wasseranlagen und der Bassins begonnen. Wie bereits früher ausführlich berichtet, wird der Brunnen auch mit einer elektrischen Pumpaulage auSgrstattet werden. Seit heute morgen ist man mit der Umplankung dr- Brunnens be- schäftigt. * Metsterjuhiläum. Herr Bezirksschornsteinfegermeister August Scharen- berg, BranLvorwerksiraße 36, feierte am 29. Juli d. I. sein 25jäbriges Meisterjubiläum, das im Pfauensaale des Zoologischen Garten- festlich begangen wurde. Bon feiten der Schornsteinfegerinnung wurde ihm ein prachtvolles Ehrenviplom überreicht. Die Kollegen hatten dem allseitig beliebten Jubilar außer zahlreichem Blumenschmuck ein schönes silbernes Service geschenkt. Herr Obermeister Stadtverordneter Simon überbrachte die Glückwünsche der Gewerbe kammer und des Jniiungsausjchuffes. Bemerkenswert ist, daß es dem Jubilar vergönnt war, im Februar d. I. feine silberne Hochzeit, sowie sein 25jähriges Mieterjubiläum zu feiern. * Empfindlicher Verlust. Auf dem Neumarkte verlor ein Markthelfer ein Paket mit 190 -/-l barem Geld und einem Kassenbuch. Da der Verlustträger ersatzpflichtig ist, wird der eventuelle Finder herzlich gebeten, das Geld auf dem Polizeiamte abzugebeu. Auch Personen, die zweckdienliche Angaben über den Verbleib deS Paketes oder den Finder machen können, werden höflich um Angabe ihrer Adresse ersucht. * Großer Einbruch. Unter Anwendung von Nachschlüsseln verschafften sich Spitzbuben während der Abwesenheit der Bewohner Einlaß in eine Wohnung in der Leibnizstraße und stahlen einen Amethystschmnck, bestehend aus Kette und Brosche, einen goldenen Halbmond, mit Diamanten besetzt, rin Onyx medaillon, eine Standuhr von Goldbronze in Form einer Kirche in gotischem Stil und etwa zweihundert alte Münzen. Der Gesamtwert der gestohlenen Sachen beziffert sich auf etwa 2000 * Jubiläum »es Deutschen SellnerveretnS Saxonia. In Dresden begeht Ler Deutsche Kellnerverein „Saxonia" in den Tagen vom 12. bis 14. August die Feier seines 60 jährigen Bestehens. Nach der Festordnung wirv am 12. August großes Konzert, Festaktus, Tafel und Ball stattfinden; am 13. August ist ein Ausflug nach der Sächsischen Schweiz und darauffolgender Ball vorgesehen, während der 14. August der Besichtigung der Stadt und einem Abschiedskränzchen gewidmet ist. * Einbrüche und Diebstähle. Wenn man den Monat August die „Hoch saison" der Einbrecher genannt hat, dürfte man nicht unrecht haben, wie die nachsolgenve Liste der gestern verübten Diebstähle zeigt. Wo jetzt so manche Wohnung infolge Verreisens der Inhaber unüberwacht bleibt, haben die Herren Einbrecher allerdings eine besonders günstige Konjunktur, besonders wenn ihnen durch herabgelaffene Jalousien die Abwesenheit der Bewohner recht deutlich vor Augen geführt wird. — Aus einer Wohnung in der Demmering- straße wurden Lurch Einbruch gestohlen rin hellgrauer karierter Jackettanzug, , ein dunkles gestreiftes Jackett und Hose, eine braunieidene getupfte Weste u. v. a. — In der Aeußeren Haitischen Straße drangen Einbrecher in ein Milch- geschäft und erbrachen verschiedene verschlossene Behältnisse, fanden aber Geld nicht vor. — Gestört wurden Einbrecher, die in ein Geschäflslokal in der Dresdner Straße einzubrechen versuchten, aber unverrichteter Sache abziehen mußten. — Erbrochen wurde eine Trinkhalle an der Reitzenhainer Straße und daraus eine Partie Zigaretten, Zigarren und verschiedene Getränke gestohlen und aus einer Bodenkammer in der Karl-Heine-Straße ein Netsckorb und vier Deckbetten mit roten, 6. U. gezeichneten Inletts im Werte von 120 — Gelegentlich eines vorüber ¬ gehenden Aufenthaltes in einer Wohnung in Ler Alex and erstraß» entwendete eine etwa 28 Jahre alte Unbekannte eine goldene Damen-Remonloir- uhr, im Deckel M. Müller eingraviert. Die Unbekannte war mittelgroß, sctüank, mit blondem Haar und hatte auffallend weiße Zähne, anscheinend falsches Gebiß. — Spitzbuben, die eS auf von Handwerkern abgelegte Kleidungsstücke abgesehen haben, traten auf in der Merseburger und Nürnberger Straße und entwendeten mehrere Taschenuhren, drei Paar Schuhe und ein graubraunes Jackett, in dessen Taschen sich befanden ein Füllfederhalter mit Gold feder. eine Paßlarte und andere Legitimationspapiere, ausgestellt auf den Namen Rank.— Gestohlen wurden aus einer Niederlage am Ranstädter Steinweg 145 icg bunte Hahnenhalsfrdern und 50 lcx Hals- und Kreuzfedern im Ge samtwerte von etwa 700 ^l; aus einem wissenschaftlichen Institut in Ler Liebigstraße 3 Bände Handatlas der menschlichen Anatomie von Spalteholz der Gründe, weshalb ich lebe und trotze, ist der, unvergängliche Stand bilder von den Typen menschlicher Gemütszustände zu errichten, welcher Art sic auch sein mögen, wie gemein sic auch 'ein mögen, einerlei, was ich dafür bekomme. . . ." Tie Erzählung von Louison, dem kleinen Pariser Mädel, ist ent zückend. Wie er sie auf der Straße anspricht, wie sie abends zusammen in ein kleines Hotel gehen, wie sie in ihrem Zimmer miteinander fech- ren und wie er sie übermannt, das ist mit einer graziösen Ucberlegcn- heil geschrieben, die diesem Dichter über all: Tinge gegeben zu icin 'chcinl. Er besingl Sevilla: „Die Stadl liegt am Flußufer mitten unter der allmächtigen Tonne — ein Haufe zuiammengekalkter Zellen, ein knochen- weißer Kuchen von Häusern und Löchern, wie das Skelett eines ge strandeten Fabelichwammes — Sevilla. Wie der Name zwitschert. Sevilla ist berühmt und besungen wie die Liebe, ist von Träumen umsponnen, wie die Stirn eines jungen Weibes von dunklem Haar. Seine Seele ist wie eine Sehnsucht nach zwei unsagbar rätselhaften Äugen im Weilenall." Ich möchte, daß Sic diesen Schriftsteller leien. Es ist möglich, daß er Ihnen nicht das gibt, was er mir gab; daß Sie an ihm andere Tinge, p'ychoiogi'che Feinheiten, entdecken, die mir verborgen bleiben. Was mich reizt, ist diese Mischung, diese Gegensätzlichkeit seines künst- lerischcn Wesens. Er ist ein Maler und ein fragwürdiger Literat. Er ist ein Globetrotter und ein sensibler Dekadent. Ein wilder Abenteurer nut den Nerven eines Neurasthenikers. Einer aus dem Geschlecht der Teutonen, wie er glaubt, robust und von einer brutalen Sinnlichkeit, dabei reizbar und empfindsam, mit der Seele eines Romantikers. Es macht seine Gröhe ans, daß er für diese Gegensätzlichkeit, für die in seiner Natur gegeneinander kämpfenden Gewalten — die Harmonie gefunden Hal —, einen Stil, der all die grotesken Widersprüche seines Innern sichtbar werden läßt und plastisch gestaltet durch eine meister, lich ausgeprägte Form. * Zum Fall Bode. Im neuesten Hefte der im Verlag bei Klink, yardt L- B i e r m a n n in Leipzig erscheinenden „Monatshefte für Kunstwissenschaft" nimmt der Herausgeber dieser ausgezeich neten, wertvoll ausgestatteten Zeitschrift, Dr Georg Biermann, Stei lung zum Fall Bode. Die interenanten Ausführungen seien hier wie folgt wiedcrgegebeu: Leit Wochen vollzieht sich in München ein Schau, spiel unerfreulichster Art, besonders unerfreulich, weil — wie e» scheint — ein Teii der eigentlichen Akteure hinter den Kulissen steht. Indes wird icder Kenner der Münchener Museumsverhaltnissc sehr leicht die Fäden dieses verwickelten Knäuels entwirren und den eigentlichen Brennpunkt der ganzen Frage erkennen können. Denn auch dieser Fall Kat zwei Seiten, die sehr deutlich voneinander geschieden sind: eine allgemein politische, wobei der .'arukularistischc Ehrgeiz — die feierliche Nn- abkängigkcitscrklärung von Berlin obenan steht, und eine lokale — intern niunchncrischc, die den widerwärtigsten Teil des Kampfes zeigt, weil derselbe mit unlauteren Mitteln geführt wird. Was nun die partikula- ristisch-politischc Tendenz anlangt, mit der man in Bayern noch immer so leicht dem Volke und nicht nur diesem imponiert, so hat erfreulicherweise die bayerische Staatsregicrung selbst durch den Mund des Kultusministers einige schärfere Töne der Abwehr gefunden. Dagegen vermißte mancher mit Recht ein Wort des schuldigen Dankes für den so schwer angegriffenen Bode, was vou privater Seite in einem Aufsatz der „M. N. N." nachgcholt wurde, in dein ein privater Kunstfreund sehr eindringlich auf die noto rischen Verdienste Bodes um die bayerischen Ltaatssammlungen hinwcist. Dieser an sich rein sachliche Artikel entfachte nur um so heftiger den Zorn der Gegner, die sich der sozialdemokratischen Hetzpresse als Sprachorgan bedienten. Mit diesem Punkte aber kommen wir auf die lokal-münch. nerische Seite der Angelegenheit zu sprechen. Wie bekannt, bildete die ge meinsame Basis für die parlamentarische Erörterung des „Falles" ein Aufsatz Bolls in den „Süddeutschen Monatsheften" unter dem Titel „Die bayerischen Kunstsammlungen", den sein Verfasser vor den Kammerver- handlungen auf den Sitzen der Abgcordndctcn hat verteilen lassen. Der Zweck des Aussatzes ist leider viel zu durchsichtig. Die Angst vor dein kom. menden Mann, dem zukünftigen Pinakotheks-Direktor, von dem man furch, tet, daß er ein „Mann Bodes" sein werde, hat den Artikel diktiert. Daher der Kampf gegen den Bodcschen „Einfluß" mit dem Hinweis aus den not wendigen Generaldirektor, der natürlich nur der Autor selbst sein kann. Bedauerlich und zugleich widerlich ist das Schauspiel nur deSbalb, weil die Mittel des Kampfes stvomit nicht der Bollsche Artikel gemeint ist), wie ihn die sozialdemokratische Presse aufnahm, verleumderische waren, weil jene dunklen Ehrenmänner, die in München die Bode-Hetze inszeniert haben, hinter den Kulissen stehen und nicht bcrvorzutrcten wage», weil man sich selbst in der bayerischen Kammer nicht gescheut hat, einen der tüchtigsten Beamten der bayerischen Sammlungen in unerhörter Weise zu berdächtigcn, und weil alle Vorwürfe gegen Bode selbst so töricht und lächerlich sind, daß mau allerdings die Verwirrung der Kopte nur beklagen kann. Es ist nun die Frage: wird man in Bayern den Mut finden, un- abhängig von allen partikularistischen Interessen und den persönlichen Am bitionen einzelner, allein nach Maßgabe der Tüchtigkeit und der Be fähigung der Berufenen, den Museen d i e Basis zu schaffen, die eine wirk lich gesunde Entwicklung garantiert, d. h. eine Besetzung der vakanten Direktorenpostcn mit wissenschaftlich und moralisch vertrauenswürdigen, d. h. außerhalb der Cliquen stehenden Persönlichkeiten, die für c'nc Sanie rung der kollegialen Beziehungen der Beamten innerhalb und außerhalb der bayerischen Hauptstadt bürgen. Das ist unsere- Erachtens der Brenn punkt der Frage — und unter diesem Gesichtspunkt wird der „Fall" Bode für alle kunsthistorisch interessierten Kreise, ja für das gebildete Deutsch land, für das der Begriff „München" immer noch mit dem Begriff „Kunst, stadt" gleichbedeutend ist, aktuell. Die Entschließungen der bayerischen StaatSrcgierung werden eminent folgenschwer sein. * GatnSborough-Teukmal. Wie aus London berichtet wird, soll dem berühmten Porträtmaler „GainSborough" in seiner GeburtSstadt Sud- bury in Snsfolk ein Denkmal errichtet werden. Ein Komitee, da- die ersten einleitenden Schritte zu unternehmen hat, ist bereits in der Bildung begriffen. I GainSborougb hat zu Lebzeiten kaum die Ehrungen empfangen, die ihm ge- I bührten. Seinem Zeitgenossen Sir Josuah Reynolds nmrde mit Pracht und I Pomp ein Grab in der St. PanlS-Kirche bereitet, währeud GainSborough auf dem Friedhof von Kew begraben ist und noch kein nationales ErinnerungS- und Ehrungszeichen, wie es die meisten Kunstgesährten in der Westminsier- oder St. Pauls-Kirche erhielten, besitzt. * Pariser Theaterskandal. Aus Paris wird uns unterm 2. August von unjerm s-Korreipondenten geschrieben; Die Familie Falliöres wurde gestern in dem Music-Hall „Ambassadeurs" zur Ursache eines Theaterskandals. Ein geladenes Publikum wohnte der Generalprobe einer neuen Revue von Max Viterbo und JuleS Moy bei. Im zweiten Bild treten der Präsident der Republik, Frau und Fräulein Falliöres nebst dem Bräutigam Jean Lanes auf. wobei die karrikierenden Darsteller dem Staatsoberhaupt eine zwar recht komische, doch auch sehr respektlose Sprache in den Mund legen. Als die Präsidentenfamilie nach dem ersten Couplet einen burlesken Rundtanz aufführte, erhob sich im Zuschauerraum ein fürchlerlickier Lärm. „Vorhang! Schluß!" ertönte es aus hundert Kehlen, und da die Darsteller den Kamps mit ihren Widersachern im Parkett ausnehmen und das zweite Couplet singen wollten, schien eS einen Augenblick, als werde das Publikum die Bühne im Sturm nehmen. Endlich fiel der Vorhang, und da die Ruse „Vivo la r'ranoel" und „Vivo kalliervs" nicht verstummen wollten, begann das Orchester die Marseillaise zu spielen, die von den Anwesenden stehend und entblößten Haupte- in dem Tiogrltangrt mit Begeisterung angehört wurde. Die Direktion bat die Falliöres-Nummer unterdrücken müssen, wie der gute Geschmack es verlangt. * :rr». Kongreß der Anthropologischen Gesellschaft. Au- Frank- furt a. M. meldet uns ein Privattelegramm unsers 8t.-Korrespondenten: Heute vormittag 10 Uhr wurde im großen Lebrsaal des Physikalischen Vereins der 39. Kongreß der deutschen Anthropologischen Gesellschaft in feierlicher Weise eröffnet. Prof. Dr. Andree-München erhielt den Vorsitz. Vertreten sind, außer Deutschland, Oesterreich-Ungaru, England und Belgien Aus Leipzig ist Prof. Dr. G. Steffen anwesend. Der Vorsitzende begrüßte die etwa 300 Personen starke Versammlung uud bedauerte lebhaft, daß an keiner der deutschen Hochschulen sich rin Lehrstuhl für Ethnologie und Anthropologie befinde. Deutschland sei aber auch ein Kolonialstaat geworden und müsse dafür sorgen, daß seine Beamten, Diplomaten und Missionare, die er zu den fremden Völkern schicke, mit der richtigen Vorbildung dorthin ge langten. Anschließend hieran hielt der Vorsitzende einen Vortrag über die Entwicklung der Ethnologie in den letzten 25 Jahren. Namen- der Regierung sprach der Geheime Oberregierungsrat Peters. Oberbürgermeister AdickeS jprach im Namen der Stadt Frankfurt, Prof. Dragendorf im Namen der römisch-germanischen Kommission. Die Verhandlungen werden heute nachmittag fortgesetzt. * Hochschuluachrichten. Aus Jena meldet ein Telegramm: An Stelle des als Ordinarius nach Kiel berufenen Professor- Dr. Bernhard HarmS erhielt Dr. Robert Schachen-Heidelberg einen Ruf al» außerordentlicher Professor für Nationalökonomie und Sozialpolitik an die Universität Jena. * Kleine Chronik. Wie ein Telegramm au» Wien meldet, ist dort am Sonntag das ehemalige Mitglied des Wiener Hofburg-Theater- Professor Leo Friedrich, zuletzt Leiter der Schauspiele am Sternschrn Konservatorium in Berlin, nach längerer Krankheit gestorben. Leo Friedrich, der auch viele Jahre lang als Professor am Wiener Konservatorium wirkte, war der Lehrer zahjreicher, auch an Berliner Bühnen in erster Reihe stehender Künstler. — Die Kammersängerin Frau Lilli Lehmann hat der Mozartgemeinde in Salzburg zum Andenken an die Mozartfeflspirle in Karlsbad den Bettag von 2000 Kr. gespendet.