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Alter von etwa 18 Jahren, einer hatte schwarze» Haar, dunkle Augen und auf einem Unterarm eine Palme tätowiert, der andere hatte lange» blonde» Haar, runde» Gesicht und auf einem Arm eine Palme und Abzeichen de» Dachdecker handwerkes tätowiert. * Wertvolle Münzensammlung gestohlen. Während der Abwesenheit der Bewohner einer drrrschaltlichen Wohnung in der Leibntzstraß« vom April bi- 30. Juli waren Nachschliisselviebe eingedrungen und hatten u. a. auch eine wert voll« Münzensammlung mit gestohlen. Darunter befanden sich, wie erst seht festgeslellt werden konnte, eine Kollektion alter römisch.griechischer Münzen, von denen die meisten Gvtterbilbnisse oder Symbole tragen, >e eine Münze von Gordianu», Hadrian und Antoniu» Pius, eine von Kaiser Friedrich Barbarossa, «in« von König Ottokar von Böhmen, zwei mit dem Bildnis de« Kaiser» Augustus, alte Lübecker Stlbermünzrn, ältere und neue deutsche Münzen, zu- sammen 130 Stück. * Gestohlene» Sparbuch. Bei einem kürzlich in einer Wohnung in der Aeußrren Höllischen Straße auSgrführtrnNachtchlüsseldiebstahle wurde mit gestohlen ein Sparbuch der hiesigen Sparkasse Lit. I Nr. 3325 mit einer Einlage von 400 ^l, von dem der Dieb sofort 100 ^l abhob. * Diebstähle. Von Nachschlüsseldieben sind aus Wohnungen in der Unteren Münstersbraße und Dessauer Straße gestohlen worden eine goldene Herren-Ankcrudr mit Sprungdeckel, «In goldener Siegelring mit rotem durchsichtigen Stein und Verzierungen, eine goldene Damen-Nemontoiruhr, Nr. 136076, ein goldener Trauring, graviert dl. 8. 13. 10. 1901, eine Damen- und eine Herrenuhrketle und ein Geldbetrag. — Ein Geldbetrag von 40 wurde in einem Lokal in der Kohlgartenstraß« einem Gaste gestohlen, der dort eingeschlafen war. — Au» der Mädchrnkammer eines Hotels in der inneren Stadt wurden 35 entwendet. — In da» Bureau des HandelSbof- Neubaues wurde eingebrochen und eine Anzahl neue Handtücher, ein Drillich mantel und andere Sachen gestohlen. * Beim Abspringen von per Straßenbahn kam in der Dresdner Straße «In 47 Jahre alter Steindrucke! zu Falle und trug außer Verletzungen am Kopfe eine leichte Gehirnerschütterung davon. Er wurde noch der Sanität»- wache gebracht. (*) Wurzen, 15.August. (Vm.Wettin-Bundesschirßen.) Mit einem in der Feslhallr abgrhaltenen Abschieds-KommerS für dir unser« Mulden- stadt wieder verlassenden Gäste fand gestern abend das in ollen Teilen glänzend verlaufene VHI. Wetttn-Bundesschießen einen würdigen Abschluß. Im Auftrage des BuudespräsidiumS dankte Herr Augusttn-Döbeln in warm- empiuiidenen Worten der Festleitung, den einzelnen Ausschüssen und besonder» der Feststadt für die geleistete Arbeit und die so freudig bewiesene Gastfreund schaft. Herr Bürgermeister Dr Seetz en-Wurzen gab seiner Befriedigung über den glücklichen Verlauf der festlichen Tage Ausdruck und richtete an die noch zahlreich anwesenden fremden Schützen herzliche Abschiedsworte. Der Vorsteher der Wurzener Bürgerschützengilve, Herr Th. Heym, vollzog nach längerer ein- leitenden Rede die Verkündung der bestenSchützen (wir haben ihre Namen schon in heutiger Morgennummer mitgeteilt) und händigte den anwesenden Prei-trägern die Schiebprämien und Ehrengaben ein. Mit einem begeistert aufgenommenen Hoch aus den Protektor des Festes, König Friedrich August, überreichte er sodann dem besten Schützen aus die Feldscheibe „Sachsen" den ersten Preis, eine von dem König gestiftete in Silber getriebene und innen ver goldete, mit entsprechender Widmung versehene prächtige Schale. Die vorläufig festgestevten je 10 ersten Preisträger auf die einzelnen Scheibengattungen sind folgende: I. Feldfestschetbe Sachsen (Ringzahl): 1. Ediiard Merzdors- Mügeln mit 40 (KönigSvreiS), 2. Edmnnd Löbel-Lommatzsch mit 38 (250 .^l in bar), 3. Max Röllig - Chemnitz mit 37 lBesteckkasten), 4. Oskar Hör mann« Leipzig mit 33 iBowle), 5. Emil Münzner-Oberplanitz mit 33 <120 in bar), 6. Eduard Mever-Drekden-Löbtau mit 32 (100 in bar), 7. Theodor Wolfram-Amerika b. Penig mit 31 (Pokal und 25 .M, 8. Richard Lorentz-Plauen mit 31 <60 in bar), 9. Richard Müller-Plauen mit 31 (60 ./t in bar), 10. Arno Schöniger-Zwickau mit 31 ('<, Dutzend silberne Löffel). — 11. Standfcstscheibe Heimat, freihändig (Teiler): 1. Gotth. Erlrr-Zwickan 576 (250 in bar), 2. Ab. Bialucka-Löbau 1274 (Pokal vom EürenauSlchuß), .3. Fritz Bohr-Zwenkau 1407 (Base von den v. Arnimschen Werken-Zeititz), 4. Herrn. Berger-Fuchshain 1480 <100 ./! in bar), 5. Schumann-Dresden 1691 (100 -/L in bar), 6. Martschink-Dresocn-Ptauen 1800, 7. Rich. Kretzschmar-Kirchberg 1925, 8. Otto Heinze. Leipzig 2043 , 9. Christ. Petzsch - Dresden 2173, 10. Friedrich Schlieder-Leivzig 2200 (sämtlich Ehrengaben). — III. Standsestscheibe „Wetttn", aufgelegt (Teiler): 1. Karl Gras-Ptrna 826 <25) in bar), 2. Albert Nichter-Oederan 830 (Gaskrone^, 3. Otto Albrecht- Brandis 973 lGeldschrank), 4. Gust. Kübn-Oschatz 1035 <100 ./K in bar), 5. Armin Skbade-Lobstädt 1062 (Meißner Porzellan-Kervice), 6. Ernst Meinel-Stegmar 1164 (Teppich, 2 Vorlagen und 25 7. Kannegießer-Weinböhla 1170 <80 X in bar), 8. Karl Barth-Neukirch 1187 <70 in bar), 9. Paul Dreßler-Zittau 1209 tWeinservice), 10. Eduard Epeck-Rötba 1335 (2 Bilder). IV. Pistolen- FeitsLerde <Teiler):'"l. Richard Müller-Chemnitz 357 (1 Dutzend silv. Löffel'," 2. Karl^Säiulze.LSbaR 451 (90 in barZ 3. Kurt Heinze-Löba» 708 (80 in bar), 4. Wilh. Schmerwitz.Leipzig 1097 (Bowle), 5. Alfr. Bauer-Plauen 1122 (1 Besteck), 6. Otto Liebing-Leivzig 1364 (1 Uhr), 7. Heim. Richter- Löbau 1395, 8. Oskar Fiedler-Löbau 1417, 9. Emil Tbörner-Chemnitz 1467, 10. OSkar Hormann-Leipzig 1477 (sämtlich Ehrengaben). V. Gruppen schießen, ».freihändig (von 7 beteiligten Gilden wurden 3 prämiiert): 1. Schützen- gesellschast Dresden 574 Punkte lFahnenichleife), 2. Schützeiigesellschast Chemnitz 570 Punkte (Fahnenschleife), 3. Schützengesellschaft Leipzig 553 Punkte <Pokal); b. aufgelegt <von 26 beteiligten Gilden wurden 9 prämiiert): 1) Schützen- gesellschast Zittau 719 Punkte (Fahnenschleife), 2) Crossen 690 <do.), 3) Chemnitz 690, 4) Naunbos 684, 5) Döbeln 681, 6) Walddorf 681, 7) Hartha 671, 8) Marienberg 662, 9) „Stern".Leipzig 659 (sämtlich Pokale). (Die übrigen Gruppenergebnisse gaben wir bereit- bekannt.) Einen von einem ungenannt sein wollenden Geber gefristeten Ehrenpreis für einen jungen erfolgreichen Schützen erhielt Herr Hörig-Naunhof. Mehrere der glücklichen Preisträger ergriffen das Wort und gaben erneut ihrer Befriedigung über daS fo erfolgreich durch- geführte Fest und ihren TankeSgesühlen Ausdruck. Ein auf den Bürgermeister der Stadt Wurzen al» eifrigsten Förderer des Festes ausgebrachtes Hoch fand begeisterte Aufnahme. Gesang« de» vereinigten Schützen- und Turnergesang- verein» und Konzert der Stadtkapelle füllten den Abend aus. — DaS VIII. Wettin-Bundesschießen ist zu Ende. Alle Besucher dessrlbeu sowohl wie die Bewohnerschaft der Feststadt werden sich noch lange an die frohen Festtage mit Freuden erinnern. -i- Waldheim, 14. August. (Eisenbahnwesen.) Der hiesige Bahn- hosSinspektor Schumann wird zum 1. Oktober nach Altenburg als Nachfolger des in den Ruhestand tretenden Bahnhof-inspektor» Albrecht versetzt. * Gröba, 15. August. (Bewerbungen um die Gemeindevorstands stelle.) Für die mit 3000 Gehalt ausgeschriebene hiesige Gemeindevorsiands- stelle haben sich 115 Bewerber gemeldet. * Plauen, 15. August. (An einer Gasvergiftung gestorben) ist der hier wohnhafte ledige Stickereifabrikant Karl Osterwald. Al» gestern früh die Wirtschafterin die Wohnung betrat, nahm sie schon einen starken Gasgeruch wahr und fand beim Oefsnen der Küchentür zu ihrem Entsetzen Herrn Oster- wald tot am Boden liegend vor. Vom Gaskocher war der Schlauch losgelöst und der Gashahn stand offen. Ob ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt, konnte bisher nicht ermittelt werden. j. Wüstenbrand, 14. August. (Vom Wirkrrstreik.) In der Wirkfabrik von Höfelbarth L Döhler, hier, ist die Aussperrung noch nicht beendet, da die Wirker die Arbeit noch nicht wieder ausgenommen haben. Der Grund liegt darin, daß die Firma vorläufig bloß vier Mann «instellen wollte, auch legte sie den Arbeitern einen Lohntarif vor, der Lobnreduktionen enthielt. Au» diesem Grunve verließen die seit vielen Wochen auSgesperrten Arbeiter die Fabrik wieder. * Hirschfelde» 15. August. (Der frühere Gemeindevorstand Volke) ist nicht, wie ursprünglich gemeldet wurde, in vollem Umfange begnadigt worden, vielmehr ist, einer Mitteilung der Bautznrr Staatsanwaltschaft zufolge, nur eine Umwandlung der gegen Herrn Volke seinerzeit erkannten dreimonatigen Gefängnisstrafe in eine Geldstrafe von 300 erfolgt. Gerrchtrsaal. Gin Geistlicher aus der Anklagebank. (Fortsetzung.) Hg. vraunfchtveiD, 14. August. Nach der Pause verteidigt sich der Angeklagte noch einmal eingehend gegen die einzelnen Anklagepunkte. Die anonymen Briefe, die die Zeugen zu falschen Aussagen hätten verleiten sollen, hätte er nur schreiben können, wenn er verrückt gewesen wäre. DaS sei er aber nicht. Er habe überhaupt nicht nötig gehabt, wegen Beleidigungen zu klagen, da» Konsistorium habe ihn nicht dazu gedrängt. Weil aber Wunstorf ihm unsittlichen Verkehr und Verbrechen gegen da» keimende Leben vorwarf, hielt er r» für seine Pflicht, ihn zur Verantwortung zu ziehen. So unflätige Ausdrücke, wie in den Briefen vorkämeu, habe er gar nicht ein mal gekannt, geschweige denn gebraucht. Ich kann die Briefe ja gar nicht ge- schrieben haben, oder soll ich wirklich in eine« Dämmer,uftantz gehandelt habe»? Ich weiß ja gar nicht, war Dämmerzustände sind! — Bors.: Sir selbst find also an den anonymen Briefen ganz unschuldig? — Angekl.: Vollständig. Ich habe mich auf» genaueste vor Sott geprüft. Ich war oft sehr deprimiert, besonder» in der Heilanstalt König». lütter. Ta fiel mir in dem Wartezimmer des SanitätSratrs plötz lich der Spruch in di« Augen: „Nach oben schau, auf Gott vertrau, nach Wolken wird der Himmel blau!" So hoffe ich, daß wen« diese Verhand ¬ lung zu Ende ist, auch mein Simmel wieder blau und ich meinen Seelenfrieden wieder finden werde. — Bors.: Sie haben manche belastende Spuren, die dir Voruntersuchung ergab, dadurch zu erklären versucht, daß Sie sagten, Ihr Studier- zimmer sei vom Garten aus leicht zugänglich und Sie hätten gewöhnlich am offenen Fenster geschrieben. Da hätte man Ihnen vielleiht etwa» untergeschoben, Schrift- stücke weggenommen oder hiugelrgt. — Angekl.: Ja, so muß e« geweien sein. — ES werdrn zunächst die Protokolle der Augenscheinnahme verlesen. Danach hat der Untersuchungsrichter eS für möglich gehalten, daß man im Sommer, wenn der Pfarrhofgarten dicht belaubt sei, sich unbemerkt dem Studierzimmer de» Pfarrer» nähern könne. — Der erste Zeuge ist der Kossät Jörn. Verteidiger Peters beantragt, ihn unter Aussetzung der Vereidigung zu vernehmen. In einem der anonymen Briefe kam« ein merkwürdiger Zirkel vor, den er als „Jörn" entziffert habe. Die Schriftsachverständigen, denen der Zirkel vorgeleat wird, sind sich über seine Bedeutung nicht einig. — Der Gerichtshof beschließt, den Zeugen vorläufig unter Aussetzung der Vereidigung zu vernehmen. — Jörn bekundet mit Bestimmtheit, daß er noch nie in keinem Leben einen anonymen Brief geschrieben und auch keine Ahnung Hobe, wer der Verfasser der Briese sei. Er selbst habe zwei anonyme Briefe und einen Bries mit der Unterschrift de» Pastors Lang bekommen. Alle drei Briefe drohten mit Enthüllungen ans feiner Mtlttäririt, die jetzt 37 Jahre zurückliege. E» heiße mit Bezug darauf in dem Brief«: Wenn sein Vorleben einmal veröffentlicht würde, dann feien alle sein« Ehren stellen hin Er bade angenommen, daß alle drei Brief« von Pastor Lang an»- aiiigrn, und ihm grob geantwortet, er möchte ihn mit solchen Schreibereien ver schone». Wessen Ehre fester stehe, das wiße er noch nicht. Pastor Lang habe ihm auch sonst viel Kummer bereitet. Im September 1905 habe er seine Tochter getraut. Am nächsten NeujabrStage hahx der Pastor den Segen Gottes herab gefleht auf die Paare, die im Laufe de» letzten Jahre» den Bund für da» Leben geschlossen hätten, besonders auf daS eine Paar, da» in Unehren an den Altar getreten sei. Im ganzen Dors« wurde da» al» Anspielung ans seine Tochter aufgefaßt, weil der Pastor verbreitet hatte, sie habe sich einen Tag vor der kirchlichen Einsegnung standesamtlich trauen lasten. DaS sei völlig unwahr, der Pastor habe «S später von der Kanzel au» berichtigen müssen. — Ueber die Aussagen de» Zeugen Jörn entsteht zwischen Verteidigern und Staats anwalt «ine länger« Diskussion. Der Zeuge bleibt bei seiner Bekundung, gibt aber zu, daß er von jeher ein guter Freund des Kantor» Wunstorf gewesen und zu seiner Partei gehalten bade. — Der Gerichtshof beschließt nach längerer Be- ratung, den Zeugen zu vereidigen. — ES wird sodann der Professor der Astro nomie Knopf <Jeno) als Zeuge vernommen. Knopf hat im Laufe der Vor untersuchung an die Staatsanwaltschaft einen Brief gereichtet, in dem er Zweifel an her Zurechnungsfähigkeit Langs ou-drückt. Er bekundet heut«, er kenne Lang seit vierzig Jahren vom Gymnasium her, habe ihn auch wiederholt während der Studienzeit gesprochen und nach dem Feldzug 1870/71, den Lang mitgemacht habe. Die ihm vorgeworsene That habe er ihm niemals zugetraut. Sollt« er sie be gangen haben, dann könne er unmöglich normal gewesen sein. — Bors.: Worauf stützen Sie Ihre Meinung? — Zeuae: Der Angeklagte war stet» sehr phantastisch und sah sich al» Objekt von Intrigen an, die er durch noch klügere Intrigen durchkreuzen müsse. — Sachverst. Med.-Rat Ger lach: Sie haben in schriftlichen Eingaben an die Staatsanwaltschaft von dem Unvermögen de» An geklagten gesprochen, irgendwelche obiektive Kritik an seinen und fremden Leistungen zu übe». — Zeuge: Ja, dabei batte er ober nie die Ab sicht, jemanden zu schädigen. Schon sein Vater äußerte sich sehr besorgt über ihn. — Staatsanwalt: Ich weiß vom Geisteszustand de» An geklagten nur, daß «S ihm zeitlebens sehr schwer wurde, bei der Wahrheit zu bleiben. — Zeuge: Den Eindruck hatte ich auch, ich glaube aber, daß Lang immer das geglaubt hat, was er sagte. — ES werden dann eine Reihe Ein gaben und Beschwerden verlesen, die Pastor Lang während seiner 25jährigen Amtszeit in Dankelsheim an daS Konsistorium gerichtet hat. In einer solchen Eingabe schildert Lang u. a. eine Episode, wie er bei einer Trauung tn die Braut gedrungen sei, den Kranz abzulegen, weil sie keinen Anspruch mehr auf die kirchlichen Ehren hätte. Er bade dann, weil er einen bösen Auftritt und die Entweihung Her Kirche befürchtete, die Kirche verlosten, ohne die Trauung vorzunebmrn. Er wurde zurückgerufen, doch sei die Trauung durch eine Ohnmacht des Bräutigams gestört worden. Laug bittet »m Bescheid des Konsistorium-, wie er in ähnlichen Fällen zu verfahren labe. In der gleichen Sache war ein« Beschwerde von Einwohnern DankelhelmS eingelamen, in der behauptet wird, der Pastor sei, statt da» Braut paar zu trauen, in die Kneipe gelaufen. — AIS nächster Zeuge wird OberamtS- lichter Ribben trupp vernommen, vor dem die Beleidigungsklagen zwischen Lang, Wunstorf und Jörn verbandelt wurden. Wunstorf machte auf den Zrngen einen etwas geistesschwachen Eindruck, auf einfache Fragen konnte er keine Ant wort geben. Er hält ihn aber für ganz unfähig, so verschiedene Handschriften, wie in len anonymen Briefen vorkommen, nachzuahmen. Dazu gehöre eine außerordentliche Gewandtheit, die Wunstorf unmöglich besitz«. TS kämen auch in den Briefen gebildete Redewendungen vor, die nur von einem studierten Manne lfrrrühren könnten. — StaatSanw.: Hatten Cie von Wunstorf einen unan genehmen Eindruck? — Zeuge: Er war sehr erbittert aus Pastor Laug. — StaatSanw.: Blieb ihm der Angeklagte darin etwa» schuldig? — Zeuge: Gewiß nicht, aber Lang war als Schulinsvektor sein Vorgesetzter und darum kann ich diese Gleichstellung nicht für zulässig erachten. Ich sah z. B. eine Karte Wunstorfs an Lang, auf der Wunstorf mit Bleistift mittelst: „Morgen mache ich mit der Schule einen Ausflug. Wunstorf." DaS war doch sehr un angemessen gegenüber seinem Vorgesetzten. Während der Gerichtsverhandlung sprach Wunstorf niemals von dem „Herrn" Pastor, sonderu immer nur von „dem" Pastor. Ich habe ihm das als unangemessen verweisen müssen. Hierauf wird die Writerverhandlung auf Sonnabend vertagt. (Forts, folgt.) Neues ans aller Welt. Da» „gastfciudliche" Berlin. In Italien scheint man von der Auf nahme, die der Historikerkongreß in Berlin gesunken hat, wenig entzückt zu sein. Die «in Rom erscheinende „Tribuna" veröffentlicht den folgenden, etwas seltsam anmutenden Bericht ihres zum Kongreß nach Berlin gesandten Mitarbeiters, Barons Albert Lumbroso: „Die feierliche Eröffnung fand in dem riesigen Saal ver Philharmonie in der Bernburgerstraße statt. Wurde ver Kongreß in Rom durch ves König» Majestät eröffnet, so erschien hier der Vetter deS Kaisers, Prinz Friedrich Leopold, rin bekannter Sammler von Krawatten und bunten Westen. Der Kaiser, sonst so verschwenderisch mit Depeschen, hatte nicht- depeschiert, und der Kongreß wurde mit einer langweiligen und schwerfälligen Rede des stellvertretenden Kanzler- und Minister- des Innern v. Bethmann-Hollwez cingeleitet, der sagte, daß der Reichskanzler Fürst Bülow seinen Urlaub in Nordernei verbringe und daß er bedauere . . . nicht erscheinen zu können. E« fehlte also die ganze Feierlichkeit, die dem römischen Kongreß wahrlich nickt mangelte. Aber in Rom fand der Kongreß zu Ostern statt, einer Jahreszeit, die allen, die dahin gekommen waren, angenehm war; und außerdem . . ' Berlin ist nicht Rom, der Monat August nicht April und Vie deutsche Gastfreundschaft nicht die lateinische. Hier läßt man die Kongreßmitglieder die Erinnerungsposttarten bezahlen, für das Ab legen deS Hutes uuv des Stockes werden 25 Pfennig abvcr- langt. Die Karten für die den Kongreßmitgliedern „gebotene" Festvorstellung mußten diese sich kaufen, unv bezahlen müssen die Kongreßmitglieder die Vergnügungsfahrt nach Potsdam (8 .«), die nach Hamburg (10 ^). Und daS ist alles, was „geboten" wird: es mangelt somit materiell die Möglichkeit, die Kongreßmitglieder noch etwas andere- bezahlen zu lassen. Die Kongreßmitglieder sind, ohne eine Ermäßig gung für di« Eisenbahnfahrt zu erkalten, hierher gelangt. (Im Jahre 1S03 erhielten sie in Italien 75 Prozent Ermäßigung.) Sie bezablen für das Kongreßtageblatt 20 Ich vergaß noch! . . . Auch b« dem großen Mahle in dem Ausstellunaöpark wird ein jeder 20 zahlen, da- heißt 25 Lire . . . (Wein inklusive — zuviel der Gütei) Und auf der Karte zur Hamburger Fahrt ist noch ausdrücklich ver merkt, daß die Trinkgelder nicht in den Preisen mit ein- begriffen sind. Alle- da- ist kleinlich, kleinlich, kleinlich. Aber vielleicht ist es auch eine gute Lehre, sich nicht um da- „gu'eu äira t'oa" zu kümmern, eine Betätigung der Maxime, daß man nie etwa» tun soll, um jemanden anzuziehen. Mau soll sich nicht, wie wir Italiener, dem ersten besten an den Hals Werfer.. Wer kommen will, mag kommen, wer nicht will, bleibe weg; eine Reise nach Berlin erleichtern? Den Ausländer dazu aufmuntern? Nie! Gewiß «in Beweis unendlicher Sicherheit, unerschütterlichen Vertrauens in die eigene unbestrittene und unbestreitbare Größe." Et« neuer Lentbalsn. Au-Berlin wird uns geschrieben: Der Deutsche Aeroklub bat bei der Motorluftschiffstudiengesellschast einen Lenlballon in Auftrag gegeben, der zu Sportzweckrn dienen und in 6 Wochen fertiggestellt sein soll. Eine Ara» »erbranut. Mit gellendem Lilfezelchrei stürzte in Hamburg eine Frau, einer lodernder Fackel gleich, auf die Straße. Passierende Herren zogen rasch ihre Ueberziehcr und Jackett- aus und warfen sie über die in Flammen Stehende. Auch Nachbäru warfen Zeug und Decken au« den Feastern, um sie um die Unglückliche zu hüllen und die Flauzmen zu ersticken. Man erreichte zwar diesen Zweck, aber inzwischen hatte dre Kran so schreckliche Brandwunden erlitte», daß sie im Krankenhaus« starb. Da» Unglück ist durch «»»»rsichtiueS Umgehen mit Petroleum Hervorgerufe« worden. Die Frau wollt« «ine brennende Petroleumlampe nachfüllen, dabei schlug die Flamme »ach unten und setzte da» Bassin in Braud, au» dem sich dann da» brennende Petroleum über die Kleider der Unglücklichen ergoß. Sport. Aaöspppt. vereinsausfahrte« a« Eonnta». Leipziger Btcyele-Klub 7 Uhr Johannisplatz »ach Wachau, Göltzsche», DreiSkaa, Oeljschoy, velaerSyat», Oberholz. Leipzig. — Leipziger Bicyele-Klub „Sturmvogel^'7 Uhr ab Sachsenbof nach Borna, Kftritzsch, Zwenkau (3 Schwanen). — Rad- fahrerverein „Saxonia" vormittag» v,9 Uhr im Ehaelottenhof zu L- LIndenau (Damentour) statt Ausfahrt Frühschoppen, nachmittag» Bahnrennen. — Nadfahrerklub „Oststern" von 1896, 6 Uhr nach Crostttz. — Radfahrer klub „Diana", L.-West, 5 Uhr nach Obrrholz—Wachau (Gasthof Mttgl. Elsner). — Radfahrer-Bereinigung ..Turner", Leipzig, '/,6 Uhr nach Otterwisch, Belgershain, Magdeborn. — Radfahrerklub „WindSbront" 1 887, 5 Uhr nach Grimma. — Radfahrerklub „Teutonia", Leipzig- Gohlis, 6 Uhr nach LandSberg, Grebehna, Schkeuditz. Nach Schluß der Redaktion. Der Kaiser. * Kiel, 15. August. zEigene Drahtmeldung.j Der Kaiser wird, wie die „Kieler Neuest. Nachr." aus bester Quell: erfahren, von Mitte November bis Mitte Dezember auf der Insel Wright verweilen. Die deutfchlandfeindliche Haltung der russischen Messe. n. Petersburg, 15. August. (Privattelrgramm.) Die unfreundlichen Aeußerungen der russischen Presse über die d eu t s ch e P o l i t i k dauern fort. Heute beschuldigten die Leitungen Deutschland der Lancierung falscher Nachrichten, di« Rußland und Frankreich in Konstan tin o p e l zu schädigen geeignet seien. Die Königin der Niederlande. n. Pari», 15. August. (Privattelegramm.j Wie dem „Petit Parisie-n" aus dem Haag gemeldet wird, sieht die König im Wil- Hel m i n a der Niederlande einem freudigen Ereignis entgegen. Bombenattentäter verhaftet. * Barcelona, 1b. August. (Eigene Drahtmeldung.) Die Polizei Ver- haftete zwei Individuen, die der Urheberschaft an dem kürzlichen Vombenattentat auf einem Passagierdampfer verdächtig sind. Kompro mittierende Papiere wurden in ihrem Besitz gefunden. Einer der Verhafteten heißt Ouedalto und ist ein Vetter von Ioan Rull, der andere ist sein intimer Freund. Aus Marokko. " Oran, 15. August. (Eigene Drahtmeld.j General Liautey brach gestern abend nach dem äußersten Süden auf, von wo die Annäherung marokkanische Truppen gegen Aiwfeuz, 15 Kilometer von Boudenib ge- »reldet wird. Starke Truppenamsammlungen werden auch au» dem Tefilaletgebiete signalisiert. Eine deutsche Kohlenstation aus de« Kapverdischen Juselu? t. London, 15. August. (Privattelegramm.) Der „Morning Leader" meldet aus Lissabon: Das Blatt „Mundo" vehauptet, die deutsche Negierung habe von der portugiesischen «ine Konzession zur Errichtung einer Kohlenstation auf einer der kapverdischen Inseln nach gesucht. Deutschland erkläre sich dafür bereit, auf eine Entschä - digung wegen der Aufhebung der Sanatorien ans Madeira zu verzichten. Der englische lenkbare Militärlustbsllou. * London, 15. August. (Eigene Drahtmeldung.) Der neuerbauke englische lenkbare Militarluftballon, der Nachfolger des „Null: SecunduS", hat gestern abend in Farnborough einen Aufstieg unternommen und 20 Minuten lang erfolgreich manövriert. Dem Ver such wohnten nur wenige Zuschauer bei, da die Luftscknfferabteilung den Aufstieg geheim gehalten hatte. Der Ballon erhob sich zu einer Höhe von 1000 Fuß und umfuhr bei einem Winde von 12 Meilen in der Stunde den Nebungsplatz?- <Die Landung -ging- glatt vonstatten. * Prof. Paulsen -f. Z. Berlin, 15. August. (Privattelegramm.) Professor Friedrich Paulsen ist gestern abend um II Uhr in seiner Steglitzer Wohnung nach einem langwierigen Darmkrebsleiden «m Alter von 62 Jahren gestorben. Nach dem Universitätsstudinm in Erlangen, Bonn und Berlin habilitierte er sich IS7K als Privatdozent an letzterer Uni- oersität, ward zwei Jahre später außerordentlicher und 1894 ordentlicher Professor der Philosophie. .W ,W 1L3.- Lommerzbanl Lübecker Meiler Bank». KcedUalNen 148, Jran«osen 14/. Lombarden 21, „„ ^6,50 Larlaba 1bS,A> Hamb iS.Z7 Pennsylvania , — Hansa >4,75 Dttttelmeerd. I — Mtz vi< <S,SS Mertdtonalv. 131,40 «A. « DlSconro Deutsch» Bant HandelSgtt. TreSdn. Boni Darmst. Bant Nationaiban! Vchaasfhausen Prinz Heinrich 112LSO Türkenl»i» Marsch.-«Uten BalUmor« Veit.LSnderdk. üauradütt» > Tortmund«, > Hochumer Dynam.-Trust Nvrdd. Lloyd " mrb.Packets. sa Dampf. NeichSaiN. Anatolier Ortentbahnen Gr.verl.Stra» Rulsisch» »au» lSÄer »küsse« Letzt- Hanöelrirachrichten Berliner Nachbörse non, 15. August 2 Uhr 45 Min. is — Lobe«loh«vk. ""Lirchm I Sarp en er Sur»md«rae» Rhein. Stahl . »dtson >215,— Schwach. Leipziger Bühnen. Spteltzlan vom IS. tzi» inkl. 24. August 1908. Rene» Theater Ulke» Ttzeater »»«ustzirl»«,» vprreltenchegtrr Sonnedenü 2. Serie (rot). Judith. Soimaden« Lin Walz»,rraum. S«nn«de>n0 Die gelbe Nachtigall. rvnnadon« Gretchen. lionnteg 8. Serie lwetßl. Sizilianische Bauernehre. e6av»ll»ri» Saetioao».) Hieraus: TerBajazzo. lUaelmcoi.) 8onnt», Hotel Eva. Sonntag Nachm. 8>i» Uhr: «r. FrlLosette, «ein« Frau. «bend« 8 Uhr: Dl« Diebin. Sonnt«, Nachm. LI, Uhr: S»». Haben Sie nicht« zu verzollen» Abend« 8 Uhr: Gretchen. Uont», 4. Serie tbraun). Zum Besten der Zeppelin - National spende: Der Revisor. Uoatag Geschlossen. Uont», Die Diebin. Uent«, Gretchen. lllonetag l. Serie lgrün). Stützen der lveselt- schaf». viel, et», Tie Geisha. vi«n«t»g Der Pfarrer vou Ntrchseld. Vlenet», Gretchen Ultdevoi, L Serie (rot). Hra Diabolo. Ultdeoot, Mr-Heidelberg. Ulttuovb Li« Ltebtn. Ustt«oet> Grelchen. uonneeet», l>. Serie lweiH). Johanni«seuer. 0ona«Hla, Eli» Malzrrtraum. Vonnveeieg Frl. Iosett», mein« Yrau. 0»n»«e«ta, Gretch««. Seolte, i. Serie lbraun). Madame Buuerstn. Geschloffen. Se^t», Der Pfarrer von tkirchseld. kevst», Gretchen. Sonaedeno l. Serie (grün). »S. Lollege Lrampton. koirnadeil« Der Revisor. > »«nnadenä «asst«» 8»n»»d«»g Gretchen. ScniUig 2 Serie lrot). Tannhäuser. «onnt», G. Der veilchcnfrelser. Sonning Nachm. 81, Uhr: Frl.Äoseltc, mein« Frau. Abend» 8 Uhr: Di« gelbe Nachtigall. «vnnt», Nachm. 81, Uhr: SN. Haben St« nicht« »u verzollen« Abend« 8 Uhr: Gretchen. Uent», lrem. G. — Gastsvtei. Hf.-V. — Serei uevorfi. Koni», »b.—Opern-Prem. RN — Neu Hnstud. Uoirta« U»vi»i Llir walzeriraun«. — — Operetten^Srem. NI» — SchauspV k». — Lrmäst. «reis» »>»'.»» Halde Vrelle. Lhesresakteirr: «dokf Gchted». Nercmiwortltch« Redakteure- yür Politik (l. v.) «. «chiedt, Li« HandelSzettun« l«. 9.) S. v. v»ttl«r, lokale und sächsisch« Nngelegenheiten (t. L.) I. Hell«»», da« Feuilleton («. B ), Mußestunden und DerinlschteS «. »eye««», Musik «. «„«U,. Sport rnn Serichwfaal I. Haorseld. Für den Inseratenteil «. »eetschueider. Sümllich in Lelp,»,. Druck und Verlag von ». Uvl« in Leipjl,. Zuschriften sind nicht Persönlich zu adressieren, sondern an de» verleg Pt« ««»«Nie* «der die ardedlttv« ,u richten. Die tz-rliegentz« Nmmue, »«fußt S Sette».