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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.08.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080815024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908081502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908081502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-08
- Tag 1908-08-15
-
Monat
1908-08
-
Jahr
1908
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Bezug»-Preit Or L«ch»ta m>» >60««, dm» m»^r« Lrt,«r Ullk Sp«dir«ir» ml Hm« ,«brach«, «u»,«b» » (mn »««N «»«ltthrlich 8 AL, wmamch I RL; «ntaad« > »nd adrndy »>«tck» tLdrN« 4.S0 «, «Etlich lL) «. V«rch «« V»tt pi dr,ied«i> <2 mal itAliL) »nnrrhald Drutschlaud« und »r« d«urlch«n «oloatin vte«,liLH«ich k>,25 M., immatli» M. «»«M b«t»«llgrll>, tr v«g«r«tch » L « d, Ungar» 8 L vi«rttlt»hrlüh. 8«"« m v«l- gikn. Dtnamar^ d«n Donauftaam», Italia», Lugimdurg. Niedarlaad«, «ich. Ian» Schwa»««, Schwa», an» Lpäntan. In all«» übrig«» Staalr» am »irr« durch m« Ix»«».' «l. «tzültltch. «, ««plu« «MNUNM loü« w «rbakt«, ,»» «rvadtttmu IahanM»,»!!« 8. »p«b«i «r. I4SVL «r. 14SW, «r. I4SS«. n»d Um»- Abend-Ausgabe v. KWMrTMblaü Handelszeitung. Amtsblatt -es Rates und -es Rolizeiamtes -er Lta-t Leipzigs Luzeigeu-Preit ch» Inkrat« an« l!ai»t»g un» ilmgrdung dt« Sgrs-alt«»« Patüjkll« 2d BI-, <inan,,rlle Nn»«»g«a 30 «««la»»«» l AL; »an -»«wirt« SV W., «rklaman UL) »»»Ni»«l«ldr0M.,sI»mi>«npt,ra7LV.. «eNamrn IÄ AL Inlmat«». «ebdrdaaii a»Utchr»r«a«0W. »etla^grbübr LAL ». Lau!««» «^l. Aöoll- grbühr. »«Ichüft»an,«i-rn an broorjugler Stell« t» Prrti« «rhSbt. Rabat» nach »arn ffrftrrtrilt« Auitrtg« ktunrn »ich» zurück, -«zogen werden. Für da« itrlchetn« an bammmten Lag«, un» Plttzen loird keim Garantie übernommen Anzeigen-Nnnahm«» «ugnüntplatz 8, bri sümtlichen Filialen a. allen Snnoncen- Sp>«»ttt»aen de« Im und Aulland««. Pan»»-Filiale «rrltn: Carl Lu»ck«r, tzerzogl. Baqr. Hostuch» Handlung, Lühowstrahr IO. delephon VI, Nr. 4MS). Pauvt-Siliale Vrr«ben: Saestrah« 4,1 delevhon «S2D. Nr. 225 Sonnabend 15. August 1908. 102. Jahrgang. Das wichtigste. * Einer Meldung aus Tanger -»folge soll Muley Hafid ernstlich ertrankt sein * In New Jork ist eia sogenannter ProsperitätSkongreß zusammengetreten. (S. Ausl.) Die errropRsche tage nach Friedrichshof und Ischl wird in der offiziösen „Süddtsch. Reichskorresp.", wie folgt, skizziert: „Die durchaus befriedigend verlaufenen Zusammenkünfte von Friedrichshof und Ischl sollten keine neue Gruppierung der Großmächte bringen, eher Haban sie der Tendenz zur Bildung bestimm ter Gruppen entgegengewirkt. Damit ist nicht gesagt, daß Großbritannien von seinen bisherigen Verbindungen abgeschwenkt sei oder abschwenken wolle. Die russisch-englischen Uebereinkünfte haben nach wie vor Geltung: aber die vorläufige Zurückstellung der mazedonischen Reformpläne brimgt eS mit sich, daß die längere Zeit den Horizont be herrschende Möglichkeit eines englisch-russischen Vorstoßes im Orient, der zu Gegenwirkungen hätte Mlaß geben können, einstweilen wieder verschwunden ist. Ebenso bleibt die Wirksamkeit der ontonto ooräiulo zwischen England und Frankreich unvermindert; aber Frankreich hatte sich ohnehin sowohl England wie Rußland gegenüber in der Orientfrage die Wahl einer selbständigen, erforderlichen Falles vermittelnden Stel lung Vorbehalten. Die komplizierte Maschinerie zur Erzeugung eines möglichst starken europäischen Druckes auf die Türkei ist vorläufig außer Betrieb gesetzt. Die von der deutschem Politik betonte Achtung vor der Integrität des Osmanischen Reiches kann zurzeit als ein den Groß mächten gemeinsames Axiom gelten, dem sich manche Wünsche unter ordnen. Eine leise Wandlung der europäischen Gesamtlage war schon vor Friedrichshof und Ischl eingeleitet, wird aber durch diese Begegnungen unterstrichen. Ihr allgemeines Kennzeichen heißt Entspannung. Daneben muß die von den Herrschern, den Regierungen Md der übergroßen Mehrzahl beider Völker aufrichtig angestrebte, endgültige Besserung der deutsch-englischen Beziehungen das Werk einer langen, geduldigen Aufklärungsarbeit zur Verständigung über die Ziele der beiderseitigen Flottenpolitik bleiben. Uebereilt« Rufe „Rüstet ab!" könn- ten der Lösung dieser schwierigem Aufgabe hinderlich sein. Die Ein- sich aber, daß die deutsche und die englische Marine andere Dinge zu tun haben, als sich untereinander Seeschlachten zu liefern, wird früher oder später den Sieg behalten über alle Irrlehren» die einem bewaffneten Zusammenstoß zwischen uns und Großbritannien als unvermeidlich hin stellen wollen." De* Diplsniat-nnachrvuchs. Die Unzufriedenheit über den engen Bereich, aus dem das deutsche diplomatische Personal entnommen wird, ist neuerdings wie der in mehreren PrSßäußerungen zutage getreten. Tic dem gemäßigten Freisinn dienende, in Bremen erscheinende „Weser-Zeitung" bedauerte, „daß nur ein ganz enger Kreis, wenige hundert Familien des deutschen Volkes zum diplomatischen Dienste zugelassen worden sind". Mit bitterer Anklage meinte das Blatt: «Niemand wundert sich in Deutschland, wenn die Beamten unseres Außendienstes ab und an völlig versagen, und wenn der Deutsche im Auslande nicht den Schutz und die Förderung findet, auf die er nach der Reichsverfassung Anspruch machen kann. Auch die neuen Bestimmungen für den diplomatischen und konsularischen Dienst bedingen keinen Zwang den Kreis der Anwärter zu erweitern . . . Gerade vor hundert Jahren sind die Grundlagen für die neue preußische Armee, die das Vorbild für ganz Deutschland geworden ist, gelegt worden. ... In unserem aus wärtigen Dienst aber stehen wir noch ganz auf dem Standpunkt vor den Stein-Hardenbergischen Reformen. Hier ist noch immer maßgebend der adelige Name, weit dahinter kommen erst Wisscm, Bildung und Können." Und die alldeutsche, für die Auslandspolitik sehr tätige „Deutsche Zeitung" zählte eine ganze Reihe von Begebnissen auf, bei denen sie das schlechte Abschneiden der deutschen Diplomatie als notorisch betrachtete, und nannte die Hauptstädte, in denen nach ihrer Meinung Deutschland unzulänglich vertreten war oder noch ist, um zu folgendem Schluß zu kommen: „Die Nation kann allo verlangen, daß die gewissenhafteste Auswahl aus einem möglichst großen Kreise befähigter Anwärter für den diplomatischen Posten stattfindct, und daß später irgendwie un geeignet befundene Beamte rücksichtslos beseitigt werden. Es darf nickt mehr heißen, das deutsche Volk sei nicht imstande, diese Beamtenkategorie hervorzubringcn. Höfische und Stand-esrücksichten müssen schweigen. Dem besten Mann die Bahn frei." Es ist doch wirklich eine ganz unnötige Belastung unseres nationalen Lebens, das Mißtrauen in die Männer, die die äußeren Geschäfte des Reichs führen, ständig zu machen, indem man ihm eine ständische Grundlage gibt. Fv-irviMge Motorfahrev fnv die Manöver Im vergangenen Kaisermanöver haben die freiwilligen Motorfahrer solch gute Leistungen erzielt, daß die Heeresverwaltung in diesem Jahre wieder auf dieses Hilfsmittel zurückgreifen wird. 'Das steigende Be dürfnis 1114 gegen 20 des Vorjahres! beweist am besten, welche Rolle das Motorrad im Heere zu spielen beginnt. In den maßgebenden militä rischen Kreisen ist man darüber klar, daß das Motorrad das schnellste, nie versagende Fahrzeug ist, das nickt wie das Automobil an wegsame Gegenden gebunden ist, sondern auch querfeldein zur Verwendung ge langen kann. Rechnet man hierzu die anderen Vorzüge: geringe An- schaffungskosten und Staubentwicklung, größere Durchschnittsgeschwindig keit und die geringe Breitanausdehnung, so kommt mau zu dem Ergebnis, daß es für das Heerwesen unentbehrlich werden wird. Im letzten Kaiser manöver wurde festgestcllt, daß die Stäbe, die sich meist fernab der Land straße auf Anhöhen aufhielten, trotz großer zu fahrender Umwege immer noch schneller von Motorfahrern erreicht wurden als von feiten der Meldereiter. Daß bei der anerkannten Brauchbarkeit der freiwilligen Fahrer die Gründung eines seit längerer Zeit geplanten „Freiwilligen-Motor- fahrer-Korps" noch nicht zur Tatsache geworden ist, liegt an Völkerrecht- lichen Bedenken, die erst auf diplomatischem Wege fortgeräumt werden müssen. In diesem Jahre wurden 24 Fahrer für die Aufklärungsübungen der Generalinspektion der Kavallerie svom 30. Juli bis 1. Augusts in Posen und Schlesien gebraucht, ferner werden 90 Fahrer für das Kaiser- manöver in Lothringen 17.-10. September) Verwendung finden. Nach den Erfahrungen des Vorjahres können nur Leute mit guten Maschinen lnicht unter 3Vi> k 8.), die nachgewiesenermaßon gute Fahrer sind, zußelassen werden. Da Mechaniker nicht zur Verfügung stehen, müssen sie mit dem Getriebe genau vertraut und imstande sein, auch Reparaturen größerer Art schnell ausführen zu können. Zur Ge wandtheit im Fahren gehört auch das Aufspringen auf die angejchobene Maschine, da ohne dies« Fertigkeit schlechte, bergige Straßen nicht zu nehmen sind. Obgleich bereits eine ziemliche Anzahl von Reflektanten vorhanden sein soll, wird die Auswahl nicht so leicht von statten gehen, da die Heeresverwaltung nur die nicht mit der Waffe ausgebildeten Leute, höchstens noch solche der Landwehr II heranzieht. Selbstverständ- lich ist der Dienst — mit Ausnahme der dem Train zugeteilten Fahrer — nicht leicht. Wer sich meldet, lediglich um eine Abwechslung zu erleben, der bleibe lieber zu Hause. In den drei Kaisermanövernächten werden die Meldefahrer kaum zur Ruhe kommen. An Gepäck nehme man nur das Notwendigste mit. Dennoch soll das äußere Nuftreten tunlichst propper sein, da es sich meist im Verkehr mit höheren Offizieren abspielt. Der Fahrer erhält für seine Leistungan eine Tageslöhnung von 15 .<l und für seine Maschine gleichfalls 15 F, außerdem freie Hin- und Rückfahrt der Maschine, die gegen Unfall und Haftpflicht versichert wird. IV. Intcrnatisnaler Esperanto- Asngrest. u. Dresden, 15. August. Unser Elbflorenz steht seit heute im Zeichen des „Esperanto", des.„Mannes, der da hofft", daß der neuen, von ihm kon struierten internationalen Sprache ein günstigeres Geschick beschiedcn lein möge, als ihren Vorgängerinnen. Denn nicht als erster Mensch hat der Warschauer Arzt Dr. med. L. Zammhof, der 1887 unter dem Pseudonym Esperanto sein Sprachsystem veröffentlichte, den Gedanken einer Weltsprache in die Tat umzusetzrn versucht. Genau vor einem Menschenalter trat der badische Plärrer Schleyer mit seinem „Volapük" auf den Plan, etwa gleichzeitig erschien die „Pasilingua" von Lenz und wenig später die „Gemeinsprache" von Siptag, der älteren Versuche auf diesem Gebiete gar nicht zu gedenken. Von ihnen hat das Volapük eine Zeitlang starke Verbreitung gehabt, 1889 gab es z. B. im ganzen 23 Volapük-Zeitungen, seitdem ist aber ein starker Rückgang eingetreten, und wir müssen sehr beweifeln, daß das Esperanto eine andere Ent wicklung nehmen wird. Denn trotz aller Leichtigkeit des Erlernens, trotz aller großen Geistesarbeit, die in dem Esperanto steckt, bleibt es doch immer ein Kupstprodukt und steht schon dadurch an Lebens'ähigkeit den Natursprachen nach. Darüber darf man sich nicht täuschen und darf sich nicht blenden lassen durch große Zahlen der Entwicklung des Esperanto, die von 680 Vereinen, 50 Zeitschriften und 3M Konsulaten berichten. Nun ist der Erfinder dieses neuen Systems ja auch nicht so anspruchsvoll, behaupten zu wollen, daß sein Esperanto die jetzigen Ver kehrssprachen verdrängen werde, nach seinemJdealsoll eS sie vielmehr nur ergänzen und, wenn wir ihn recht verstehen, in der Hauptsache eine Art internationale Schriftsprache werden. In dieser Beschränkung ist eine günstige Entwicklung des Esperanto möglich: ob sie eintritt, wird man abzuwarten haben. Sollte sie erfolgen und sollte denn Esperanto eine längere Lebensdauer beschieden sein als feinen Vorgängern, so würde damit allerdings ein gewisser Fortschritt zu verzeichnen sein Einer allgemeinen Ausbreitung des Esperanto als Verkehrssprache da gegen dürfte sich schon die Ausbildung der Dialekte hindernd entgegen stellen, die auch hier nicht ausbleiben wird. Daß man aber gerade sie nicht unterschätzen darf, zeigt das Beispiel, wo vor einem deutschen Ge richtshof in der Reichshauptstadt ein Dolmetscher hinzugezogen werden mußte, um einen deutschen Zeugen aus den bayrischen Alpen zu ver nehmen. Heute vormittag finden vorbereitende Sitzungen statt vom Organs- sationskvmitee. von der Internationalen Gesellschaft der Wissenschaften und vom Sprachkomitee. Abends veranstaltet die Dresdener Esperanto- Gesellschaft einen Begrüßungsabend im Vereinshause, für morgen ist eine große Propagandaversammlung dort vorgesehen. Die offizielle Er- ösfnung des Kongresses erfolgt Montag, 10'/» Uhr vormittags. Feuilleton. Frei steht noch großen Seelen ein freies Leben. Wahr lich, wer wenig besitzt, wird um so weniger besessen — gelobt sei die kleine Armut! Nietzsche. * Vie Frarr und die Arrnft. Von Dr. Georg Biermann. Ein viel diskutiertes Problem, zumal in unserer Zeit, wo die Frau begonnen hat, ihr Bürgerrecht zu erobern und mit dem Manne im Leben und in der Kunst in Wettbewerb zu treten. Ems von jenen aktuellen Themen, über die sich Rechenschaft zu geben Pflicht jedes Gebildeten ist. Wir wollen es gleich sagen: Eine Einigung wird über eine solche Frage in absehbarer Zeit nicht zu erzielen sein; denn bei diesem Problem, das die Befähigung der Frau, ihr Verhältnis zur Kunst diskutiert, kann es kein Wenn und kein Aber geben. Hier heißt es bejahen oder ver- neinen. Ist die Frau von Natur aus berufen, aus sich heraus künst- lerische Schöpferkraft zu entwickeln, trägt sie die Anlagen in sich, im Sinne echter, freier und großer Kunst vroduktiv zu sein? Karl Scheffler, der wohlbekannte feinsinnige Essayist iHerausZeber der vorzüglichen Zeitschrift „Kunst und Künstler"), hat in einem kürzlich erschienenen Büchlein *) die Frage erneut zur Diskussion Bard, Berlin. gestellt. Er bat mit sicherem Gefühl das Problem von allen Seiten de- leuchtet, hat so gewissenhaft darüber nachgedacht, als es nur ein Mann von Geist und Geschmack tun kann; um so bemerkenswerter ist cs daher, daß gerade dieser gedankenstarke Kopf, den sein Berus täglich mit der künstlerischen Produktion der Frauen m Berührung bringt, verneint und mit stichhaltigen Gründen nachweist, warum es dem Weibe versagt ist, in jene Beziehung zum schaffenden Genius zu treten, der daS Ge heimnis künstlerischen Gebärens in sich trägt. Doppelt anzuerkennen H dabei, daß er das Problem in seiner ganzen Vielgestaltigkeit von allen weiten anfaßt, sich nicht einseitig auf die bildende Kunst beschränkt, son dern auch dem Verhältnis der Frau zur Dichtkunst und Musik, zum Tanz und den reproduzierenden Künsten, dem Gesang und der Schau spielkunst nachgeht. Trotzdem aber kommt er doch über eine allgemeine, aus innerster Ueberzeugung bedingte Verneinung nicht hinaus. Das erscheint fast schmerzlich: aber auf der anderen Seite werben die Frauen kaum Grund haben, mit dem Autor über seine Beweiskraft zu rechten. Denn was Scheffler sonst über die Frauen sagt und ihr Ver hältnis zum Leben und Hum künstlerisch schaffenden Manne, der ihnen oll« Kraft dankt, durch die er zum Schöpfer wurde, ist so schön, so edel und fein, daß eS fast scheinen will, als habe er — vielleicht unbewußt — den *) Karl Scheffler. »Dl« Frau und die Kunft." Verlag von IuIIu« »ar», Berlin. Frauen sein Loblied singen wollen. Er entdeckt in ihnen dock eine solche Füll« köstlicher zum Leben, auch dem künstlerischen Leben, starker An lagen, daß wir wieder einmal Grund haben, das Weib um seine seelisch tiefe Veranlagung, um die höchste harmonische Vollkommenheit, die sich in ihm verkörpert, zu beneiden. Der Drang zur inneren Harmonie ist bei der Frau ebenso stark ausgeprägt, wie beim Manne die einseitig gelenkte Willenskraft. Ist das Weib so viel mehr zur Glückseligkeit von Natur aus prädestiniert als der Mann, so wird diesem in seiner künstlerischen Produktivität in demselben Maße das tragische Bewußt- sein von der Unvollkommenheit seiner engbegrenzten Kräfte offenbar. „Die Frau ist a nriari genialisch, weil in ihr alle männlichen Kräfte als Möglichkeiten ruhen. Das läßt sie dem nicht außergewöhnlich begabten Manne so oft überlegen erscheinen/ Darum steht sic auch dem ganz großen Künstler immer so nahe. Natur und Kunst begrüßen sich in dieser Begegnung. Das männliche Kunstgenie blickt auf die Frau wie auf ein Kunstwerk der Natur, wie auf ein Gegenbild seines höchsten Strebens." Mir will scheinen, nur Schiller hat künstlerisch mit ähn- lichem Feingefühl den hohen Lebcnsberus der Frau geahnt, ähnlich schön das Eigene ihres Wesens umschrieben. Ist sie auch künstlerisch unpro duktiv, so erlebt sic ideal die Schönheit, die der Mann aus der höchsten Stufe seiner Schöpferkraft verkörpern hilft, in jedem Momente ihres Lebens an sich selber neu. Diese Harmonie aber, die in der Frau ge heimnisvoll verborgen schlummert, wird zerstört, wenn sich das Weib anschickt, original zu werden, wie es die innere Notwendigkeit dem schöpferischen Manne aufzwingt. Denn echte Originalität ist nur dort — sagt Scheffler — wo innere Notwendigkeit ist. Wo aber, wie bei der Frau, die erstere von Natur aus fehlt, ist auch keine Notwendigkeit und keine Seele. Das ist der Punkt, der alle Frauenkunst zuschanden macht. Sie ist niemals durch sich selbst notwendig. „Darum treten die Kunst werke der Frauen niemals in Entwickelung und Geschichte wegbestimmend auf. Sie alle sind mehr oder weniger unselbständig. Der Mann steigert seine Natur, wenn er Künstler wird, die Frau verrenkt sie." Ich habe mich mit diesen Bemerkungen absichtlich eng an Scheffler angelehnt, einmal, weil sie in ihrer klaren Diktion und scharfen Ver standesmäßigkeit anders kaum präziser ausgedrückt werden können, dann aber vor allem, weil in ihnen der Brennpunkt des eigentlichen Problems deutlich umrissen zutage tritt. Scheffler zeigt an dem in der Natur begründeten Unterschied zwischen Mann und Weib, warum allein der erstere schöpferisch produktiv ist, während die Frau nur mit Auf opferung ihrer schönen Harmonie den männlichen Trieb zur Betätigung bringen kann. Als erfahrener Psycholog unterläßt er es dabei nicht, dem Psychopathologischen dieses Problems, das im Zeitalter des „Ueberweibes" mehr denn je aktuell geworden ist, seine volle A -'merk- samkeit zu schenken. Und auch hier wird der gewissenhafte Beobachter des modernen Lebens nicht umhin können, den auf den ersten Blick viel leicht gewagt aninutcnden The'en von Grund aus beizustimmcn. Denn erst sie geben eigentlich die richtige Bewertung für jenen Typus von Weiblichkeit ab, der heute unter uns so erschreckend — vi«lleicht nur als ein vorübergehendes Zettsymptom — umgeht, jenen Typus des männisch > gewordenen Malweibes oder der in ihren Geschlechtsinstinktsn oftmals bis zur Perversität ruinierten modernen „Dichterin". Daß die Frau ihrer Veranlagung nach nicht die Fähigkeit in sich trägt, künstlerische Schöpferkraft zu entwickeln, wird durch die Erfah rung vollauf bestätigt. Wo hätte es je in der Geschichte einen weiblichen Beethoven, einen weiblichen Michelangelo gegeben, wo wäre selbst in der Gegenwart der Name einer Frau bekannt geworden, di« sich z. B. auf dem Gebiete der Architektur hervorgetan hätte. Man darf nicht an jene wenigen Frauen erinnern, die beispielsweise die Kunstgeschichte mit Ehren nennt, an eine Rosalba Earriera, eine Angelica Kausfmann oder Rosa Bonheur. Gerade sie beweisen deutlich, in ihrem Epigonentum und Eklektizismus, daß selbstschöpferische Ideen der Frau nie gegeben sind. Wohlgefällige Talente, die sich leichter, als es der Mann kann, einem Größeren anschmiegen, das sind sowohl Angelica, die ohne Reynolds nicht zu denken ist, wie Rosa Bonheur, die von Manet das Geheimnis ihrer Stärke entlehnt, gewesen. Aber damit ist der Begriff „Künstlerin" nicht gerechtfertigt. Am besten gelingt es der Frau, im Roman etwas Gutes und Selbständiges zu leisten, weil sie hier die reichen Quellen ihres genialischen Wesens unbehindert sprudeln lassen kann. Aber auch da sind ihre Kräfte beschränkt. Ihr Talent gehr über das rein Deskriptive nicht hinaus, so gelingt es ihr zum Beispiel nie, psychologisch bie Entwickelung von Menschen, vor allem nicht von Frauen, nachzuzcichnen. Sie hält sich an den gegebenen Typ, den sie mit be- stimmten Verhältnissen in Berührung bringt. Ihre künstlerische Kraft ist auch da mehr problematisch als real. — Ich bin daraus gefaßt, daß diese Behauptungen gerade von feiten des weiblichen Geschlechtes starkem Widerspruch begegnen werden, denn für die menschliche Eitelkeit ist di« Wahrheit mitunter eine sehr empfind- liche Sache. In dem Punkt sind Männer zuweilen sogar noch penibler als die Frau. Wenn ich aber diese Behauptungen mit triftigen Beweis gründen stützen wollte, dann müßt« ich eben jenes Buch schreiben, von dem hier die Rede war. Das wäre zwecklos, weil Karl Scheffler alles viel zu schlagend erläutert, viel zu treffsicher mit unzweideutiger Be- wciskrast seine Hypothesen zu festgefügten, unwiderlegbaren Dogmen stempelt. Die Frau als Erscheinung im Leben des einzelnen und der Völker verliert auch nichts, wenn sie sich zu dem Zugeständnis bequemen würde, daß Scheffler Recht hat, daß sie nicht geschaffen ist, schöpferisch Kunstwerke hervorzubringen. Das ticke Geheimnis ihres Westns, die volle Schönheit ihrer harmonischen Seel«, die großartige Genialität ihres leichten und sicheren Verstehens haben ihr allein den Beruf ge wiesen, dem wollenden männlichen Geiste Führerin und Anregerin zu sein. Was wäre Michelangelo obnc Vittoria Colonna, Rembrandt ohne Saskia, Goethe ohne eine Charlotte von Stein? Ist eS wirklich so schwer verständlich, daß gerade die großen Künstler so sehr der Frauen bedurft haben, um das Geheimnis ihrer eigenen Schöpferkraft voll aus strahlen zu lassen. Schlürfen wir nicht alle, die wir den Trieb in unS fühlen, das Leben an irgendeiner Stelle zu fassen und zu meistern, von jener köstlichen Harmonie, di« in der Seele des Weibes verschlossen ist, in unS hinein, wir Einseitige», wir Wollenden, wir Starke»! Weckt
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