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Früher Wochen- un- Nachrichtsblatt Lsgeblatt sd ßäüns Mit. «E Mns. St. Wa, tzckMil, »mm. MW. vli-mstns. Ma A. MS. St. z«k St. »i-«li, StnitMi, Am. Memils». WßW>«l at Mtm Nmtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Siadtrat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Küniglichen AmtsgerHtsvqkt - — - — - - - - > >- — 58. J«h»s«tg. . —- —— ' — Nr. 298 Mittwoch, deu 23. Dezember. 1W8. Dl«s«r Bla« «scheint täglich auf« Corr» urd tziptopl nvt»U1«gt für d«n i»lg«ndrn Lag, — vUrtelillhrlich«» V«Wg»pr«i» 1 Marl bvPstrnig», durch Lie Post b«zogm 1 ML 7b M Wtagebi« Nvnmirn 10 Pfennige. Bipevurgen nehm«« außer ter -»«dMon in Lichrinpein, Lwickanerpr. Vlr. VL, all» »kaiserlichenPopavpalten, Popbolen, srwk di« AuStrLger »ntgeg«^. Inserat« werden di« svnsgrspolltn« Erm dz«il« mtl 1V, für onswortig« Inserent«« mit 15 PK. berechnet. SieNowrzeile SO Psg. Ia> amtlichen Lei!« kostet die zweispaltige Zeil« SOPl Uma^errch«Areschlntz N, 7. Jns«rat«mN»»»h»e LmUch »iS splttrstr»« NormittagB LV NH«. LelegraulmAdrrffet La geblat t. Mrate ßr die WeihmchtsWMN die volle 4 Tage ausliegt, bitten wir uns möglichst schon jetzt, spätestens aber bis f Mittwoch abend zusenden zu wollen. Expedition des Lichtenstein-Callnberger Tageblatt. Das Wichtigst. * Aus Samoa werden neue Jntrigucn einiger Häuptlinge gegen die deutsche Oberhoheit gemeldet. * Tie persischen Regierungstruppen erlitten in Der Nähe von Täbris eine schwere Niederlage durch Die Revolutionäre. * Oesterreich-Ungarn und die Türkei haben be schlossen, sofort Delegierte für die Perhandlungen Wegen Bosniens und der Herzegowina zu ernennen. * Die für die Hinterbliebenen der bei dem Grubenunglück auf Zeche Radbod Umgekommenen in Höhe von 1200000 Mork eingegangenen Gelder wer den in Form von Zusatzrenten zur Verteilung ge langen. England imMrient. Die englische Politik, das mutz auch der zugeben, Dessen Interessen sie bekämpft, bietet gegenwärtig der Welt ein groszartiges Schauspiel. - Die Kühnheit, mit der sic dieses Schauspiel spielt, setzt eine groß- artige Verachtung des europäischen Publikums vor aus, das zusieht, ohne zu verstehen, was es sieht. Und die Ansicht der wenigen, die verstehen, zählt nicht, denn sie wird nur geflüstert und durch die Zeitungen, die die ösfentliche Meinung Europas machen, fühlt sich die Theaterdirektion sicher. An den letzten Tagen -wurde in Konstantinopel eine Depesche aus Wien publiziert, worin es hieß, Der englische Botschafter habe dem österreichisch-un- tzarischen Minister des Aeusteren seine Freude über die Wiederaufnahme der österreichisch-türkischen Ver handlungen ausgesprochen, mit dem Bemerken, das; England eine Verständigung zwischen den beiden Län dern sehr erwünscht sei. Diese Depesche ist, wie Nach richten aus Konstasttinopel besagen, dort in den Krei sen, die über die Rolle, die die englische Politik in den letzten drei Monaten gespielt hat, informiert sind, mit schallender Heiterkeit ausgenommen 'worden. Man mutz sich in der Tat die Frage vorlegen, welcher andere Staat ist in der Lage, sich bei der geheimen Politik, die er treibt, so weit von der offiziellen zu ent fernen, die er zu treiben vorgibt, wie England? Bald Mich der Annektion Bosniens waren die österreichisch türkischen Verhandlungen auf dem besten Wege; ein Abschluß schien nahe bevorzustehen. Es ist wohl mög lich, Laß ein Fehler einer der beiden Beteiligten mit- Seholfen hat, diesen auch für die deutsche Politik so sehr wichtigen Abschluß wieder zu vereiteln. Wer sich aber erinnert, welche seltsame Nervosität die eng lische Presse in diesen Tagen gezeigt hat und welche Schritte der englische Botschafter Sir Lenther bei bet Kiamil Pascha unternahm, dem wird der Glaube, daß Englands Treibereien diesen Abschluß vereitelt haben, nicht mehr zu nehmen sein. Man suggerierte der Pforte Forderungen, die Oesterreich-Ungarn nicht erfüllen kann, man setzte die Gasse in Bewegung, und Die Freundlichkeilen, die der englische Botschafter den Führern der Demonstranten erwies, bezeugen, daß Die Straßendemonstrationen gegen Oesterreich-Ungarn und Deutschland England genehm waren. Auch der Boykott kam nicht ungelegen und englischer Rat mag hier in manchem geholfen haben. Erst vor einigen Tagen brachte die Weltkorrespondenz einen Bericht äus Iaifa, wie dort und in Beirut englische Konsuls mit allerlei Mitteln Stimmung machen gegen Oester- iretch und uns. Tas alles tut man und in Wien wird erklärt, eine Verständigung zwischen Oesterreich-Un- Sarn und der Türkei sei in London sehr erwünscht. Man kann eine solche Politik vom moralischen Standpunkte aus verurteilen; aber man wird nicht umhin können, ihre Geschicklichkeit zu bewundern. Kein anderer Staat kann sich das erlauben, ohne die öffent liche Meinung der gesamten Welt gegen solchen Mac- chiavellismus in Harnisch zu bringen. Englands Arme reichen weit, bis in die Kontore türkischer Kaufleute und ur die Gassen Stambuls, wo Unbeschäftigte lun gern, die zu Demonstrationen brauchbar sind. Seine Aktivität ist unerreicht - und das kann inan dem Artikel hinzufügen — auch seine Skrupellosigkeit! Deutsches Reich. Berlin. Die drohenden Schiffahrt s- ab gaben. In den letzten Tagen machten wieder einmal Berliner Nachrichten die Runde durch die Presse, nach denen ein Entwurf, betreffend eine authentische Interpretation des Artikels ä4 der Reichs- Verfassung binnen kurzem an den Bundesrat ge langen werde, und daß voraussichtlich nur Sachsen und Baden gegen diesen Entwurf stimmen würden, so daß — da beide Staaten nur 7 Stimmen im Bun desrate besitzen — die Annahme des Entwurfes ge sichert und der Weg für Einführung von Schiffahrts abgaben geebnet wäre. — In Dresdener maßgebenden Kreisen betrachtet man diese Mitteilung lediglich als einen neuen Versuch, Unklarheit über die Stellung der deutschen Bundesstaaten zu den von Preußen so eifrig betriebenen Schisfahrtsabgaben zu ver breiten. — Alles recht! Das Berliner Tageblatt, dem alles recht ist, wenn es gilt, die eigene Parteistellung zu stärken, schreibt: Eine interessante Neugruppierung der politischen Parteien vollzieht sich zur Zeit in verschiedenen Städten Westdeutschlands. Es handelt sich dabei um ein Zusammengehen der Liberalen und Sozialdemokraten gegen das Zentrum, zunächst zwar auf kommunalpolitischem Gebiete, doch mit deut licher Tendenz, darüber hinaus auch auf die Staats- und Reichspolitik Einfluß zu gewinnen. Es wäre ein politisch sehr bedeutungsvoller Fortschritt, wenn Liberale und Sozialdemokraten sich hier zu einer er folgreichen Bekämpfung der Reaktion dauernd zu sammen finden würden. Ten Nichts-als-Blockpoli- tikern mögen dabei die Haare zu Berge stehen — sei's drum! — Um diese Gemeinschaft sind die Libe ralen nicht zu beneiden. — Diamanten. Tein Reichskolonialamt sind aus Teutsch-Südwestafrika als Probe der letzten dort gemachten Funde W Roh-Diamanten zugegangen. Tje Steine sind klein, einzelne aber von sehr schönem Feuer und wasserrciner Farbe, so daß der Laie jm ersten Moment den Eindruck bekommt, er halte be reits geschliffene Steine in den Händen. — Betriebsmittelgemeinschaft. Ter preußische Eisenbahnminister Breitenbach konferierte in Dresden mit dem Finanzminister Rüger wegen Herbeiführung einer Betriebsmittelgcmeinschast. — Ter Bau einer festen Brücke zwischen Falster und Seeland, wodurch die Eisenbahnverbin dung Berlin—Kopenhagen eine bedeutende Verbes serung erfahren wird, ist von der dänischen Regierung in Aussicht genommen. — Aus Südwestafrika kommt wieder ein mal die Nachricht von einem Gefecht mit Hottentotten, bei dem ein Farmer aus den Karrasbergen das Leben einbüßte. Aus Rah «ud Fern. Lichtenstein, den 22. Dezember 1908. * — Wintersanfang. Am 22. Dezember, mittags 12 Uhr, tritt die Sonne in das Zeichen des Stein bocks, sie macht sozusagen eine Wendung und damit beginnt die Zeit, in der die Tage wieder länger werden. Aber auch der Winter nimmt seinen Talendermäßigen Anfang. In Wirklichkeit haben wir sein Wirken schon vor einiger Zeit zu spüren bekommen, bis ein plötz licher Wettersturz eintrat und mildere Tage kamen. Keine Schneeflocke, lachender Sonnenschein; kein Schlitten- und Eislaufwetter. Die Verkäufer von Winter-Sportgeräten wollen schier verzweifeln. Nie mand kauft einen Schlitten, niemand Schlittschuhe, Schneeschuhe, Rennwölfe, Rodelschlitten. Tie echte Weihnachtsstlmmung kamt freilich Lei solchem Wetter nicht recht aufkommen. Man möchte sich mit Gewalt dazu zwingen, allein das ist nicht Stimmung, was dabei herauskommt, sondern Verstimmung über das. Widernatürliche in der Natur. Die seltsamen Witte rungsverhältnisse in den letzten Jahren rechtsertigen eben die Befürchtung, daß nachher im Frühling, wenn man Frühlingstage erwartet, der Winter noch seine Herrschaft ausübt. Alles zu seiner Zeit. Das sollte auch auf die Jahreszeiten zutreffen. * — Jubiläum eines Weihnachtsliedes. Das alte, schöne Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht" kann am diesjährigen Heiligen Abend seinen 90. Geburtstag feiern. Im Jahre 1818 wirkte zu Oberndorf bei Salzburg an der Salzach der Priester Josef Mohr als Koadjutor. In seinen Mußestunden pflegte er auch der Poesie, und in »veihnachtlicher Stimmung verfaßte er am Mittage des 24. Dezember 1818 das schlichte Lied „Stille Nacht". Am gleichen Orta war damals der ihm eng befreundete Lehrer Franz Gruber als Organist an der St- Nikolauskirche augesiellt. Diesem las Mohr sein kleines Poem vor. Gruber war sichtlich ergriffen, und noch im Gespräch reiste in ihm der Entschluß, das Lied in Musik zu setzen. Schon nach wenigen Stunden erschien Mohr wieder bei ihm mit der Bitte, dem Liede doch recht bald eine Melodie zu geben. Gruber überflog noch einmal das Manuskript, präludierte auf seinem alt ehrwürdigen Spinett, und binnen kurzer Zeit löste sich aus den Tönen die Melodie, wie wir sic kennen. Tas Skizzieren der Noten dauerte nur kurze Zeit. Noch in der wenige Stunden später in der St Nikolaus kirche stattsindenden Christnachtfeier konnte Mohr das Lied singen. Hier war der Ansang der großen Wan derung, die es nun antrat und es in aller Welt ver breitete. * — Wie ungleich mitunter das Schulgeld in einzelnen Gemeinden Sachsens erhoben wird, mag durch folgendes Beispiel dargelegt sein: In den Ge meinden Pfasfroda, Breitenbach usw. erhebt man sür ein Kind pro Vierteljahr 1 Mark 2ö Psg. Schulgeld. Tiefer Satz wäre an und für sich nicht hoch, aber das Bedenkliche an der ganzen Aufstellung ist der Umstand, daß der Handarbeiter mit einem Einkommen von vielleicht 700 bis 900 Mark genau dasselbe bezahlt wie der Großgrundbesitzer, Kleinbauer, Beamte usw. mit zum Teil fünf- und zehnfach höherem Einkommen. Ter Einwand, daß die Bezieher von hohen Einkommen auch dementsprechend zu den Schul- usw. Anlagen herangezogen würden, ist noch lange nicht stichhaltig, diese Schulgelderhebung zu rechtfertigen. Jedenfalls wird die fortschreitende Zeit, der schon so mancher alte Zopf zum Opfer gefallen ist, auch in genannten