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Kich'ts davon bekannt, daß unter den deutschen Waren muh ein Geschenk des Kaisers sich befunden habe. — (Eine Fata Morgana in Südwest.) Ein Kapstadter Telegramm der Central News mel dete vorgestern die Entdeckung eines Alluvialdiaman- ten-Fcldes aus deutschem Gebiete in der Nähe von Lüderitzbucht. Wie die Tägliche Rundschau von zu- ständiger Seite erfährt, ist von derartigen Neuent deckungen nichts bekannt; auch von anderer kolonialer Seite wird versichert, daß es sich bei dieser Nachricht um eine Fata Morgana im Hirn des kapstädtischen Berichterstatters handelt. — lUnserlieberenglischerNachbar) hat aus Furcht vor den schlimmen Deutschen wieder ein mal Krieg gespielt. Wie man uns aus London be richtet, wurde am Sonntag in Essex eine Probe der Abwehr einer plötzlichen feindlichen Invasion Eng lands mit Truppen der in Bildung begriffenen Terri- torial-Armee abgehalten. 200 Mann in Chelmsford und Maldon stehender Kompanien, die seit drei Wochen dazu gedrillt worden waren, wurden morgens um 9 Uhr 15 Minuten alarmiert. Tas Chelmsforder Kontingent war zum größeren Teile eine Viertel stunde später auf dem Marsche nach Burnham, wo eine feindliche Landung markiert war. Kurz nach 10 Uhr folgten die Nachzügler in Motor-Omnibussen. Die Leute aus Maldon stießen in einer Entfernung von 24 Kilometer bei Latchingdon um l2 Uhr lö Minuten zu ihnen. Darauf schwärmte die ganze Ab teilung 0 Kilometer weit ans nach einem Plan mit der Grundidee, daß sie einer nachfolgenden Haupt macht als Aufklärungstruppe zu dienen habe. Die Mauöveridee war offiziell in folgende Form ge faßt: „Während England in Ostasien kriegerisch be schäftigt ist, landet der Feind auf der Halbinsel zwiswen den Mündungen der Flüsse Blackwater und Crouch." Tie Operationen waren behindert durch strömenden Regen. Die Probemobilmachung er folgte zur Widerlegung der Behauptung, es sei un möglich, die Territorialtruppen so schnell kampf bereit zu machen, und wird als großer Erfolg be trachtet. — Wenn sich unsere liebwerten Vettern schon an einem solchen „Erfolg" berauschen, dann Glück auf den Weg! Aber eine bescheidene Einwendung: Glauben sie im Ernste, daß eine zusammengelaufene Horde, wie diese Territorialarmee, einer größeren deutschen wohldisziplinierten Armee Stand halten könnte? Und wieviel Mann will old England in „Motor-Omnibussen" befördern? Wer lacht da? KM all PrivatkuMchafk franko aVgesqM, Mker beb Bezeichnung: Königliche, Fürstliche Angelegenheit usw. Hier, wo es sich um rein geschäftliche Transaktionen der fürstlichen Herrschaften handelt, ist die Portofrei- heit ein nicht mehr zu rechtfertigendes Privileg. Es werden dadurch indirekt die anderen Geschäftsleute benachteiligt, die für ihre Sendungen volles Porto entrichten müssen. — Nach der Bossischen Zeitung wird bei der Etatsberatung von Freisinniger Seite diese Angelegenheit zur Sprache gebracht und ein Antrag auf Beseitigung dieser fürstlichen Vorrechte gestellt werden. — (Glückliches Oldenburg.) Während aus fast allen deutschen Bundesstaaten Steuer-Jeremiaden kommen, ist in Oldenburg die Finanzlage so gut, daß der Landtag eine Herabsetzung der Finanz- und Ver mögenssteuer beantragt. KsufkLUL Ikemal < Uettutleii-L Anua-Wr in Zr088er ^U8^ad1 ru btzätzutßnä IwrabxtzMötM krmstzll. Klmln - M enorm billiK. an jetzt von Wohltätigkeitsanstalten und Vereinen aller Art, die alle Gaben der Liebe heischen für unsere Brüder und Schwestern und die armen Kinder, die ohne Unterstützung treuer, gebefreudiger Mitmenschen nicht in der Lage wären, Weihnachten zu feiern. Hut ab vor allen den braven Leuten, die soviel Zeit und Arbeit in den Dienst der Humanität stellen, und Her — »Ein Antrag auf Abschaffung der fürstlichen Portoprivilegien.) Auf Grund des Portofreiheitsgesetzes von 1809 genießen sämtliche l Md Deutschen Reiches vollständige Gebührenfreiheit be züglich der Postbefördcrung, desgleichen sind sämtliche Sendungen aus den „Allerhöchsten" Vermögensver waltungen portofrei. Tie Liberale Korrespondenz weist nicht mit Unrecht darauf hin, daß namentlich dieses kentere Privileg in hohem Maße bedenklich ist. Alle möglichen Postsendungen, Butterpakete, Hasen, Rehe, Damwild usw., werden von den fürstlichen Gü- AuS Nah und Fern. Dezember 1908 — in großer Zahl liest m zen und Hände aufgekckn In 8er schönest WeiHstachM zeit und nach Kräften mithelfen, damit ylle dies« Weihnachtsbitten der Helfer und die WeihvWhtshoff4 nungen der Armen und Hilfsbedürftigen erfüllt wers den können. Keinem wird es an Gelegenheit fehleih notleidenden Mitmenschen Freude zu bereiten! *— Eine Gesamtübung der Wehren Lichtem steins — freiwillige und dienstpflichtige Feuerwehr — findet in den nächsten 14 Tagen statt, eventuell kann sich diese zu einer Nachtübung ausgestalten. Mr verweisen die Beteiligten auf die amtliche Bekannt machung in heutiger Nummer. *— MreiSandschutzfitzung. Donnerstag, den 17, dieses Monats, nachmittags 1 Uhr, findet eine öffent liche Sitzung des Kreisausschusses in dem Sitzungs-i saale der Königlichen Krejshauptmannschaft zu Chern* nitz statt. g. Mülsen St. Riklas. (Bei der stattgefundenest Gcmeinderatswahli wurden aus der Klasse der An sässigen Gutsbesitzer Arno Bleil, Hausbesitzer Moritz' Luft und Hausbesitzer Albin Metzner, sämtlich als aktiv, und Gutsbesitzer Ernst Schauer und Hausbe^ fitzer Emil Scharf als Stellvertreter gewählt. Aus der Klasse der Unansässigen wählte man die Weber Emil Haupt, Paul Nagel als aktiv und Maurer Emil Zimmermann als Stellvertreter. z. Ortmannsdorf. (Gemeinderats-Ergänzungs- wähl.) Bei der am 0. Dezember nachmittags vonl 0 bis 9 Uhr stattgefundenen Gemcindetats-Ergän- zungswahl für die Ansässigen wurde der ausscheidende Gutsbesitzer Herr August Erler wieder- und der Herr .Hausbesitzer Bergzimmerling Emil Stephan neuge wählt. Chemnitz. (Ein recht bedauerlicher Unfall mit tödlichem Ausgange» ereignete sich in einer Mangel- stubc der Sedanstraße. Tort war die 20 Jahre alte Arbeiterin Alma Elsa Ludwig mit einer zweiten Person mit Wäschemangeln au der elektrischen Wäschemangel beschäftigt. Tabei wurde die Ludwig durch den Kasten gegen den Rahmenbau der Mangel gedrückt, wodurch sie so schwere innere Verletzungen erlitt, daß sie am Abend in der zehnten Stunde trotz sofortiger ärztlicher Hilfe in der elterlichen Wohnung verschieden ist. Grünhainichen. (Einsturz einer Brücke.) Gestern Nachmittag in der dritten Stunde ist auf dem Grrlnd- stückc der Papierfabrik von Siegel und Haase ist Borstendorf eine hölzerne Jnterimsbrücke eingestürzL. Dabei sind 12 Personen verunglückt, eine davon ist tot, zwei wurden schwer und neun leicht verletzt. Oftrih. (Schrecklicher Unfall.) In der Nord-' deutschen Jutespinnerei und Weberei geriet die led-o- Arbeiterin Müller aus Grunau mit oem Ha^x? n» bas? Getriebe. Dem bedauernswerten Mädchen wurde da bei die Kopfhaut gänzlich abgerissen, sodaß es ist Lebensgefahr schwebt. Plauen i. V. (Tie Selbstmörderbrücke.) Zum dritten Male im Laufe einer Woche sollte unsere Friedrich-August-Brücke der Schauplatz eines gräß lichen Selbstmordes werden. Eine junge Frau wollte Sämtliche Sackgewürze -MU in prima Qualitäten und zu billigsten Preisen empfiehlt ^URlI Die Waldhoftöchter. Roman von Erika Riedb erg. 15 Nachdruck verboten Es ivar dunkel geworden. Ueber dem .Hause lag eine io friedliche Stille, als sei schon die Nachtzeit angebrocben. Da fühlte Oppen mehr, als er es hörte, wie sich die Tür zu seinem Zimmer leise öfsnete. Durch die tiefe Dämmerung kam etwas auf ihn zu — beugte sich über ihn — ganz sacht, ganz sacht spürte er eine Berührung seines Haares. Daun ein seines klingen wie der letzte zarte Ton eines Dilberglöckchens — weiches Rauschen von Frauenkleideru — nun — beinahe lautlos ward die Tür wieder geschlossen -- — Fürchterliches Herz klopfen benahm Egbert den Atem. Vollkommene Starrheit überkam ihn- Selbst wenn er gewollt hätte, er würde nicht vermocht haben, sich zu rühren. Langsam, ganz langsam wurde er ruhiger. Und endlich lwb er den Kops. Por ihm, matt blinkend im fahlen Dämmerlicht, lag Marias Ring. Ein vaar Stunden später schlich Egbert Oppen die Drevve hinunter, verstohlen, wie ein Verbrecher, verließ er das Haus, daS ihn aufgenommen hatte wie einen willkommenen Sohn. Er trug eine Reise tasche in der Hand, aber er schlug nicht den Weg zur Station ein. Er ging die Landstraße nur so weit hinunter, bis sich ein Waldweg abzweigte. Am Ende desselben, ziemlich in der Mitte des Forstes, klovire er an der Wohnung des Unterförsters Riemer ans Fenner und bat um ein Unterkommen für kurze, aber unbestimmte Zeit. (>. Elisabeth kam aus dem Dorf zurück, wo sic eine alte, kranke Frau besucht hatte, die früher auf dem Waldhof bedienstet gewesen. Sonst tat das Maria, aber die war seit beinahe zwei Wochen verreist. Es war still geworden beim Amtsrat Lund. Gleich nach Egbert Oppens Verschwinden ging der harmlose, liebenswürdige Maler; dann ein paar Tage später reiste Maria mit dem Bruder der verstorbenen Mutter nach Italien. Abends zum Tee kam zwar Annes Verlobter her über geritten, doch diese beiden praktisch veranlagten Menschen waren so mit sich und der Ausgestaltung ihres künftigen Heimwesens beschäftigt, daß für ihre Umgebung keine Anregung noch Unterhaltung übrig- blieb. Ter Amtsrat ward von Tag zu Tag stiller. Er sah malt und verfallen aus und empfand es dankbar, daß Roden ihm in ruhiger Selbstverständlichkeit die Last der Wirtschaftsführung mehr und mehr ab nahm. Er litt tief mit Maria, und seine Selbstlosigkeit war viel zu groß, um ihn den Vorteil ins Auge fassen zu lassen, daß sich ihm nach ihrer Verlobung nun die Aussicht bot, sie noch länger bei sich zu be- lmlten — die Einzige von seinem Kleeblatt, denn Lisa hatte es durchgesetzt, gleich nach Annes Hochzeit wieder zu ihren Berliner Pcnsionsfreundcn zurück zukehren. Er ließ sie mit gemischten Gefühlen gehen. Ihre Charakteranlage ängstigte und beunruhigte ihn. Er wußte nicht, was er aus ihrem Wesen maclxn sollte, verstand nicht, woher sie ihre Sonderbarkeiten habe, und war zu sehr mit eigenen Empfindungen beschäf tigt, um sich in ihre Eigenart zu vertiefen, sie zu begreifen und zu beeinflussen. Sein jüngstes Kind blieb ihm fremd. Er ahnte auch nicht, welche Rolle ihr bei Marias Entlobung zugefallen war. ' Marias Lippen verschloß die Scham, und Anne und .Hostmann schwiegen aus Sorge um die sichtlich! schlechter werdende Gesundheit des Vaters. Maria sagte ihm, daß schon geraume Zeit eine Spannung zwischen Egbert und ihr bestanden, die sie schon häufiger in Erwägung ziehen ließ, ihm seinl Wort zurückzugeben. Eine Meinungsverschiedenheit habe den Entschluß schnell zur Reise gebracht, worauf Oppen selbstver ständlich sofort abgereist sei. Lund war gewohnt, in die Besonnenheit und Lau terkeit seiner Aeltcsten unbedingtes Vertrauen zu setzen. Er gab sich mit dieser Erklärung vollkommen! zufrieden und vermied ängstlich, durch unzarte Nach fragen in Marias frischer Wunde zu wühlen. Alle fühlten das mit Erleichterung, denn wozu das ohnehin gestörte Familienleben noch mehr erschweren, Warum Aufklärung geben, die keinen mehr nützen, sondern nur schaden konnten? Die freudige Stimmung, die Marias Verlobuns im Anfang über das Haus gebreitet, blieb bei Anne noch aus. Man hatte kaum den Mut, von Festlichkeiten un8 .Hochzeit zu sprechen. Ueberall stand wie ein Schatten Marias Unglück. Elisabeth gegenüber bemühte sich jeder der drei Eingeweihten, sich nichts von dem Anklagenden, daK sie etwa empfinden mochten, merken zu lassen. Sie begriffen vollkommen, daß man ihr nicht die Schuld! an Oppens Wankelmut und seiner Leidenschaft füv sie beimessen durste, sic begriffen das — aber si« konnten nicht ganz verbergen, daß sie ihr diese Tra^ göd-ie noch nicht verziehen hatten. Beim Alleinsein mit Anne stand ein peinigendes Schweigen zwischen ihnen. Keiner wagte mit einem Wort an das unheilvolle Geschehnis zu tippen. (Fortsetzung folgt.)