Volltext Seite (XML)
.Aber — Ullrich, wie können Sie —" .Weil ich weiß, daß Sie mich lieben — weil Sie mir da» gezeigt haben. O — ich bin Frauen- kenn« — aber Sie haben eS meisterlich verstanden, uns über Ihre Gefühle im Dunkeln zu lasten, aber heute — als Du mich verwundet glaubtest — der Aufschrei der Angst — der Liebe — und dann dem armen Baron gegenüber der Ausdruck kühlen Be dauerns — o, das kann nicht täuschen. Und hören möcht ichS — hören aus Deinem eigenen Munde — daß Du mich liebst." „Ja denn — ja — ich liebe Dich — lange — heiß — innig." Der Baron verschwand eben mit seinem Be- oleiter hinter einer Wegbiegung. Deshalb wehrte sie's ihm nicht, daß er sie an sich zog und sie innig küßte. ' Der Baron mußte wegen seiner Verwundung das Hospital aufsuchen. Ullrich und Franzi waren so rücksichtsvoll, abzureisen, bevor er wieder genesen war und das Zimmer verlasten konnte. Enterbt Roman. Nach dem englischen frei bearbeitet von Klara Rheinau. 23. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Der Fremde war ein großer, schöner Mann miteinem edlen, gütigen Gesichtund ernsten, beredten Augen. Nach wenigen Minuten ließ er das schützende Epheu wieder fallen, als ob er fürchte, zudringlich zu scheinen. Aber als der Laut eines bitteren, schmerzlichen Schluchzens an sein Ohr drang, blieb er unent- schlossen stehen. Sein edles Antlitz mit den regel mäßigen Zügen war das eines vornehmen Gentle man. Der Wind spielte mit dem braunen, lockigen Haar, das von der hohen, weißen Stirne zurückge- strichen war; die klaren, offenen Augen ruhten mit leidig auf dem jungen Mädchen. Aber das Schönste in dem männlichen Antlitz war der Mund; die fest- geschlossenen Lippen hatten einen ungemein ange nehmen Ausdruck — man konnte es unterscheiden, ob schon sie von einem dichten Schnurrbart bedeckt waren. Der Fremde zögerte mit feinem Takte, sich auf zudrängen, aber er hatte ein zu weiches Herz, um sich zu entfernen und die Weinende allein zu lasten Er trat vor, und auf Vivien zugehend, sagte er mit leiser, sanfter Stimme: „Ich bitte um Verzeihung, aber ich fürchte, Sie haben schweren Kummer. Kann ich etwas für Sie tun?" Im nächsten Augenblick stand Vivien vor ihm; aus ihrem erhitzten, tränenüberströmten Antlitz prägte sich große Entrüstung aus. „Ich — ich glaubte, ich sei allein," rief sie. Ihre wunderbare Schönheit frappierte dem Fremden. Sie sah reizend aus — reizend wie das Ideal eines Poeten. Ihr reiches, dunkles Haar fiel in malerischer Ueppigkeit über ihre Schultern. Aus ihrem schönen Antlitz war die stolze Ruhe gewichen, eine große Erregung sprach aus den edlen Zügen. Er verriet seine Ueberraschung nicht. „Bitte vergeben Sie nur," sagte er. „Ich saß zeichnend an der andern Seite der Mauer und glaubte, Sie seien unwohl geworden." Seine liebenswürdige Art, die sanften Worte, die ernste Stimme beruhigten sie wieder. Er war Gentleman, nicht ein impertinenter Spion. „Ich bin nicht krank," sagte sie, „aber ich habe schweren Kummer." „Kann ich etwas für Sie tun?" „Nein," erwiderte sie, „ich danke Ihnen." Sie wandte sich ab, wie um anzudeuten, daß sie die Unterredung für beendigt betrachte. Er folgte ihr. „Verzeihen Sie mir," sagte er, „und halten Sie mich nicht für zudringlich oder unhöflich. Ich kann Sie nicht in dieser Stimmung hier allein lasten. Wenn ich ein Vöglein verwundet im Gras liegen, wenn ich eine Blume geknickt und zertreten sähe, so würde ich diesen meine Sorgfalt widmen — ich könnte das kleinste Geschöpf nicht leiden sehen; um wieviel weniger kann ich von Ihnen gehen ohne den Versuch, etwas für Sie zu tun." „Sie können nichts — garnichts für muh tun," erklärte sie; aber die gütige Stimme hatte sichtlich einen Reiz für sie. Sie wandte den Kops um, und erblickte mit neuer Bewunderung das schöne, be kümmerte Antlitz. „Darf ich noch etwas zu Ihnen sagen?" fuhr er mit ernster Stimme fort. „Was wir für ein Unglück ansehen, gereicht uns ost nachträglich zum Segen. Vielleicht ist dies bei Ihnen der Fall?" „Nein," antwortete Vivien. „In meinem Fall ist dies unmöglich — ganz unmöglich." „Wenn es ein Todesfall ist, so vergessen Sie es nicht, daß Ihr Schmerz, so groß er auch sein mag, nicht hoffnungslos ist. Es gibt eine schönere, bessere Welt, wo Tod und Kummer unbekannt sind." „Mein Schicksal ist bitterer als der Tod," ver setzte sie — „tausendmal bitterer." „Wenn es Krankheit ist, so geben Sie nicht alle Hoffnung auf; wenn ein Freund sich treulos erwies — es gibt auch noch wahre Freunde; wenn es der Verlust eines Vermögens ist, so brauchen Sie, die Sie sicher sehr begabt sind, sich nicht darum zu grämen." „Es ist schlimmer," sagte sie, „der bloße Verlust eines Vermögen- würde mich nicht berühren. Aber ich habe verloren» was mir teuerer ist, als mein Leben." „Sie haben eine geliebte Person verloren," ent schied er mit ernster Teilnahme. „Eine geliebte Person!" wiederholte sie. „v nein! Ich habe —." Dann brach sie kurz ab, sich erinnernd, daß eS ein Fremder war, zu dem sie sprach. „Lasten Sie mich noch einen Trost beisügen," sagte dieser jetzt. „Die Zeit wird Ihren Schmerz mildern, so groß er auch sein mag. Ich hatte eine Schwester, die ich mehr liebte als alles in der Welt. Sie war meine Zwillingsschwester und schien wie ein Teil meines Selbst. Sie starb in in ihrer Kindheit und ich hielt eS für unmöglich, je wieder lachen zu können. Ich sprach dies bei meiner Mutter aus und sie sagte mir, die Zeit würde eine Trösterin sein. Dies sage ich jetzt auch Ihnen, dem lindern den Einfluß der Zeit wird auch Ihr Kummer nicht widerstehen." Aber Vivien schüttelte ernst das Haupt. „Ich fürchte, doch. Mein Schmerz ist ein un gewöhnlicher ; die Zeit wird ihn vergrößern, nicht heilen." „Wenn dies der Fall wäre," sagte er noch ernster, „wollen Sie mir erlauben, Sie daran zu erinnern, wo der wahre Trost zu suchen ist?" „Der Himmel hat keinen Trost für mich, außer den, in Geduld auszuharren," erwiderte sie langsam. Durch seine ernste Weise, sein edles Antlitz, sein ehr erbietiges Benehmen hatte er einen solchen Einfluß über sie gewonnen, daß sie vergaß, daß er ein Fremder war. Sie blickte zu ihm auf mit ihrer, herrlichen, dunklen Augen. „Ich höre Sie gerne sprechen," sagte sie einfach; „Sie waren sehr gütig und geduldig". (Fortsetzung folgt.) Buntes Feuilleton. Ein alter Berliner Steckbrief wird von der „Tägl. Rundschau" mitgeteilt. Er wurde in Berlin zu: Zeit der Freiheitskriege gedruckt und führte den Titel: „Steckbrief hinter Niklas Bona parte, genannt Napoleon, auch Veilchenoater, Prinz Lamballe, von Teufels Gnaden." In dem mit dem Bilde des Karsen versehenen Schriftstück heißt es u. a.: „Wir ersuchen alle Zivil-und Militärbehörden hierdurch aufs dringendste, alles aufzubieten, sich der Person dieses höllischen Bösewichts zu bemächtigen. Wenn er tot eingefangen wird, dann soll — so heißt es weiter — sein Kopf einbalsamiert und hcrum- reisenden Männern, welche für Geld wilde Tiere sehen lassen, pachtweise übergeben werden." DaS dem Steckbrief beigefügte Signalement hat folgenden Wortlaut: „Klein von Statur, untersetzt und von starken Knochenbau, das Gesicht rund, und alle Züge von Gerechtigkeit, Mitleid und Erbarmen rein hmweggeschwollen und aufgedunsen. Dagegen ein finster-stieres, blutveclangendes, kleines, schwarzes und blitzendes Auge, gebogene Nase, höhnisch aufgewor fener Mund dickes Klnn, schwarzes und struppiges Haar. Die- Gesichtsfarbe blrß-grünlich-braun Auch ist er besonders an seinem unsteten Wesen erkenn bar, indem er bald rast, tobt und wütet, bald wieder eine augenblickliche Ruhe zeigt, in welcher er ge wöhnlich die hier (auf dem Bilde) angegebene Stel lung annimmt." Dann folgt noch ein Spottlied aus Napoleon I. Lebensschicksale eines Arztes. Ueber den wegen Sittlichksitsoerbrechens zu fünf Jahren vier Monaten Zuchthaus verurteilten praktischen Arzt Dr. Müller aus Zweibrücken werden nachträglich noch folgende Einzelheiten bekannt. Nicht weniger als acht Kisten unzüchtiger Photographien, die der An geklagte, der bekanntlich Leiter einer Entbindungs anstalt war, von seinen Opfern ausgenommen hatte und mit denen er teilweise einen schwunghaften Handel trieb, haben dem Schwurgerichtshof in Kon stanz vorgelegen. Um diesen Prozeß richtig zu be urteilen, muß man bedenken, daß der Verurteilte nicht als Typus eines Arztes angesehen werden kann, sondern als ein in mancher Beziehung nicht normaler Mensch mit ganz eigenartigen Lebensschicksalen. Müller war 1860 in Zweibrücken als einziger Sohn eines Philosophieprofeffors geboren. Mit 17 Jahren machte er sein Abiturientenexamen und wurde dann Offizier im Ulanenregiment. Wegen seiner Verlobung, die als nicht standesgemäß angesehen wurde, ging er als Rittmeister zur Reserve über und widmete sich dem Studium der Medizin. Er wirkte zunächst 2'/, Jahre hindurch als Assistenzarzt in der Frauenklinik zu München, wurde später in Häuserspekulationen verwickelt, die ihn finanziell schwer schädigten und kam auch schon einige Male in Strafuntersuchungen wegen unmoralischer Dinge. DaS Verfahren wurde aber jedes Mal eingestellt. Seine Position war je doch so schwer erschüttert, daß er die Stadt verließ und nach Markdorf (Amt Ueberlingen) übersiedelte, wo er von einem Dr. Fuld die Entbindungsanstalt übernahm. DaS starke und das schwache Ge schlecht. Um zu bestimmen, wieviel die Muskel kraft des Mannes im allgemeinen die der Frau überwiegt, hat ein englischer Gelehrter vor kurzem eine Reihe von Versuchen gemacht, bei denen er die Energie des Handdrucks beim Manne und bei der Frau mit dem Dynamometer maß. Jede Ver ¬ suchsperson mußte dabei erst mit der rechten, dann mit der linken Hand den stärksten Druck auf dar Instrument auSüben, dessen sie fähig war. Bei 65 Männern im Alter von 25 bis 45 Jahren, die übrigens gewöhnlich keine Muskelübungen an- stellten, betrug die mittlere Kraft 56 Kilo. DaS Maximum, das festgestellt wurde, war 75 Kilo, daS Minimum 40 Kilo. Der Unterschied zwischen der rechten und der linken Hand betrug im Durchschnitt 10 Kilo. Die durchschnittliche Kraft von 52 Frauen betrug dagegen nur 33 Kilo, also nur etwa von der des Mannes. DaS Maximum war 44 Kilo, das Minimum 16 Kilo. Die rechte Hand war im Durchschnitt 5,5 Kilo stärker. Ein sonderbares Zusammentreffen zweier Jagdbüter mit Wilderern fand vor kurzem gegen Abend im Walde von DinLheim bei Molsheim im Elsaß statt. Die beiden Jagdhüter hörten aus ihrem Rundgang einen Schuß fallen, und nach einer Weile hörte der eine von ihnen, RedelS- berger, Axthiebe. Die Sache kam i^m verdächtig vor, und er bemerkte auch 2 Männer mit Rucksäcken. Er suchte nun seinen Kollegen auf nnd legte sich mit diesem auf dem Wege nach Oberhaslach auf die Lauer. Richtig kamen auch die beiden Männer, natürlich Wilddiebe, gegen 11 Uhr ahnungslos des Weges Der eine der beiden Wilderer stürzte bei den plötzlichen Hallrufen der beiden Jagdhüter erschrocken zu Boden, während der andere, der die Flinte schußfertig im Arme trug, schritt weise zurückging. RedclSperger, der sich nicht der Gefahr aus setzen wollte, von dem Wildere r erschaffen zu werden, legte auf ihn an. Als er gerade abdrücken wollte, rief der andere plötz lich : „Halt, Bruder! Nicht schießen!" Der Wilderer wäre beinahe von seinem eigenen Bruder erschaffen worden. Die Wilderer trugen das Wildpcet eines erlegten Hirsche- in ihren Rucksäcken. Redelspcrger ließ sich jedoch nicht abhalten, seinen Bruder und dessen Begleiter anzuzeigen. Die beanstandete Venus von Milo. Der Richter Selleck in Stratford (Con necticut), der die Künste und die Künstler liebt, faßte jüngst den löblichen Entschluß, sich für sein Sommerhaus eine schöne Nachbildung der Venus von Milo zu verschaffen. Die Venus kam an, und der Richter ließ sie auf einem dem Hause gegen über gelegenen Rasenplatze aufstellen. Die öffent liche Auf- und Ausstellung des Bildwerkes war aber nicht nach dem Geschmack aller Einwohner von Stratford. Eines Morgens entdeckte man, daß die Göttin während der Nucht einen schmutzigen Unter rock und ein halb zerrissenes Mieder angezogen hatte. Auf dem hübschen Kopfe trug sie einen ent setzlichen Federhut, und das Gesicht und der Hals waren rot geschminkt. Nach einer diskret geführten Untersuchung „in eigener Sache" entdeck e der Richter die Urheber der Verkleidungsposse: es waren mehrere Jungfern älteren Jahrganges, denen die Venus in ihrer unverbüllten Schönheit nicht gefallen hatte. Briefkasten. O. Tt. Wir können Ihnen und allen Anderen nur wiederholt raten, bei unpünktlicher Bestellung oder bei Fehlen einer Nummer sich energisch bei der Postan stalt zu beschweren, wo unsere Zeitung bestellt ist. Die Postanstalt ist verpflichtet, für pünktliche Bestellung der Zeitung Sorge zu tragen. Wir, d. h. die Expedition unserer Zeitung, können weiter nichts tun, als die Postauflage rechtzeitig an das Postzeitungsamt zu senden und das geschieht. Tch. . . Gehen Sie nur mit aller Rücksichts losigkeit vor. Solche Wichle sind für ihre erbärm liche Handlungsweise nicht zu schonen. Z 7 des Reichsgesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wett- bewerbes lautet: „Wer wider besseres Wissens über die Perso r des Inhabers oder Leiters des Geschäfts, über die Waren oder gewerblichen Leistungen eines anderen unwahre Behauptungen tatsächlicher Art aufstellt oder verbreitet, welche geeignet sind, den Betrieb des Geschäfts zu schädigen, wird mit Geld strafe bis zu eintausendfünfhunüert Mark oder mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Humoristisches. Nur. Ein feingekleideter Herr läßt sich nach dem Gefängnisgedäude fahren. Kutscher: .Soll ich vielleicht so lange warten, bis der Herr wieder herauskommt?' — Herr: Meinetwegen, wenn Sie so lange Zeit haben." — Kutscher: „Daucrt's denn lange?" — Herr: „Nein, nur zwei Monate." Beweis. Erste Freundin: „Glaubst Du an die Möglichkeit, das zwei Menschen zu fast gleicher Zeit denselben Gedanken haben können?" Zweite Freundin: „Bloß zwei? Heirate, und Du wirst sehen, daß weit mehr als zwei Menschen denselben Ge danken haben können. Ich habe als Hochzeitsge schenke z. B. nicht weniger als 6 Küchenuhren, 8 Lampen, 10 Butterglocken und 12 Hausapotheken bekommen!" Schlauköpfchen. Maxchen: „Esist unrecht von Mama, sie gibt Dir immer mehr Kuchen wie mir." — Lenchen: „DaS werde ich wieder gut machen, heute abend bekommen wir beide ein Senf pflaster, dann gebe ich Dir das größeres Lesefrüchte Viel gewinnt, wer wenig heischt: Viel gehofft — ist viel getäuscht: Viel gestrebt — ist viel gestritten; Viel geliebt — ist viel gelitten. Mosenthal. Offne Tafel, off'neS Haus, Off ne Hand wohl taugen; Bald die Herrlichkeit ist aus, Fehlen — offne Augen. „Megg. Bl." üarih yeräumi sowie schattigen E allen Mit hochfei zu jeder TageSze hält seine hoh< großem schat« Vereinen und -MsZ hält seine ger o empfiehlt sei S: ff B Gas mr- io hält seine Vereinen, A> Sott Halte i Neuzeit er Teleph.IZ Nr. 17. V Große Reizende Orchestrioi