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WnhiMUMWM Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt sir HM«s, Mit, Hnübls, Mns, Tt.Wn, HÄMli, U«itM, Michl, Aimsiich M»A.W»s, AZinl A. Meli, Anininf, Nim. Mmilsti. AMMl ul WW» Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk -- — - S4. Jahrgang. - > — -- — - - Nr. 176. Sonntag, den 31. Juli ^7«"^'' 1904. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) nachmittags für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Marl 25 Pfg., durch die Post bezogen 1 Ml. 50 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfennig«. — Bestellungen nehmen außer der Erpedi.ion in Lichtenstein, Zwickauerstraße 397, alle Kaiserlichen Postanitalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden di« fünsgespaltene Grundzeit« mit 10, für auswärtige Inserenten mit 15 Pfennigen berechnet. Im amtlichen Teil lostet die zweispaltige Zell« 30 Pfennige. — Jnseraten-Annahme täglich bis spätestens vormittags 10 Uhr. Der russisch-japanische Krieg. Während die Russen nach der Räumung von Taschitschiao und Niutschwang sich nach Norden wenden, wo neue Kämpfe gegen Kurokis Armee er wartet werden, setzen die Japaner ihre Vorbereitun gen zum Angriff auf Port Arthur fort. Die russische Mandschurei-Armee ist im Rückzüge auf Liaujang Die Japaner rüsten sich jetzt zu einem allgemeinen Sturm auf Port Arthur, der mit 80 000 Mann un ternommen werden soll. Die russischen Hauptkräfte stehen von der belagerten Festung noch 30 Werft entfernt. Die japanischen Truppen bereiten einen Jngenieurangriff vor. Jeden Morgen werden frische Erdarbeiten bemerkt. Am Tage wird nicht gearbeitet. Auf dem Meere wird ebenfalls nur nachts operiert. Minentransportschiffe, Minenboote und Torpedojäger eilen hin und her Fast jede Nacht hört man kleine Salven von den Uferbattcrien und den Wachtschiffen auf die japanischen Fahrzeuge. Am Tage sieht man nur Rekognoszierungsschiffe; sonst ist alles ruhig. Petersburg, 30. Juli. Die Mobilisierung des 3., 4. und 18. Armeekorps ist angeordnet. Petersburg, 30. Juli. Wie verlautet, hat d:e Pforte dos russische Kanonenboot „Duna" die Dardanellen passieren lassen. London, 30. Juli. Die Blätter bringen rin Telegramm aus Tientsin, demzufolge Kuropatkin Liaojang räumte und sich mit den russischen Truppen nach Mulden zurückzieht. London, 39. juli. Aus Weiyaiwei wird dem ,,Daily Expreß" telegraphiert, das britische Ge schwader, welches im Golf von Tokio gekreuzt hat, ist nach Weihaiwei zurückgckehrt. Diese Tatsache in Verbindung mit Berichten von aus Tschifu und Port Arthur eingetrcffenen Flüchtlingen geben Ver anlassung zu glauben, daß der entgültige Sturm auf die Festung nunmehr erfolgt und gelungen ist. Tokio, 30. Juli. Die Kreuzer der Wladi wostokflotte wurden südlich Ser Linie Jdzu und Oki gesichtet. Man glaubt, daß es der japanischen Flotte gelingen wird, das Geschwader abzufangen. Suez, 30. Juli. Wie verlautet, haben die russischen Behörden durch Vermittelung des deutschen Dampfers „Gneyenau" Instruktionen an die Kreuzer der Freiwilligenflotte gelangen lassen. Politische Rundschau Deutsche dteich Das Kgl. Hofmarschallamt meldet: "Nach den zur Zeit getroffenen Dispositionen beabsichtigt der König, Bad Gastein am 5. August zu verlassen und sich von Z)orl nach Schloß Pillnitz zu begeben, wo das Konigl. ^ommerhoslager am 6. August eröffnet werden wird. Der Kaiser FranzJosef wird den König in Lend Gastein begrüßen und beide Monarchen werden zusammen in einem Kaiser!. Hofsonderzuge bis Salzburg reisen, wo sie mittags 12,15 Uhr eintrefien werden. Von Salzburg wird der König mittags 12,30 Uhr die Heimreise mit Hofsonderzug fortsetzen und am 6. August um 5 Uhr früh in Bodenbach und gegen 6 Uhr in Pirna eintreffen, von wo aus sich der Monarch im Wagen nach Schloß Pillnitz begeben wird. ' * Berlin. Das Etappenkommando in Deutsch- Südwestafrika meldet: Kranke, und zwar 3 Offiziere und 26 Mann von der Schutztruppe und 3 Offiziere und 122 Mann vom Marine-Expeditionskorps haben am 27. Juli Swakopmund mit dem Dampfer „Schleswig" veilaffen und werden am 9. August in Manille, am 15. August in Bremerhaven an- kommen. * Von der Abordnung derFarmer aus Süd- weftafrika erfährt die Deutsch. Lagesztg., daß die erbetene Audienz bei dem Kaiser nunmehr in Wilhelmshaven stattfinden werde. Vermittler war der Reichskanzler. * Herzog Ernst Günther von Schleswig Holstein, der Bruder der Kaiserin, erklärt in einem Brief an Geheimrat Budde, er sei stet- ein Gegner der Art gewesen, wie Frhr. von Mirbach freiwillige Spenden veranlaßt habe. *Zumdeutich>russischenHandels- vertrag werden anscheinend von russischer Seite für uns unkontrollierbare Meldungen verbreitet, da die deutsche Reichsregierung es vorläufig ablehnt, sich zum Inhalt oes Vertrages zu äußern. Es verlohnt sich daher nicht, von den vielerlei Mitteilungen über den Inhalt des Vertrages weiter Notiz zu nehmen. Bedeutsam und den Tatsachen entsprechend erscheint uns nur die eine Meldung, daß Rußland auf eine Erhöhung seiner Eisenzölle bestanden hätte. Auch dies wird aus ruisischer Q relle versichert; aber die Mitteilung erscheint den Tatsachen entsprechend, weil von Wille immer sehr viel für die von ihm oufgepäppelte Eisenindustrie übrig gehabt hat. Zudem sind in der russischen Eisenindustrie französische uud belgische Ersparnisse angelegt; schon mit Rücksicht aus Frankreich durste also Witte die russische Eisen industrie nicht der deutschen Konkurrenz preisgeben. Eine wesentliche Erhöhung dürften ersahren haben die russischen Zölle auf Halbfabrikat-, auf einfachere Werkzeuge und Maschinen; Rußland wird anscheinend in dem nächsten Jahrzehnt den Versuch machen, eine in den gröberen Sachen konkurrenzfähige Maschinen industrie heranzuziehen. Es erscheint uns daher, daß in Halbfabrikaten und einfacheren Maschinen künftig kein großes Geschäft nach Rußland wird zu machen fiin. Hoffentlich hören wir hierüber bald von unserer Reichßregierung näheres, damit die deutsche Maschincnindustrie sich einrichten kann. - Wilhelmshaven. Ani Freitag abend wurden von einem Depotfelowebel bei dem neuan- gelegten Fort Aiiona bei Rästersiel zwei Fran zosen unter dem Verdachte der Spionage verhaftet. Dieselben hatten sich durch das Photographieren Ser Befestigungsanlagen verdächtig gemacht und wurden dem Wilhelmshavener Marine- Untersuchungsgefängnis übergeben. Die Verhafteten erklären, sie befänden sich auf einer Vergnügungs reise. Der eine gibt an ein Ingenieur, der andere ein Weinbauer zu sein. * Der Zar kommt nicht nach Kiel. „Hirschs Bureau" hat aus Petersburg gemeldet, es verkäme dort gerüchtweise, daß der Zar beabsichtige, das baltische Geschwader bis nach Kiel zu begleiten, wo er alsdann mit Kaiser Wilhelm eme Zusammen kunft haben werde. Die russische Admiralität habe bereits die notwendigen Vorkehrungen getroffen. Dies Petersburger Grrüchl wird an Berliner unter richteter Stelle als Unsinn bezeichnet; der Zar werde wohl nicht daran denken, gegenwärtig außer Lande zu gehen. * Die Soldatenmißhandlungen haben im Jahre 1903 trotz der scharfen Strafen doch eine ziemlick hohe Zahl erreicht, denn es kamen im deutschen Heere rund 700 Fälle zur Aburteilung. Hiervon ent fielen nach einer Militärstatistik aus das Gardekorps nicht weniger als 52! Die erkannten Strafen lauteten aus insgesamt 3000 Tage Gefängnis, Haft oder Arrest, in rund 20 Fällen wurde Degradation zum Gemeinen, in einigen Fällen unter Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes, ausgesprochen. * Eine monatliche Zulage von 900 bis 1000 Mk. hat im Finanzausschuß der bayerischen Abgeordnetenkammer der Sozialdemokrat o. Vollmar für den Kammerpräsidenten v Orterer (Zentrum) zu bewilligen beantragt, weil Orterer. der in Mün chen wohnt, keine Tagegelder bezieht. Abg. v. Voll mar meinte, der Präsident müffe doch in der Lage sein; Einladungen zu geben und sich für Einladungen zu revanchieren. Herr von Orterer ist in seinem Nebenberufe Gymnasialdirektor, mit dessen Gehalt er allerdings keine großen Sprünge machen kann. Der Finanzausschuß lehnte aber diesen Antrag ab, da jever SitzungStag während der Session der bayerischen Kammer sowieso schon dem Lande 4000 Mk. toste und der Präsident nicht zu repräsentieren brauche. Rußland. * Bis zur Stunde liegt über : is Motiv der grauen haften Mordtat, welcher der . y' sche Minister v. Plehwe zum Opfer gefallen t, noch immer keine Nachricht vor. Soweit man aus ter Wahl des Mord- instrumentes schließen kann, s^c nt es sich nicht um einen einzelnen Fanatiker zu handeln. Ein solcher würde, wie die .Post" anscheinend zutreffend bemerkt, wahr scheinlich mit Dolch oder Revolver operiert haben, wie der relegierte Student, welcher Plehwes Vorgänger, Ssipjagin, mederschoß. Die Anwendung der Spreng, bombe legt die Vermutung nahe, daß eS sich um Kreye handelt, die den politischen Mord systematisch betreiben, denn die Anfertigung von Bomben setzt Geübtheit und praktische Erfahrung auf diesem Gebiete voraus, welche dem nicht gewerbsmäßigen politischen Mörder fehlen. * Petersburg. Als Nachfolger Plehwes im Ministerium des Innern werden in Hofkreisen Witte, der genwärtige stellvertretende Minister Dur- nowo, der Gehilfe Plehwes, und der Justizminister Murawjew genannt. Witte dürfte bei einiger Unter stützung der Hospartei die meisten Chancen haben. Türkei. * Die Mächte überreichten der Pforte eine Nate, in welcher sie in energischer Weise erklärten, daß die Pforte, wenn sie nicht die Anwendung des neuen Stempelgesetzes bis zur vollständigen Verständigung mit den Mächten suspendiert, für alle durch die An wendung des Gesetzes dem Handel und der Marine verursachten Schäden verantwortlich gemacht werde. Die Mächte halten die Art des Vorgehens der Pforte für inkorrekt. Amerika. * Chicago. Die Lage der Fleischkonservenfabriken besserte sich dadurch, daß Nichtorganisierte Arbeiter zur Verwendung gelangen und Arbeiter, welche die Orga nisation verlassen. Die Fabrikanten erklären, der Aus stand sei für sie schon gewonnen. Asien. Di e E h o l e r a hat in Teheran erheblich abge- nommen. Die Sterblichkeit sank von 1500 täglich auf 300 Aufregung herrscht nur unter den Eingeborenen, die infolge des ungeheueren Steigens der Lebensmittel preise in die Umgegend geflohen sind und dort die Cholera verbreitet haben. Durch die von dem russischen Finanzagenten Grube mit Unterstützung der russischen Gesandtschaft getroffenen Maßnahmen ist dem Ausbruche von Ruhestörungen vorgebeugt worden. Ltadt «ud La»d Lichtenstein, 30 Juli. * — Bauernregeln im August. Ist s in den letzten Tagen heiß, so bleibt der Winter lange weiß. — Ist Nordwind im August nicht selten, so wird er schönem Wetter gelten. — Hitze an St. Dominikus (4 ), ein strenger Winter kommen muß. — Sind Lorene (10.) und Barthel (24) schön, ist ein guter Herbst vorauszusehn. — Mariä Himmel- sahrt (15) Sonnenschein, bringt uns viel und guten Wein. — Wie Bartholomäustag (24.) sich hält, so ist der ganze Herbst bestellt. * — Wassermessung. Die in der Zeit vom 20.—28 dss. Mts. vormittags 11—12 Uhr von Herrn Amtsstraßenmeister Strunz in Lichtenstein vorgenommene Messung des von der Stadtgemeinde Callnberg gesoßten Quellwassers im oberen Ortsteil Rödlitz betrug in 12, 11 und 9 Sekunden 10 Liter, also im Durchschnitt in einer Sekunde 1 Liter. * — Achtung — falsches Geld! Ein falscher Elnhundertmarftchein Nr. 1 285 925 v ist am 28. in Mainz ausgegeben worben. Gleiche Scheine sind auch in Elberfeld, Remfcheid und Solingen ange halten worden. Die Falsifikate sind in der Länge und Breite etwa 2 Millimeter kleiner und aus glattem Papier angrfertigt; die bei den echten Scheinen vorhandenen Fasern fehlen. Das Papier der echten Scheine ist geriffelt, hingegen das der un echten nicht. Der Druck auf beiden Seiten ist mangelhaft; in der Hauptsache ist er blau-grün, blaß