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Hörte. Er bedachte nicht, daß er ein alter Mann 1ei und sie ein junges Mädchen; sein Amt, das er treu und gewissenhaft verwaltete, füllte sein Leben aus, das mehr und mehr zur Neige ging, deshalb empfand er die drückende tötliche Einsamkeit viel weniger. Nun fragte er den Gast: „Ist Lauterberg Ihre Heimat?" »Jetzt, ja", gab der Gras zur Antwort. „Meine Familie hat allerdings erst vor Kurzem ihren Wohn sitz dort genommen. Mein Vater war in seiner Jugend Offizier in Lauterberg, bei „unserenDragonern", wie »vir sie nennen, ein Brunn kann nämlich in keinem anderen Regiment dienen. xNun sind wirja durch einen plötzlichen, ganz unerwarteten Todesfall in unserer Familie die Majoratsherren geworden, und da mit diesem Majorat sehr bedeutende Einkünfte verknüpft sind, die meine Eltern früher garnicht auf zuweisen hatten, wollten sie gern an dem Ort leben, an welchem sie die Jahre ihrer glücklichen Ehe ver bracht hatten, bis mein Vater als Rittmeister den Abschied nahm. Meine beiden Schwestern freuten sich auch sehr, in die alte Heimat zurückkehren zu können, tausend innere Fäden knüpfen uns Alle an das Regiment und an die Stadt, und mein Vater lebt unter den alten und jungen Kameraden wieder auf. Im Sommer auf den schönen Gütern, im Winter in der Stadt, das ist ein angenehmes Leben für die Meinigen. Graf Fedor hielt inne, aber weder der Förster noch Caroline antwortete ihm. Dann fuhr er fort: „Mein armer, junger Vetter, ich habe ihn kaum ge kannt und nur ein oder zweimal als Kind gesehen. Er ist im Duell erschossen und zwar, wie man mir schrieb, um eine Dame. Mir ist der ganze Vorfall rätselhaft. Günther Brunn kann unmöglich schon ein Don-Juan gewesen sein, daß er um eine Frau das Leben einsetzte und — verlor! Sein Tod ist für uns äußerlich vorteilhaft, aber wir beklagen ihn tief und aufrichtig, und noch mehr beklagen wir diese Ur sache seines frühen Todes. Allerdings fehlt mir noch jede Kenntnis dieses so überaus traurigen Ereignisses." „Die Kenntnis wird Ihnen werden l" erwiderte Caroline mit sichtlicher Anstrengung; die Freude Les heutigen Abends enthielt einen bitte ren Tropfen für Sie. Graf Brunn blickte prüfend seine freundlichen Wirte an. Offenbar wußten sie Genaueres über den erschossenen Jüngling. Und ihm, dem jVer- wandten, wollten sie es verbergen. Dann hatte sich also doch Graf Günther stärker kompromittiert, als es den Nachrichten aus der Heimat zufolge der Fall gewesen sein sollte. Der Graf erinnerte sich, daß ihm damals sein Vater geschrieben hatte: „Es ist eine ganz wunderliche Geschichte, zu lang, als daß man sie Dir schreiben könnte." So war er nur aus Vermutungen angewiesen. In demselben Brief batte dann sein Vater seine Rückkehr aus den fremden Ländern verlangt, und Graf Fedor machte sich auf die Heimreise. Ueberzeugt, daheim genaue Auskunft über diesen Todesfall zu erhalten, hatte er sich auch nicht mehr brieflich erkundigt. „Wenn aber Lauterberg das Ziel Ihrer Reise ist", fragte der Förster, „warum zogen Sie nicht die Fahrt auf der Eisenbahn vor?" (Fortsetzung folgt.) Buntes Feuilleton Der Glückwunsch desKindes. Der „Weim. Ztg." wird aus Eisenach berichtet: Auf einen allerliebsten Einfall ist, als die Nachricht von der Verlobung unseres Großherzogs bekannt wurde, das siebenjährige Töchterchen eines unserer Mit bürger gekommen. Ohne Wissen der Eltern machte sich das kleine Fräulein daran, dem Großherzog einen Brief folgenden Inhalts zu schreiben: „Lieber Herr Großhertzog! Wir freuen uns sehr, daß Sie sich verlobt haben und daß wir geine Schule haben. Viel Glück wünscht Ihnen ihre Anna Margarethe —" Wie groß war das Erstaunen der Eltern der kleinen Karolinenschülerin, als darauf aus Bückeburg folgende Depesche einlief: „Ich danke Dir sehr, mein liebes Kind für Deine Glückwünsche, die mir große Freude bereitet haben. Wilhelm Ernst." Eine niedliche Geschichte wird aus Newyork berichtet. Die dortige Polizei befindet sich gegenwärtig auf der Suche nach einem italienischen Pärchen, um demselben zu erzählen, daß es noch nicht verheiratet ist. Dre Sache kam so. Die beiden jungen Leute, der Landessprache und der amerikanischen Verhältnisse unkundig, gingen anstatt aufs Standesamt auf die Polizei, und erbaten sich dort eine „Licenz". Sie meinten selbstverständlich, eine Licenz zur Eheschließung, aber der Beamte dachte nicht anders, als daß sie eine Licenz zum Hausieren wünschten, und da hierzu erforderlich ist, daß sie Bürger der Staaten werden, so forderte er sie auf, die rechte Hand zu erheben und ihm den Eid nachzusprechen. Hierauf fielen sich die jungen Leute gerührt in die Arme und gingen stolz mit ihrem Naturalisations- und Hausierschein ab, hoch erfreut, daß die Sache so rasch und einfach gegangen war. Der Beamte war etwas erstaunt über das Benehmen der jungen Leute, nahm aber weiter keine Notiz davon, bis ihm einer, der die beiden beim Weggehen im Korridor beobachtet hatte, er- erklärte, was sie eigentlich gewollt hatten. Freud und Leid im Jahre. An einem alten HauS auf der Straße von Schönwies nach Imst (Tirol) liest man folgende Inschrift: Kein Stundenschlag ertönt, Kein Tropfen Zeit verflutet, Wo nicht ein Menschenherz Im Todeskampf verblutet. Kein Morgenrot beginnt, Kein Abendrot erscheinet, Wo ein Verlassener nicht Um den Verblaßten weinet! Ein Gegenstück dazu sendet H. Mangold der „Frkf. Ztg.". Es lautet: Kein Stundenschlag ertönt, Kein Tropfen Zeit verrinnt, Wo auf dem Erdenrund Kein Lebenslauf beginnt; Und von der Welten Uhr Kein Zeiger weiterrückt, Wo eine Mutter nicht Ans Herz ihr Kindlein drückt. VomKronprinzen von Sachsen wird folgende heitere Geschichte erzählt: Während der Prinz sich vor etlichen Jahren einmal auf dem Rit tergut Barreuth bei Dippoldiswalde aufhielt, brach ten ihm die Militärvereine aus der Umgegend ihre Huldigung dar. Der Prinz sprach verschiedene Mit glieder an, unter anderem auch einen ob seiner Ur wüchsigkeit bekannten dicken Schmiedemeister, welcher früher bei der Artillerie gedient hatte. Vom Vize vorsteher des betreffenden Militärvereins daraufauf merksam gemacht, daß dieser Kanonier bei des Prin zen Geburt mitgeschossen habe, sagte der letztere: „Ah, da haben Sie also die 101 Kanonenschuß mit abgegeben?" worauf der Ex-Kanonier in trockenstem Tone erwiderte: „Jawohl, mer Ham do- mals vun drei bis um elfe uffSie war ten müssen!" Zum KMtalsMM gestatten wir uns, die geehrten Einwohner von Lichtenstein-Callnberg und den um liegenden Orten zu einem neuen Abonne ment auf das den drciundfünfzigstc« Jahrgang antretende WteDtill-Mb. Tageblatt. Amtsblatt für den Stadtrat älteste Zeitung im Königl. Amts- gerichtsbczirk Lichtenstein ganz crgebenst einzuladen. Wir werden auch im neuen Quartal be strebt sein, unseren zahlreichen Lesern und Leserinnen stets vom Guten das Beste zu bringen und uns vor allem einen flotten Nachrichtendienst angelegen sein lassen. Das „Lichtenstcin-Callnberger Tage blatt" wird alle wichtigen Vorgänge im engeren und iveiteren Vaterlande mit möglichster Beschleunigung zur Kennt nis seiner Leser zu bringen und vom nationalen Standpunkte aus in Original- Leitartikeln oder in kürzeren Abhandlungen besprechen und ohne Lichen bestehende oder sich sonstwo erst zeigende Uebelstände im Rahmen des Zulässigen bekäinpfen und nach Thunlichkeit zu beseitigen suchen. Mit Befriedigung sehen wir auf die Treue unseres großen Leserkreises in Ltadt und Land und auf die immer und immer zunehmende Beliebtheit und Verbreitung unseres „Tageblattes". Das „Lichtenstcin-Callnberger Tage blatt" ist ein beliebtes Familienblatt nicht nur im Kgl. Amtsgerichtsbezirk Lichtenstein, sondern besitzt auch in weiterer Umgebung einen ausgedehnten und stetig wachsenden Leserkreis, sodaß Inserate eine starke Verbreitung in den kaufkräftigsten .Kreisen finden. Unsere Postabonnenten ersuchen wir, die Neubestellung unverzüglich bewerk stelligen zu wollen, damit in der Zustellung keine Unterbrechung eintritt. Indem wir zu recht regem Abonnement ganz ergebenst einladen, bitten wir auch Diejenigen, welche dem „Lichtenstein- Callnberger Tageblatt" noch fern stehen, am 1. Januar unser „Tageblatt" zu be stellen. Probeuummern werden jederzeit be reitwilligst und in beliebiger Anzahl ab gegeben. Das Abonnement auf das „Lichten- stein-Eallnbcrger Tageblatt" beträgt vierteljährlich nur 1 Mk 25 Pfg. Hochachtungsvoll Verlag und Redaktion des »Lichtenstein-Callnberger Tageblattes« (Gebrüder Koch.) Allerlei -j- Eine Räuberhochzeit. In der Mairie von Fresnes b>i Paris unterzeichneten der berüchtigte Führer der Pariser „Apachen" Lecca und dessen Ge liebte Vanmael, die unter dem Namen „das Pan- therweibchen" bekannt war, den Ehekontrakt. Die Vanmael folgte ihrem Manne freiwillig in die neu- caledonische Strafkolonie. Während der Trauung wurde die Mairie von Fresnas scharf bewacht, um das Eindringen von Lecces Spießgesellen zu ver hindern. -j- Mor- i« der Kirche. In Moskau wurde- der bekannte armenische Millionär Isaak Dshamga- row am Hellen Tage beim Betreten einer Kirche er dolcht. Dshamgarow war im vergangenen Sommer in einer kaukasischen Stadt von Räubern «fangen genommen und nur gegen das Versprechen, ein Hobes Lösegeld zu zahlen, freigelassen worden. Er hielt aber das Versprechen nicht. Die Polizei glaubt, ein Mitglied der Räuberbande habe jetzt den Wort brüchigen ermordet. Humoristische» Kaserenhofblüte. Unteroffizier: „. . Nun wirds bald? Heraus mit der Sprache! Was haben Sie zu Ihren Kameraden g'sagt? . . Reden S' nur frisch von der Leber weg! Wozu haben S' denn Ihre Leber!?" Vor derHochzeitsreise. Schwieger mutter (auf dem Bohnhof): „Nun gehabt Euch wohl, Kinder, und verküßt mir nicht die Anschlüsse!" (Fl. Bl.) Sonderbar. „So sind die Männer! Wenn mein Mann auf Reisen ist, schickt er mir jeden Tag eine Ansichtskarte mit hundert Küssen; wenn er aber zu Haus ist, giebt er mir alle sechs Wochen 'mal 'n Kuß. (Fl. Bl.) Kirchliche Nachrichten für Lichtenstein. Am Neujahrsfest 1903 vorm. 8 Uhr Gottesdienst mit Predigt von Oberpfarrer Seidel (Luc. 12, 4—!).) Kirchenmusik: „Jauchzet Gott, alle Lande", Kantate für Chor, Solo und Orchester von Schönfelder. Abend 6 Uhr Gottesdienst mit Predigt von k. o. KienbusH. Kirchliche Nachrichten für Callnberg. Donnerstag, den I. Januar 1903, vorm. 9 Uhr Neujahrs ¬ feier mit Predigt (1. Mos. 1, 1.) Kirchenmusik: „Der Herr hat seinen Engeln befohlen über dir," Motette für gem. Chor. F. M. Gast' Dom. Sonntag p. Neujahr, vorm. 9 Uhr Predigtgottes ¬ dienst (Matth. 2, 13—23.) Dienstag, den 6. Januar 1903, Epiphaniasfest, vorm. 9 Uhr Festgottesdienst mit Predigt (Luc. 2, 23— 32.) Nachm. '/^ Uhr Missionsstunde. Kollekte für die Heidenmission. Kirchenmusik: „Weissagung" für Sopran und Alt mit Orgelbegleitung nach der alten erzgebirgischen Weise. Kirchliche Nachrichten für Bernsdorf. Neujahr, den 1. Januar, vorm. 9 Uhr Fcstgotteödieust mit Predigt über Luc. 12, 4—9. Kirchenmusik: Neujahrslied von Mendelssohn-Bartholdy für gemischten Chor. Mit der Freude zieht der Schmerz traulich durch die Zeiten; rauhe Stürme, milde Weste, bange Sorgen, frohe Feste wandeln sich zur Seiten. Und wo manche Thräne fällt, blüht auch manche Rose; schon gemischt, noch eh' wir's bitten, ist für Thronen und für Hütten Schmerz und Lust im Lose. War's nicht so im alten Jahr? Wird's im neuen enden? Sonnen wallen auf und nieder, Wolken gehn und kommen wieder, und kein Wunsch wird's wenden. Gebe denn, der über un« wägt mit rechter Wage, jedem Sinn für seine Freuden, jedem Mut für seine Leiden m die neuen Tage. (Hebel.) Sonntag nach Neujahr, den 4. Januar, vorm. 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt über Matth. 2, 13—23. Epiphanias oder Fest der Erscheinung Christi, den S. Januar, vorm. >/z9 Uhr Beichte. 9 Uhr jrestgottesdienft mit Predigt über Luc. 2, 25—32. Stach der Predigt Feier des heil- Abendmahls. Kollekte für die Heidenmijsion. Kirchliche Nachrichten von Heinrichsort. Am 1. Januar, vormittags 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luc. 12, 4—9. Kirchennachrichte« von Hohndorf. Neujahr vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Sonntag nach Neujahr vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Nachm. 3 Uhr Jungfrauenverein. Kirchliche Nachrichten von Rödlitz. Mittwoch, 31. Dezember (Sploester) nachm. 5 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Kirchenmusik: „Das Jahr geht still zu Ende" von Wagner. Donnerstag, I. Januar 1903, früh 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Kirchenmusik: „Durch Trauern und durch Plagen* von Wagner. Eisenbahn Fahrplan von Lichtenstein-Callnberg nach Lt. Cgidieu: 7,06 - 9,53 — 12,31 — 3,08 — 7,11 — 9 43 nach Rödlitz-Oelsuitz-Ltollberg: 8.04 — 10,42 — 1,34 — 4,24 - 8,22 — 10,12. ab Lt. Cgidic« nach Chemnitz-DreSdenr 3,21 — 5,58 — 7,2l — 9,08 (bis Chemnitz) — 10,26 — 12,02 — 12,53 (bis Chemnitz) — 3,23 — 6^8 (bis Chemnitz) — 7,27 (Schnellzug) — 9,56 — 12,15 (bis Flöha), nach Zwickau-Reichenbach: 5,28 — 7,49 (Schnellzug) — 7,33 (nur bis Glauchau) — 10,10 — N,26 (bis Glauchau) — 1,11 — 4,02 — 5M — 6M — 7,47 «bis Glauchau nur Werktags vpr Soun- u. Festtagen) — 8,0L bis Zwickau) — 9,59 — NHI.