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Versöhnung und des Friedens einleiten will. In zwischen sind aber die Engländer bereit- in einen neuen und nicht ungefährlichen Krieg in Afrika ver wickelt worden, in denjenigen mu dem „Tollen Mullah" im Somaliland, außerdem haben sie auch ihre Expedition gegen die rebellischen WajiriS im indisch-afghanischen Grenzgebiet noch nicht zum Ab schluß bringen können. Was die hauptsächlichsten Jahresereignifse in den europäischen Staaten zweiten und dritten Ranges anbelangt, so ergiebt sich da folgendes Bild: In Spanien folgte dem liberalen Ministerium wieder einmal ein konservatives Kabinett unter Silvela nach. Der jugendliche König Alfonso XIII. wurde am 17. Mai unter großen Feierlichkeiten fär großjährig erklärt. Belgien hatte das Hinscheiden feiner Königin Marie Henriette zu beklagen. Auf König Leopold unternahm der italienische Anarchist Rubino ein glücklicherweise erfolglos gebliebenes Attentat. Zur Erzwingung des allgemeinen Stimm rechts setzte die sozialistische Partei größere Emeuten in Brüssel und anderen Städten ins Werk, erreichte aber nichts hiermit. In Holland erkrankte die junge Königin Wilhelmina im Zusammenhang mit ihrer vorzeitigen Entbindung schwer am Typhus, genas aber zur großen Freude ihres Volkes wieder. Von Holland aus unternahmen die Burenhelden Dewet, Botha und Delarey eine wahre Triumpfreise nach Belgien, Frankreich und Deutsch land. In Schweden wie in Norwegen gab es einen Kabinettswechsel; hier wurde das ra dikale Ministerium Been durch ein gemäßigtes Kabinett Blehr abgelöst ; dort folgte dem Ministerium Otter ein Ministerium Boström nach. Aus den Balkan st aalen wäre Nachstehendes zu er wähnen -. In Ruftschuk fand «ine Begegnung zwischen dem König Carl von Rumänien und dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien statt, durch welche die längere Spannung zwischen den beiden Ländern be seitigt wurde. In Serbien wurde das Ministerium Wuitsch durch ein Ministerium Welinirowitsch und letzteres wiederum durch ein Kabinett Markowitsch abgelöst. Fürst Ferdinand von Bulgarien unter nahm eine Reise nach Rußland zum Besuche des Zaren. Im September wurde die gemeinsame rus sisch-bulgarische Erinnerungsfeier am Schipkapasse, wo vor 25 Jahren die bekannten blutigen Kämpfe stattfanden, begangen. In Griechenland trat ein neues Ministerium Delyannis an die Stelle des durch die Wahlen zu Falle gekommenen Kabinetts Zaimis. Die Türkei mußte in Macedonien eine ziemlich bedenkliche revolutionäre Erhebung nieder schlagen. Im übrigen steht der soeben abgestattete Besuch des russischen Ministers Grafen Lamsdorff in Sofia, Belgrad und Wien mit den mecedonischen Vorgängen in direktem Zusammenhang. Aus den anderen Weltteilen wäre folgendes zu erwähnen: In Columbien, Venezuela und Hayti fanden blutige Revolutionen statt, die erst vor kurzem beendigt wurden. In Nordamerika bestätigte der Ausfall der Kongreßwahlen die Herr schaft der republikanischen Partei. In Asien schloß Japan ein Bündnis mit England. Kin ks Mjidr. 8kkMMs. In diesem Jahre wird der 100jähr. Geburtstag eines sich um die Kirche und Schule hoch- und treu verdienten Mannes gefeiert. Es ist der des weil. Fürstl. Schönb. Kvnsistorialrates, Superintendenten und des Latck>r primariu» Herrn Di. tlwol. st pbü. Gottlob Eduard L e o zu Waldenburg. Derselbe wurde geboren 1803 zu Trautzschen bei Pegau, war 1828 Hilfslehrer an der Bürgerschule zu Leipzig, 1828 zugleich Katechet und Nachmittags prediger an der Petrikirche daselbst, 1833 zugleich ordentlicher Lehrer an der Bürgerschule, 1833 Dia- konus in Dresden-Friedrichstadt, seit 1836 Pastor Primarius, Superintendent und Fürstl. Schönb. Konsistorialrat zu Waldenburg in Sachsen, gestorben daselbst den 7. Mai 1881. Neben der Verwaltung seines umfangreichen und arbeitsvollen Amtes hat er durch 22 literarische Arbeiten und Werke seinen auch in weiteren Kreisen mit großer Hochachtung und Verehrung bekannten und genannten Namen unvergeßlich gemacht. Diese 22 literarischen Arbeiten und Werke sind in dem „Sächsischen Schriftsteller-Lexikon von Or. tksol. W. Haan", das Sr. Majestät dem König Albert von Sachsen alleruntertänigst gewidmet ist, aufgeführt. Unter ihnen befindet sich das Werk „Stimmen aus der Kirche", eine Reihe biblischer Betrachtungen, Dresden, bei Justus Naumann, 1845, das er seinem würdigen, hochverehrten Vorgänger im Amte, Herrn vr. Konrad Benjamin Meißner, Königl. Sächs. Kir chen- und Schulrate in Leipzig als ein — wie er schreibt — geringfügiges Zeichen wahrer, inniger Verehrung überreicht hat. Letzterer ist (von Leipzig als „Geheimer Kirchen- und Schulrat" nach Dresden versetzt worden und hat auf dem Lichten st einer Gottesacker seine Ruhestätte. So möge der 100jähr. Geburtstag Ur. Leo's mit aller Hochachtung und Verehrung des Dahin geschiedenen gefeiert werden. Sein Gedächtnis aber bleibe immerdar in Segen. Mama und Isabel. Roman von M. Lu > oth. Deutsch von A. Heisel. Fortsetzung au« deS Illustriert. SonntagSbl.„Jm Zug« derZeit" So träumte denn Maria einen schöne«, aber.gefährlichen Traum ; ie memorierte, probierte Stellungen und wohnte den Proben bei, erklärte aber nach wie vor, mit der Ausführung aber selbst wolle und werde sie nichts zu thun haben. Sie sand weder den Mut, Walter zu erklären, „ich finde Dein Verlangen ungrechtfertigt", noch brachte sie es übers Herz, ihre Theilnahme an der Aufführung rundweg abzulehnen; sie wollte Walter gegenüber sich so hinstellen, als fei fein leidester Wunsch ihr Gesetz, aus der andern Sette mochte sie doch auch die Huldigungen des Marquis nicht entbehren, und so, in dem Bestrebe», emeS jeden Wunsch zu erfüllen, beging sie ein Unrecht gegen alle, wie gegen sich selbst. Zum Unglück für Maria ahnte Frau Stuart nichts von dem waS im Hause ihrer Schwägerin vvrging: sie kam selten ms Ellivtsche Haus, weil Maria so klug war, die Schwiegermutter zu besuchen und bei diesen Besuchen gab sic sich so liebevoll, so zärtlich und anschmiegend, daß Frau Stuart ganz entzückt von ihr war und auch in diesem Sinne an Walter schrieb. Hätte sie von der Theatervorstellung gehört, dann würde sie mit ihrer Meinung nicht zurückgehalten und Maria den Rat gegeben haben, den Marquis und seine Albernheiten nicht zu beachten. Marias Schwiegermutter in Unkenntnis zu erhalten. Aus George und feine mahnenden Worte achtete Maria kaum: zudem unternahm er, kurz nach Walters Abreise, in Gesellschaft eines gleichfalls in Urlaub befindlichen Kameraden einen Abstecher nach West-Point. Die einzige Persönlichkeit, die alles sah und hörte, und Maria gegenüber mit ihrer Meinung nicht zurückhielt, Ivas Isabel, und so geschickt ihr Maria auch auswich, so unbehaglich fühlte sie sich doch, wenn Isabels ernste Augen mit stillem Borwurf auf ihr ruhten. „Maria," sagte Isabel eines Tages, als sie mit der Kousine am Fenster stand: „der Marquis de Villeneuve, der eben unten mit einem andern Herrn vorbeiging, und eine Kußhand herauswarf, mißfällt nlir alle Tage mehr." „Wie undankbar Du bist, Bella," lachte Maria, „ich weiß, daß der Marquis Dich bewundert." „Das ist mir sehr glcichgiltig, ich finde sein Benehmen impertinent." „O, Isabel, wie kannst Du das sagen, ich habe dergleichen noch nie bemerkt." „Weil Du cs nicht bemerken nullst, Gelegenheit dazu hättest Tu gehabt, Maria." Maria schwieg verstimmt: Isabel zauderte einen Moment, dann aber schlang sie beide Arme um Marias Nacken und flüsterte innig: „Maria, hast Du mich denn nicht mehr lieb, so daß Du glauben kannst, ich wolle Dich kränken, ivährend es doch nur meine Sorge für Dich Ivar, die mich so fprechen ließ ?" Die leicht erregte Maria crwiederte die Umarmung herzlich und sagte dann leise: „Ach. Isabel, sage mir's nur recht oft, daß Du noch noch so lieb hast wie früher, Du bist jetzt oft so kühl gegenmich." „Ach, Maria, ich bin nicht kühl, ich gebärde mich nur nicht so überschwenglich, wie cs einzelne Deiner Freunde thun. Aber wenn unsere gegenseitige Liebe und Zärtlichkeit noch unverändert ist, dann laß mich, hierauf fußend, Dich um etwas bitten. Sieh' mein Lieb ling, Walter Stuarts Liebe ist doch ein köstliches Gut, als daß Du dasjelbc verlieren möchtest, nicht wahr? Run wohl, willst Du Dir und Walter trübe Stunden und vielleicht Schlimmeres ersparen, dann gieb jede Gemeinschaft mit dem Marquis de Villeneuve auf. Wenn Walter hier wäre, würde cr's nicht dulden, daß Du jo jreundfchaftlich mit dem Franzosen verkehrst. Maria, laß Dich warnen, meide den Marquis." Fast heftig entzog sich Maria den sie noch immer umschlingen den Arm Isabels. „Du bist sonderbar, Isabel," jagte sie kalt. „Ich kann doch Tante Mathildes Besuchern das Haus nicht verbieten „Das habe ich gar nicht verlangt, Maria; aber wenn Perjöu- lichkecken, welche Deinem Verlobten antipathisch sind, dort verkehren, brauchst Du doch nicht im Salon zu crfchemen." „Ei, das jehltc mir noch! Soll ich mich wie eine Witwe von der Welt nbjpcrren, wenn Walter fern ist? Da würde ich mich höchstens lächerlich machen." „Maria, Tu mißverstehst mich absichtlich: ich bat Dich nur, diejenigen Perjönlichkeitcn, mit denen Waller Lich, wenn er hier anwejend wäre, nicht verkehren lassen würde, zu meiden." „llnsinn, Isabel, Walter weiß ja nicht, mit wem ich verkehre, weshalb also sollte ich mit einen Zwang auferlegen; wen» er wiedertommt, füge ich mich allen seinen Wünschen, aber in der Zwischenzeit habe ich keine Veranlassung, mich zu kasteien." Der Eintritt des Dieners, der die Post brachte, unterbrach das unerquickliche Gespräch. Mit einem Freudenschrei griff Maria nach einem Briefe von Walter und begann zu lesen: bevor sie aber »och damit zu Ende gekommen war, fielen heiße Thränen auf den Brief und mit bitterem Kummer sagte sie: „Ach, Isabel, esZvird genau so werden, wie ich bei Walters Abreise fürchtete. Seine Mission hat Walter beendet und jein Kamerad befindet sich bereits wieder bei feinem Truppenteil, allein von Rachurlaub, fürchtet Walter, würde leine Rede fein. Er ist so glücklich darüber, das drohende Duell verhütet zu haben, aber ich finde es doch recht Hari, daß ich unter seinem Edelmut leiden soll." „L, Maria, Walter selbst leidet mindestens ebenso sehr als Tu unter der Trennung," tröstete Isabel die Weinende, und um sie auf andere Gedanken zu bringen, schlug sie ihr vor, mit ihr zu Frau Stuart zu gehen. Walters Mutter empfing die jungen Mädchen^ wie immer freudig, und als die Familie um den gemütlichen Theetisch saß, fragte sic Maria, ob Walter geschrieben habe, worauf dann die junge Braut bitter darüber klagte, Saß der Verlobte fürs erste nicht kommen werde. Frau Stuart suchte ihr begreiflich zu machen, daß Walter ein schweres Opfer bringe, indem er ihr Wiedersehen hinausjchiebc, allein Maria wollte das nicht gelten lassen und sie blieb den ganzen Abend einsilbig und traurig. Am nächsten Tage war sie total verwandelt, und als der Marquis erichien, um nochmals zu sragen, ob Maria nicht doch die Rolle der Pauline übernehmen wolle, bejahte sie ohne Weiteres. Strahlend eilte der Marquis davon, um seine Vorbereitungen zu beschleunigen, und Maria juchte Ijabcl, die in des MarquiS An wesenheit fast nie den Salon betrat, ans, um ihr mitzuteilcn, daß : sie endlich eingewilligt habe, die Pauline zu jpielcn. Isabel erschrak , und wollte nochmals remonstrieren, aber Maria sagte kurz: „Be mühe Dich nicht weiter, Isabel, ich spiele die Rolle. Wäre Walter ' gekommen, dann hätte ich mein Vergnügen ihm zuliebe aufgegcben, l da er aber zu Gunsten eines fremden Offiziers seinen Urlaub, auf welchen ich doch auch ein Recht hatte, verbraucht hat, sehe ich nicht ' ein, weshalb ich ein Opfer bringen soll, das er noch nicht einmal ' anerkennen würde." , ^Fortsetzung folgt.) Liebe und Leidenschaft. Roman non L. Jdeler-Derelli. (Nachdruck verboten.) (14. Fortsetzung.) Danti trat Caroline ein und meldete, daß das Abendessen bereit fei. Sie saß dem fremden Herrn bei Tische gegenüber und war eine aufmerksame, artige Wirtin, aber eine Menge unruhiger und pein licher Gedanken bestürmten sie. Graf Brunn! War nicht schon einmal ein Träger dieses Namens in das stille Forsthaus gekommen, und der Aufenthalt hier balle imn den Tod gebracht? Caroline dachte an > :: Früm-nh. den sie kann! beachtet hatte, und dessen Todesursache sie geworden war! Sie schauderte. Sicherlich war dieser Herr ein Ver wandter de« erschossenen Offiziers, vielleicht sein Bruder. Ob er darum wußte? Caroline blickte bebend auf den Teller und beteiligte sich kaum an der Unterhaltung, die der alte Herr lebhaft führte. Der Gast betrachtete die Tochter des Hauses mit Interest-.' „Sehr hübsch", dachte er, „ein feines, intelligentes Gesicht, nur ein wenig zu steinern. Der Besuch am späten Abend mag ihr doch wohl lästig sein." Er wandte sich mit einer direkten Frage an sie, und nun blickte Caroline zum ersten Mal den Fremden an. Sie sah ein hübsches, männliches Antlitz mit klugen, grauen Augen und koher Stirn; der große Vollbart vermehrte die Stattlichkeit des noch jungen Herrn. Er hatte keine Aehnlichkeit mit dem langen, unbedeutenden Fähnrich. „Es ist doch wohl nicht sein Bruder", dachte Caroline, und der Gedanke beruhigte sie. Fortan nahm sie an der Unterhaltung regen Anteil, und die Zeit verging ihr wie im Fluge; Graf Brunn erzählte von seinen Streifzügen durch den brasilianischen Urwald, und die Augen des jungen Mädchens glänzten förmlich. So hatte sie noch niemand sprechen hören. Voller Entzücken lauschte sie den amüsanten Schilderungen, die der Graf zum Besten gab, und lachte hell auf, wenn er in eigentümlich humoristischer Weife aller hand Abenteuer beschrieb. Mitunter vergaß sie es, daß sie außerhalb der Welt und aller ihrer Ver gnügungen stand: sie hatte doch noch Freude am Leben. Das Interesse des Grafen wuchs. „Wie hübsch sie ist!" dockte er wiederholt, „sobald sie nur ein wenig belebt wird. Außerdem, welch ein kluges, gut unterrichtetes Mädchen! Weswegen nur diese eigen tümliche Zurückhaltung ? Fast möchte ich es Starrheit nennen. Sie ist auch viel zu jung, um innerlich schon versteinert zu sein. Und sie ist es auch in Wahrheit noch nicht, das beweist mir das Interesse an meinerUnterhaltung; nur muß ein herbes Schick sal schon früh eine Eisrinde um dies junge Herz gelegt haben. Jämmerlich wäre es, könnte diese Eisrinde nicht noch einmal schmelzen, und wenn das geschieht, wird Caroline Steinbrink bezaubernd sein!" Er sprach weiter und erzählte immer lebendiger, bis die alte Wanduhr die zehnte Stunde verkündete. Erschrocken horchte der Oberförster auf und sagte: „Unser Gast muß nun aber die Ruhe suchen. Wie angenehm war dieser Abend verplaudert! Meinst Du nicht auch, Töchterchen?" Caroline nickte glücklich; sie wußte, daß dieser Abend für lange, einförmige Monate, vielleicht für Jahre einen Hellen Punkt in ihrer Erinnerung bilden würde. „Wo ist denn jetzt das Ziel Ihrer Reise, ver ehrter Herr Graf?" fragte der Hausherr noch. „Ich will nach Lauterberg, und morgen denke ich den Ort zu erreichen." „Vier Meilen mögen es wohl sein, aber es ist teilweise Chaussee", bemerkte Caroline. „Kennen Sie das Städtchen gar nicht, Fräu lein ?" fragte Graf Brunn. „Nein, ich bin niemals hingekommen; um unsre Einkäufe dort zu machen, liegt es zu weit entfernt, und eine andere Veranlassung haben wir bei dem Besuch einer Stadt nicht." „Aber, — ich dachte doch, ich hätte, als ich mein Jahr bei den Dragonern in Lauterbach diente, Ihren Namen dort gehört. Es wohnte dort ein Rechts anwalt Justizrat Steinbrink, soviel ich noch weiß, ein sehr geschätzter, älterer Herr. Man sagte auch allgemein, der Herr Justizrat sei sehr vermögend." „Es ist mein Vetter", antwortete der Förster, „aber unser Verkehr beschränkt sich darauf, daß wir einander ab und zu einmal schreiben. Allerdings ist der Justizrat sehr reich und macht, wie mir an dere erzählen, ein großes Haus." „Ich habe sie nie gesehen!" entgegnete diese fast verlegen. „So sollten Sie einmal die Bekanntschaft an- knüpsen. Herr und Frau Steinbrink gelten für sehr liebenswürdige Menschen, und da sie kinderlos sind, würde ihnen der Besuch einer jungen Nichte gewiß recht erwünscht sein. Lauterberg mit seinem gesel ligen Leben kann Ihnen aber manche Zerstreuung bieten." „Ich kann meinen Vater und unser Hausivesen nicht verlassen", entgegnete Caroline, „und will eS auch nicht. Gesellschaftliche Zerstreuungen kenne ich nicht, sie sind niemals an mich herangetreten, folg lich bedarf ich ihrer auch nicht." „Das ist die Ansicht eines Einsiedlers!" scherzte Graf Brunn, „aber ich denke, Sie machen aus der Not eine Tugend und würden vielleicht ebensogern vergnügt sein, wie andere junge Damen." „Möglich!" gab Caroline zurück, „aber ich stehe einmal außerhalb der Gesellschaft." Dem alten Förster wurde dies Gespräch unbe haglich, denn er liebte es nicht, wenn die Abgeschie denheit seines Wohnortes so bemerkt wurde. Er em pfand wohl in seinem innersten Herzen ein leises Bedauern für die Tochter; aber es war doch nun einmal so, und wozu über Verhältnisse klagen, die sich doch nicht ändern ließen! „Durch daS Klagen machst Du es Dir nur schwerer!" sagte er, wenn er mitunter ein: derartige Bemerkung seiner Tochter hörte.