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»ISS Freit«,, »t» 20 «»-«ft rsv» Frankenberger Tageblatt ------- Bezirks-^M'Anzsiger -MU stir Lik KimMe AMlliiptnimslßiist Mi, Liv Königlich -MW M- Sm MM zu IrmkmLkrg i. Zu Berantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Berlag von T G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Erscheint an Jedem Wochentag abend» für den folgenden Tag. Bezugs- preis vierteljährlich 1 50 monatlich 50 Trägerlohn extra. — Einzelnummern lausenden Monats 5 H, früherer Monate 10 H. Beftellnugen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe- stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. , Rach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Für Aufnahme von Anzeigen an bestiminter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. 51» Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Anzeigenpreis: Di« S-g«sp. Petitzeile oder deren Raum 15 bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 „Eingesandt" i» Redaktionsteile 95 H. Für schwierigen und tabellarischen Satz Ausschlag, für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tärif. F«, Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 H Extragebühr berechnet. Juseraten-Annahme auch durch alle deutschen Annoncen - Expeditione». Wünsche sn üen WegrminMer. (Von unserem Berliner ü-Mitarbeiter.) Im Reichs-Kriegsministerium hat jetzt ein neuer Herr seinen Einzug gehalten, und wenn auch gerade in diesem Ressort ein Ministerwechsel im allgemeinen keine Kursveränderungen mit sich bringen kann, so wäre es doch immerhin erwünscht, wenn manche Uebelstände, die trotz aller sonstigen Vorzüglich keit unserer Armee unleugbar bestehen, unter dem neuen Herrn beseitigt würden. Es gibt eine ganze Reihe von Forderungen, die im Parlament und anderwärts seit Jahren erhoben werden, ohne daß man diesen Wünschen seitens der Regierung ent gegenkam, weil man die Befürchtung hegt, die Kommando gewalt des Kaisers anzutasten. Allerdings nicht mit Unrecht. Insbesondere erklang in den letzten Jahren im Hinblick auf die Finanzmisere' der Ruf nach Sparsamkeit in die Militär verwaltung, da gerade diese es ist, die die meisten Summen verschlingt. Eine weitere Zunahme der Präsenzziffer ist heute wohl kaum noch angängig, es könnte sich höchstens um unbedeutende Zahlen handeln, soweit Mehreinstcllungen durch die Vermehrung der technischen Waffen bedingt sind. Es zirkulieren bereits Gerüchte über allerlei neue Pläne der Heeresverwaltung, wie beispielsweise über Bildung eines neuen Armeekorps, Vermehrung der Fußarlillerie usw., und dem Kriegsminister kann nur geraten werden, in dieser Hinsicht sich Mäßigung aufzuerlegen, da man jetzt im Reichstag für derartige Forderungen keine allzugroße Neigung bekunden dürfte. Könnte doch an manchen Institutionen bedeutend gespart werden; eine ganze Reihe von Stellen, wie die von Inspekteuren, Kommandanten usw. sind herzlich liberflüssig und das Geld könnte für andere Zwecke sehr gut Verwendung finden. Mehr Beschränkung wird auch seit Jahren gefordert hin sichtlich der Verabschiedung von Offiziere», da die Zahl der Pensionierungen unheimlich zummmt und beträchtliche Auf wendungen notwendig macht. Gewiß ist eine Verjüngung des Offizierkorps, namentlich in seinen höheren Stellen, unbedingt Wünschenswert, man hat aber den Eindruck, daß in dieser Beziehung bei uns ein bißchen zuviel geschieht, und gar mancher der Verabschiedeten in einer anderen aktiven Stellung sehr wohl hätte verwendet werden können; man müßte aller dings mit dem Prinzip brechen, daß ein im Avancement Uebergangener seinen Abschied nachsuchen muß, was ja auch in der höheren Beamtenkarriere nicht üblich ist, ohne daß darunter die Autorität Schaden erleidet. Allerdings handelt es sich hierbei um eine heikle Sache, weil in dieser Hinsicht dys Militärkabinett in Frage kommt, das nicht dem Kriegs ministerium untersteht, sondern der Person des Kaisers direkt nachgeordnet ist. Der dem Parlament verantwortliche Kriegs minister hat hier also „nixtoseggen" und daraus haben sich schon manche Unliebsamkeiten ergeben, zumal die Kriegsminister ttotzdem im Reichstag die Deckung zu übernehmen pflegten. Ein kraftvoller Minister würde sich aber nicht scheuen, trotz der delikaten Seite, seinen Einfluß auch dort zur Geltung zu bringen, indem er der allerhöchsten Person gegenüber mit seiner Meinung nicht zurückhält, um seine Anschauungen durch zusetzen, andernfalls er die Konsequenzen zieht. Ü. a. wird über das Ueberwiegen des Adels in den höheren Kommando stellen, wie in einer Reihe von Regimentern, wo es überhaupt nur ausnahmsweise bürgerliche Offiziere gibt, geklagt, und es heißt sogar, daß auch der Kaiser selbst dies mißbillige; aber bisher ist in dieser Hinsicht eine wesentliche Aenderung nicht erfolgt. Vielfach gefordert wird auch eine Revision des Militär strafgesetzbuches, da die überaus strengen Strafen, die ver schiedentlich bestehen, weit über das Maß der im Bürgerlichen Strafgesetz vorgesehenen hinausgehen. Warum ein Mann, der ein gewisses Verbrechen begangen hat, zufällig Uniform trägt, höher bestraft werden muß, ist nach modernen An schauungen wenig erfindlich. Klage geführt wird auch über die Handhabung des MilitärstrafgesctzeS, speziell der weit gehende Ausschluß der Oeffentlichkeit, der selbst bei gering fügigen Delikten als angeblich „im Interesse des Dienstes" erfolgt, ebenso über die oft milde Bestrafung von Vorgesetzten, während den Gemeinen in gleichen Fällen weit härtere Strafen zu treffen pflegen. Schließlich sei auch noch der Institution der Ehrengerichte gedacht, deren Bestimmungen dringend einer Abänderung bedürfen, zumal sich im Laufe der Jahre mehr fach Vorfälle ereignet haben, die deutlich zeigten, daß diese Einrichtung einer zeitentsprechenden Aenderung bedarf. Würde Herr v. Heeringcn Reformen unter den angegebenen Gesichts punkten auf einer Reihe von Gebieten anstrcben, so würde er sich damit sicherlich ein Verdienst auch um die Armee er werben. Oeniicber «»S SScdcircbtt. Frankenberg, 19. August 1909. Seid deutsch! Eine praktische Einrichtung sind entschieden die Fami- lienstämmbücher, welche zurzeit wohl von den meisten Standesämtern geführt werden. In zuvorkommendster Weise werden vom Standesamt wie vom Pfarramt die einzelnen Rubriken (Eheschtießung, Trauung, Geburt, Taufe, Konfir mation, Tod) ausgefüllt und beglaubigt. Haben nun diese Angaben auch nicht den Wert eigentlicher Urkunden, so wei den sie doch für die meisten Fälle genügen, in denen man derartige Bescheinigungen braucht. Durch die Stammbücher wird Zeit und Geld erspart, letztere namentlich dadurch, daß alles beisammen ist und nicht die einzelnen Papiere mühsam zusammengesucht werden müssen. Auch die Auszüge aus den einschlagenden Gesetzen (Beurkundung des Personenstandes, Eheschließung, Impfwesen), sowie die aufgenommenen wichtig sten Bestimmungen über Taufe, Konfirmation und Trauung sind zweckentsprechend. Doch sei auf das „Verzeichnis der gebräuchlichsten Vor- und Taufnamen" hingewiesen, welches den Schluß der Stammbücher bildet. Es ist einer gründ lichen Revision dringend bedürftig. Gehören männliche Vor namen, wie Agrikola, Barbarossa, Dedo, Eulalius, Herakles, Kolumbus, Menelaus, Olympius, Romulus, Rustikus, Scipio, Simplicius, Themistokles, Turibius, Ulysses, VaruS, .Xeno phon, Xylander, Jsegrimm u. a. m. etwa zu den gebräuch lichen? Würde ein Vater, der seinem Kinde solche Namen gibt, dasselbe nicht sehr leicht mit dem lebenslänglichen Fluch der Lächerlichkeit behaften? Wer wird seine Tochter wohl Amaranthe, Artemisia, Baby, Balbine, Berenice, Cleopatra, Dulcinella, Harmonia, Philenena, Pythia, Quintilia, Sim- plicia, Urania oder gar Xantippe usw. nennen?! Dem Na menbüchlein müßte ein kleiner Hinweis darauf vorangehen, daß ein deutscher Christ deutsche Namen wählen möchte, daß aber alle ausfälligen, geschmacklosen Roman-Namen wie auch die fremdländischen zu vermeiden sind. Anstatt dessen finden wir die französischen Vornamen: Jacques, Jean, Renaud, Renö, Babette, Heloise usw., die englischen: James, Ihn ü. ä., den italienischen Giovanni, Giuseppe, den russischen Iwan u. a. m. Als ob die deutsche Sprache nicht reich genug wäre und auch die Bibel nicht eine ausreichende Zahl schöner und sinnreicher Namen darböte! Welche falsche Aussprache kommt oft noch zu den fremden Worten! — Hier müßte, wie gesagt, das Familienstammbuch mit eintretm, und es könnte reichen Segen stiften. 8. L. L. * -f* Neue Bilder an unserer Aushängetafel: „Barcelona nach der Revolution", „40 Grad Hitze in Paris", „Die 1900jährige Jahrhundertfeier der Schlacht im Teutoburger Walde". f* Persoualuachrtcht. Herr Bezirksarzt Dr. Brink hier ist für die Zeit vom 23. August bis mit 15. September d. I. beurlaubt und mit seiner Stellvertretung Herr Be zirksarzt Dr. Harms in Annaberg beauftragt worden. s^s. Evattgel. Arbeiterverein. Wie in der kürzlich ab gehaltenen Vorstands- und Vertrauensmännersitzung wahrzu nehmen war, erfreut sich der Verein einer ständigen Zunahme. Der Grund der Mitgliedssteigung ist darin zu suchen, daß die Hilfskassen des Gesamtverbandes den Mitgliedern bedeu tende Vorteile» gewähren. Die Kranken- wie auch die Sterbe lasse finden allgemein Anklang und veranlassen zum Beitritt. Der Vorsitzende oder die Vertrauensmänner geben über die Kassen gern Auskunft. — Zu dem nächsten Sonn tag in der „Fischerschenke" abzuhaltenden Sommer- und Kinderfest haben noch ein Teil der Eltern die Angabe der teilzunehmenden Kinder offen gelassen, was im eigenen In teresse und zur Erleichterung des Vergnügungsausschusses bald geschehen möchte. Der Abgang nach der „Fischerschenke" soll diesmal gemeinsam erfolgen und zwar */,3 Uhr vom Amtsgericht weg. — Mitte September findet im Saale oes Hotel „Roß" ein Familienabend statt, der genuß- und lehrreich zu werden verspricht, da ein guter und gern gehör ter Vortragender für diesen Abend gewonnen worden ist. Der Vortrag wird von musikalischen und gesanglichen Darbietun gen umrahmt sein, woran sich ein Tänzchen reihen wird. f Prinz Johann Georg nnd das konservative „Vaterland". Einige Zeitungen bringen folgende Meldung: „Daß die Konservativen auch bei Hofe durch ihre Haltung in neuerer Zeit nicht mehr so gern gesehen sind, beweist folgender Vorfall. Die konservative Partei Sachsens hatte ihre Zeitung „Das Vaterland" u. a. auch dem Prinzen Johann Georg überwiesen und damit den Erfolg erzielt, daß der Geschäfts stelle von der Post folgendes Schreiben zuging: „Die für das 2. Vierteljahr für die Adjutantur Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Johann Georg nach Dresden, Zinzendorsstraße, über wiesenen Exemplare sind unbestellbar, weil der Bezieher das Bestellgeld verweigert." — Eine Erläuterung zu dieser Meldung ist, vorausgesetzt, daß sie richtig ist, nicht nötig! f Ei« „Poftbetrat". Eine sehr wünschenswerte Neue rung wird die Neichspost erhalten, nämlich einen ständigett Postbeirat. Diese Neuerung ist auf eine Anregung zurück zuführen, die an zuständiger Stelle von Handelskreisen vor getragen worden ist. Es handelt sich darum, daß bei Pvst- und Telegraphieangelegettheiten ständig ein Postbeirat geschaffen wird, der aus Vertretern von Handel, Industrie, Landwirtschaft und Handwerk besteht. Diese Neuerung ist gerade für Pöst und Telegraphie von besonderer Bedeutung. fs. Esperanto. Ueber den jetzigen Stand des Esperanto macht die letzte Nünimer der „Ofiziele Esperantista Gezeto"- Paris folgende interessante Angaben: Am 5. Mäi 1909 gab es bereits 1498 Esperanto-Vereine gegen 865 äw 1. Januar 1908. Außerdem gibt es noch 133 Fachvereine, die Esperanto benutzen, und 236 Esperanto-Auskunftsstellen. In Deutsch land bestehen zurzeit 188 Esperanto-Vereine und auf der gänzen Erde 89 Esperanto-Zeitungen. * . * * — Chemnitz. Die fortgeschriebene Einwohnerzahl der Stadt Chemnitz betrug am 1. August ds. Js. 278205. — Vier öffentliche Prvtestversämmlüngen, die vün dem Gewerkschastskartell und dem sozialdemokratischen Verein einberufen waren, fanden gestern abend ist vier hiesigen grö ßeren Lokalen statt. In allen Versammlungen fand eine Re- folution Annahme, in der die Versammelten eS ablehnen, den vün den Brauereien geforderten Bierpreisaufschlag zu zahlen. Der Zentralvorständ des sozialdemokratischen Vereins des 16. ReichstägSwahlkreises, sowie der Vorstand des Gewerkschäfts- kartells wurden beauftragt, einen Ausschuß zu bilden, der die erforderlichen Maßnahmen treffen soll, die notwendig sind, um den Preisaufschlag zu vereiteln. — Ehewuitz. Hier fand dieser Tage iU einer Privat wohnung der meist von Arbeitern bewohnten Rudolfstraße eine Spiritisten-Sitzung statt, von der ein Teilnehmer folgendes erzählt: ES waren etwa 25 Personen beiderlei Geschlechts in dem ziemlich großen Zimmer versammelt, dar unter auch Angehörige der sogenannten besseren Gesellschaft. Das Medium, ein Mann in den mittleren Jahren, der aus Amerika herübergekommen sein will, dem Dialekt aber in irgend einer Berliner Kaschemme Sprachstudien gemacht hat, leitete die Seance mit einem Choral ein, den er auf einem kleinen Harmonium spielte rüid damit die Anwesenden in die Besuchsstimmung für Geister zu bringen öttsuchte. Dann erschienen die Geister, d. h. ihm, dem Hellsetzer, der das verkündete. Da war ein Geist Anton, ein Geist Karl, der Geist einer Anna wollte zu einer der anwesenden Dämen, obwohl sich diese nicht erinnerte, je eine Verwandte oder Freundin dieses Namens verloren zu haben, und schließlich sah das Medium einen Geist, der einen Blumenstrauß in der Hand trug und sich bitter darüber beklagte, daß ihm dieser durch die Tränen der Hinterbliebenen so schwer gemacht werde. Daß er durch einer. Geist erfuhr, dieser habe auf Ebden Uni form getragen und der Umstand, daß dieses „stimmte", festigte natürlich den Glauben an die überirdische Kraft des Mediums, bloß einer gebildeten jungen Witwe, die durch Verwandte zu dieser Sitzung mitgenommen worden war und die der ganzen Sache von vornherein skeptisch gegenüberstand, konnte der Geist ihres geliebten Toten nicht erscheinen, da er nach Aus spruch des Mediums noch zu sehr von Wolken umhüllt fei. Das Medium produzierte sich dann auch noch als Art Wahr sager, versäumte aber dabei nicht, die Anwesenden auf einen frommen und gottesfürchtigen Lebenswandel hinzuweisen. Mit plumpem Schwindel dagegen bediente er einen biederen Land bewohner, dem seine Kühe „verhext" worden waren, und der nun kam, um von dem Hellseher die Person des Ucbeltäters zu erfahren. Zwischen den beiden entspann sich nun folgen des Gespräch: „Haben Sie vielleicht in Ihrem Kuhstall mal einen Schmetterling gesehen?" — „Nee, aber eene Kröte." „Sehen Sie, hieran können Sie den Feind ermitteln. Wenn Sie der Kröte ein Bein abhacken, wird der Mensch, der Ihre Kühe krank gemacht hat, in demselben Augenblicke einen Fin ger verlieren. Ich will Sie aber nicht zu Blutvergießen ver leiten. Werfen Sie die Kröte einfach ins Wasser, dann werden Sie schon erfahren, welcher Ihrer Feinde um diese Zeit ein unfreiwilliges Bad hat nehmen müssen." Natürlich forderte das Medium für seine Kunststückchen kein Honorar, doch duldete es, daß man ihm zum Abschied seinen Dank in runder Münze ausdrückte — es wurde bis zu 1 Mark gegeben —,.so daß die Seance zu einem einträglichen Ge schäft geworden sein dürste. Und daS im aufgeklärten 20. Jahrhundert! — DreS-eu. Der Gesamttat hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, vorbehältlich der Zustimmung der Stadtverord neten zugunsten der Brandgeschädigten der Vogel wiese einen Beitrag von 10000 Mk. zu vcrwilligen, wobei