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A 2» Mittlvocb, -en S Kl. Jahrgang ruar Lt»»2 A«^r«1-ch<S»Hre»> bei Lokal-Inseraten 112 Ps.; im LmMch«» Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha, des Kö Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg in Frankenberg i. Sa. und Verlag von C. G. Roßberg In Frankenberg I. Sa. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgericht» Frankenberg, den 4. Februar 1902. Königliches Amtsgericht. Der Stadtrat h. »r Mettig, Bürgermeister. Lell pw Zette 40 Pf.; „Eiugesandl- im Re» dalltontleUc 3V Ps. Bekanntmachung. Auf Blatt 371 im hiesigen Handelsregister ist am heutigen Tage die Firma Max Thieme in Frankenberg und als deren Inhaber Herr Kaufmann Friedrich Max Thieme daselbst eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Großhandel mit Kohlen und sämmtlichen Heiz materialien. Frankenberg, am 1. Februar 1902. ers4«t»t mit Ausnahme der Sonn-und Festtage, abends für den fol genden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. bO Pf., monatlich 50 Pf., Einzelnummer bPf. Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Aus gabestellen, sowie allen Postanstalten angenommen. /V Elektrizitätswerk betr. Mit der Feststellung des Leitungsnetzes für das künftige städtische Elektrizitätswerk beschäftigt, fordern wir alle in Frankenberg und Gunnersdorf wohnhaften Personen, welche Anschluß an das selbe wünschen, hiermit auf, die gewünschte Zahl und Art der Lampen (Glüh- oder Bogenlampen, Kerzenstärke der Lampen) umgehend anher anzumelden, soweit die Anmeldung nicht bereits früher erfolgt ist. Das Werk soll am 1- September dieses Jahres in Betrieb gesetzt werden. Die Preise werden die auch in den anderen Städten eingeführten sein. Wir bemerken, daß bei der jetzigen Ncuerrichtung die Leitung bis an das Grundstück kostenlos gelegt wird, so daß dir Abnehmer nur die innere Einrichtung auf eigen« Kosten herzustcllen haben. Spätere Anmeldungen müßen, wenn sie eine Aenderung des Leitungsnetzes bedingen, gewärtig sein, daß sie entweder abgewiescn oder nur dann berücksichtigt werden, wenn die Kosten dieser Aenderungen getragen werden. Anschlüsse solcher Abnehmer, die selbst elektrisches Licht erzeugen und das städtische Werk nur als Reserve benutzen wollen, find zulässig; man bittet jedoch, dies besonders zu erwähnen. Bei schwtertgr« und tabellarischem Katz Ausschlag »ach L-rß. Gür Nachweis und i Offerteu-Annahm« » W. Aztrag^ühr. Mittwoch, den 5. Februar d. I., von Nachmittag 3 Nhr an sollen in der Berthold'fchen Schankwirthschaft hier, tzumboldtstraße, 1 großer Brodschrank, 1 Ladeistafel, 1 großer Echausensterkasten, 1 Schaufenstereinrichtung, 1 Schreibpult, 1 Tisch, 1 Kuchen teller, 9 Glasbüchsen, ca. 300 Pfd. Weizenmehl, ca. 200 Pfd. Streumehl, ca. 7 b Pfd. klarer Zucke., Schokolade und dergl. mehr gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Frankenberg, den 3. Februar 1902. Versteigerung in Oberlichtenau. . Donnerstag, den v. Febr. d. I., von Nachm. s Uhr an soll im Ritzfche'fchen GaDhofe in Oberlichtenau 1 runder Tisch, 1 Spiegel, 2 Stühle, 4 Bilder, 1 Handwagen, 280 Loersch. Glasflaschen, 182 Stück Stangenpomade, 72 Stangen Bartwichse, 24 Büchsen hygien. Pomade, Zahnpulver, Parfüm, Locken- und Bartwasser, sowie einige Nippsachen gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Frankenberg, am 4. Februar 1902. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Zur gefälligen Beachtung. Monatskarten für Abholcnde können in der Llxpeckltlsi» Sv» sowie in den Ausgabestellen der Herren ». L1«ne1 (Winklerstr.), lk. I W r1«ckrl«1» (Schlotzftrr), «rüitzvrt (Freib. Str ), I (Ouerstr ), ». (Chemn. Str), Otto 8eit»«r (Fabrikstr.), n«rm.8«i»i>«jls«r(Keldstr.), »«rnk«rti 8«Lir»,vr (Reichsstratze), (äußere Alten» hatner Straße), 4 (Altenhainer Straße) entnommen werden. o Bezirks- Anzeiger Mlichen Amtsgerichts und desStadttats zu Frankenberg Vom Reichstag. In der 133. Sitzung am 3. Februar wurde die zweite Beratung des Etats, Reichsamt des Innern, Kapitel 12, Titel 1, Gesundheitsamt, fortgesetzt. Hierzu Resolution Lenzmann, betreffend Regelung des Aufenthalts der Geisteskranken in Irrenanstalten. Müller-Meiningen tadelt die Stellungnahme der Polizei zu dem Jnseratenwesen der sogenannten Gcheimmittel. Es sei hier absolut keine konstante Praxis, sondern die größte Willkür herrsche. Redakteure erhielten fortwährend Strafmandate wegen der Auf nahme derartiger Inserate, ohne daß es möglich wäre, sich dagegen zu schützen. Wenn die Regierung hier wirklich Hilfe schaffen will, dann darf sie nicht gegen vollständig unschuldige Mittel vor- gehen, sondern nur gegen gesundheitsschädliche Mixturen und wert lose Schwindclerzeugnifse. Der Staatssekretär appellierte an die deutsche Intelligenz; die Polizei solle nicht die Rolle der Kinder frau übernehmen. Hier geht es aber wie auf so vielen Gebieten: die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen. Es ist unbedingt notwendig, daß die ganze Geheimmittelmaterie reichs- gesetzlich geregelt wird, so, daß der Redakteur nur dann bestraft werden kann, wenn ihn eine wirkliche Schuld trifft. Müller-Sagan (freis. Vp.) wendet sich gegen den Unfug des GesundbetcnS. Redner tadelt ferner die Zustände im Lichterfelder Kreiskrankenhaus, welches unter der Leitung des Professors Schwen- ninger steht. Man lehne daselbst grundsätzlich die Behandlung mit Serum ab und vernachlässige die Antisepsis. Er halte dies für eine Ursache der größeren Sterblichkeit der dortigen Diphtherie kranken. Redner tritt schließlich dafür ein, daß die Kreisticrärzte so gut bezahlt werden, daß sie von der Privatpraxis unabhängig sein können. Die Aerzte würden sonst nicht in der Lage sein, bei solchen rücksichtslos vorgehen zu können. Stöcker (b. k. Fr.): Bei dem sogenannten Gesundbeten kann weder vom Christentum, noch vom Beten die Rede sein. Es beruht auf einer von Amerika importierten schlechten Philosophie und noch schlechteren Theologie. Man müßte die Ausübung solcher abergläubischen Dinge für Geld unter schwere Strafe stellen. Die Sache hängt aber mit dem modernen Mystizismus überhaupt zusammen, und ein unvermittelt schroffer Vorgehen würde vielleicht den Fanatismus erregen. Redner bringt zwei Broschüren zur Sprache: „Schwcsternpflege" und „Unter dem Deckmantel der Barmherzigkeit" ; er habe die darin wichergegebenen von sogenannten sreien Schwestern verübten SchamloKtzkeiten und Scheußlichkeiten nicht geglaubt, habe aber von durchaus zuverlässiger Seite erfahren, daß diese Vorgänge sich in der That so zugetragen hätten. Wenn man behauptet, Krankenschwestern seien unentbehrlich, so folge hieraus, daß cs Sache des öffentlichen Lebens und des Staates sei, für genügendes männliches Krankenwärterpersonal zu sorgen. Hanseatischer Bundesbevollmächtigter Klügmaun: Die Bro schüren bezögen sich aus das Hamburger Krankenhaus, enthielten aber starke Uebertreibungcn und seien auS Kreisen hervorgegangen, die an einer Vermehrung des männlichen Krankenwärterpersonals ein Interesse hätten, das Hamburger Krankenhaus habe seine Schuldigkeit gethan. Antrick (Soz.) bestreitet das letztere. Die von Stöcker er wähnten Broschüren gebe ich gern preis, sie enthalten Ueber- treibungen. Aber das eine ist richtig, daß junge Pflegerinnen nicht auf Männerstationen zu den scheußlichen Verrichtungen hinzu gezogen weiden sollten. Zu helfen ist nur durch eine bessere Bezahlung des Wärterpersonals und Einführung Ler Pensions berechtigung. Ein Mann, der lange Jahre in einem staatlichen Krankenhause thätig gewesen war, erblindete, und erhält nun 7 Mark monatlich Pension. Er wollte mir sein früheres Gehalt nicht nennen aus Furcht, der Staat könne ihm auch die 7 Mark entziehen. Ich sagte ihm, wenn der preußische Staat schon schäbig ist, so schäbig ist er doch nicht. (Präsident Graf o. Ballcstrem: Sie dürfen einen Bundesstaat nicht als schäbig bezeichnen. (Heiter keit.) Anirick (sortsahrend): Im Elisabethkrankenhaus sind 41 Kinder syphilitisch angestcckt worden. Das ist nicht, wie Stöcker sagt, ein Unglücksfall, sondern eine Schweinerei. Es ist eine bodenlose Gemeinheit der „Nationalzeitung", mir zu unterstellen, ich hätte am Sonnabend Dinge von neuem vorgebracht, die mir bereits in der Berliner Stadtverwaltung widerlegt w«rden find. Ich halte demgegenüber an allen meinen Ausführungen bezüglich des Moabiter Krankenhauses fest. Ein anständiger Magistrat sollte sich schämen, mit Wärtern Kontrakte abzuschließen, wie sie der Berliner Magistrat abschließt. Dies sollte im Abgeordnetenhause zur Sprache gebracht werden, aber auf der Rechten thut dort kein Mensch den Mund auf. Franke« (narl): Wo die Krankenpflege von Diakonissinnen oder katholischen Schwestern ausgeübt wird, find derartige Miß stände, wie sie hier zur Sprache gebracht werden, unmöglich. Zur Bekämpfung der Wurmkrankheit bei den Bergleuten ist schon manches geschehen. Ich habe mit einigen Freunden in Vollmar stein eine schön und luftig gelegene Heilanstalt errichten lassen. Die schlimmste Krankheit ist die Rranntweinpest. Es wäre eine dankbare Ausgabe für das ReichsgcsundheitSamt, nach dieser Richtung hin Beobachtungen anzustellen und Vorkehrungen zu treffen. Es folgt eine Bemerkung Stöckers (b. k. F.) bezüglich eines Spezialfalles in einem Krankenhause. Singer (Soz.): Ich muß meiner tiefen Beschämung darüber Ausdruck geben, daß in einer städtischen Verwaltung solche Dinge vorkommen, wie sie Antrick vorgetragen hat. Es wäre Sache de» Berliner Magistrats gewesen, wenn er von der Unrichtigkeit der von Antrick behaupteten Thatsachen überzeugt und durchdrungen war, seine Verwaltung dadurch zu schützen, daß er die geeigneten Schritte zur Widerlegung dieser Behauptungen einleitete. Wir Sozialdemokraten in der städtischen Verwaltung lehnen jede Ver antwortung für diese Zustände ab. Staatssekretär Graf Posadowsky: Auf die bereit» in der vorigen Session geäußerten Beschwerden bezüglich der Kranken häuser habe ich Veranlassung genommen, mich an die sämtlichen Bundesregierungen zu wenden und sie auf die Vorgänge im Hause hinzuweisen. Es haben daraufhin überall eingehende Revi sionen stattgefunden; u. a. hat die deffauische Regierung eine Ver« Um Uecht nnd Michl. Originalroman von vr. Fr. Gödde. 12». Fortsetzung.) diachdruck »erboten.! Die Direktion deS Reichsthcatcrs befolgte die alte Praxis, von Zeit zu Zeit große Gala- und Familien-Vorstellungen zu geben, in denen der ganze Glanz des Etablissements, alle Sterne der Gesellschaft auftraten; dann wurden wieder die einzelnen Kräfte mit Vorsicht verteilt für Einzelvorstcllungen. Jetzt, mit dem Auftreten des amerikanischen Schützen, wollte man einen Gala-Adcnd arrangieren, daS sollte,blenden, überraschen; das Theater sollte sich in seltener Vollkommenheit zeigen, man wollte etwas Vorzügliches bieten. Ein großer, bunter Anschlagzettel kündete heute, es war der Tag, an welchem Berg seinen Abschied forderte, eine Monstrc- Vorftellung an. Der Name Feodor Touskani, der der Signora Gianini und des amerikanischen Schützen Jack prangten in Riescn- lettern an allen Strahensäulcn und deS Abends konnte die Direk tion mit Zufriedenheit auf ihre Veranstaltung blicken, denn eine gewaltige Menschenmenge pilgerte in die Pforten deS Theaters. Alle Plätze waren brechend voll. Auch Elli war erschienen. Feodor Touskani hatte für Ellis Vater und Herrn Berg eine Loge reserviert, und zwar eine Or- chestcr-Lvge in unmittelbarer Nähe der Bühne. Im Korridor, in nächster Nähe der Logenthür, befand sich eine kleine Verbindungspforte zur Bühne, die jedoch nur ganz selten von Mitgliedern deS Theaters benutzt wurde. Herr Bör- mann, Ellis Vater, der von den Gedanken seiner Tochter keine Ahnung hatte, war erfreut darüber, daß das Mädchen in ihrer traurigen Stimmung die gebotene Zerstreuung mit einer gewissen Lebhastigkeit aufnahm. Herr Berg galt als ein ehrenwerter, liebens würdiger Herr. So hatten sich die Drei an diesem Abend in der kleinen Loge zusammcngesunden und harrten der außerordent lichen Dinge, die da geboten werden sollten. Man unterhielt sich ziemlich lebhaft. Herr Berg hatte jetzt ein erhöhtes Interesse an dem Thun und Treiben seines Schützlings und dies führte ihn trotz der stattgehabtcn Kalamität heute scbm ins Theater, um in unmittelbarer Nähe Feodors zu sein. Leider war es ihm nicht möglich gewesen, Touskani heute noch Mitteilung machen zu können, morgen aber wollte er eine wichtige Unterredung mit dem jungen Manne vornehmen. In dem Theater-Raume breitete sich eine erhöhte Lichtfülle auS, wodurch das Festliche der Veranstaltung noch erhöht wurde. Die einzelnen Vorführungen wurden mit lebhaftem Beifall ausge nommen, besonderen Applaus erntete Signora Gianini, die gerade nicht die liebenswürdigsten Blicke in die kleine Orchestcrloge warf. Jetzt kam der Amerikaner Jack, der Kunstschütze. Gefolgt von einem gefärbten Neger, der einen kleinen schwarzen Kasten trug, trat er vor. Der Künstler Jack entnahm diesem Kasten mehrere glänzende Glaskugeln und warf sie in die Luft, griff zu einer Pistole und schoß die glänzenden Dinge in Splitter. Auch mit Hilfe eines kleinen BlaSrohreS traf er die von dem Neger aufgeworfenen Kugeln, selbst die Asche von der brennenden Zigarre des Negers schoß er ob. Nun, nachdem noch einige Schöffe mit Hilfe des Spiegels abgegeben waren, bei welchen der Schütze dem zu treffenden Gegenstände den Rücken zukehrte, folgte Feodor Touskani. Mit seiner Violine in der Hand trat er auf und wurde jubelnd begrüßt. Er warf einen Blick in die Loge und begann, sein Instrument einem Diener reichend, den Aufstieg an der bereit gehaltenen Leiter. Indessen sich Feodor produzierte, hatte sich Pierre-Jack schnell in die Garderobe begeben, hatte sein Kostüm gewechselt, ein kleines Blasrohr zu sich gesteckt, er barg cs im Aermel, und war dann zwischen die anderen hinter der Szene getreten. Man folgte, durch die Koulissen sehend, mit Aufmerksamkeit den Leistungen Feodors. Pierre stand im Hintergründe und glaubte, kein Mensch hake ihn beachtet; aber Signora Gianini hatte ihn nicht auS dem Auge gelaffen. Sie stand abseits, noch mehr im Hintergründe wie er, niemand bemerkte sie. Mit seltsam glühenden Augen folgte Pierre den Darbietungen FeodorS, und ebenso unbeirrt hing der Blick der Signora an dem Muskelzucken deS Beobachters. Feodor Touskani beendete seine Nummer, ohne daß Pierre etwas unternahm; als Feodor abzutretcn gedachte, schlüpfte die Signora schnell in die Garderobe, hier verbarg sie sich Alle drei, Feodor, die Gianini und Jack hatten im zweiten Teile des Programmes noch eine Nummer; Feodor exekutierte gerade diese mit außerordentlicher Bravour, der Vortrag einer Romanze war von zündender Wirkung, daß das Haus in wahre Beifallsstürme ouSbrach. Er spielte eine Zugabe; seine großen, seelenvollen Augen waren