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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 05.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-190202059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19020205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19020205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-02
- Tag 1902-02-05
-
Monat
1902-02
-
Jahr
1902
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sü-un- erlassen, deren Entwurs mir vorliegt. Was Preußen an langt, so geht au» den Mitteilungen de» Kultusminister« heroor, daß dir Beschwerden bezüalich der Chantre und der vereinigten Univrrfitältkliniken in der Ziegrlstraß« unzutreffend waren und diejenigen bezüglich Altana, Görlitz, Königsberg i. Pr. zum Teil als berechtigt anerkannt werden mußten, und daß die erforderlichen Maßnahmen getroffen worden sind. Dir Thalsachr, die vom Eli sabeth - Kinderkrankenhaus angrsühlt worden ist, ist richtig. Eine Untersuchung, an welcher sich Geh. Medizinalrat Koch beteiligte, hat nicht mit Sicherheit die Ursache diese» Vorkommnisse« fest, stellen können. Man vermutet, daß Unsauberkeit und Nachlässig keit de» Pflegepersonal» da» Unglück herbeigeführt hat. Darin sind wir einig, daß aus allen diesen Gebieten noch ungehruer viel Mängel vorhanden find und noch viel geleistet werden muß; aber e» ist unmöglich, hier im hohen Hause Rede und Antwort zu stehen auf die zahllosen Beschwerden, die auf dem Gebiete der Landesgesctzgebung liegen; e» ist bester, dieselben dort anzubringen. In weiten Kreisen der Bevölkerung besteht ein tiefer Widerwillen gegen die Krankenpflege in öffentlichen Heilanstalten. Ich halte e» daher nicht für richtig, diesen Widerwillen hier noch zu ver stärken (Beifall), zumal doch, wie die Verhältnisse nun einmal liegen, ein Kranker in sehr vielen Fällen im Krankenhaus« bester aufgehoben ist, al» zu Hause. Antrick wird zugeben müssen, daß die von ihm angeführten Fälle, mögen sie zum Teil erschütternd sein, doch nur Ausnahmen find. Unsere ärztliche Wissenschaft und die Mehrzahl unserer Aerzte stehen doch mit an der Spitze der Wissenschaft und der Vertreter de» ärztlichen Beruf». Die christ liche Heilmethode hat ebenso wie der Spiritismus eine psycholo gische Grundlage al» Ursache. Es giebt gewisse Erscheinungen, an die selbst Leute, denen man das bei ihrem Bildungsgrade nicht zutrauen sollte, glauben. Dagegen giebt eS keinen Kamps. Ich möchte, wie Stöcker, dringend davor warnen, gegen derartige Dinge mit staatlichen Machtmitteln vorzugehen. Dies könnte die schweren Irrtümer, die beiden Richtungen zu Grunde liegen, nur vertiefen. Soweit Kurpfuscherei auf diesem Gebiete, und zwar mit betrügerischen Mitteln getrieben wird, bietet, meine Herren, das Strafgesetzbuch die nötige Handhabe; man könnte unter Umständen vorgehen auf Grund der Bestimmungen über den unlauteren Wett bewerb. Ich möchte auch davor dringend warnen, an solche Mords- geschichten über Einsperrungen Gesunder in Irrenanstalten zu glauben, wie sie in den Zeitungen stehen. Ein Laie ist kaum im stände, auf Grund de» gesellschaftlichen Verkehr- zu beurteilen, wo der gesunde Menschenverstand aufhört und die gemeingefähr liche Geisteskrankheit ansängt. Ich muß entschieden widersprechen, daß so etwa» vorgekommen ist, die beiden Fälle, die hier er örtert worden find, find aktenmäßig unrichtig. Es ist eine all gemeine Erscheinung, jeder Geisteskranke glaubt gesund zu sein. Häufig reichen in den Familien von Geisteskranken die Mittel nicht au», man glaubt, der Kranke habe sich vielleicht gebessert, und dann beginnen die Klagen, zunächst beim Vorsteher der An stalt und dann wendet man sich an die Oeffentlichkeit. Ich warne dringend, an solche Erscheinungen zu glauben. WaS das Vieh- seuchengrsetz anbetrisft, -so kann der Reichskanzler nicht so weit gehen, hier eine Einwirkung au-zuüben. Das ist ein Recht der Einzelstaaten. Es mögen in der Vermischung der amtlichen Thätigkeit der Tierärzte mit ihrer privaten ErwerbSthätigkeit Schwierigkeiten liegen und Kollisionen entstehen können, aber ein Tierarzt kann nicht reiner Beamter sein, wenn er ein tüchtiger Tierarzt bleiben will. Zu Geheimmitteln sollen nur solche Mittel erklärt werden, die entweder absolut schädlich find oder offenbar betrügerischen Zwecken dienen. ES soll nicht durch Gesetz sestgestellt werden, wa» ist Geheimmittel, sondern durch einstimmigen Beschluß de» Bundesrats soll ein Verzeichnis entworfen werden» in dem diejenigen Mittel veröffentlicht werden, welche als Geheimmittel anzusehen find, sodaß den Beteiligten die Möglichkeit der Be schwerde bleibt. Wenn so verfahren wird, dann fallen alle von Müller-Meiningen geäußerten Schädigungen und Bedenken fort. Dann wird eine gleichmäßige Praxis und gleichartige Behandlung eintreten. Die chemische Industrie, das Rohgewerbe wird dadurch in keiner Weise geschädigt. Graf Oriola (nat.-lib.): Wir find ebenso wie die Sozial demokraten sehr daran interessiert, daß den traurigen Mißständen auf dem Gebiete der Krankenpflege al.geholfen wird. Wenn die Redaktion der „National-Zeitung" einsieht, daß fie sich geirrt hat, dann wird fie mit der nationalliberalen Fraktion der Meinung sein, daß man den bestehenden Mißständen auf das Entschiedenste entgcgentreten muß. Im übrigen muß ich sowohl die evangeli schen wie die katholischen Krankenpflegerinnen gegen allgemeine Verdächtigungen in Schutz nehmen. Eine bessere Bezahlung für daS Krankenpflegepersonal ist dringend zu wünschen. Südekum (Soz.-Dem.) verlangt eine allgemeine Durchführung der Desinfektion des gesamten ausländischen und inländischen Ma terials für die Bürsten und Pinselfabrikation. Präsident des Reichsgesundheitsamtes Köhler versichert, daß feiten des Reichsgesundheitsamtes dieser sehr ernsthaften Sache fortdauernd die größte Aufmerksamkeit geschenkt wird. Noch sei daS zu erstrebende Ziel nicht völlig erreicht. Der Herr Vorredner ab und zu auf Elli gerichtet, und da» begeisterte Aufleuchten ihrer Blicke redete eine stumme und doch beredte Sprache. Da ereignete sich etwas Entsetzliches. Die Leiter, auf welcher Feodor stand, wurde wie von einer unsichtbaren Macht plötzlich an einer Seite berührt, kurz und überraschend schnell erfolgte die unsichtbare Berührung, der Künstler wankte, und aus beträchtlicher Höhe stürzend, fiel er besinnungslos in die Seitcn-Koulisse. Ein Schrei ging durch das ganze HauS; alles erhob sich von den Sitzen, Diener sprangen hinzu, andere, darunter auch Pierre, mühten sich um Feodor. Da sprang plötzlich eine Dame in spanischem Tanzkoftüm auf den erschreckten Pierre zu, wie eine wilde Tigerkatze klammerte fie sich an ihn fest und warf ihn zu Boden. Pierre versuchte mit aller Kraft, sich loszuwinden, er riß mit aller Kraft an dem bunten Flitter seiner Gegnerin, doch vergeblich. DaS Publikum war zum Teil Zeuge dieser Szene, die sich halb aus der Bühne, halb in der Koulisfe abspielte; Rufe wurden laut: „Der hat's gethan! Er hat aus dem Rohr einen schweren Bolzen gegen den einen Fuß der Leiter geschleudert." Trotzdem sprang keiner der Nahestehenden hinzu; daS Mädchen rang mit dein Bösewicht, der bereit» eine Hand srei gemacht hatte. Ein Ruck und er sprang auf, warf die Nächststehenden zur Seite und .... sort war er. Tas alles hatte sich in wenigen Sekunden abgespielt. Eine wilde Jagd begann auf der Straße, an welcher sich Polizisten und Angestellte de« Theater« beteiligten. (Fortsetzung folgt.) gehe zu w«it, w«nn «r zum Beispiel au« dem plötzlich«» Veren- drn «inzelner Schaf« di« Folgtrung zirht, daß da« gesamt« inlän disch« Material milzbrandoerdächtig zu erklären sei. Die Behand lung mit strömendem Wosserdampf ist ziemlich weit au-gebildet, hat aber noch nicht überall vollständige Abtötung der Milzbrand keime bewirken können. Eie kann andererseits bei gewissen Ma terialien nicht angewrndet werden, weil fie das Matrriaf vrrder- ben würde. In den Roßhaarspinnereien haben eingehende Er hebungen stattgesunden; e« find noch einzelne Erkrankungen kon statiert und die Erforschung der Ursache derselben unterliegt noch den ernsthaftesten Erwägungen. Prinz zu Echöuaich-Carolath (nat.-lib ): Ich glaube nicht, daß in einem anderen Lande «ine so gute Krankenpflege und eine so gute Krankenoerwaltung in Krankenhäusern besteht, wie bei uns. Mißgriffe werden immer vorkommen, und wir werden e« uns nicht nehmen lassen, diese bei Titel ReichSgesundheitSamt zur Sprache zu bringen. Aber gerade Berlin sorgt in hervorragender und höchst anerkennenswerter Weise sür seine Krankenhäuser. BundeSbevollmächtigter für Sachsen, Geheimrat vr. Fischer, bemerkt Südekum gegenüber, um Mißstände auf sozialpolitischem Gebiet zu beseitigen, wäre eS notwendig, Sozialdemokrat zu werden. E» folgt eine Bemerkung Wurms über Desinfektion von Borsten und Roßhaaren und eine Erwiderung de« Direktor- vr. Köhler. Hermes (fr. Vp): Die Stadtverordneten von Berlin wer den die Antwort auf die von sozialdemokratischer Seite gegen fie vorgebrachten Angriffe nicht schuldig bleiben. Die Krankenhäuser Berlins sind ein Vorbild für die ganze Welt. Trotzdyn find wir gern bereit, wirkliche Mißstände abzustellen. UebrigenS bin ich der Ansicht, daß diese Dinge mehr in die Berliner Stadtver- ordnetenocrfammlung gehören. Präsident Gras Ballestrem: Ich folge dieser Meinung. (Heiterkeit.) Groeber (Zentr.): Er ist doch sehr gut, daß wir alle Jahre wenigstens eine derartige Debatte hier haben, um prüfen zu kön- nen, ob die Versprechungen der Regiemng in bezug auf Abstel lung der Mißstände in den Krankenhäusern erfüllt worden find. Vielleicht könnte auch daS Reichsgesundheitsamt seinen Einfluß dahin geltend machen, daß die Einschränkungen der religiösen Krankcnpflegerorden und Genossenschaften aufgehoben werden. Peus (Soz.-Dem.) greift die anhaltische Regierung an wegen ihrer Haltung gegenüber den Anklagen, welche gegen die dortigen Krankenhäuser gerichtet worden find. Die Krankenhausärzte dürf ten so wenig wie möglich Privatproxis haben. Eine bessere Kon trolle müßte eingeführt werden. Dagegen seien die Sozialdemo kraten nicht zu haben für «ine Verquickung der Krankenpflege mit der Religionspflege. Nach einigen Bemerkungen Semmlers (nat.-lib.) wird dieser Titel des Kapitels Gesundheitsamt mit der Resolution Lenzmann angenommen und darauf dir übrigen Titel dieses Kapitels. Hierauf vertagt sich da» Hau- auf Dienstag. Bom Landtag. Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer standen die Schlußbcratungen über die mündlichen Be richte der Beschwerde« und Petitionsdeputation über die Petition von Ernst Papst in Aue um Einführung einer Steuer für das Halten von Waldvögeln, de- Realschul-Oberlehrcrs Freudenreich in Leipzig-Eutritzsch, die Einschätzung seines HauSgrundstücks zur Brandkaffe betreffend, und d«S Privatmanns Heinrich Dietz in Leipzig, zeitgemäße Vereinfachung der Rechtspflege rc. betreffend. Den Deputationsbericht erstattete zu den ersten beiden Petitionen Heymann, zu der dritten Oekonomicrat Andrä. Ohne in eine Debatte einzutreten, beschloß die Kammer einstimmig, nach dem Anträge der Deputation alle drei Petitionen auf sich beruhen zu lasten. V Oertliches und Sächsisches. Frankenberg, 4. Februar 1902. -j- Durch Feuerfignale vom Kirchturme, welche einen im Stadtbezirke auSgebrochcnen Brand meldeten, wurde heute vor mittag 9 Uhr die hiesige Einwohnerschaft erschreckt. Glücklicher weise handelte es sich um kein größeres Schadenfeuer, sondern um einen Stubcnbrand, der im Giebel des Herrn Fuhrwerksbcfitzer Wagler gehörigen Hauses (äußere Altenhainer Straße 32) ent standen war. Der Brand, welchem ein Teil des Mobiliars zum Opfer fiel, konnte gelöscht werden, ohne daß die Feuerwehr in Wirksamkeit zu treten brauchte; bei alledem war auS der Schnellig keit, mit welcher die Mannschaften herbeieilten, zu ersehen, daß der große Apparat unserer Feuerwehr gut funktioniert. Wir glauben als Beleg für dieses Urteil ansügen zu können, daß unserer Gesamtfeuermchr tiotz der ungünstigen Situationen, unter denen sie am Morgen des 4. Januar beim Hungcrschcn Fabrik brande arbeitete, von zwei Mobiliarversicherungsgesellschaften, deren Versicherungs-Objekte durch daS Eingreifen der Feuerwehr erhalten blieben, Prämien in Höhe von SO und 20 Mark zuerkannt und ausgehändigt wurden, während die Gothaer Versicherungsgesellschaft, welche den Hungerschen Brandschaden zu vergüten hatte, ihre An erkennung der Thätigkeit unserer Feuerwehr zu Protokoll erklärt hat. -s Wie auS dem Inseratenteile hervorgcht, beendet der „Verein für Gesundheitspflege und Naturheilkunde" Donnerstag, den 6. Februar a. c., in seinem Vereinslokale (Hugo Meyer) feinen im vorigen Herbste begonnenen Packungs-Kursus und verbindet damit gleichzeitig einen DiskusfionSabend. Diefer Abend ist nicht nur für die bisherigen Teilnehmer von Interesse, sondern auch für alle anderen, und sei auch an dieser Stelle zu recht zahlreicher Beteiligung eingcladen, zumal auch Gästen freier Zutritt ge stattet ist. j- Die Sachsenburger Ausbrecher vor Gericht. Der am 11. Mai 1885 in Chemnitz geborene, bereits einmal wegen Rück fallsdiebstahl vorbestrafte Moritz Otto Goldhahn, der am 27. De zember 1883 in Esten a. v. Ruhr geborene, sogar schon zweimal wegen Rückfallsdiebstahls vorbestrafte Gerhard Jakob EngelSkcrken und der am 8. Mai 1884 in Plauen i. V. geborene, ebenfalls einmal wegen Rückfallsdiebstahls vorbestrafte Arno Georg Uhle, sämtlich als Sträflinge in der Strafanstalt Sachsenburg zur Ver büßung längerer Freiheitsstrafen detiniert, hatten sich daselbst ken nen gelernt und unternahmen gemeinschaftlich am 19. Dezember 1901 einen kühnen Ausbruchsversuch, der ihnen auch gelang. Die kurze Zeit bi- zu ihrer in der Nacht zum 2b. Dezember bez. am 26. Dezember durch die Chemnitzer Polizei erfolgten Wieder- festnahme hat ihnen genügt, um eine Reihe von teil-gewaltthätigen Diebstählen und anderen Strasthaten zu verüben, wegen deren sie sich gestern vor der Chemnitzer Strafkammer zu verantworten hatten. Nachdem fie zunächst all« drei vor ihrer Flucht au« der Anstalt je einen dieser gehörigen alter Militärmantel, und Engel-kerken allein mehrere dem Staat-fiSku- gehörige Gegenstände, al»: 1 Schuhmachermesfer, 1 Dorn, 1 Hammer, 1 Zange und 2 Sche ren, und nach erfolgtem Autbruch Goldhahn allein in der darauf folgenden Nacht dem Gutsbesitzer L. in Wolfsberg verschiedene Eß« waren und ein großes Schlachtmrffer gestohlen hattrn, drangen sie alle drei in derselben und in der darausfolgenden Nacht in die verschlossene Scheune de- genannten L. und in den beiden darausfolgenden Nächten in die ebenfalls verschlossene Scheune des Gutsbesitzers H. in Neudörfchen ein und nächtigten unbefugt in diesen Gebäuden. DaS Gleiche thaten Engelskerken und Uhle in der Nacht vom 23. zum 24. Dezember in Borna bei Chem nitz, wo sie sich die verschlossene Scheune des Gasthofs zum „Grü nen Hof" als Nachtquartier auSerschen hatten. DeS wetteren haben alle drei Angeklagte innerhalb der Zeit vom 23. bis zum 25. Dezember in der Umgegend von Mittweida und Chemnitz verschiedentlich gebettelt. In der zweiten Nacht, in welcher sie in der Scheune des Gutsbesitzer- L. in Wolfsberg nächtigten, stahlen fie gemeinschaftlich, indem sich EngelSkcrken mit dem ge stohlenen Messer und Goldhahn und Uhle mit starken Knütteln bewaffnet hatten, auch dem L. Brot, Kartoffeln, Strümpfe, 2 Mützen, 1 Ledergürtel im Gesamtwerte von 2*/, bis 3 Mark. Nachdem weiter Goldhahn allein in der Nacht vom 23. zum 24. Dezember dem Schankwirt Kr. in Chemnitz einen Besuch abge stattet und demselben, bezw. dessen Stammgästen ca. 10 Mark bareS Geld, 1 Paar Stiefeletten, 1 Paar Gummischuhe, 1 Geld täschchen, 1 Stempelkiffen, 1 Doppelschlüssel, Gänsebraten, Wurst, Brot, Punsch und Bier im Gesamtwerte von ca. 18 Mark ge stohlen hatte, versuchten alle drei in den Morgenstunden des 25. Dezember wieder dort zu stehlen, wurden jedoch dabei verscheucht und Engelskerken und Uhle schließlich festgcnommen. Vorher, und zwar am 24. Dezember, hatte Engelskerken in Borna von Goldhahn die von diesem bei Kr. gestohlenen Schuhwaren, wis send, wie Goldhahn sie erworben hatte, als Geschenk angenommen. Am 25. Dezember stahl Goldhahn allein im Mosella-Saal in Chemnitz dem daselbst beschäftigten Lampenputzer K. eine Weste, eine Taschenuhr mit Kette, ein Paar Filzschuhe und einen Filz hut rm Werte von zusammen 18 Mark 60 Pf., und in der da« rauffolgenven Nacht ebendaselbst aus dem Saalbüffett einen Hand« korb mit Inhalt im Gesamtwerte von ca. 15 Mark, dem Witt B. gehörig. Zwecks Ausführung des letzteren Diebstahls hatte Goldhahn sich am Abend zuvor im Keller versteckt und hatte dann in der Nacht, um bis zum Saale zu gelangen, zwei Thüren er brochen; daS bereits erwähnte Schlachtmeffer, das er in jener Nacht zu seiner Verteidigung bei sich geführt, hatte er liegen lassen. Außer diesem letzterwähnten Diebstahle stellen sich von den übrigen Diebstählen noch drei weitere als schwere dar, und zwar der in der Nacht vom 19. zum 20. Dezember von Gold hahn bei L. in Wolfsberg verübte durch diebisches Einsteigcn, der in der folgenden Nacht bei demselben von allen drei Angeklagten verübte, durch Einbruch, Einsteigen und Beifichführen von Waffen, endlich der in der Nacht vom 24. Dezember von Goldhahn allein bei Kr. verübte durch Einbruch und Einsteigen erschwert. — Die Angeklagten waren geständig und wurden, wie daS „CH. Tgbl." mitteilt, am gestrigen Montag vom Chemnitzer Landgericht je we gen schweren und einfachen RückfallsdiebstahlS verurteilt, und zwar erhielten Goldhahn 3 Jahre und 6 Monate Gefängnis- und 2 Wochen Haftstrafe, Engelskerkcn und Uhle je 2 Jahre Gefängnis- und 1 Woche tzaftstrafe zucrkannt. — Eine jugendliche Diebesbande, welche schon längere Zeit in Waldheim ihr Unwesen getrieben hat, wurde von der dortigen Polizei ermittelt. Die jungen Burschen, die zum Teil noch schul pflichtig waren, hatten es hauptsächlich auf die Entwendung von Eßwaren abgesehen. Unter anderem hatten sie von einem Wagen ein Faß mit Branntwein gestohlen und am Eichberge versteckt, wo cs am folgenden Tage in einem. Laubhaufen versteckt wieder vorgefunden wurde. Der Führer der Bande, ein 17jähriger ver wahrloster Mensch, wurde in Haft genommen. — Die Hcmpelsche Eisengießerei in Chemnitz hat gestern wegen mangelnder Aufträge den Betrieb eingestellt. Eine am 7. Februar stattfindende Gläubigerversammlung wird dann weitere Beschlüsse fassen. — Auf sonderbare Weise ums Leben gekommen ist in Hel bersdorf bei Kappel der 13jährige Echulknabe Heinrich Emil Schreiter, der seit Dienstag voriger Woche verschwunden war. Am Sonntag vormittag fand man ihn in einem alten Koffer er stickt vor. Der Knabe hatte sich auS Furcht vor Strafe in das selten benützte Möbel versteckt und dann den eingeschnappten Deckel nicht wieder in die Höhe gebracht, sodaß er in seinem engen Gefängnis den Tod fand. — Vor dem königl. Schwurgerichte Dresden hatte sich dieser Tage die Fabrikarbeiterin Anna Luise Trapp aus Dresden wegen versuchter Nötigung, versuchter schwerer Körperverletzung und Sach beschädigung zu verantworten. Die 24 Jahre alte, schon mehrfach bestrafte Angeklagte wird als eine raffinierte und rabiate Person geschildert. Die Trapp unterhielt seit Anfang 1900 mit dem bei ihrer Mutter wohnenden Fabrikarbeiter Johann Kahlert ein Liebes verhältnis. Dasselbe wurde Pfingsten 1901 von Kahlert wegen des liederlichen Lebenswandels der Trapp gelöst. Die Angeklagte zog darauf nach Harburg und arbeitete dort in einer Gummifabrik. Im Herbst 1901 kehrte fie nach Dresden wieder zurück, um An näherungsversuche an Kahlert zu machen. Dieser lehnte dieselben jedoch ab. Am Mittwoch, 9. Oktober, abends 9 Uhr klopfte die Trapp an das Fenster der Wohnung ihre- früheren Geliebten auf der Holbcinstraße. Als Kahlert herauSkam, sagte die Angeklagte: „Sei doch wieder gut und gehe ein Stück mit!" Kahlert er widerte: „Nein, ich will nichts mehr mit Dir zu thun haben!" Die Angeklagte wurde hierauf heftig und aufgeregt, fie hielt ein Fläschchen mit Schwefelsäure, daS fie kurz vorher in einem Drogen geschäft auf der Wettinerstraße sür 20 Pfg., „um damit Blech zu scheuern", gelaust hatte, in der Hand und rief dem Kahlert drohend zu: „Wenn Du mich nicht dauern thätest, ich wüßte, waS ich mit Dir machte. Ich thäte Dir da- Zeug aus der Flasch« in daS Gesicht schütten. Ich thäte Dir etwas anthun und wenn ich noch heute verhaftet würde. Mir ist alles egal. Ich werde Dir und Deinen Eltern schon eins auSwischen, daß Du daran denkst, so lange Du lebst!" Als die Trapp dem Zeugen Kahlert hieraus die Schwefelsäure in daS Gesicht gießen wollte, um ihm da- Sehvermögen auf einem oder beiden Augen zu zerstören, ihn auch in erheblicher Weise dauernd zu entstellen, sprang Kahlert zur Seite, faßte die wütende Person am Handgelenk, infolgedessen di« Säure nach der Seite spritzte und nur rin Tropfen Kahlert
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