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Was zunächst die Reihe der Kohlenstoff stähle (siehe Zahlentafel 1) anbelangt, so ist die Remanenz mit geringem Kohlenstoffgehalt gering, wächst dann mit dem Kohlenstoffgehalt bis 0,97 °/o Kohlenstoff, fällt aber schließlich mit noch höheren Kohlenstoffgehalten beträcht lich herab. Die Härte dagegen erreicht mit Abbildung 7. Härte und Remanenz der Kohlenstoffstähle. etwa 0,80 bis 0,90 °/o ihr Maximum und zeigt von da an mit wachsendem Kohlenstoffgehalt nur noch geringe Schwankungen, wie dies aus der graphischen Darstellung der Remanenz und der Härte in Abbildung 7 hervorgeht. Das Maximum der Remanenz liegt also bei 0,97% Kohlenstoff. Es ist dies aus dem Grunde inter essant, weil Frau Curie die höchste Remanenz bei Stählen mit 1,20 °/o Kohlenstoffgehalt fest stellte. Der hier angegebene Punkt von 0,97% Kohlenstoff dürfte der wahrscheinlichere sein. Möglicherweise liegt sogar die höchste Remanenz der Kohlenstoffstähle noch etwas niedriger, und zwar beim eutektischen Kohlenstoffgehalt von etwa 0,90 °/o Kohlenstoff; sie würde danach nur solchen Kohlenstoffstählen eigen sein, deren Struk tur ganz aus Perlit besteht. Viele Anzeichen sprechen ohne weiteres für diese Annahme. Der eutektische Kohlenstoffgehalt ist derjenige, über welchen hinaus die Härte der gehärteten Stähle nicht mehr proportional der Steigerung des Kohlenstoffgehaltes zunimmt. Die aus dem eutektischen Kohlenstoffstahl hergestellten Ma gnete besitzen demnach schon das höchste Maß von Härte, welches die Vorbedingung für guten Magnetismus ist. Auch zeigen sie metallo- graphisch die feinste Struktur im geglühten wie im gehärteten Zustande. Nach den bisherigen Anschauungen über den permanenten Magnetis mus, wonach Feinheit des Kornes und große Härte des Stahles wesentliche Bedingungen sind, liegen die Verhältnisse für die eutektischen Stähle erheblich günstiger als für die Über oder untereutektischen Stähle. Jeder Ueber- schuß an Kohlenstoff über den eutektischen Ge halt hinaus erhöht die Härte des Stahles nicht mehr wesentlich. Seine Wirkung auf den Ma gnetismus kann daher nur schädlich sein. Das gilt in demselben Maße wie für den Stahl mit 1,70 °/o Kohlenstoff so auch für die Stähle mit etwa l ,20 0/0 Kohlenstoff. Es wäre jedenfalls wünschenswert, den betreffenden Kohlenstoffgehalt für die höchste Remanenz noch durch weitere Versuche genau, festzustellen. (Fortsetzung folgt.) Allgemeines über Walzlinie und Oberdruck. Von Dr.-ng. J. Puppe in Dortmund. (Hierzu Tafel XXI.) E ine der wichtigsten Aufgaben für den Walzen- kalibrierer ist ohne Zweifel die sachgemäße Konstruktion der Walzlinie, durch welche die vertikale Disposition der Kaliber innerhalb der Walzen bedingt wird. Häufig sind Unzuläng lichkeiten im Walzbetrieb auf eine falsche Lage des Kalibers innerhalb der Ebene der beiden Walzenachsen zurückzuführen, ohne daß dies jedoch immer dem Walzwerker bekannt ist. Ein Beispiel aus der Praxis soll dies erläutern: Beim Auswalzen von Schwellen (260 mm breit) auf einem Umkehrduo von 800 mm Durchmesser zeigte sich die unangenehme Erscheinung, daß die Füße unten zahlreiche Querrisse (Abb. 1 bei a a) zur Längsrichtung aufwiesen, welche eine Verwendung der Schwellen ausschlossen. Trotz mehrfacher Aenderungen in der Kali brierung waren die Risse nicht zu vermeiden, bis man auf den Gedanken kam, die vertikale Disposition des Fertigkalibers zu ändern. Die Schwelle durchläuft dasselbe stehend, die Füße nach unten, und die Walzlinie verlief dicht unterhalb des Steges (siehe Abb. 1, frühere Lage). Hierdurch wurde bewirkt, daß die Geschwindigkeit des Steges eine viel größere war als die der Füße, welche tief in die Unter walze einschnitten. Die natürliche Streckung des Steges war sehr groß gegenüber der geringen der Füße, die nun, durch den Steg mitgerissen, gummibandartig gestreckt wurden und infolge Ueberschreitung der Dehnungsgrenze Risse be kamen. Dieselben verschwanden, als man das Kaliber um 10 mm in der Walzebene nach oben verschob (vergl. Abb. 1) und so eine gleich förmigere Streckgeschwindigkeit von Steg und Füßen erzielte.