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Der 0ty,mpische Radsport Pose Sol - Santa QTfonica KLEINES VORSPIEL ESONDERE Vorbereitungen sportlicher Natur wurden in der maßgebenden Organisation des deutschen Radsportes, im Bund Deut scher Radfahrer, für die olympischen Spiele in Los Angeles nicht getroffen. Die Notwendigkeit dazu lag auch nicht vor, denn unsere Radsportler haben in Deutschland und weiterhin in Europa fortwährend Ge legenheit, sich in Form zu halten. Es gab Veranstaltungen genug, bei denen der Bund die Möglichkeit hatte, die besten Kräfte und namentlich solche, die für eine Ver tretung in Los Angeles in Frage kamen, auszusuchen. Die Hauptsorge der Radsportführer war zunächst die Be schaffung der notwendigen Geldmittel. Bekanntlich mußte der Deutsche Reichsausschuß in Anbetracht der ihm ebenfalls nur im geringen Maße zur Verfügung stehenden Geldmittel für jeden von den Verbänden ge meldeten Teilnehmer eine Grundgebühr von 1000.— RM. einziehen. Erst dann konnte über die Entsendung eines Teilnehmers diskutiert werden. Der Bund Deutscher Radfahrer war nicht in der Lage, auch diese verhältnis mäßig geringe Summe aufzubringen und es ehrt ihn, daß er alles versuchte, die Reise einiger Teilnehmer auf anderem Wege zu finanzieren. Einer seiner Versuche gehört zur Vorgeschichte des olympischen Radsportes von Los Angeles und soll hier erzählt werden, weil einer Organisation übel mitgespielt wurde, ohne daß es dafür eigentlich einen Schuldigen gibt. Das war so: Ein Mitglied der Berliner Oper erhielt von einem Kollegen aus Amerika die Mitteilung, daß er, dieser Kollege, sich um die Finanzierung der Radsport-Expedition be müht habe. Der Mann war auswärtiges Mitglied des Berliner Bicycle-Clubs „Germania“ und belegte seine Bemühungen durch einen Ausschnitt aus der „California Staatszeitung“, in der von einer Spende des Filmmagnaten Laemmle die Rede war. Leopold Oppen, so hieß der freund liche Bittgeher, fand bei dem Filmkönig Laemmle Gehör, der Filmmagnat war sogar erfreut über das selbstlose Vor gehen des Herrn Oppen und bewilligte 2500 Dollar für die deutschen Radfahrer. Hocherfreut über seinen Erfolg schrieb Oppen an seinen Berliner Freund und dieser an den Bund Deutscher Radfahrer und selbstverständlich war man der Ansicht, daß die gestifteten 2500 Dollar nach ihrem Eingang zu Gunsten der deutschen Radsport- Olympia-Aktion Verwendung finden sollten. Herr Laemmle, der freundliche Stifter, hat es nun eiliger mit der Geldhergabe, als man es leider von Stiftern gewohnt ist und hinwiederum ist der Weg der Post von Los Angeles nach Berlin sehr weit. Als sich der Bund Deutscher Radfahrer beim Berliner Büro des Herrn Laemmle nach einiger Zeit meldete, erfuhr man, daß die 2500 Dollar schon an den Reichsausschuß für Im too-km-Straßenrennen führte die Strecke zirka 30 km über die große Autostraße am Meer entlang nach Santa Monica.