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deutsche ^Crfolqe im ^oacen W AS ist das: Es beginnt mit Lärm, wird mit Lärm fortgesetzt und endet mit Lärm ? Der Kenner wird ohne zu zögern antworten: Das Olympische Box-Turnier. Nun soll nicht verkannt werden, daß sich seit 1928 auch hier vieles zum Vorteil verändert hat. Zwar gab es noch immer Fehltentscheidungen des Kampfgerichts, sie waren aber bei weitem nicht so himmelschreiend kraß, wie in Amsterdam, und manchmal waren sie fast verständlich, denn die Kampfkraft und das Können der Boxer hat sich international ziemlich an- und ausgeglichen. Wollte mail allen Mißhelligkeiten aus dem Wege gehen, müßte man aus dem Programm des Olympia alle Wett bewerbe entfernen, die nur durch Punktwertung ent schieden werden können. Das ist und bleibt nämlich eine mißliche Angelegenheit, schon gar bei einem solchen Weltsportfest. Besonders schwierig ist das Wertungs problem im Amateurboxsport zu lösen. Das muß noch gar keine abfällige Kritik der Punktrichter sein. Selbst die Tüchtigsten unter ihnen können mitunter im wahrsten Sinne des Wortes oft eine ganz andre Ansicht von einem Kampf haben als ihr ihnen gegenüber sitzender Mit richter. Das Bild des Kampfes und damit seine Beurteilung kann sich oft wesentlich ändern, je nachdem von welcher Seite aus ich es betrachte. Im allgemeinen wird sich das wohl ausgleichen, in besonderen Fällen aber kann es schon zu einer Verschiebung des Blickfeldes, zu einer Ver zerrung des Urteils führen. Wie schwer hat es der Kampf richter auch sonst 1 Ausgeglichene Kämpfe. Fragliche Entscheidungen. Die Zusatzrunde von einst gibt es nicht mehr. Damals konnte man im Zweifelsfalle die Kämpfer nochmals in den Ring stellen und in einer weiteren Runde wenigstens auf größere Ausdauer nachprüfen. Das hat man mit Recht abgeschafft. Drei Runden sind gerade genug für den Amateurboxer, und lieber will man fragliche Ent scheidungen in Kauf nehmen als Überanstrengung und Gesundheitsschädigung. Schläge nämlich, die dem noch frischen und widerstandsfähigen Körper nicht das Geringste anzuhaben vermögen, können auf einen über müdeten Organismus sehr nachteilig wirken. In drei knappen Runden, in neun Kampfminuten muß sich der Punktrichter sein Urteil bilden, er m u ß einen Sieger finden, denn er darf nicht auf Unentschieden erkennen. Wie schwierig das ist, geht am besten schon aus der Tat sache hervor, daß in den 8 5 Kämpfen des letzten Olympia turniers, ein (sage und schreibe ein) Kampf durch Knockout entschieden wurde. (Im Mittelgewicht Barth- U. S. A. gegen Cruz-Mexiko in der zweiten Runde.) Das gibt eine gute Vorstellung von der Härte der heutigen Amateure und eine Ahnung von der häufig fast völligen Ausgeglichenheit ihrer Treffen. Nun kommt natürlich noch die Individualität des Beurteilers hinzu. Dem einen entspricht der kühn angreifende, aus allen Lagen schla gende Kämpfer mehr, der andere legt größeres Gewicht auf Genauigkeit, Geschicklichkeit und Klugheit. Der beachtet den Nahkampf zu wenig, jener ist verliebt in Die Sieger von sieben Gewichtsklassen des Boxturniers: (stehend) Lovell-Argentinien, Carstens-Südafrika, BarthÄS. S. A., FlynnAJ. S. A.; (kniend) Stevens-Südafrika, G»ynne-Kanada, Robledo-Argentinien. II4