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Der moderne Fünfkampf Z U den interessantesten und schwierigsten Wett bewerben des olympischen Programms gehört zweifellos der moderne Fünfkampf. Hier handelt es sich nicht um Spitzenleistung auf einem Spezialgebiet, hier wird umfangreiches Können in den verschiedenartigsten Übungen gefordert. Innerhalb von fünf Tagen folgen sich Querfeldeinreiten, Fechten, Schießen, Schwimmen, Querfeldeinlaufen. Es ist die Prüfung des modernen Soldaten-Athleten, eine ebenso vornehme wie anspruchsvolle Vielseitigkeits-Prüfung. Auf Veranlassung der Schweden wurde dieser Fünfkampf, eine Anlehnung an das griechische Pentathlon, 1912 in Stockholm zuerst eingeführt. Seitdem haben schwedische Offiziere stets gesiegt, dreimal dreifach, nur 1928 doppelt, den dritten Platz nahm ihnen der deutsche Polizei-Leut nant Helmuth Kahl. Ein stolzer, einzigartiger Rekord. Gewertet wird nach Punkten, der Erste einen Punkt, der Zweite zwei u. s. f. Wer die wenigsten Punkte erreicht, ist Sieger. Zum fünften Male wurde der moderne Fünfkampf in Los Angeles ausgetragen. Insgesamt waren 26 Meldungen abgegeben worden. Nur Grobbelar-Südafrika trat nicht an. Mehr als drei Teilnehmer darf kein Land stellen. Schweden, Deutschland, England, Italien, Amerika, Ungarn, Mexiko waren dreifach ver treten, Portugal zweifach, Frankreich und Holland hatten je einen Repräsentanten. Schweden stützte sich auf das famose Dreigestirn Lindman (Sieger 1924), Graf Oxen stierna, Thofeld (Sieger 1928). Deutschland schickte nach Ausscheidungskämpfen Leutnant Naude, Miersch und Remer von der Schutzpolizei. Ltn. Imre Petnehazi (Ungarn) lag bis zu diesem schweren Sturz mit „Aerounta" noch gut im Rennen; trotz schmerzhafter Verletzung führte der tapfere Reiter diese Disziplin zu Ende. DIE SIEGER-TABELLE Reiten Fechten Schie ¬ Schwim ¬ Laufen Total ßen men Oxenstierna-Schweden 4 14 2 5 7 32 Lindman-Schweden I 2% 19 9 4 35% Mayo-U. S. A. 2 4% I 14 17 38% Thofeld-Schweden 15 I 9 1 13 39 Remer-Deutschland 12 10 4 13 8 47 Miersch-Deutschland IO 10 5 17 6 48 Somfai-Ungarn 20 4% 6 12 10 52% Legard-England 6 18 10 18 1 53 Simonetti-Italien 8 6 3 15 21 53 Duranthon-Frankreich 7 7% 18 19 3 54% Brady-U. S. A. 5 12 20 3 16 56 Pagnini-Italien 9 13 21 2 I1% 56% Mansfield-U. S. A. i? 7% 16 6 18 60% Barlow-England 3 22 14 7 U 61 Mc. Dougall-England 24 20 12 4 2 62 van Rhijn-Holland 19 16 13 10 5 63 Naude-Deutschland 18 10 15 11 9 63 Benko-Ungarn 11 15 11 16 11% 64% Petnehazy-Ungarn 16 20 7 8 14 65 Pacini-Italien 14 2% 23 23 22 84% Casanova-Mexiko 24 20 8 24 19 95 de Sousa-Portugal 21 23 17 21 20 102 de Heredia-Portugal 22 17 24 20 23 I06 Mendoza-Mexiko 17 24 22 22 24 109 ZUERST DAS QUERFELDEIN-REITEN Als erste Übung gab es am Dienstag, 2. August, das Reiten über eine hügelige Strecke von annähernd 5000 Metern. Fünfzehn Sprünge über durchschnittlich einen Meter Höhe erschwerten den Kurs. Erst am Vor tage bekamen die Beteiligten Kenntnis von der Strecke, die sie nur zu Fuß abgehen durften. Alle Pferde wurden von der United States-Kavallerie gestellt — ausgelost. Jeder Reiter bekam sein Pferd erst 15 Minuten vor dem Start. In Abständen von 5 Minuten wurden die Reiter entlassen. Kaum einer der doch wirklich erstklassigen Reiter kam ohne Sturz über den schweren, unbekannten Kurs. Leut nant Heriberto Aguiano de la Fuente von der mexikanischen Armee hatte das Pech, so zu stürzen, daß er in das Kali- fornia-Hospital gebracht werden mußte. Erfreulicher weise stellten sich seine Verletzungen als nicht bedenklich heraus. Viel Mißgeschick hatte der Sieger von 1928, Leutnant Sven Alfred Thofeld, dessen Pferd dreimal stürzte. Als schwerster aller Reiter, 108 Kilo, hatte er eins der leichtesten Pferde, eine willige Stute, erwischt. Bewundernswert erledigte er die fast unmögliche Auf gabe. Staubbedeckt, seine blendend weiße Uniform schmutzüberkrustet, aber lächelnd schaffte er es doch und sicherte sich immerhin noch die Platzziffer 15. Lindman, einer der ruhigsten Reiter, hatte ein Prachtpferd gelost. Roß und Reiter holten sich Platz 1. Einen brillanten, wohl durchdachten Ritt machte auch Leutnant Mayo auf einem der schönsten Pferde „Sally Gun“ in 8 Minuten 10,2 Se kunden; als Vorletzter wurde er gestartet, als Zweiter gewertet. Dritter der Engländer Barlow, Vierter Leutnant Oxenstierna, der schwedische Marineoffizier, Platz 5 erhielt Leutnant BradyM. S. A. Die Deutschen Miersch, Remer, Leutnant Naude holten die Plätze 10, 12 und 18. Eine böse Erfahrung machte Baron de Heredia von der portugiesischen Kavallerie. Er loste das prachtvolle Pferd „Dan Anthony“, den Stolz der United States-Kavallerie- ICO