Volltext Seite (XML)
«1 feiert jetzt gänzlich, die auswärtige ist auch in Be- geistige Würze des Mahles ausführlicher refe- riren zu können. Es wird uns mitgetheilt, daß namentlich Herrn Schulze-Delitzsch's jugendfrische Reden über die ideale Seite des Genossenschafts wesens mit allgemeinem Beifall und Begeisterung ausgenommen wurden. — Mit den Abendzügen verließen die meisten der Gäste unsere Stadt. Der im Programm für Sonntag früh angesetzte Aus flug nach Lichtenwalde konnte der unfreundlichen Witterung halber nicht unternommen werden. — Die Wahl des nächstjährigen Versammlungs ortes wurde dem Verb'andspräsidium überlasten. Die Zweite' Kammer «ttheÜtr aU Tage der Regierung die verlangte Genehmigung zur Veräußerung des Abbaurechts auf Braun- kohlen im Timmlitzwalde bei Leisnig und nahm dann die Vorberathung des den Ankauf der Ehemnitz-Äue-Adorfer Eisenbahn betreffenden Dekrets vor, das ff« nach längerer Debatte der Finanzdeputution überwies. rungen hierüber, über Streitfälle mit Personen, Behörden rc. Jeder Verein werde Vertreter senden, wenn er miste, daß dieselben in den Ver handlungen zum Worte kommen und sich Rai Hs erholen können, gerade in der jetzigen Krisis, die die Vorschußvereine wesentlich und ganz be sonders die sächsischen berühre, wie der nächst- tägige Erfahrungsaustausch zeigen werde. Die vom Verdandsdirektor aufgestellte Tagesordnung sür die Hauptversammlung wurde ohne Debatte einhellig genehmigt. Bei der Umfänglichkeit der selben verwandte sich besonders Herr Or. Schulze- Delitzsch lebhaftest für zeitigen Beginn der Ver sammlung und möglichst ununterbrochenes Be- rathen. Die Vorlagen der Versammlung waren damit erledigt. Bald nach 10 Uhr überraschte der Sängerbund Herrn Or Schulze-Delitzsch in seiner Wohnung (beim Vorstandsmitglied Herrn Fabrikant Trabert)! mit einem Ständchen, das ein fach schöne Lied „Abend wird es wieder", Men- Wochenschau. Die innere Politik des deutschen Reiches Vom Landtage. Die Erste Kammer verhandelte am Freitag über den von der Zweiten Kammer beschlossenen Ankauf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn durch den Staat und genehmigte denselben einstimmig. Nach dem eingehenden Berichte über die bezüg lichen Verhandlungen der letzter« Kammer können wir uns über die der Ersten Kammer kurz fas sen. Kammerherr v. Erdmannsdorf erstatte bei der Kürze der der Deputatton verbliebenen Zeit mündlichen Bericht über die Vorlage: den politischen Standpunkt lasse die Deputation außer Betracht, die Abweisung der Offerte der Leipzig- Dresdner Bahn würde ein großer Fehler vom wirthschaftlichen Standpunkt aus sein. Eine unumstößlich richtige finanzielle Beurtheilung der Frage sei geradezu unmöglich. Den Kaufpreis der Bahn berechnet Referent auf 112,721,000 M. Dazu sind 9,200,000 M. für nothwendige Bauten hinzuzufügen. Den durchschnittlichen Ueberschuß der Leipzig-Dresdner Bahn in den letzten 6 Jahren beziffern sich auf 6,750,000 M. oder 5^ K. Der Ankauf der Bahn sei, wenn auch kein glänzendes, doch ein nicht ganz schlechtes Geschäft. Trotzdem habe sich die Deputation Mr „mit schwerem Herzen" entschlossen, den An kauf vom finanziellen Gesichtspunkte aus zu em pfehlen. Dagegen biete der Ankauf große wirth- schastliche Vortheile. Zunächst werden stets die Kosten der Verwaltung geringer, wenn größere Bahnkomplexe vereinigt werden. Die Leipzig- Dresdner Bahn schiebe sich wie ein Keil zwischen unsere Staatsbohnen hinein, wodurch die Kosten des Staatsbahnbetriebs bedeutend erhöht werden. In der Debatte betheiligen sich v. Schönberg, Brgrmstr. Löhr, Rittergutsbesitzer Seiler, Ober bürgermeister Andre, die alle constatiren, daß der Erwerb der Bahn kein günstiges Geschäft für den Staat sei, aber theilS aus wirthschaft lichen, theils aus politischen Gründen denselben befürworten, Andre als Gegner de- Privatbahn- systtmS. der,« Ehemänner ihnen den Beitritt zu Credit- Genoffenschaften gestatten, die Rechte wirklicher Mitglieder genießen. Herr vr. Schulze-Delitzsch sprach sich -ege« die allgemeine Einführung der Sichtwechsel bei den Vereinen aus und empfahl dagegen den Dirigenten von Creditvereinen die Anwendung von Wechseln mit ganz kurzem Ziel, wie auch recht genaue Aufnahmen der Inventuren und gleichzeitig damit Revision der Bücher durch Nichtbetheiligte. Zum Schluß sprach noch genann ter Herr sich dahin aus, daß er in nächster Reichs tagssitzung einen Antrag auf Zusatzparagraphen zum Genossenschaftsgesetz einbringen werde, wo nach eine bessere Geltendmachung der solidarischen Haft in Jnsolvenzfällen erzielt werden soll. Die Wahlen für den sächs. Verband fielen für die nächste Periode wieder auf Herren Bauer-Chem nitz zum 1. Vorsitzenden, A. Schulze von hier zum 2. Vorsitzenden. Für den deutschen Ge- noffenschaftstag in Danzig wurden als Vertre ter gewählt Herren Schulze-Frankenberg und Grübler-Meerane. Gegen 3 Uhr schloffen die Verhandlungen. Nach der ernsten Arbeit ver einte ein einfaches aber recht belebtes gemein sames Mittagsmahl die auswärtigen Vertreter und eine Anzahl hiesiger Herren. Abwesenheit davon macht es uns nicht möglich, über die land sind in Berlin bei dem Kanzler des deut schen Reiches versammelt, um über die Stellung zu berathen, welche die drei Kaisermächte dem Aufstande in der Herzegowina gegenüber ein nehmen wollen. Die Friedensherstellungsver- suche sind gescheitert, der Pforte selbst ist eS noch nicht gelungen, die Insurgenten zu bezwin gen, die Reformvorschläge des Grafen Andraffy, wiewohl von der Türkei angenommen, haben keinerlei Wirkung gehabt — so muß denn etwa» Anderes gefunden werden, um Europa vor dem Druck zu befreien, den die Unruhen in den tür kischen Grenzprovinzen zum Schaden des Han dels und der Industrie ausüben, und diese ewige Bedrohung des Völkerfriedens zu beseitigen. Ueber die Verhandlungen der drei Kanzler ver lautet natürlicher Weise bis jetzt noch nichts. Neben den drei Kaisermächten haben noch zwei Gernegroß - Mächte, Serbien und Montenegro, ihre Vertreter nach Berlin geschickt. Für ihre „correcte" Haltung in der Jnsurrectionsange- legenheit petitioniren sie um einen Länder zuwachs. Wir würden den Herzegowinesen und Bosniaken einen solchen Herrenwechsel gönnen, wir glauben aber nicht, daß Oesterreich dem seine Zustimmung geben wird. Für die nega tive Tugend: nicht unvernünftig gewesen zu sein, gebührt eine negative Belohnung : keine Strafe. In Preußen arbeitet die Kammer mitraft losem Fleiße. Fünf Plenarsitzungen in einer Woche, und jede von vielstündiger Dauer. Das vornehmste Resultat der vergangenen Woche ist. die definitive Annahme der Synodalordnung. Der Cultusminister Falk bleibt also seinem Portefeuille erhalten. In Sachsen wird der Ankauf der Privät- bahnen für den Staat eifrig gefördert. Diese überstürzte Entscheidung der volkswirtschaftlichen Frage, ob das Staatsbahn- oder das Privat bahnsystem vorzuziehen sei, ist eine Frucht des Neichseisenbahnprojectes. Geben das Reichsrisrnbahnproject wird jetzt auch m Baden die Agitation «a«. In Oester reich-Ungar» 4fk'drr Ausgleich noch inimer die Tagesfrage. Die liberale Partei des ungarischen Reichstages hat sich mit großer Majorität für den Ausgleich eiASrt und des Ministers Tisza Haltung gebilligt. — Den Flüchtlingen aus der Herzegowina hat die Re gierung die entzogene Tagesunterstützung neuer dings gewährt. Diese Unterstützungen sind für die schwachen Finanzen des österreichischen Staa tes eine schwere Last. In Frankreich haben Senat und Depu- tirtenkammer ihre Sitzungen wieder aufgenom- meN. Die Amnestiefrage war der erste Gegen stand, mit dem die Kammer sich zu beschäftlgen hatte. Eine Einigung darüber ist noch nicht er folgt. Bei dem großen Zwiespalt der Meinun gen in dieser Richtung ist ein Compromiß auch sehr schwer zu finden. — Lebhafte Debatten wird auch der Antrag der Budgetkommission auf Absetzung der Gehalte für die Gesandtschaften in München, Dresden und Stuttgart Hervor rufen. Das Ueberflüssige dieser Gesandtschaften, deren Stellen Consulate recht gut ausfüllen wür den, sehen alle Parteien wohl ein — das Be stehende aber findet überall Interessenten und daruni eifrige Fürsprecher. H .. V.U. - ' , . Mm für die Mwalt- «Neber einen Punkt der Tagesordnung „Frauen- igertm. Die Ersparnisse kommen den rechte" sprach man sich dahinaus, daß Frauen, Unterverbänden, in deren wie der Einzelvereine Interesse die Vertretung der Anwaltschaft wegen des mündlichen Austauschs der Erfahrungen liege, wieder zu Gute. Herr Näser-Leipzig be fürwortete die Abordnung von wenigstens zwei Vertretern des UnterverbandeS Sachsen zum DerbandStage nach Danzig. Zur Feststellung der Tagesordnung für die Hauptversammlung übergehend, beklagte Herr Bauer, daß die Ver eine für dieselbe kein Material, keine Anträge eingesandt, was aber Herr vr. Schulze-Delitzsch als nicht unbedingt nöthig bezeichnete: die Haupt sache bei den Unterverbaudstagen sei die Bericht erstattung über die Geschäftsführung in den einzelnen Vereinen, der Austausch über Erfah- delssohn's packendes „Lied der Deutschen in Lyon sWas uns eint als deutsche Brüder)" und, be sonders trefflich gewählt, Otto's „Hellen Edelstein, das treue deutsche Herz" ihm widmend, und mit einem von Herrn Adv. Priber „dem erprobten Vorkämpfer für liberale deutsche Einheitsbestre bungen, dem großen Vorfechter volkswirthschaft- licher Ideen, dem treuen Heerführer der Vor schuß- und Consumvereine" ausgedrachten drei fachen Hoch schließend, wofür der so Gefeiert« in kurzen Worten als „alter Liedertafler" dankte. — Die Hauptversammlung am 13. eröffnete Herr Dittrich früh 19 Uhr mit Willkommen- aruß an die Anwesenden un) ganz besonders an Schulze-Delitzsch dem die Versammlung durch Erheben von den Plätzen ihre Freude über seine Gegenwart ausdrückte. Nach Feststellung der Präsenzliste begrüßte Herr Brgrmstr. Meltzer mit herzlichen Worten die Gäste, die zusammen gekommen, die Interessen ihrer Vereine zu för dern. Nach den großen Ereignissen von 1870 feien so manche großartige industrielle Schöpfun gen hervorgerusen, aber auch schon wieder zu Grabe getragen worden. Sociale Ideale seien seit derselben Zeit mit Eifer gepredigt worden, aber seien sie der Reife näher gekommen, ivürde es überhaupt werden? Welch andern dauern den Aufschwung hat dagegen das Werk genom men, das in den ersten traurigen Jahren nach dem erreignißreichen Jahre 1849 gegründet wurde, das Genossenschaftswesen, das seit 1859 auch hier Wurzel gefaßt dank der großen Thätigkeit des leider nicht mehr unter uns weilenden Fried rich Schmidt. Gott behüte wie Deutschland- Blüthe so die deutschen Genossenschaften, di« Förderer des Volkswohles! Der Vorsitzende dankt im Namen der Vertreter für diese herz lichen Worte und tritt man darauf in die Ta gesordnung ein, nach welcher zuerst Herr Ver- vandsdirektor Bauer den Geschäftsbericht über das verflossene Jahr giebt, woran sich specielle Mittheilungen der einzelnen Vereine über ihre Erfahrungen und Erläuterungen des Präsidium schließen, die sich besonders auf Creditgewährung an Beamte der Genossenschaften, Erlegung von Lautionen derselben, Ersatzpflicht bei Verlust- fällen, Controle der Vereine, sowie auf die mehr fach vorgekommenen Kellerwechsel" rc. bezogen. nur nach einer Richtung hin thätig: ziehung auf die orientalische Frage. Die lei tenden Staatsmänner von Oesterreich und Ruß